Эротические рассказы

Gesammelte Werke von Cicero. Марк Туллий ЦицеронЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke von Cicero - Марк Туллий Цицерон


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vor dem Niedersetzen warne. Den noch kann ich es ungestraft unterlassen, denn wer will mir beweisen, dass ich es gewusst habe? Indess genug davon; denn offenbar kann man keinen guten Menschen mehr finden, wenn die Billigkeit, Treue und Gerechtigkeit nicht aus der menschlichen Natur selbst entspringen, sondern Alles auf den Nutzen bezogen werden soll. Ich habe mich hierüber ausführlich in dem, was von Lälius in meinem Buche über den Staat gesagt wird, ausgesprochen.

      Kap. XIX. (§ 60.) Dasselbe gilt von der Mässigkeit und Vorsicht, die in einer Beherrschung der Begierden nach den Geboten der Vernunft besteht. Ist denn danach Derjenige schamhaft genug, welcher der Wollust nur ohne Zeugen fröhnt? Oder ist hierbei etwas an sich selbst Schändliches vorhanden, wenn auch kein übler Ruf sich damit verknüpft? Sollten ferner tapfre Männer nach Ueberrechnung der als Rest sich ergebenden Lust in die Schlacht gehn, ihr Blut für das Vaterland vergiessen, oder nicht vielmehr getrieben von dem Eifer und dem Drang ihrer Seele? Und was meinst Du, Torquatus, wenn jener Feldherr uns hörte, würden ihm Deine Worte über ihn angenehm geklungen haben, oder die meinen, als ich sagte, dass er Alles nur für das Gemeinwesen und nichts seinetwegen gethan habe; Du dagegen, dass er Alles nur seinetwegen gethan? Und wenn Du Dich näher erklären würdest und offen sagtest, er habe Alles nur um seiner Lust willen gethan, wie glaubst Du wohl, dass er dies aufgenommen haben würde? (§ 61.) Aber es mag so sein; er soll es, wie Du willst, Torquatus, um seines Nutzens willen gethan haben; ich wähle lieber dieses Wort als die Lust, zumal bei einem solchen Manne; hat auch sein Amtsgenosse P. Decius, der erste Consul aus dieser Familie, als er, den Göttern sich empfehlend, mit verhängten Zügeln in die Schlachtordnung der Lateiner sich stürzte, etwa dabei seine Lust vor Augen gehabt? Wo und wann hätte er diese suchen können, da er seinen sofortigen Tod voraus sah und er diesen Tod mit grösserem Eifer suchte, als nach Epikur die Lust zu erstreben ist? Wäre diese seine That nicht mit Recht gelobt worden, so würde sein Sohn sie nicht in seinem vierten Consulat nachgeahmt haben, und dessen Sprössling würde in dem Kriege gegen Pyrrhus nicht als Consul in der Schlacht gefallen sein und in ununterbrochener Geschlechtsfolge dem Staate sich zum dritten Opfer dargebracht haben. (§ 62.) Doch ich enthalte mich weiterer Beispiele; dergleichen giebt es bei den Griechen nicht so viele; Leonidas, Epaminondas, etwa drei oder viere; wollte ich aber die Unsrigen herzuzählen anfangen, so würde ich es wohl erreichen, dass die Lust sich der Tugend zum Gefangenen ergäbe, aber der Tag würde dazu nicht hinreichen, und so wie schon A. Varius, der für einen strengen Richter galt, seinen Beisitzern zu sagen pflegte, wenn, nachdem schon Zeugen genug gehört waren, immer noch neue vorgeladen werden sollten: »Soll an diesen Zeugen nicht genug sein, so weiss ich nicht, wenn überhaupt deren genug sein werden«, so meine auch ich, dass ich der Zeugen bereits genug beigebracht habe. Wie? Du selbst, der würdige Abkömmling Deiner Vorfahren, bist Du von der Lust bestimmt worden, noch als ein junger Mann dem P. Sulla das Consulat zu entreissen, was Du dann Deinem Vater zuwendetest, jenem tapfern Manne, der sowohl als Consul wie als Bürger von jeher und auch nach seinem Consulate als solcher sich bewährt hat; denn nach seinem Beispiel habe ich selbst jene Thaten vollbracht, bei denen ich mehr das allgemeine Wohl als mein eigenes vor Augen hatte. (§ 63.) Und doch wie schön glaubtest Du zu sprechen, als Du auf die eine Seite einen Mann stelltest, erfüllt von aller Lust im höchsten Maasse und frei von allem gegenwärtigen und kommenden Schmerz, und auf die andere Seite einen Mann von den grössten Schmerzen am ganzen Körper gepeinigt, ohne Lust und ohne Hoffnung auf solche und dann frugst: Wer ist wohl elender als dieser, oder glücklicher als jener? und daraus folgertest, dass der Schmerz das höchste Uebel und die Lust das höchste Gut sei.

