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Die Löwenskölds - Romantrilogie. Selma LagerlöfЧитать онлайн книгу.

Die Löwenskölds - Romantrilogie - Selma Lagerlöf


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hinüber in das Haupthaus, um meinen Morgenkaffee zu trinken. Da kommt mir Charlotte in dem großen hellen Eßzimmer, wo die Luft durch die offenen Fenster hereinströmt, entgegen. Sie ist fröhlich und zwitschert wie ein Vöglein, und wir trinken unseren Kaffee zusammen, wir zwei allein. Weder der Propst noch seine Frau sind dabei.

      Sie glauben vielleicht, Charlotte nehme die Gelegenheit wahr, mit mir von unserer Zukunft zu sprechen. Oh, ganz gewiß nicht! Sie spricht mit mir über meine Armen, meine Kranken, sie spricht über die Gedanken in meiner Predigt, die ihr am meisten zu Herzen gegangen sind. Sie zeigt sich in allen Dingen so, wie es sich für eine gute Pfarrfrau gehört. Nur einzelne Male, ganz im Vorbeigehen, nur scherzhaft, spricht sie auch von dem Lektorat. So ist sie mir Tag für Tag lieber geworden. Wenn ich dann wieder an meinem Schreibtisch sitze, wird mir das Arbeiten schwer. Ich träume von Charlotte. Ich habe Ihnen ja vorhin gesagt, wie ich mein Leben einzurichten gedenke. Nun träumte ich davon, wie meine liebe Charlotte sich von all den weltlichen Ketten loslöst und sie mir freudig in meine kleine graue Hütte folgt.«

      Bei diesem Bekenntnis konnte Thea Sundler einen Ausruf nicht unterdrücken.

      »Gewiß haben Sie recht«, sagte er. »Ich bin blind gewesen. Charlotte hat mich an einen Abgrund geführt. Sie hat nur einen Augenblick der Schwachheit abgewartet, um mir das Versprechen abzulocken, mich um ein Lektorat zu bewerben. Sie sah, wie dieser Sommer dazu beitrug, mich sorglos zu machen. Sie glaubte sich sicher am Ziel, und so hat sie Sie und alle die andern auf meinen Berufswechsel vorbereitet. Aber Gott hat mich beschützt.«

      Noch einmal trat Karl Artur auf Thea Sundler zu. Er las vielleicht auf ihrem Gesicht, daß seine Worte ihr Freude machten, daß sie sich glücklich darüber fühlte. Aber nun schien es ihn zu reizen, daß sie sich an der durch sein Leiden hervorgerufenen Beredsamkeit erfreute. Ein schmerzlicher Zug flog über sein Antlitz.

      »Glauben Sie nur ja nicht, ich freue mich über das, was Sie mir gesagt haben!« brach er los.

      Thea Sundler erschrak. Er ballte die Fäuste und schüttelte sie.

      »Ich danke es Ihnen nicht, daß Sie mir die Binde von den Augen gerissen haben. Sie sollen sich nicht über das freuen, was Sie soeben gehört haben! Ich hasse Sie, weil Sie mich nicht in den Abgrund stürzen ließen. Ich will Sie nie wieder sehen.«

      Er wandte sich ab und eilte den schmalen Pfad zwischen Frau Sundlers schönen Rosen hinab der Landstraße zu. Aber Thea Sundler ging in ihr Stübchen, warf sich in ihrer Zerknirschung auf den Fußboden und weinte, wie sie noch nie geweint hatte.

      Im Garten der Propstei

      Die kurze Strecke vom Kirchdorf bis in die Propstei nahm für jemand, der so rasch und stürmisch dahinging wie Karl Artur, nicht mehr als fünf Minuten in Anspruch. Aber während dieser fünf Minuten überlegte er sich viele strenge und stolze Gedanken, mit denen er seine Braut zu beglücken gedachte, sobald er mit ihr zusammentreffen würde.

      »Ja«, murmelte er, »der rechte Augenblick ist gekommen. Nichts soll mich abhalten. Heute noch muß es zu einer Entscheidung kommen. Sie muß endlich einsehen, daß trotz aller meiner Liebe zu ihr mich nichts bewegen kann, nach den weltlichen Vorteilen zu trachten, die sie anstrebt. Ich habe keine Wahl, ich muß Gott dienen. Eher will ich sie aus meinem Herzen reißen.«

      Stolze Zuversicht erfüllte ihn. Er fühlte es deutlich, heute standen ihm Worte zur Verfügung, um zu zerknirschen, zu rühren, zu überzeugen. Die heftige Gemütsbewegung hatte sein Innerstes in Wallung versetzt, und eine Tür war aufgerissen worden, die in einen Raum seiner Seele führte, in den er bisher noch nie geblickt hatte. In diesem Raum waren die Wände mit reichen Trauben und schönen Blumenranken behängt. Aber diese Trauben und Ranken waren Worte, herrliche, klare, formvollendete Worte. Er brauchte nur hinzutreten und sich ihrer zu bemächtigen. Alles dies stand zu seiner Verfügung. Es war ein Reichtum, ein unerhörter Reichtum.

