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Schwarzes Echo. Michael ConnellyЧитать онлайн книгу.

Schwarzes Echo - Michael Connelly


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getrennt. Gerade als sie das erzählten, war ein Donnern zu hören, und Lärm und Qualm und Staub drangen wie ein mächtiger Husten aus dem Schlund des Tunnels. Die C-4-Sprengsätze waren detoniert. Der Lieutenant kam und sagte, ohne den Vermissten würden sie die Zone nicht verlassen. Der Trupp wartete einen ganzen Tag lang, bis sich Qualm und Staub im Tunnel gelegt hatten, und dann wurden per Hubschrauber zwei Tunnelratten abgesetzt – Harry Bosch und Billy Meadows. Es sei ihm egal, ob der vermisste Soldat noch lebe, erklärte ihnen der Lieutenant. Holt ihn raus. Er wollte keinen seiner Jungs in dem Loch zurücklassen. »Geht rein und holt ihn raus da, damit er eine anständige Beerdigung kriegt.«

      Meadows sagte: »Von unseren Leuten würden wir auch keinen da unten lassen.«

      Dann stiegen Bosch und Meadows hinab und stellten fest, dass der Haupteingang zu einem Kreuzungsraum führte, in dem Reiskörbe gestapelt wurden und drei weitere Gänge begannen. Zwei davon waren bei den C-4-Explosionen eingebrochen. Der dritte stand noch offen. Es war der, den der vermisste Soldat genommen hatte. Und es war der Weg, den sie nahmen. Sie krochen durch die Finsternis, Meadows voran, benutzten ihre Lampen nur selten, bis sie nicht weiter kamen. Meadows stocherte am Boden des Tunnels herum, bis er eine versteckte Tür fand. Er brach sie auf, und sie ließen sich in eine tiefer gelegene Ebene des Labyrinths hinab. Ohne ein Wort zu sagen, zeigte Meadows in eine Richtung und kroch davon. Bosch wusste, er sollte die andere Richtung nehmen.

      Beide wären jetzt allein, es sei denn, vor ihnen wartete der Vietcong. Bosch befand sich in einem gewundenen Gang, in dem es warm war wie in einem Dampfbad. Der Tunnel stank feucht und ein wenig wie eine Latrine. Er roch den vermissten Soldaten, bevor er ihn sah. Er war tot, seine Leiche verweste schon, aber dennoch saß er breitbeinig mitten im Tunnel, die Spitzen seiner Stiefel deuteten nach oben. Der Tote lehnte an einem Pfosten, der im Boden des Tunnels steckte. Ein Stück Draht, das ein paar Zentimeter weit in seinen Hals schnitt, war um den Pfosten gewickelt und hielt ihn aufrecht. Aus Angst vor einer Sprengfalle rührte Bosch ihn nicht an. Er leuchtete mit seiner Taschenlampe über die Halswunde und folgte der Spur getrockneten Blutes auf der Leiche. Der tote Mann trug ein grünes T-Shirt, auf dem vorn in Blockbuchstaben sein Name stand. »Al Crofton« war dort unter dem Blut zu lesen. Fliegen klebten im verkrusteten Blut auf seiner Brust, und einen Moment lang fragte sich Bosch, wie sie den Weg hierher gefunden hatten. Er ließ das Licht zwischen die Beine des Soldaten sinken und sah, dass auch dort schwarzes, getrocknetes Blut war. Die Hosen waren aufgerissen, und Crofton sah aus, als hätte ihn ein wildes Tier angefallen. Der Schweiß begann in Boschs Augen zu brennen, und sein Atem wurde lauter und hastiger, als er es wollte. Im selben Augenblick wurde er sich dessen bewusst, ebenso wie der Tatsache, dass er nichts dagegen tun konnte. Croftons linke Hand lag mit der Handfläche nach oben am Boden neben seinem Oberschenkel. Bosch leuchtete darauf und sah die blutigen Hoden. Er unterdrückte den Zwang, sich übergeben zu müssen, konnte aber nicht verhindern, dass er hyperventilierte.

      Er presste die Hände vor den Mund und versuchte, sein keuchendes Atmen zu verlangsamen. Es ging nicht. Er verlor die Kontrolle. Er geriet in Panik. Er war zwanzig Jahre alt, und er hatte Angst. Die Wände des Tunnels kamen immer näher. Er rollte sich von der Leiche weg und ließ die Lampe fallen, deren Licht aber auf Crofton gerichtet blieb. Bosch trat nach den Lehmwänden des Tunnels und rollte sich zusammen. Tränen spülten den Schweiß in seinen Augen fort. Anfangs kam es leise, doch bald erschütterte sein Schluchzen den ganzen Körper, und es schien in alle Richtungen zu hallen, bis dahin, wo der Charlie hockte und wartete. Mitten in der Hölle.

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