      Kap. XX. Es lebte früher ein gewisser Thorius Balbus aus Lanuvinium, den Du nicht gekannt haben kannst. Er lebte so, dass es keinen noch so ausgesuchten Genuss gab, den er nicht im Uebermaass gehabt hätte. Er war auch begierig danach, verstand sich auf alle Arten von Lust und hatte reichliche Mittel. Auch war er so wenig abergläubisch, dass er die meisten Opfer und heiligen Orte seiner Vaterstadt verachtete; selbst den Tod fürchtete er so wenig, dass er in der Schlacht für den Freistaat gefallen ist. (§ 64.) Die Begierden beschränkte er sich nicht nach jener Eintheilung Epikur's, sondern nur nach seiner Sättigung; aber dabei nahm er Rücksicht auf seine Gesundheit, er pflegte jene körperlichen Uebungen, die hungrig und durstig zur Mahlzeit kommen lassen, und er ass nur Speisen, die vom besten Wohlgeschmack und dabei leicht verdaulich waren; er trank den Wein aus Wohlgeschmack, aber in unschädlichem Maasse, und er besass Alles, über das hinaus Epikur nichts weiss, was noch zum höchsten Gute gehören könnte. Er war frei von allen Schmerzen, und hätte er deren gehabt, so würde er sie nicht leicht ertragen haben und mehr mit Aerzten als Philosophen verkehrt haben. Sein Aussehn war vortrefflich, seine Gesundheit ungeschwächt, sein Wesen höchst angenehm und sein Leben erfüllt von allen Arten der Lust. (§ 65.) Dieser ist für Euch der Glückliche; Eure Grundsätze zwingen Euch dazu; allein ich selbst wage es zwar nicht, Den zu nennen, welchen ich über ihn stelle, aber die Tugend selbst soll es für mich thun: sie wird nicht anstehn, den M. Regulus über Euren Glücksmann zu stellen. Ihn, der freiwillig, durch nichts gebunden als sein Wort, was er dem Feinde gegeben hatte, aus dem Vaterlande nach Karthago zurückgekehrt, erklärt die Tugend selbst da, wo er von Nachtwachen und Hunger gepeinigt wurde, laut für glücklicher als den unter Rosen zechenden Thorius. Grosse Kriege hatte Regulus geführt, zweimal war er Consul gewesen, einmal hatte er triumphirt, aber er hielt all dies Frühere nicht für so gross und erhaben, als jene letzte That, die er, um sein Wort zu halten und zuverlässig zu bleiben, vollbrachte. Uns Zuhörern erscheint sie erschrecklich und schmerzlich; er fühlte sich auch in seinen Leiden voll Lust; denn nicht blos in der Fröhlichkeit und Ausgelassenheit, nicht blos im Lachen und Scherzen, den Begleitern des heitern Sinnes, liegt das Glück; auch die Traurigen sind durch ihre Festigkeit und Zuverlässigkeit glücklich. (§ 66.) Die von dem Sohn des Königs gewaltsam entehrte Lucretia nahm sich, nachdem sie die Bürger zu Zeugen aufgerufen, selbst das Leben; dieser Schmerz des römischen Volkes gab unter Vortritt und Führung des Brutus dem Staate die Freiheit, und im Andenken an jene Frau wurden ihr Mann und ihr Vater im ersten Jahre zu Consuln gewählt. Ebenso tödtete L. Verginius, ein armer Mann aus dem Volke, sechszig Jahre nach der erlangten Freiheit mit eigener Hand seine jungfräuliche Tochter, um sie den Lüsten des Appius Claudius, der damals die höchste Gewalt inne hatte, zu entziehn.

      Kap. XXI. (§ 67.) Entweder musst Du, mein Torquatus, diese Thaten für tadelnswerth erklären oder Dein Amt als Beschützer der Lust aufgeben. Und was ist dies für ein Schutzamt und wie steht es um die Sache der Lust, wenn sie weder Zeugen noch Vertheidiger unter berühmten Männern finden kann! Während ich aus den geschichtlichen Denkmälern als Zeugen Jene herbeibringe, die ihr ganzes Leben in ruhmvoller Arbeit vollbracht und selbst den Namen der Lust nicht haben hören wollen, schweigt die Geschichte zu Euern Ausführungen. Niemals habe ich in der Schule des Epikur die Namen des Lykurg, Solon, Miltiades, Themistokles, Epaminondas gehört, während alle übrigen Philosophen sie stets im Munde führen. Allein nachdem auch wir Römer diesen Gegenstand zu behandeln angefangen haben, welche und wie grosse Männer wird da unser Atticus aus seiner Schatzkammer vorführen? (§ 68.) Ist es nicht besser, von diesen zu sprechen, als über die Themista ganze Bände voll zu schreiben? Dies mögen die Griechen thun; denn wenn wir auch von ihnen die Philosophie und alle freien Künste überkommen haben, so giebt es doch Dinge, die nur ihnen, aber nicht uns gestattet sind. Die Stoiker streiten mit den Peripatetikern; jene bestreiten, dass es neben dem Sittlichen noch ein anderes Gut gebe, diese legen zwar allen Werth und den höchsten Werth auf die Sittlichkeit, allein es soll auch Güter für den Körper und äusserliche Güter geben. Ein solcher Kampf ist sittlich und die Erörterung ist glänzend; denn es handelt sich bei dem Streit um die Würde der Tugend. Aber wenn Du mit Deinen Freunden verhandelst, muss man auch viel von schamloser Lust hören, worüber Epikur sehr oft sich auslässt. (§ 69.) Solche Lehren kannst Du, mein Torquatus, nicht beschützen, glaube es mir, wenn Du Dich selbst, Deine Gedanken und Deine Studien betrachtest. Du musst Dich jenes Gemäldes schämen, was Kleanthes in treffenden Worten auszumalen pflegte. Es hiess seine Zuhörer sich die Wollust vorstellen, gemalt auf einem Bilde in schönster Kleidung, auf einem Sessel im königlichen Schmucke sitzend; neben ihr standen die Tugenden als Dienerinnen, die nichts Anderes thaten und es als ihre alleinige Aufgabe ansahn, der Lust zu dienen und ihr, so weit man dies aus dem Gemälde entnehmen konnte, in die Ohren flüsterten, sie möge sich vor jeder Unvorsichtigkeit hüten, wodurch sie Andere verletzen, und vor Allem vor


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