Besessen. Max NorticЧитать онлайн книгу.
biß sich auf die Lippen, sein Gesicht war blutrot.
Sheila wartete, ihre schweren Brüste verrieten ihre wilde innere Erregung, ihre Lippen waren leicht geöffnet, und ihre grünen Augen glühten.
Jacks verwirrtes Gesicht glättete sich plötzlich, und seine Lippen weiteten sich zu einem breiten Grinsen, als er gewahr wurde, was da wirklich geschehen war. Sheila tat im Grunde gar nichts, was gegen ihre Moral verstieß, sie benahm sich einfach wie immer!
Sie wollte sich eben vor der gesamten Klasse ausziehen und ihren prächtigen und begierigen Körper vor allen anderen entblößen, sie wollte damit die Mädchen eifersüchtig und die Burschen aufgeregt machen.
Professor Henson hatte für sein Experiment aber auch wirklich das untauglichste Objekt erwischt! Er ballte die Fäuste und warf einen haßerfüllten Blick auf Morley, diesen fetten, besserwisserischen Streber. Aber schon im nächsten Moment leuchteten die Augen des Professors wieder, er hatte eine Idee. Er sah Sheila an. Mit brutaler Stimme befahl er ihr:
„Ich wünsche, daß Sie sich nackt vor der Klasse ausziehen, Sheila“, sein Ton wurde schneidend und sarkastisch, „denn Herr Morley, unser Star-Student wird mit Ihnen einen Geschlechtsverkehr ausüben.“
Ein Raunen durchließ das Klassenzimmer. Sheilas Gesicht wurde plötzlich starr und bewegungslos, dann huschte ein Schimmer von Ekel darüber. Langsam zog sie die Hände vom Verschluß des Büstenhalters.
„Nein“, flüsterte sie. „Nein.“
„Sie werden sich fügen“, herrschte der Professor sie an. Sein Blick war triumphierend, als er ihn nun gegen die Klasse richtete. Morley rutschte auf seinem Stuhl hin und her, sein Gesicht war rot vor Verwirrung.
Sheilas Stimme zitterte: „Nein, oh nein!“
Jack bemerkte fasziniert den plötzlichen Umschwung. Mit dieser verrückten Idee hatte der Professor sein Ansehen wiedergewonnen.
„Wenn ich jetzt den Befehl wiederhole“, wandte sich der Professor an die Klasse, die überwältigt schien, „wird sie wahrscheinlich aufwachen. Es ist nämlich nicht ratsam, jemanden in einer solchen Situation von selber aufwachen zu lassen. In zwei Minuten wird Sheila uns wieder alle erkennen. Beachten Sie bitte, wie ich das mache.“
Er befahl Sheila, den Pullover anzuziehen. Sie gehorchte ohne zu zögern.
„Wenn ich bis drei gezählt habe und mit meinem Finger schnippe, werden Sie aufwachen, Sheila“, sagte er zu ihr. „Sie werden sich klar und ruhig fühlen. Und Sie werden sich an nichts erinnern, was während der Hypnose passiert ist. Eins – zwei – drei! Wachen Sie auf!“
Er schnippte mit den Fingern. Sheilas Augen, sie waren die ganze Zeit offen gewesen, schienen die Dinge wieder zu erkennen. Sie lächelte ihm zu, dann blickte sie zur Klasse. Ein Ausdruck von Neugier beherrschte ihr Gesicht. Sie schien auf etwas zu warten.
„Sie sind bereit, sich nun hypnotisieren zu lassen, Sheila?“ fragte der Professor.
Sie nickte ungeduldig. „Ich warte darauf.“
„Ihre Amnesie ist nun vollständig und dauerhaft“, belehrte der Professor die Klasse. „Auch wenn sie jetzt herausfindet, was alles in der Zwischenzeit passiert ist, sie wird es einfach nicht glauben wollen.“ Er sah auf seine Uhr. „Leider haben wir heute keine Zeit mehr für eine Diskussion. Wir können sie daher auch nicht mehr nach ihren persönlichen Gründen für das fragen, was sie eben getan hat.
Die Blondine runzelte die Braunen.
„Was soll ich getan haben, Herr Professor?“
„Nichts von Bedeutung, Sheila“, sagte er schnell. „Merken Sie sich“, er wandte sich wieder an die Klasse, „eine Person unter Hypnose ist oft unberechenbar. Ich will Sie alle warnen, es ist sehr wichtig. Es sollte keiner von Ihnen je versuchen, einen anderen zu hypnotisieren, weder im Scherz, noch im Experiment. Es sind dabei oft Dinge mit im Spiel, die wir nur schwer durchschauen. Nur ein geübter Hypnotiseur mit jahrelanger Erfahrung ist befugt, so etwas zu machen. Und wenn er es macht, sollte er immer Zeugen dabei haben. Versuche mit dem menschlichen Geist sind nicht nur gefährlich, sondern auch, – – –“ Die Pausenglocke läutete.
