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Persönlichkeit führt. Dietmar HanschЧитать онлайн книгу.

Persönlichkeit führt - Dietmar Hansch


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gehören).

       Stressreaktion

       Körperliche Symptome

      Neben Gefühlen und Verhaltensweisen entspringen unseren Erbantrieben auch immer charakteristische körperliche Reaktionen. Die Körperreaktionen, die durch den Aggressions- und den Angstantrieb ausgelöst werden, bezeichnen wir als Stressreaktion. Sie soll uns auf die großen muskulären Anstrengungen vorbereiten, mit denen sowohl Kampf als auch Flucht verbunden sind. In erster Linie müssen hierfür Atmung und Kreislauf »angekurbelt« werden, um die Muskeln mit »Brennmaterial« und Sauerstoff zur Energieerzeugung zu versorgen. Wir empfinden plötzlich Luftknappheit und Enge im Brustkorb, was uns zu tiefem und schnellem Atmen anhält; das Herz beginnt zu jagen, der Blutdruck steigt und die Muskelspannung erhöht sich.

      Andere Organsysteme werden in ihrer Leistung heruntergeregelt, weil ihre Funktion in der unmittelbaren Notsituation nicht gebraucht wird. Dies betrifft das Verdauungssystem: Mundtrockenheit, Blähungen oder auch der Drang, Darm und Blase zu entleeren, können die Folge sein. Der Sexualantrieb wird verständlicherweise gedämpft, aber auch das Immunsystem wird »heruntergefahren«: Mit Fieber kämpft oder flieht es sich nicht gut. Für die Beseitigung der Wundbakterien – bei der das Fieber hilft – ist noch Zeit, wenn man die schutzgebende Höhle erreicht hat.

       Psychische Symptome

      Auf der psychischen Ebene erleben wir natürlich die von den genannten Antrieben erzeugten Erbgefühle: Ärger und Wut in dem einen Fall oder Angst und Furcht in dem anderen. Es kommt zu einer Konzentration aller Funktionen und Energien auf die Auslöser des Aggressions-beziehungsweise Fluchtantriebs. Wir erleben dies als »mentale Einengung« oder »Tunnelblick«: Das Bedrohliche nimmt unseren gesamten Wahrnehmungshorizont ein und verdrängt alle anderen Aspekte der Situation. Die höheren psychischen Funktionen – sachliches und systematisches Nachdenken – sind gestört oder abgeschaltet. War dies in den körperlichen Bedrohungssituationen unserer Vorfahren ein Vorteil, so schlägt uns das in Konfrontation mit den überwiegend geistigen Problemanforderungen unserer Zeit zum Nachteil aus: Wir verlieren schnell den Überblick, unser Verhalten wird hektisch. Die Chancen, unsere Probleme zu lösen, sinken dadurch noch mehr, was in einem Teufelskreis den Stress nur weiter verstärkt.

       Dauerstress ist ungesund

      Chronischer Stress, der nicht ausreichend von Phasen der Entspannung abgelöst wird, kann auf vielfältige Weise zu Gesundheitsstörungen führen. Da die mobilisierte Energie nicht mehr körperlich abgebaut wird, entstehen Bluthochdruck und als Folge davon Verengungen der Blutgefäße (»Arterienverkalkung«). Bei kritischen Gefäßverengungen sterben die versorgten Organe oder Teile davon ab. Ist das Herz betroffen, kommt es zur Angina Pectoris (Engegefühl und Schmerz im Brustkorb) oder gar zum Herzinfarkt (Teile des Herzmuskels gehen zu Grunde). Ist das Gehirn betroffen, resultiert ein Schlaganfall mit Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen.

       Die möglichen Folgen

      Um Frust zu kompensieren und sich ein falsches und trügerisches Entspannungsgefühl zu verschaffen, werden ungesunde Verhaltensweisen entwickelt: zu hoher Konsum von Tabletten, Alkohol und Drogen oder übermäßiges Essen. Oft resultiert daraus Übergewicht, was dann zum sogenannten »Metabolischen Syndrom« führen kann: Der Gehalt des Blutes an Zucker, Fett und Harnsäure steigt (die möglichen Folgen: Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörung, Gicht). In Verbindung mit dem Bluthochdruck werden hierdurch die Schäden an den Blutgefäßen und die genannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich verschlimmert.

      Darüber hinaus kann es bei chronischem Stress zu funktionellen Störungen vieler Organsysteme kommen sowie zu einer erhöhten Infektanfälligkeit. Aber auch psychische Probleme werden durch Dauerüberlastung gefördert. Das durch den Tunneleffekt eingeengte Denken verfängt sich leicht in den Teufelskreisen negativistischen Grübelns und erzeugt so Angststörungen oder Depressionen.

