Erklärung der Psalmen. Athanasius der GroßeЧитать онлайн книгу.
suchten, da umgab mich mein Wächter mit einem Walle und zeigte mir seine wunderbare Barmherzigkeit.
V. 23. „Ich sprach aber in meiner Entrückung: Ich bin verworfen.“ Als ich, will er sagen, in der Entrückung, die mich erfaßte, mich erniedrigte, als mein Auge im Grolle sich trübte, quälte ich mich, als ob ich wegen meiner Sünde verworfen wäre. Das also, will er sagen, sprach ich. Du aber in Deiner Menschenfreundlichkeit verwarfst Deinen Knecht nicht.
V.24. „Liebet den Herrn, ihr alle seine Heiligen!“ Er geht in seiner Rede von den empfangenen Wohlthaten zur Ermunterung Anderer über und ermahnt hie Andern zur Lobpreisung. „Und er vergilt denen, die reichlich Hochmuth üben.“ Langmüthig ist der Herr gegen die Hochmüthigen; aber er vergilt denen auch, die reichlich Hochmuth üben.
Ps 31.
Eine Unterweisung Davids.
Inhalt.
Indem David seine vielen Leiden vorbringt, die er zur Zeit der Buße erlitt, preist er die selig, die Verzeihung erlangt haben durch das Bad der Wiedergeburt. „Eine Unterweisung“ ist aber der Psalm überschrieben, weil die Menschen diese vorzugsweise bedürfen. Denn weil sie sich übermäßig den Leidenschaften hingeben, sind sie Pferden und Mauleseln vergleichbar geworden.
V. 1. „Selig, deren Missethaten nachgelassen und deren Sünden bedeckt sind.“ Es werden die Missethaten nachgelassen durch die Taufe, und die Sünden bedeckt durch die bittere Reue.
V. 2. „„Selig der Mann, dem der Herr die die Sünden nicht zurechnet, und in dessen Munde Hinterlist ist.“ Denn der ist wahrhaft glückselig, der mit ganzem Herzen der heiligen Taufe naht. Vom Nämlichen.136 Es muß „weil“ mit „veralteten“ verbunden werden, so daß es heißt: „Weil meine Gebeine veralteten.“ „Während ich rief am ganzen Tag.“ Ich schwieg, da ich keine Stimme mehr von mir geben konnte. Warum aber rief er, als weil er um Vergebung der Sünde betete?
V. 4. „Denn Tag und Nacht lag Deine Hand schwer auf mir.“ Da Du gut bist, will er sagen, hast Du mich schwer gezüchtigt, um durch die Züchtigung mich zum Heile zu führen. „Ich wälzte mich in Trübsal, während der Stachel fest in mich eindrang.“ Unter dem Stachel meint er die Sünde. Der Sinn ist aber folgender: Da die Sünde in meine Seele eindrang, war ich in Trübsal.
V. 5. „Meine Ungerechtigkeit habe ich kundgegeben.“ Er bezeichnet die Art und Weise des Bekenntnisses. „Ich habe gesagt: Ich werde gegen mich meine Ungerechtigkeit bekennen.“ „Der Gerechte klagt zuerst sich selbst an.“ 137 Bekenne, will er sagen, Du zuerst Deine Sünden.
V. 6. „Wegen dieser wird zu Dir jeder Heilige beten.“ Wegen der mir verziehenen Sünde, will er sagen, wird zu Dir jeder Heilige beten. Damit spricht er zweierlei aus, entweder: Ich werde Allen ein Beispiel der Reue sein, oder in mehr prophetischer Weise, daß im Namen des David selbst alle Völker in späteren Zeiten seine Sünde bekennen würden. 138 „Aber in der Ueberfluthung vieler Gewässer, die werden ihm nicht nahe kommen.“ Den Bußfertigen, will er sagen, wird die Menge der Versuchungen nicht überschwemmen.
V. 7. „Du bist meine Zuflucht.“ Nachdem er das über die Sünde gesagt hat, bittet er von den durch diese veranlagen Übeln befreit zu werden. Und er erhält auch eine Antwort. Denn gütig spricht der Herr zu ihm: Ich werde Dir Verstand geben und werde Dich leiten auf diesem Wege.“ 139 Da er um Befreiung von den Feinden fleht, erwidert Gott und verheißt ihm, ihn auf geradem Wege führen zu wollen.
V.9.“Werdet nicht wie ein Pferd und Maulesel, die keinen Verstand haben.“ Er leitet die Sünder an, sich nicht den thierischen Leidenschaften hinzugeben. „Mit Zaum und Gebiß wirst Du ihre Backen drücken.“ Die Worte sind an den Herrn gerichtet. Der Sinn der Worte ist aber: Die, welche ihren Sinn nicht ändern wollen, ziehe gleichsam mit einem Zügel an Dich.
Ps 32.
