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Reden straffen statt Zuhörer strafen. Katja KerschgensЧитать онлайн книгу.

Reden straffen statt Zuhörer strafen - Katja Kerschgens


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nur die Absicht desjenigen, der die Zwille benutzt. Die Zwille selbst ist unschuldig.

      Eine Zwille wird in drei Schritten benutzt: Man sucht das passende Schussmaterial, dann strafft man das Gummiband – und zielt. Damit ist die Zwille das Symbol für das Halten von straffen Reden.

      Operation Zwille

      Sie wählen den passenden Inhalt – und wirken!

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      Sie erzeugen gehörige Spannung – und begeistern!

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      Sie treffen den Zuhörer im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit – und überzeugen!

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      Diese drei Symbole finden Sie auf den folgenden Seiten immer wieder. Sie stehen vor vielen Merksätzen und verweisen auf die jeweiligen Schwerpunkte „Inhalt“, „Spannung“ oder „Zuhörer“.

      Als weiteren Wegweiser durch die Operation Zwille gibt es dann noch die ZwillLinks:

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      Die kleinen ZwillLinks und die dazugehörigen rot markierten Begriffe sind Seitenverweise auf vertiefende Inhalte oder Erklärungen.

      Wer viel schießt, ist noch kein Schütze,

       wer viel spricht, ist noch kein Redner.

       Konfuzius

      Schon mal an die Zuhörer gedacht?

      Achtung Langeweile!

      Der Groschen ist gefallen, als ich wie so oft bei einem Vortrag im Publikum saß. Es spielt heute keine Rolle mehr, wer diesen Vortrag hielt und worum es darin ging. Entscheidend war der Moment, als ich meinen Blick durch den Raum schweifen ließ – weil ich ohnehin schon lange nicht mehr zuhörte. Rechts kaute jemand mit Hingabe und halbgeschlossenen Augen am Nagel seines rechten kleinen Fingers. Daneben checkte ein junger Mann sein iPhone nach den neuesten Apps. Schräg vorne nickte einem Herrn regelmäßig der Kopf auf die Brust, links verdrehte eine Frau immer wieder genervt die Augen an die Decke. Ein weiterer Zuhörer wippte nervös mit dem Bein.

      Soll ich noch deutlicher werden? In diesem Moment wurde mir klar vor Augen geführt:

      Wer eine Rede hält, ist dafür verantwortlich, was mit der Lebenszeit seiner Zuhörer passiert.

      Wie ist es mit Ihnen? Haben Sie

      ▪ sich als Zuhörer schon mal bei einem Vortrag gelangweilt?

      ▪ überlegt, was Sie hier gerade überhaupt verloren haben?

      ▪ sich öfter gefragt, was der Redner eigentlich wirklich sagen will?

      ▪ sich in Gedanken weit aus dem Veranstaltungsraum entfernt und wenn es nur bis zum eigenen, mit Arbeit voll geräumten Schreibtisch war?

      

      Der Redner hat immer die Wahl

      Warum haben Sie sich dann überhaupt diesen Vortrag angetan? Ich weiß: Sie hatten wahrscheinlich keine Wahl. Sie müssen einen Redner ertragen, weil Sie eigentlich auf den Vortrag des folgenden Redners warten. Oder Sie sind Mitglied im Verein und wollen an der zu erwartenden Diskussion teilnehmen. Oder der Vortrag ist Teil eines Symposiums, das Sie besuchen (müssen). Oder Ihr Chef hat Sie dorthin gesetzt. Wenn Sie schon keine Wahl haben – der Redner hätte eine. Wenn aber der Redner seine Chance nicht nutzt, Sie als Zuhörer zu begeistern, dann kann ich nur sagen:

      Unstraffe Reden sind Missbrauch von Lebenszeit!

