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Wildfell Hall. Anne BronteЧитать онлайн книгу.

Wildfell Hall - Anne Bronte


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zuzubringen und um den theuern Entschlafenen im Geheimen zu trauern; es wird aber nicht lange anhalten.«

      »Nein, das denke ich auch nicht,« bemerkte Rost, »denn sie schien nicht überaus untröstlich zu sein, und ist ungemein hübsch — vielmehr angenehm — Du mußt sie sehen, Gilbert, Du wirst sie eine vollkommene Schönheit nennen, wenn Du auch kaum im Stande sein wirst, eine Aehnlichkeit zwischen ihr und Elise Milward zu entdecken.«

      »Nun, ich kann mir viel schönere Gesichter vorstellen, als das Elisens, wenn auch kein reizenderes. Sie hat allerdings nur geringen Anspruch auf Vollkommenheit, aber ich behaupte, daß sie weniger interessant sein würde; wenn sie vollkommener wäre.«

      »Du ziehst also ihre Fehler den Vollkommenheiten anderer Leute vor?« —

      »Ganz richtig — die gegenwärtige Gesellschaft ist natürlich immer ausgenommen.«

      »O, lieber Gilbert, welchen Unsinn Du da schwatztest! — Ich weiß, daß Du es nicht so meinst, es ist ganz außer aller Frage,« sagte meine Mutter, indem sie aufstand und unter dem Vorgehen, daß sie Haushaltungsgeschäfte habe, aus dem Zimmer trippelte, um dem Widerspruche zu entgehen, welcher schon auf meiner Zunge zitterte.

      Hierauf beglückte mich Rosa mit weiteren Ausführlichkeiten über Mrs. Graham, ihr Aeußeres, ihre Manieren und Kleidung, — kurz Alles, bis zu den Möbeln des von ihr bewohnten Zimmers herab, wurde mir Alles mit bedeutend größerer Klarheit und Ausführlichkeit, als sich zuhören Lust hatte, auseinander gesetzt; da ich aber nicht eben ein aufmerksamer Zuhörer war, so könnte ich die Beschreibung nicht wiedergeben, wenn ich auch wollte.

      Der nächste Tag war der Sonnabend und am Sonntage erging sich Alles in Vermuthungen, ob die schöne Unbekannte den Vorstellungen des Vikars folgen und in die Kirche kommen werde oder nicht.

      Ich muß gestehen, daß ich selbst mit einigem Interesse nach der Wildfell Hall gehörenden alten Familien-Loge blickte, wo die verblichenen karmoisinrothen Kissen und Ueberzüge so viele Jahre lang unbenutzt und unerneuert geblieben waren und die düsteren Wappen mit ihren begräbnißmäßigen Rändern von verschossenem, schwarzen Tuch so finster von der Mauer darüber herabschauten.

      Und dort erblickte ich eine hohe,schwarzgekleidete Gestalt von vornehmer Haltung. Ihr Gesicht war mir zugekehrt und in demselben befand sich ein gewisses Etwas, das einmal gesehen, mich einlud, wieder hinzublicken. Ihr Haar war rabenschwarz und in langen, seidenartigen Locken arrangiert, die damals noch etwas Ungewöhnliches waren, aber immer graziös und zierlich sind, ihr Teint war rein und blaß, ihre Augen konnte ich nicht sehen, denn sie waren auf ihr Gebetbuch geheftet und von ihren gesenkten Lidern und langen, schwarzen Wimpern verborgen; aber die Augenbrauen waren ausdrucksvoll und schön begrenzt, die Stirn hoch und intellektuell, die Nase eine vollkommene Adlernasse und die Züge im Allgemeinen tadellos — nur daß eine leichte Gesunkenheit um die Wangen und Augen sichtbar und die Lippen, wenn auch schön geformt, doch etwas zu schmal, etwas zu fest zusammengepreßt waren und ein Etwas um sich hatten, das, wie ich dachte, ein nicht eben weiches oder liebenswürdiges Gemüth bekundete, und ich sagte in meinem Herzen:

      »Ich möchte Sie lieber aus der Ferne bewundern, schöne Dame, als in einem Hause mit Ihnen wohnen.«

      In diesem Augenblicke erhob sie zufällig ihre Augen und sie begegneten den meinen. Ich wendete meinen Blick nicht ab und sie richtete dieselben wieder auf ihr Buch, aber mit einem momentanem unbeschreiblichen Ausdrucke ruhiger Verachtung, der ungemein aufreizend für mich war.

      »Sie hält mich für einen unverschämten Hasenfuß,« dachte ich, »hm! sie soll ihre Ansicht bald ändern, wenn ich es für der Mühe werth halte.«

      Dann aber fiel es mir plötzlich ein, daß dies sehr unpassende Gedanken für ein Gotteshaus seien und daß mein jetziges Benehmen ganz und gar nicht so sei, wie es sich für mich schicke. Ehe ich jedoch meinen Geist wieder auf den Gottesdienst lenkte, ließ ich meine Augen in der Kirche umherschweifen, um zu sehen, ob mich Jemand beobachtet habe — aber nein, — Alle, die nicht auf ihre Gebetbücher schauten, blickten nach der fremden Dame hin, wozu auch meine gute Mutter und Schwester und Mrs. Wilson nebst ihrer Tochter gehörte, und selbst Elise Milward blickte aus den Winkeln ihrer Augen verstohlen nach dem Gegenstande der allgemeinen Aufmerksamkeit hin, dann sah sie mich an, lächelte ein wenig und erröthete, — sah, verschämt auf ihr Gebetbuch und bemühte sich, ihre Züge in Ordnung zu bringen.

