Эротические рассказы

Nana. Emile ZolaЧитать онлайн книгу.

Nana - Emile Zola


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durch den Salon nach, als er die Tür wieder schloß.

      Dann fiel den beiden allein gebliebenen Frauen ein, daß sie sich nicht geküßt hatten, und sie gaben sich schallende Küsse auf die Wangen. Der Artikel erwärmte sie. Nana, die bis dahin schläfrig gewesen, wurde wieder vom Fieber ihres Triumphes erfaßt. Na, Rose Mignon mußte ja einen schönen Morgen verbringen! Da ihre Tante nicht zum Theater hatte kommen wollen, weil ihr die Aufregung — wie sie sagte — auf den Magen schlug, begann sie, ihr den Abend zu erzählen, wobei sie sich an ihrem eigenen Bericht berauschte, als sei ganz Paris unter dem Beifall zusammengestürzt. Sich plötzlich unterbrechend, fragte sie dann mit einem Lachen, ob man das geglaubt hätte, als sie ihren Kleinmädchenhintern in der Rue de la Goutte-d’Or herumschleppte.

      Frau Lerat schüttelte den Kopf. Nein, nein, niemals hätte man das voraussehen können. Jetzt war sie mit Reden dran, wobei sie eine ernste Miene aufsetzte und Nana ihre Tochter nannte. Sei sie denn nicht ihre zweite Mutter, da die richtige Papa und Großmutter ins Grab nachgefolgt war. Nana war sehr gerührt und nahe daran, zu weinen. Aber Frau Lerat wiederholte, Vergangenheit sei Vergangenheit, oh, eine dreckige Vergangenheit, Dinge, die man nicht alle Tage aufrühren solle. Lange habe sie die Besuche bei ihrer Nichte eingestellt, denn in der Familie beschuldigte man sie, sich mit der Kleinen zugrunde zu richten. Gott, als ob das möglich wäre! Sie frage sie nicht nach vertraulichen Dingen; sie glaube, sie habe immer anständig gelebt. Augenblicklich genüge es ihr, sie in schönen Verhältnissen wiederzufinden und bei ihr zärtliche Gefühle für ihren Sohn zu sehen. Noch gelte in dieser Welt lediglich Anständigkeit und Arbeit.

      „Von wem ist dieses Baby eigentlich?“ fragte sie, sich unterbrechend, die Augen von heftiger Neugierde entflammt. Überrascht zögerte Nana eine Sekunde.

      „Von einem Herrn“, antwortete sie.

      „Soso“, erwiderte die Tante, „es wurde behauptet, du hättest es von einem Maurer gekriegt, der dich schlug . . . Na, schließlich wirst du mir das eines Tages erzählen; du weißt, wie verschwiegen ich bin! — Bestimmt, ich werde es pflegen, als wäre es der Sohn eines Fürsten.“

      Sie hatte das Gewerbe einer Blumenhändlerin aufgegeben und lebte von ihren Ersparnissen, die sie Sou für Sou angesammelt hatte und die ihr sechshundert Francs Jahresrente brachten. Nana versprach, eine hübsche kleine Wohnung für sie zu mieten; außerdem würde sie ihr hundert Francs im Monat geben. Bei dieser Zahl vergaß sich die Tante und schrie der Nichte zu, sie solle ihnen — sie sprachen von den Männern — die Gurgel zudrücken, da sie sie ja in der Hand habe. Sie küßten sich nochmals. Aber als Nana das Gespräch wieder auf Louiset brachte, schien sie mitten in ihrer Freude bei einer jähen Erinnerung mißmutig zu werden.

      „Ist das ärgerlich, ich muß um drei Uhr weggehen!“ murmelte sie. „Das ist doch eine Plackerei!“

      Soeben hatte Zoé gemeldet, es sei angerichtet. Man ging ins Eßzimmer hinüber, wo schon eine ältere Dame am Tisch saß. Sie hatte ihren Hut nicht abgenommen und trug ein dunkles Kleid von unbestimmter Farbe zwischen flohbraun und gelbgrün. Nana schien nicht erstaunt, sie dort zu sehen. Sie fragte sie lediglich, warum sie nicht ins Schlafzimmer gekommen sei.

      „Ich habe Stimmen gehört“, antwortete die Alte. „Ich dachte, Sie seien in Gesellschaft.“

      Frau Maloir, die achtbar aussah und gute Manieren hatte, diente Nana als alte Freundin; sie leistete ihr Gesellschaft und begleitete sie. Frau Lerats Gegenwart schien sie zuerst zu beunruhigen. Als sie dann erfuhr, daß es eine Tante sei, betrachtete sie sie mit freundlicher Miene und einem blassen Lächeln. Währenddessen stürzte sich Nana, die sagte, ihr hinge der Magen in den Kniekehlen, auf Radieschen, die sie gierig ohne Brot knabberte. Frau Lerat, die förmlich geworden war, wollte keine Radieschen; das gäbe Verschleimung. Als dann Zoé Koteletts gebracht hatte, stocherte Nana an dem Fleisch herum und begnügte sich damit, den Knochen auszusaugen. Zuweilen musterte sie verstohlen den Hut ihrer alten Freundin.

      „Ist das der neue Hut, den ich Ihnen geschenkt habe?“ fragte sie schließlich.