„Das wär‘s für heute“, sagte der Professor. „Denken Sie an meine Warnung!“
Die Studenten erhoben sich und strömten auf den Gang. Mit erregter Stimme diskutierten sie das Erlebte. Noch immer verwirrt, ging Sheila auf den jungen Mann zu, mit dem sie vorhin geflirtet hatte und verließ mit ihm das Klassenzimmer.
Jack ging als letzter. Er sponn weiter an seiner Idee. Auf dem Gang hielt er Ausschau nach Morleys kurzer, dikker Gestalt. Morley war schon ein beträchtliches Stück gegangen. Jack lief hinter ihm her.
„Ich möchte dich gerne sprechen. Ernie“, sagte er freundlich. Er hatte Morley eigentlich nie leiden mögen. Niemand konnte ihn leiden. Der ehrgeizige Student mit der schrillen Stimme, den überheblichen Manieren und pedantischen Besserwisserei schien dazu verdammt, ein Einzelgänger zu sein. Morley sah ihn verstört an.
„Ist es wegen der Demonstration von vorhin?“
„Richtig, Ernie. Ich hab‘ da eine Menge Fragen, die ich mir gerne von dir beantworten ließe – über diese ‘Technik der Täuschung‘ und – – –“
„Ich habe jetzt leider keine Zeit“, sagte Morley. „Ich muß während des Mittagessens für die Prüfung am Nachmittag lernen. Vielleicht ein anderes Mal.“
„Wie war der Name dieses Briten?“ fragte Jack, leicht verärgert, „der das Buch geschrieben hat, in dem mit den alten Theorien Schluß gemacht wird?“
„Farrington, Eustace Farrington.“ Morley blieb an der Ecke des Ganges stehen. „Ich muß jetzt wirklich weiter.“
„Könntest du mir wenigstens einen Gefallen tun?“ fragte Jack ängstlich. „Ich hätte gern eine Liste von den Büchern, die über dieses Thema existieren. Vielleicht jetzt gleich?“
„Die Bibliothek hat einen Index – – –“
„Ich hätte aber gern dieses eine Buch, das du gelesen hast, Ernie, wo die Sache mit den Experimenten bei der Armee drinsteht!“
Morley seufzte und öffnete sein Notizbuch. Er blätterte hin und her. Endlich hatte er die Seite gefunden. Er riß sie heraus und überreichte sie Jack.
„Danke, Ernie.“
Morley war bereits gegangen. Seine kurzen Beine schlurften über die Fliesen.
Jack starrte auf das Blatt Papier. Fünf Titel waren darauf vermerkt.
Er verließ das Gebäude und blieb auf dem sonnenbeschienenen Rasen stehen. Eine ungestüme, nervöse Erregung durchrieselte sein Blut. Ein paar Mädchen lagen auf dem Rasen mit Büchern und Pausenbroten in der Hand. Sie hatten feste Brüste, die gegen den Himmel standen, und ihre Beine waren lang ausgestreckt.
Er stierte auf eine hübsche, langhaarige Brünette, die einen Minirock trug, der ihre zarten, glatten Schenkel entblößte. Er schluckte schwer. Ihre Augen blickten kühl und verschlossen, und er ahnte, daß es mit ihr nur schwer zu machen sein würde, wenn überhaupt.
Oder war es vielleicht doch nicht so schwer?
Er zündete sich eine Zigarette an. Sein Herz schlug aufgeregt, während er sich erinnerte:
,Eine Person im tiefsten Stadium der Hypnose ist ein willenloses Werkzeug des Hypnotiseurs.‘ Aber auf eine moralische Herausforderung würde sie nicht reagieren, oder vielleicht doch?
Morleys schrille Stimme kam ihm wieder in Erinnerung: Sie entwickelten eine Methode, die man die ,Technik der Täuschung‘ nennt. Der Hypnotiseur zwingt dem Medium eine andere Moral auf, so daß es glaubt, recht zu handeln – – –‘ Sheila hatte auf die Befehle des Professors wie eine Sklavin reagiert. Sie hatte gelacht, geweint und gesungen, wie er es ihr befohlen hatte.
Jack spürte bereits das geheimnisvolle Gefühl von jener Macht, die ihn