       Macht-, Status- und Kontrollantrieb

      Wo immer Tiere in Gruppen zusammenleben, kommt es zur Herausbildung sozialer Strukturen, aus denen sich so etwas wie eine Rangordnung ergibt. Geradezu sprichwörtlich geworden ist die »Hackordnung« der Hühner: Alle kämpfen reihum miteinander und fortan gehen die Unterlegenen den Siegern aus dem Weg. Das trägt entscheidend dazu bei, das soziale Leben möglichst »reibungsfrei« zu organisieren.

       Hohe Rangposition: gute Chancen für viele Nachkommen

      Aus Sicht des Einzelindividuums dient es der Ausbreitung der eigenen Gene, nach einer möglichst hohen Rangposition zu streben. Ranghohe haben einen besseren Zugriff auf attraktive Sexualpartner zur Zeugung von Nachkommen und auf materielle Ressourcen, um diese dann auch »durchzubringen«. Im Prinzip trifft dies auch auf uns Menschen zu: Aus dem Harem des marokkanischen Kaisers Mulai Ismail des Blutrünstigen etwa gingen an die 900 Kinder hervor. Bei vielen Menschen ist das Streben nach einem hohen Sozialstatus, der Wunsch, »Karriere« zu machen, sehr ausgeprägt – insbesondere bei manchen Männern ist es das Lebensthema schlechthin.

       Besitzstreben

      Auch das Besitzstreben ist teilweise durch den Drang nach gesellschaftlichem Aufstieg und Macht motiviert: Reichtum verschafft sozialen Einfluss und Luxusgüter können als Statussymbole dienen, die den hohen sozialen Rang nach außen kenntlich machen (z.B. der Ferrari vor der Tür oder die Rolex am Handgelenk). Die entsprechenden Erbgefühle aus diesem Komplex von Antrieben sind beispielsweise: Machtgier und Kontrollwünsche, Stolz, Neid (es spornt uns an, wenn Konkurrenten an uns vorbeiziehen) und Schadenfreude (die uns dazu drängt, den Konkurrenten »eins auszuwischen«).

       Bereitschaft zur Unterordnung (bei Misserfolg)

       Die Überlebens strategie der Schwachen

      Für Individuen, die infolge mangelnder Begabung keine Chance haben, in der Konkurrenz um hohe Rangplätze erfolgreich zu sein, stellt sich die Situation anders dar. Anstatt sich in aussichtslosen Kämpfen zu erschöpfen, ist es sinnvoller, die eigenen Chancen dadurch zu verbessern, dass man sich den Beistand der Mächtigen etwa durch Anbiederung sichert.

       Moralisch zweifelhafte Gefühle sind normal

      Sollten Sie also die beschriebenen Erbgefühle und Verhaltensneigungen bei sich spüren – akzeptieren Sie das und bekennen Sie sich dazu. Sie verhindern damit, dass es Ihnen geht wie den Patienten von Sigmund Freud im 19. Jahrhundert. Damals waren die Moralnormen, vor allem bezogen auf die Sexualität, derart streng und rigide, dass sich viele Menschen ihre natürlichen Wünsche auf diesem Gebiet nicht eingestehen mochten. Eine so massive Verleugnung der eigenen Natur konnte nicht gutgehen und trug zu einer Vielzahl psychosomatischer Beschwerden bei.

      Sie sind heute in einer bedeutend besseren Situation. Zum einen sind Moralnormen heute sehr viel laxer. In jeder Talkshow kann man entspannt über die bizarrsten sexuellen Praktiken plaudern und es gilt das Motto: Gute Menschen kommen in den Himmel und schlechte schaffen es überall hin (in Abwandlung eines bekannten Buchtitels). Zum anderen wissen Sie, was zu Zeiten Sigmund Freuds noch nicht so klar war: Die Erbantriebe, Ihre »Natur«, das ist nur eine Seite Ihrer Persönlichkeit. Es gibt noch eine andere, wichtigere Seite, die von kulturellen Inhalten bestimmt ist. Es liegt in Ihrer Hand, kulturell geprägte Antriebe und entsprechende Motivationen zu entwickeln, die stärker sind als Ihre Erbantriebe.

       Eine entwickelte Persönlichkeit zeichnet sich nicht dadurch aus, dass sie keine negativen Impulse hat. Vielmehr ist sie sich ihrer negativen Seiten bewusst und zeigt einen souveränen Umgang damit: Man kann negative Impulse ausleben, wenn es niemandem weh tut, man muss sie willentlich unterdrücken oder durch kulturelle Motivationen aufwiegen, sobald Schaden daraus entsteht.

       Erbgefühle akzeptieren

      Sollten


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