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Melete. Karoline von GünderrodeЧитать онлайн книгу.

Melete - Karoline von Günderrode


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Leben,

      Lass glaubensvoll nach dir mich schaun,

      In Qualen, Tod und in Gefahren

      Lass mich auf deine Liebe traun.

      Mein Auge hab ich abgewendet

      Von allem was die Erde gibt,

      Und über alles was sie bietet

      Hab ich dich, Trost und Heil, geliebt.

      Dir leb’ ich, und dir werd’ ich sterben,

      Drum lasse meine Seele nicht,

      Und sende in des Lebens Dunkel,

      Mir deiner Liebe tröstlich Licht.

      O, leuchte über meinem Leben!

      Ein Morgenstern der Heimat mir,

      Und führe mich den Weg zum Frieden,

      Denn Gottes Friede ist in dir.

      Lass nichts die tiefe Andacht stören,

      Das fromme Lieben, das dich meint,

      Das, ob auch Zeit und Welt uns trennen,

      Mich ewig doch mit dir vereint.

      Da du erbarmend mich erkoren,

      Verlasse meine Seele nicht,

      O Trost und Freude! Quell des Heiles!

      Lass mich nicht einsam, liebes Licht!

      DIE MALABARISCHEN WITWEN

      Zum Flammentode gehn an Indusstranden

      Mit dem Gemahl, in Jugendherrlichkeit,

      Die Frauen, ohne Zagen, ohne Leid,

      Geschmücket festlich, wie in Brautgewanden.

      Die Sitte hat der Liebe Sinn verstanden,

      Sie von der Trennung harter Schmach befreit,

      Zu ihrem Priester selbst den Tod geweiht,

      Unsterblichkeit gegeben ihren Banden.

      Nicht Trennung ferner solchem Bunde droht,

      Denn die vorhin entzweiten Liebesflammen

      In einer schlagen brünstig sie zusammen.

      Zur süssen Liebesfeier wird der Tod,

      Vereinet die getrennten Elemente;

      Zum Lebensgipfel wird des Daseins Ende.

      DIE EINZIGE

      Wie ist ganz mein Sinn befangen,

      Einer, Einer anzuhangen;

      Diese Eine zu umfangen

      Treibt mich einzig nur Verlangen;

      Freude kann mir nur gewähren,

      Heimlich diesen Wunsch zu nähren.

      Mich in Träumen zu betören,

      Mich in Sehnen zu verzehren,

      Was mich tötet zu gebären.

      Widerstand will mir nicht frommen,

      Fliehen muss ich neu zu kommen,

      Zürnen nur, mich zu versöhnen,

      Kann mich ihrer nicht entwöhnen,

      Muss im lauten Jubel stöhnen;

      In den Becher fallen Tränen,

      Ich versink in träumrisch Wähnen;

      Höre nicht der Töne Reigen,

      Wie sie auf und nieder steigen,

      Wogend schwellen Well’ in Welle;

      Sehe nicht der Farben Helle

      Strömen aus des Lichtes Quelle.

      Mich begrüssen Frühlingslüfte,

      Küssen leise Blumendüfte,

      Doch das all ist mir verloren,

      Ist für mich wie nicht geboren,

      Denn mein Geist ist eng umfangen

      Von dem einzigen Verlangen,

      Eine, Eine zu erlangen.

      Hungrig in der Zahl der Gäste

      Sitz ich bei dem Freudenfeste,

      Das Natur der Erde spendet;

      Frage heimlich, obs bald endet?

      Ob ich aus der Gäste Reigen

      Dürf’ dem eklen Mahl entweichen,

      Das verschwendrisch andre nähret:

      Mir nicht einen Wunsch gewähret?

      Eines nur mein Sinn begehret,

      Eine Sehnsucht mich verzehret;

      Eng ist meine Welt befangen,

      Nur vom einzigen Verlangen,

      Was ich liebe zu erlangen.

      DIE EINE KLAGE

      Wer die tiefste aller Wunden

      Hat in Geist und Sinn empfunden,

      Bittrer Trennung Schmerz;

      Wer geliebt, was er verloren,

      Lassen muss, was er erkoren,

      Das geliebte Herz,

      Der versteht in Lust die Tränen

      Und der Liebe ewig Sehnen

      Eins in Zwei zu sein,

      Eins im Andern sich zu finden,

      Dass der Zweiheit Grenzen schwinden

      Und des Daseins Pein.

      Wer so ganz in Herz und Sinnen

      Konnt’ ein Wesen lieb gewinnen,

      O! den tröstet’s nicht,

      Dass für Freuden, die verloren,

      Neue werden neu geboren:

      Jene sind’s doch nicht.

      Das geliebte süsse Leben,

      Dieses Nehmen und dies Geben,

      Wort und Sinn und Blick,

      Dieses Suchen und dies Finden

      Dieses Denken und Empfinden

      Gibt kein Gott zurück.

      ÄGYPTEN

      Blau ist meines Himmels Bogen,

      Ist vom Regen nie umzogen,

      Ist von Wolken nicht umspielt,

      Nie vom Abendtau gekühlt.

      Meine Bäche fliessen träge

      Oft verschlungen auf dem Wege,

      Von der durst’gen Steppen Sand,

      Bei des langen Mittags Brand.

      Meine Sonn’ ein gierig Feuer,

      Nie gedämpft durch Nebelschleier,

      Dringt durch Mark mir und Gebein

      In das tiefste Leben ein.

      Schwer entschlummert sind die Kräfte,

      Aufgezehrt die Lebenssäfte;

      Eingelullt in Fiebertraum

      Fühl’ ich noch mein Dasein kaum.

      DER NIL

      Aber ich stürze von Bergen hernieder,


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