      Er lachte über sich selbst. Bis jetzt hatte er seine Predigt stets mit großer Mühe zusammengebracht, er hatte die Gedanken gleichsam aus seiner Seele herausquälen müssen. Und doch hatte dieser Reichtum die ganze Zeit über in ihm gelegen!

      Was Charlotte betraf, so durfte es so nicht länger bleiben. Wahrhaftig, bisher war sie es gewesen, die versucht hatte, ihn zu beherrschen. Das mußte anders werden. Er würde reden, sie zuhören. Er würde führen, sie folgen. Von nun an sollten ihre Blicke an seinem Munde hängen wie vorhin die der armen Organistenfrau.

      Das gab natürlich Streit, aber nichts sollte ihn dazu bringen, nachzugeben.

      »Lieber reiße ich sie aus meinem Herzen!« rief er aus.

      Gerade als er vor der Propstei angelangt war, flog die Gittertür auf, und ein eleganter, von vier Rappen gezogener Wagen fuhr heraus.

      Es war ihm klar, nun hatte der Hüttenbesitzer Schagerström einen Besuch in der Propstei gemacht. Zugleich erinnerte er sich an Charlottes Äußerung bei jener Kaffeegesellschaft am Anfang des Sommers. Wie ein Blitz fuhr es ihm durch den Kopf, Schagerström sei in die Propstei gekommen, um seine Braut zur Frau zu begehren.

      Das war ein unsinniger Gedanke; aber trotzdem krampfte sich ihm das Herz zusammen.

      War das nicht ein ganz besonderer Blick, den der reiche Mann ihm zuwarf, als der Wagen auf die Landstraße einbog? Lag nicht eine spöttische Neugier darin und zugleich etwas wie Mitleid?

      Nein, er konnte nicht zweifeln. Er hatte recht geraten. Aber das war doch ein gar zu schwerer Schlag. Sein Herz stockte, und es wurde ihm schwarz vor den Augen. Er hatte gerade noch so viel Kraft, sich bis ans Gartentor zu schleppen.

      Charlotte hatte ja gesagt. Er würde sie verlieren. Er würde vor Verzweiflung sterben.

      Mitten in diesem Kummer sah er Charlotte aus dem Wohnhause treten und eilig auf ihn zukommen. Er sah die erhöhte Farbe ihrer Wangen, den Glanz ihrer Augen, die Siegermiene um den Mund. Nun kam sie, um ihm zu erklären, daß sie den reichen Mann in Korskyrka heiraten werde.

      Oh, diese Schamlosigkeit! Er stampfte mit dem Fuß auf und ballte die Fäuste. »Komm mir nicht nahe!« rief er.

      Sie blieb jäh stehen. Heuchelte sie, oder war ihr Erstaunen echt?

      »Was hast du denn?« fragte sie gänzlich unbefangen.

      Er nahm seine ganze Kraft zusammen, um ihr antworten zu können.

      »Das weißt du besser als ich!« rief er. »Was hatte Schagerström hier zu tun?«

      Nun begriff Charlotte. Karl Artur hatte also Schagerströms Vorgehen erraten. Sie trat dicht auf Karl Artur zu und hob die Hand auf. Beinahe hätte sie ihn geschlagen.

      »So, so, also auch du glaubst, ich würde mein Wort eines Haufen Geldes wegen brechen?«

      Damit warf sie ihm einen verachtungsvollen Blick zu, wandte ihm den Rücken und ging ihrer Wege.

      Jedenfalls hatten ihre Worte nun seine schlimmsten Befürchtungen besänftigt. Sein Herz fing wieder an zu pochen, die Kräfte kehrten ihm zurück. Er war imstande, ihr zu folgen.

      »Aber er hat doch jedenfalls um dich angehalten?« sagte er.

      Sie würdigte ihn keiner Antwort. Ihr Rücken und ihr Nakken steiften sich, und sie setzte ihren Weg fort. Aber sie ging nicht ins Haus zurück, sondern bog in einen schmalen Pfad ein, der durch allerlei Buschwerk in den Garten führte.

      Karl Artur fühlte, daß sie ein Recht hatte, verletzt zu sein. Hatte sie Schagerström abgewiesen, so hatte sie etwas wirklich Großartiges getan. Er versuchte sich zu entschuldigen.

      »Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als er an mir vorbeifuhr. Er sah nicht aus, als hätte er einen Korb bekommen.«

      Da richtete sie sich nur noch trotziger auf und beschleunigte ihre Schritte. Sie brauchte keine Worte zu verlieren. Ihre Haltung sagte deutlich genug: »Komm mir nicht nahe! Ich will allein sein!«

      Aber er, der jetzt immer mehr die Treue und Aufopferung ihrer Handlungsweise begriff, folgte ihr immerzu.

      »Charlotte«, sagte er, »meine geliebte Charlotte!«


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