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Die kleine Stadt. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Die kleine Stadt - Heinrich Mann


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Noten wurden die Hände des Kapellmeisters behutsam und weich, und er neigte das Ohr. Seine Miene versuchte, streng zu bleiben, aber ein kindliches Entzücken drang aus ihr hervor. Und plötzlich überzog Schmerz sie. Die Sängerin hatte abgebrochen.

      „Es ist unnütz“, sagte sie. „Ich höre mich nicht, wenn mir der Partner fehlt.“

      „Ich gebe seine Partie mit an. Dieser Elende! Ich singe sie mit! Alles, was Sie wollen!“

      „O lassen Sie, Maestro! Ich muß spielen können. Wenn ich ihn nicht neben mir fühle, ist es unnütz. Zu Hause nehme ich mir den Buben meines Wirtes. Geben Sie mir den Advokaten!“

      „Herr Advokat!“ — und der Kapellmeister streckte die Hand hin. „Wir bitten Sie. Ich hoffe, daß Sie mir nichts nachtragen?“

      „Aber wie denn, Maestro!“

      Der Advokat schüttelte die Hand. Dann stellte Gaddi ihn zurecht, legte seinen Arm unter den ausgestreckten der Primadonna, seine Fingerspitzen auf ihre Schulter, und richtete ihm den Kopf.

      „Der alte Geronimo hierher! Italia geht umher mit dem Fächer. Advokat, Sie starren in das Abendrot!“

      Der Advokat riß die Augen auf. Er konnte nicht zur Ruhe kommen und scharrte mit den Füßen.

      „Sind wir soweit?“ fragte der Kapellmeister scharf; — und er nickte der Sängerin zu . . . Wie die Melodie von ihr auf das Klavier überging und sie schwieg, glaubte der Advokat seine Partnerin unterhalten zu sollen.

      „Ah! da ist nun endlich diese berühmte Arie, und ich bin der erste hier, der sie zu hören bekommt. Jahrelang hatten wir sie nur auf Pollis Phonographen.“

      „Schweigen Sie!“ schrie der Kapellmeister, weiß im Gesicht.

      „Aber er ist kaput“, sagte der Advokat noch und erschrak dabei.

      Flora Garlinda sang schon wieder. Sie hatte jetzt die gefalteten Hände unter dem Kinn und das Gesicht nach oben gelegt.

      „Verzeih mir, o Himmel, so viel Glück!“

      „Knien Sie!“ befahl der Regisseur mit lauter Flüsterstimme dem Advokaten, aber der Advokat war nur darauf bedacht, mit den Fingerspitzen nicht die Schulter der Primadonna zu verlieren und den Sonnenuntergang im Auge zu behalten.

      „Knien Sie doch hin!“ — und Gaddi drückte ihn zu Boden, daß es krachte.

      „Au, au!“ machte der Advokat. Die Sängerin beendete gerade ihren himmlischen Schlußschrei und sank mit der Stirn auf seine.

      „Und würde sterben für dich!“

      „Sie sind zu gütig“, murmelte der Advokat, aus aller Fassung. Gaddi wandte sich um und drückte die Hände in die Seiten. Der Cavaliere Giordano ließ sich auf einen Stuhl fallen. Hinter Italias Fächer rang sich ein Kreischen los. Der Kapellmeister stand da, mit hängenden Armen, und was er endlich hervorbrachte, war ein Stöhnen. Als er nun stammeln konnte:

      „Was ist denn das? Sind wir Buffonen? Ich finde die Worte nicht. Und das in diesem Augenblick, in diesem!“

      Er kam hervor und verbeugte sich vor der Primadonna.

      „Fräulein Flora Garlinda, ich bitte Sie um Verzeihung für diese Herren.“

      „Warum denn“, sagte sie sehr kalt. Er errötete; er griff sich an die Stirn.

      „Was ich sagen wollte: wir sind fertig für heute. Nachmittags habe ich den Chor und am Abend das Orchester. Auf morgen!“

      Und er war fort. Man sah sich an.