Ein Psalm Davids, ohne Überschrift bei den Hebräern.
Inhalt.
In diesem unterrichtet er die, welche bereits an Christus glauben, ihren Herrn zu loben, und belehrt sie zugleich über dessen ausserordentliche Macht, weil er Erlöser aller Dinge, weil er Herr ist, der die Bösen vernichtet und ihre Ratschläge zu Schanden macht und die rettet, die auf ihn hoffen.
V. 1. 2. „Frohlocket, Gerechte, im Herrn“„ Lobsinget ihm auf zehnsaitigem Psalterium!“ Zehnsaitiges Psalterium nennt er den Leib, da er fünf Sinne hat und fünf Thätigkeiten der Seele, indem durch jeden einzelnen Sinn jede einzelne Thätigkeit geübt wird.140
V. 3. „Singet ihm einen neuen Gesang.“ Deutlich sagt er, daß das Gesetz des Moses sein Ende er reicht habe.
V.4. „Denn gerade ist das Wort des Herrn.“ nämlich das des Evangeliums. „Und alle seine Werke sind Treue.“ Man muß, will er sagen, an das glauben, was er in einer seiner Gottheit geziemenden Weise vollbracht hat.
V. 5. „Der Herr liebt Barmherzigkeit und Gericht.“ Das, will er sagen, fordert er von denen, die an ihn glauben. „Mit der Barmherzigkeit des Herrn ist die Erde erfüllt.“ Er beginnt zu zeigen, daß er die ganze Schöpfung gemacht habe und vor Allem die Erde, von der er auch behauptet, daß er sie mit Barmherzigkeit erfüllt habe, und daß sie sonst keinen Bestand hätte, wenn sie davon nicht voll wäre. Und gewiß hätten sich auch die Himmel niemals gebildet, wären sie nicht durch sein Wort befestigt worden mit ihren Kräften, das heißt, den göttlichen und vernünftigen.
V. 6. „Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel befestigt.“ Auch hier wird die heilige Dreiheit zu erkennen gegeben.141 „Und durch den Hauch seines Mundes ihre ganze Kraft.“ Mund Gott nennt er den heiligen Geist. Denn die Propheten sagten, wenn si durch ihn redeten, daß der Mund des Herrn es sprach.142
V. 7. „Er sammelt die Gewässer des Meeres wie in einem Schlauche.“ Indem er, will er sagen, das Wasser des Meeres wie in einem Schlauche sammelt, fesselt er es in den Wolken, wie er auch anderswo sagt: „Der das Waser des Meeres hervorruft und es ausgießt über das Angesicht der ganzen Erde143 Und wieder: Der die Wolken herbeiführt von der äussersten Grenze der Erde.“144 „Der in Schatzkammern die Wassertiefen legt.“ Und die Wassertiefen, will er sagen, besiegelt er gleichsam in Schatzkammern, damit sie nicht hervorsprudeln und das trockene Land überschwemmen.
V. 8.“Es fürchte den Herrn die ganze Erde.“ Nicht mehr, will er sagen, erweise die Erde den Dämonen Verehrung. „Vor ihm sollen Alle zittern, die den Erdkreis bewohnen.“ Er will sagen: Die Menschen, die den Erdkreis bewohnen, sollen, wenn sie ihn hören, in ihrem ersten Zustande, nämlich in dem sie Götzendiener waren, zittern und ihrem Schöpfer gehorchen.
V. 9. „Denn er sprach, und es ist geworden; er befahl und es wurde geschaffen.“ Das Werden bezeichnet das wesenhafte Werden der vernünftigen Wesen; das Schaffen aber deutet auf deren Umwandlung vom Schlechteren zum Bessern: „Sofern nämlich in Christus eine neue Schöpfung ist.„ 145
V. 10. „Der Herr vereitelt die Rathschläge der Heiden.“ nämlich der Heiden im geistigen Sinne. Er verwirft die Gedanken der Völker und verwirft die Rathschläge der Fürsten.“ Er machte nämlich alle Nachstellungen der Juden zu nichte, indem er am dritten Tag auferstand. Denn das war es, was die Worte sagen wollen: „Es bleibt in Ewigkeit (der Rath des Herrn).“146
V. 11. „Die Gedanken seines Herzens von Geschlecht zu Geschlecht.“ Er meint die Beschlüsse, die gefaßt worden sind, sei es für die Gegenwart, sei es für die Zukunft. Gedanken Gottes die entsprechenden Anordnungen, das Herz die Verborgenheit seines Wesens.
V. 12. „Glückselig das Volk, dessen Gott der Herr ist.“ Glückselig nennt er hier die, welche an Christus glauben.
V. 15. „Der ihre Herzen einzeln bildete.“ Gott allein, will er sagen, kennt die Herzen der Menschen. 147 Deßhalb sagte der Heiland zu den Juden: „Warum denk ihr Böses in euren Herzen?“’ 148