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Drache und Diamant. Barbara CartlandЧитать онлайн книгу.

Drache und Diamant - Barbara Cartland


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lächelnd.

      »Das dürfte nicht allzu schwer für Sie sein«, erwiderte Tseng-Wen, »weil die Mandschus - anders als die Chinesen - groß sind. Und wenn Sie von der mandschurischen Grenze kommen, wird man nichts anderes erwarten als einen großen, starken Mann.«

      Stanton Ware wartete stumm.

      »Bei Mondwechsel wird Li Hung-Chang bei Prinz Tuan eintreffen, dem er einen Besuch abstatten will. Dessen Palast liegt zwei Tagesreisen von hier entfernt am Fuß der Westlichen Berge.«

      Stanton Ware war erleichtert. Er hatte befürchtet, in die Provinz Kwang Tung reisen zu müssen, deren Vizekönig Li Hung-Chang war.

      Er war sich klar darüber, daß die Reise nicht nur anstrengend sein würde, sondern daß sie auch allzu viel Zeit beanspruchen würde, so daß die befürchteten Ereignisse stattfinden könnten, lange bevor er das Ziel seiner Reise erreichte.

      »Mit Ihrer großzügigen Hilfe wird es mir ein leichtes sein, in den Palast zu gelangen«, meinte Stanton Ware. »Ich bin Ihnen sehr dankbar.«

      »Es ist an uns, die wir China lieben, Ihnen zu danken. Doch vor Ihrer Abreise bleibt uns noch viel zu tun.«

      Stanton Ware sah ihn überrascht an.

      »Sie werden nicht nur als Mandarin verkleidet reisen - Li Hung-Chang muß glauben, daß Sie einer sind.«

      Mit sehr ernster Stimme fuhr Tseng-Wen fort: »Wenn er Sie nicht anhören will und erfährt, daß Sie Ausländer sind, wird Ihr Leben in akuter Gefahr sein. Auch traue ich Prinz Tuan nicht.«

      Stanton Ware wartete schweigend, daß Tseng-Wen weitersprach.

      »Nur ein Narr würde unnötige Risiken auf sich nehmen«, fuhr er fort. »Ich habe einen guten Freund, der der Welt vor einem Jahr den Rücken kehrte und sich in ein Lamakloster zurückzog. Er ist ein Mandarin.«

      Tseng-Wen nahm einen Schluck aus seinem Weinglas, bevor er weitersprach: »Ich weiß, daß er stolz sein würde, Ihnen seinen Namen und seine Position zur Verfügung zu stellen, um damit unserem geliebten Land zu helfen.«

      »Ich fühle mich tief geehrt«, murmelte Stanton Ware.

      »Li Hung-Chang wird versuchen herauszufinden, wie ihn die Witwe des Kaisers empfangen würde, wenn er in die Verbotene Stadt kommt«, fuhr der alte Mann fort. »Wie Sie wissen, ist sie sehr launisch.«

      »Ich könnte ihn gleich nach seiner Ankunft im Palast aufsuchen«, schlug Stanton Ware vor.

      Tseng-Wen nickte.

      »Sie werden als mein Freund zu ihm gehen und ihm Botschaften und Geschenke überbringen. Sollte Ihre wahre Identität entdeckt werden, so würde das nicht nur Sie, sondern auch meinen Freund und mich in große Schwierigkeiten bringen. Daher ist es von ausschlaggebender Bedeutung, daß Sie sich nicht nur als Mandarin ausgeben, sondern daß Sie wirklich ein Mandarin sind - in Ihren Worten, Gedanken und Ihrem Handeln.«

      »Ehrenwerter Herr, ich danke Ihnen für Ihre weisen Ratschläge«, sagte Stanton Ware.

      »Es ist wichtig, daß Sie nicht nur erfahren, was Li Hung-Chang zu sagen hat, sondern daß Sie auch andere Geheimnisse entdecken, die möglicherweise im Palast verborgen sind. Ich werde Ihnen einen Begleiter mitschicken.«

      »Ich brauche nicht zu sagen, wie dankbar ich Ihnen bin«, wiederholte Stanton Ware.

      »Nein, mein Sohn«, antwortete Tseng-Wen. »Und nun sollen Sie Ihren Begleiter auf dieser so ungeheuer wichtigen Reise kennenlernen, von der vielleicht das Schicksal Chinas abhängt.«

      Bei seinen letzten Worten klatschte er in die Hände, und ein Diener betrat den Raum.

      Der alte Mann sagte nur zwei Worte.

      Der Diener verbeugte sich und zog sich zurück, während Stanton Ware nachdenklich sein Glas ergriff.

      Was für einen Mann würde Tseng-Wen wohl zu seiner Begleitung ausgewählt haben? Sicher jemanden, der Erfahrung im Ausspionieren von Geheimnissen rivalisierender Staatseinrichtungen besaß.

      Jeder Mandarin und reiche Mann hatte eine Reihe solcher Männer in seinen Diensten. Sie beherrschten gewöhnlich mehrere Sprachen und verstanden es, sich in das Vertrauen der Dienerschaft und der niedrigeren Beamten einzuschmeicheln.

      Die Tür öffnete sich.

      Stanton Ware stellte ruhig sein Glas ab, bevor er sich umdrehte.

      Er wußte, daß es in den Augen der Chinesen ein Fehler war, allzu viel Neugier zu zeigen.

      Als er schließlich langsam den Kopf wandte, hätte er sich beinahe durch einen überraschten Ausruf verraten.

      Denn nicht ein Mann hatte den Raum betreten, sondern das zweifellos schönste Mädchen, das er je gesehen hatte.

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