      Unstraffe Reden kosten Geld

      Dagegen muss etwas getan werden. Denn jede Rede, die anderen Menschen Lebenszeit raubt, kostet Geld. Und das ist eben immer dann der Fall, wenn Menschen durch schlechte Reden demotiviert, gelangweilt oder einfach von der Arbeit – oder auch ihrer wohlverdienten Freizeit – abgehalten werden. Spaßeshalber habe ich einfach mal ein kleines, lustiges Rechenbeispiel aufgesetzt – und damit sicherlich nur einen minimalen Ausschnitt aus all den Fällen gewählt, in denen Lebenszeit alles andere als kostenneutral missbraucht wird:

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      Laut der Angaben bei Wikipedia1 lässt sich errechnen, dass in den G8-Staaten jeder arbeitende Mensch im Schnitt circa 35 Euro2 Stundenlohn erhält. Gehen wir von gut 83.000 Firmen in Deutschland aus, die mehr als 50 Mitarbeiter haben. Das waren 2005 beispielsweise insgesamt gut 15 Millionen Mitarbeiter.3 Gehen wir weiter davon aus, dass in einem Viertel dieser Firmen einmal im Jahr Neujahrs- oder Geschäftsberichtsansprachen gehalten werden und dabei etwa die Hälfte der Belegschaft (bleiben 1,875 Millionen) für etwa zwei Stunden mit Reden und Vorträgen von der Arbeit abgehalten werden (da sind Reisezeiten und andere Aufwendungen noch gar nicht hineingerechnet). Gehen wir außerdem davon aus, dass die Hälfte dieser Veranstaltungen (und das ist sicherlich noch freundlich geschätzt) keine straffen Reden beinhalten und die Mitarbeiter (das sind jetzt noch 0,93 Millionen Menschen) einfach nur ihre Zeit absitzen. Dann kommen wir auf folgendes Ergebnis: Unstraffe Neujahrs- oder Geschäftsberichtsansprachen kosten allein die Firmen in Deutschland, die über 50 Mitarbeiter haben, 70 Millionen Euro! Für nix. Jahr für Jahr. Grob geschätzt.

      Derlei Rechenbeispiele lassen sich natürlich vervielfältigen und ausweiten – bis hinein in die Vereinsarbeit oder die Kommunalpolitik. Wer sich damit genauer auseinandersetzen würde, käme wahrscheinlich auf schwindelerregende Summen. Aber von allen Zahlenspielen abgesehen – denken Sie mal an Ihre eigenen Erlebnisse als Zuhörer von Vorträgen: Wie oft haben Sie das Gefühl gehabt, dass Ihre Zeit verschwendet worden ist? Das ist schon ärgerlich, nicht wahr?

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      Reden straffen spart letztlich Geld, denn niemand sitzt gerne unnötig seine teure Zeit ab. Straffe Reden rechnen sich!

      Straffe Reden erkennen Sie selbst

      Ich spreche Sie als Zuhörer an. Und ich spreche Sie als Redner an. Denn im Zweifelsfall sind Sie immer beides im Leben. Jetzt gibt es aber einen sehr interessanten, sehr menschlichen Widerspruch – zwei Seelen, ach, in Ihrer Brust:

      Da gibt es den Zuhörer in Ihnen …

      Als Zuhörer können Sie ganz genau sagen, ob Sie eine Rede gut oder schlecht fanden. Dazu brauchen Sie keine Dialektik studiert zu haben. Sie fühlen sich gut unterhalten, informiert oder angeregt oder eben nicht. Einfach aus dem Bauch heraus.

      Mehr noch – wenn Sie jemand fragt, was Ihnen nicht gefallen hat, können Sie es sogar oft beim Namen nennen:

      ▪ „Das war viel zu viel Inhalt, ich habe mir nichts gemerkt!“

      ▪ „Das hat viel zu lange gedauert, bis der auf den Punkt kam!“

      ▪ „Ich habe überhaupt nicht verstanden, worauf der Redner hinaus wollte!“

      ▪ „Ich habe gar nicht richtig zugehört, das war einfach nur langweilig, eine Floskel nach der anderen.“

      ▪ Oder, oder, oder …

      … und den Redner in Ihnen!

      Aber jetzt kommt es: All das, was Sie als Zuhörer bei anderen Reden Positives erlebt haben, ist vergessen – sobald Sie selbst vor Publikum stehen und Sie all das tun, was Sie sich selbst als Zuhörer niemals verzeihen würden:

      ▪ Sie zählen wirklich alle Aspekte einer Sache auf, um zu überzeugen – was aber für den Zuhörer schwer zu merken ist.

      ▪ Sie halten sich zu lange mit Einleitungen, Begrüßungen und Vorankündigungen auf –


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