      „Ja, ich habe ihn mir zurechtgemacht“, murmelte Frau Maloir mit vollem Mund. Der Hut war überspannt, an der Vorderseite ausgeweitet und mit einer hohen Feder geschmückt. Frau Maloir hatte die Manie, alle ihre Hüte umzuarbeiten; sie allein wußte, was ihr stand, und im Handumdrehen machte sie aus der elegantesten Kopfbedeckung eine Mütze.

      Nana, die ihr gerade diesen Hut gekauft hatte, um nicht mehr ihretwegen zu erröten, wenn sie sie mitnahm, hätte sich beinahe geärgert. Sie rief:

      „Nehmen Sie ihn wenigstens ab!“

      „Nein, danke“, antwortete die Alte würdig, „er stört mich nicht; ich esse sehr gut mit Hut.“

      Nach den Koteletts gab es Blumenkohl und den Rest eines kalten Hühnchens. Aber Nana zog bei jedem Gericht einen Flunsch, zögerte, schnupperte daran herum und ließ alles auf ihrem Teller. Sie beendete ihr Mittagsmahl mit Eingemachtem.

      Der Nachtisch stand herum. Zoé räumte den Tisch nicht ab, um den Kaffee zu servieren. Die Damen hatten einfach ihre Teller zurückgeschoben. Es wurde immer noch über den schönen Abend des Vortages gesprochen. Nana drehte sich Zigaretten, die sie rauchte, während sie sich auf ihrem Stuhl hintenüberlehnte und schaukelte. Und da Zoé dageblieben war und, die Hände baumelnd, sich mit dem Rücken gegen das Büfett gelehnt hatte, kam es dazu, daß man sich ihre Geschichte anhörte. Sie war angeblich die Tochter einer Hebamme aus Bercy, die krumme Sachen gemacht hatte. Zuerst war sie bei einem Zahnarzt in Stellung gegangen, dann bei einem Versicherungsmakler; aber das paßte ihr nicht, und sodann zählte sie mit einem Anflug von Stolz die Damen auf, denen sie als Zofe gedient hatte. Zoé sprach von diesen Damen als ein Mensch, der ihr Glück in seiner Hand gehalten hatte. Zweifellos hätte mehr als eine ohne sie komische Geschichten erlebt. So eines Tages, als Madame Blanche mit Herrn Octave zusammen war, und plötzlich kommt der Alte. Was macht Zoé? Sie tut so, als falle sie beim Durchqueren des Salons hin; der Alte stürzt herbei, läuft in die Küche, um ihr ein Glas Wasser zu holen, und Herr Octave entwischt.

      „Na, das ist ja eine schöne Geschichte! Donnerwetter!“ sagte Nana, die ihr mit zärtlicher Teilnahme, mit einer Art unterwürfiger Bewunderung zuhörte.

      „Ich, ich habe allerhand Pech gehabt . . .“, begann Frau Lerat. Und, an Frau Maloir näher heranrückend, erzählte sie ihr vertrauliche Dinge.

      Beide aßen in Kognak getauchte Zuckerstücke und klatschten. Doch Frau Maloir nahm die Geheimnisse anderer entgegen, ohne jemals etwas über sich verlauten zu lassen. Es hieß, sie lebe von einer geheimnisvollen Pension in einem Zimmer, in das niemand vordringe.

      Mit einem Male ereiferte sich Nana.

      „Tante, spiel doch nicht mit den Messern herum . . . Du weißt doch, das geht mir durch und durch.“

      Ohne darauf zu achten, hatte Frau Lerat soeben zwei Messer über Kreuz auf den Tisch gelegt. Übrigens bestritt Nana, abergläubisch zu sein. So bedeutete verschüttetes Salz nichts, der Freitag auch nichts, aber die Messer — das war stärker als sie, das hatte niemals gelogen. Sicher würde ihr etwas Unangenehmes zustoßen.

      Sie gähnte und sagte dannmit einer Miene tiefen Verdrusses: „Schon zwei Uhr . . . Ich muß gehen. Wie ärgerlich!“ Die beiden Alten sahen sich an. Alle drei schüttelten den Kopf, ohne zu sprechen. Sicher,das machte nicht immer Spaß. Nana hatte sich wieder hintenübergelehnt und zündete sich noch eine Zigarette an, während die anderen aus Rücksichtnahme voller Lebensklugheit die Lippen zusammenkniffen. „Bis Sie zurück sind, werden wir Bésigue spielen“, meinte Frau Maloir nach einem Schweigen. „Spielt Madame Bésigue?“

      Gewiß, Frau Lerat spielte Bésigue, und zwar ausgezeichnet. Es sei überflüssig, Zoé, die verschwunden war, zu stören; eine Ecke des Tisches würde genügen. Und man schlug das Tischtuch über die schmutzigen Teller zurück. Aber als Frau Maloir selber die Karten aus einer Schublade des Büfetts holen wollte, sagte Nana, sie solle so nett sein und ihr einen Brief schreiben, bevor sie anfange zu spielen. Es verdroß sie zu schreiben, und dann war sie auch ihrer Rechtschreibung nicht sicher, während ihre alte Freundin gefühlvolle Briefe zu schreiben verstand. Sie holte schönes Papier aus ihrem


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