      Da sündigte ich schon wieder, und diesmal wurde ich durch einen plötzlichen Rippenstoß von dem Ellbogen meines vorwitzigen Bruders darauf aufmerksam gemacht. Für jetzt konnte ich die Beleidigung nur dadurch rächen, daß ich meinen Fuß auf seine Zehen setzte und verschob die weitere Rache, bis wir aus der Kirche kommen würden.

      Nun, Halford, ehe ich diesen Brief schließe, will ich Ihnen sagen, wer Elise Milward war. Sie war die jüngste Tochter des Vikars und ein recht einnehmendes Geschöpfchen, dem ich nicht wenig gewogen war — und sie wußte es, obgleich ich mir nie eine direkte Erklärung erlaubt und auch keine entschiedene Absicht hatte, dies zu thun, da meine Mutter, die behauptete, daß es zwanzig s Meilen in der Runde Keine gäbe, die gut genug für mich sei, den Gedanken nicht ertragen konnte, daß ich das unbedeutende, kleine Ding zur Frau nähme, das außer seinen zahlreichen übrigen Eigenschaften, die es dazu untauglich machten, keine zwanzig Pfund besaß.

      Elisens Gestalt war schlank, aber voll, ihr Gesicht klein und fast so rund, wie das meiner Schwester, — Teint, dem dieser etwas ähnlich, aber zarter und nicht so außerordentlich blühend, — Nase retroussée — Züge im Allgemeinen unregelmäßig — und im Ganzen genommen war sie eher reizend als schön; aber ihre Augen — diese bemerkenswerthen Theile ihres Gesichts, darf ich nicht vergessen, denn darin lag ihre hauptsächlichste Anziehungskraft, wenigstens im Aeußern — sie waren lang und schmal geformt, die Augäpfel schwarz oder von sehr dunklem Braun, der Ausdruck wechselnd und immer veränderlich, aber stets entweder übernatürlich — ich hätte fast gesagt satanisch — schelmisch oder unwiderstehlich bezaubernd — oft beides. Ihre Stimme war sanft und kinderartig, ihr Schritt leicht und unhörbar wie der einer Katze und ihr ganzes Wesen meist das eines hübschem muthwilligen Kätzchens, das bald vorwitzig, bald schelmisch, bald furchtsam, bald demüthig ist, wie es gerade will.

      Ihre Schwester Mary war um mehrere Jahre älter, mehrere Zoll länger und von stärkerem, gröberen Bau — ein häßliches, stilles, verständiges Mädchen, das ihre Mutter während ihrer letzten langen, schleichenden Krankheit geduldig gepflegt und von da an bis zum gegenwärtigen Augenblicke die Haushälterin und der Familie Aschenbrödel gewesen war.

      Ihr Vater vertraute ihr und schätzte sie hoch, alle Hunde, Katzen, Kinder und Arme liebten sie und schmeichelten ihr und alle Uebrigen vernachlässigten sie und schätzten sie gering.

      Seine Hochwürden, Herr Michael Milward selbst, war ein langer, schwerfälliger, ältlicher Herr, der einen breitkrämpigen, hinten aufgeschlagenen Hut über sein breites, viereckiges, massives Gesicht setzte, in der Hand einen dicken Spazierstock trug und seine noch kräftigen Beine in Kniehosen und Gamaschen, oder bei feierlichen Gelegenheiten in schwarz-seidene Strümpfe steckte.

      Er war ein Mann von festen Grundsätzen, starken Vorurtheilen und regelmäßigen Gewohnheiten. Er duldete keinen Widerstand, in welcher Gestalt er auch erscheinen mochte und handelte nach der festen Ueberzeugung, daß seine Ansichten stets die richtigen seien und, wer von ihnen abwich, entweder bedauernswerth unwissend oder absichtlich blind sein müsse.

      In der Kindheit war ich stets gewohnt gewesen, ihn mit ehrfurchtsvollem Schrecken zu betrachten, das ich erst seit ganz kurzer Zeit überwunden hatte, denn wiewohl er gegen gut erzogene Kinder eine väterliche Güte bewies, so war er doch ein strenger Freund der Disciplin und hatte unsere jugendlichen Fehler und kleinen Sünden oftmals hart bestraft und wenn er unsere Eltern besuchte, hatten wir immer vor ihn treten und unsern Katechismus hersagen, oder »was thut die kleine fleißige Biene« oder eine andere Hymne deklamirem oder — was das Schlimmste war, — uns über seinen letzten Text und die Theile seiner Predigt, deren wir uns nie entsinnen konnten, ausfragen lassen müssen.

      Mitunter tadelte der gute Mann sogar meine Mutter darüber, daß sie gegen ihre Söhne so nachsichtig wäre und erging sich dabei in


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