      „Nun also, gehen wir essen!“ meinte der Bariton. „Wollen Sie nicht aufstehen, Advokat?“

      Als Gaddi und der Cavaliere Giordano drunten auf dem Platz sich von Flora Garlinda verabschiedeten, bemerkten sie, daß Italia und der Advokat verschwunden waren.

      „Schon“, sagte der Bariton; und der alte Tenor:

      „Italia hat recht. Das bringt der Beruf mit sich. In unserem Beruf ist es empfehlenswert, jung zu sein.“

      „Spricht nicht aus Ihnen, Cavaliere, der leere Magen?“ fragte Flora Garlinda.

      Die beiden Männer riefen einander noch nach:

      „Um fünf im Café!“

      Und um fünf saßen sie dort: noch allein auf dem Platz. Der schöne Alfò bediente sie, mit seinem von sich entzückten Lächeln. Drinnen ließ der Gevatter Achille die Arme über das Büfett hängen und schnarchte. Lange Zeit taten sie nichts, als hoffnungsvoll zusehen, wie der Schatten ihres Zeltdaches sich langsam vergrößerte. Der Gasse der Hühnerlucia entströmte eine übelriechende Frische. Der Cavaliere Giordano zog aus dem Handgelenk einen kleinen Papierfächer.

      In der Rathausgasse ward Nello Gennari sichtbar; er ging gesenkten Kopfes, Schritt für Schritt, hatte nach seiner Gewohnheit die Schultern ein wenig in die Höhe gezogen und hielt die Arme steif.

      „Du siehst aus wie ein trübsinniger Pierrot“, rief Gaddi ihm entgegen. Der junge Mensch hob langsam einen wehrlos klagenden Blick. Der andere stand rasch auf, faßte seinen Arm, zog ihn um die Hausecke.

      „Nello, sage mir, was dir seit gestern geschehen ist!“

      Und er drückte sich den Arm des Jungen an die Brust.

      „Nichts“, brachte Nello hervor.

      „Aber du hast eine Miene, als hättest du deine Mutter verloren, und gereizt bist du den ganzen Tag, wie ein unglücklicher Spieler. Warum hast du die Probe versäumt?“

      Nello begann plötzlich die Schultern zu heben und zu senken, sein Blick verlor den Halt, und er atmete ungeregelt. Mit einem Griff nach der Hand des andern:

      „Virginio, du bist mein Freund: frage mich nicht!“

      Er preßte, fiebrig bittend, die Hand.

      „Ich bin ein verlorener Mensch! Du weißt nicht: mich ekelts, wenn ich an deiner Hand die Wärme meiner eigenen fühle.“

      „Du bist krank.“

      „Nein, ich bin gesund: das ist schlimmer für einen, wie ich bin. Ich habe die Glückseligkeit verscherzt; nun heißt es weiterleben.“

      Er beugte sich über sich selbst, und der andre sah von seinem Gesicht die Tropfen fallen. Er streichelte ihm das Haar.

      Sie richteten sich auf und taten gleichmütig, denn ein Schritt ward laut: der Kaufmann Mancafede kam über den Platz und sah sie. Nun galt es, sich hervorzuwagen und in sein schmunzelndes Gesicht zu sehen. Er wußte schon alles! Seine schreckliche Tochter wußte schon alles! Jetzt machte es die Runde in der Stadt, drang vors Tor und nach Villascura. Nello gab die Hand, halb gewendet, als sollte sie ihm abgehauen werden, und mit einem Blick von unten, der nicht standhielt. Aber der Kaufmann dienerte eifrig, als beteuerte er seine Harmlosigkeit. Er habe heute sein Lager revidiert, sagte er, und seine Tochter habe Tomaten eingekocht; man wisse gar nicht mehr, was vorgehe. Und Nello senkte die Stirn, errötet, weil er begnadigt war.

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