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Von den Einrichtungen der Klöster. Johannes CassianusЧитать онлайн книгу.

Von den Einrichtungen der Klöster - Johannes Cassianus


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Kleidung eines Mönches sei der Art, daß sie bloß den Körper deckt, die beschämende Nacktheit bekleidet und die quälende Kälte entfernt, nicht aber diene sie der Eitelkeit und Ueberhebung. Deßhalb mahnt der Apostel: „Wenn ihr Nahrung und Bedeckung habt, so seid zufrieden!”5 Er sagt „Bedeckung”, nicht „Gewänder”, wie in einigen lateinischen Exemplaren nicht ausdrücklich enthalten ist, und meint damit Kleider, welche den Leib bedecken, ohne durch ihre Schönheit zu schmeicheln, so werthlos, daß sie weder durch auffallende Farben noch durch kunstvollen Schnitt vor denen der übrigen Männer dieses Berufes sich auszeichnen, einerseits fern von besonderer Sorgfalt, anderseits aber auch wieder nicht verunstaltet durch Schmutz, der wie aus anscheinender Sorglosigkeit zur Schau getragen wird. Schließlich sollen sich die Kleider der Mönche darin von denen der Weltleute unterscheiden, daß sie in ihrer Form stets unverändert bleiben, und daß sie bei dem Einen genau dieselben sind wie bei den Anderen. Denn was immer unter den Dienern Gottes Einer oder Wenige sich herausnehmen, was nicht allgemein in der ganzen Genossenschaft festgehalten wird, das ist entweder überflüssig oder übermüthig und darum für schädlich zu erachten, indem es mehr das Aussehen der Eitelkeit als der Tugend hat. Und deßhalb müssen wir alle diejenigen Einzelheiten als überflüssig und unnütz ausscheiden, welche weder von jenen heiligen Alten auf uns gekommen sind, die den Grund zum Klosterleben gelegt, noch von den Vätern unserer Zeit, welche die Einrichtungen jener in getreuer Ueberlieferung jetzt noch befolgen. So haben sie das härene Bußgewand, wenn es Allen sichtbar und offen getragen wurde, durchaus mißbilligt, weil es auf diese Weise dem Geiste nicht nur keinen Vortheil bringen, sondern sogar der eitlen Überhebung zur Nahrung dienen kann, und weil es ferner für die Ausübung der nothwendigen Handarbeit, zu welcher der Mönch stets bereit und ungehindert sein muß, untauglich und unschicklich ist. Wenn wir dennoch hören, daß Einzelne sich dieses Gewandes bedient haben, ohne Mißbilligung zu erfahren, so dürfen wir daraus keine Regel für die Klöster herleiten noch viel weniger an den alten Einrichtungen der Väter rütteln wollen, weil wir glauben, einzelne Männer, welche besonderer Tugendübung wegen sich Dieß herausnahmen, deßhalb nicht tadeln zu sollen, weil sie nicht nach der allgemein giltigen Regel gehandelt haben. Denn einer allgemeinen, für Alle geltenden Vorschrift darf die Ansicht Weniger nicht vorgezogen werten. Jenen Einrichtungen und Regeln müssen wir mit unbedingtem Vertrauen und unerschütterlichem Gehorsame in allen Stücken anhangen, nicht welche der Wille Weniger eingeführt, sondern welche durch die Länge der Zeit geheiligt und von so vielen heiligen Vätern übereinstimmend bis in die Gegenwart festgehalten worden sind. Sicherlich darf das für uns im gewöhnlichen Leben nicht maßgebend sein, wenn erzählt wird, daß ein gottloser König von Israel, von den Schaaren der Feinde umlagert, ein härenes Gewand auf seinem Leibe habe sichtbar werden lassen, als er seine Kleider zerriß, oder daß die Niniviten sich in rauhe Bußgewänder hüllten, um das göttliche Strafgericht abzuwenden, das der Prophet ihnen verkündigt hatte; denn es ist offenbar, daß jener es verborgen unter seinen Kleidern trug, so daß es von Niemand hätte gesehen werden können, wenn er sein Obergewand nicht zerrissen hätte; diese aber trugen das Bußkleid zu einer Zeit offen, als Alle insgesammt über den bevorstehenden Untergang der Stadt trauerten, und darum konnte Niemand auffällig erscheinen, indem Alle dasselbe Gewand trugen. Das Aussergewöhnliche erregt nämlich nur dann Anstoß, wenn es aus Ueberhebung hervorgeht.

      4. Die Kapuze (cucullus) der Ägyptier.

      

      Die Kleidung der ägyptischen Mönche hat einige Eigenthümlichkeiten, welche weniger die Sorge für den Körper bezwecken, als vielmehr Spiegelbilder der Sitten sein sollen, um so die Einfalt und Unschuld ihrer Lebensweise auch in der Kleidung beständig Tag und Nacht festzuhalten. Sie tragen nämlich ganz kleine bis zum Nacken reichende Kapuzen, die nur das Haupt bedecken. Dieß thun sie, damit, während sie die Kleidung der Kinder nachahmen, sie stets daran denken sollen, auch die Unschuld und Einfalt der Kinder zu bewahren. Darum singen sie, zur Kindheit, die Christus verlangt, zurückgekehrt, zu allen Stunden mit Inbrunst und Andacht: „Herr! Nicht ist mein Herz stolz, noch sind meine Augen erhoben, noch habe ich gewandelt in Großem und Wunderbarem, was über mir ist: fürwahr, demüthig ist mein Sinnen, und meine Seele erheb’ ich nicht, wie das entwöhnte Kind ist bei der Mutter.6

      5. Das Untergewand der ägyptischen Mönche.

      

      Sie ziehen ein leinenes Untergewand (colobium) mit Ärmeln an, welche kaum bis zu den Ellenbogen herabreichen; im Übrigen lassen sie die Arme unbedeckt. Der Umstand, daß ihnen die Aermel gleichsam abgeschnitten sind, soll sie mahnen, für immer von den Händeln und Werken dieser Welt losgerissen zu bleiben; und das Linnengewand, das sie umhüllt, soll sie erinnern, daß sie von allem irdischen Verkehr abgeschnitten sind, und auf diese Weise sollen sie täglich auf den Apostel hören, der ihnen sagt: „Tödtet euere Glieder, welche über der Erde sind!”7 Ferner soll ihnen diese Kleidung zurufen: „Ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen in Christo.”8 Und wiederum: „Ich lebe zwar, aber nicht ich, es lebt aber in mir Christus; denn mir ist die Welt gekreuzigt, und ich der Welt.”9

      6. Die Armschnüren (rebrachiatoria).

      

      Sie tragen auch zweifache Schnüren aus wollenem Faden gewoben, welche die Griechen ναβολαί [anabolai], wir aber Schurzgürtel oder Schlingen zum Aufziehen der Gewänder nennen können. Dieselben laufen oben vom Nacken herab und am Halse nach den Seiten hin getheilt schlingen sie sich um beide Hüften, schürzen die weiten und langen Gewänder herauf und schließen dieselben enger an den Körper. Auf diese Weise werden die Arme frei, und die Mönche können ungehindert ihre Handarbeit verrichten, wozu sie der Apostel mit den Worten ermahnt: „Nicht bloß mir, sondern auch Denen, welche bei mir sind, haben diese Hände gedient, und wir haben von Niemand Brod umsonst gegessen, sondern in Mühe und Beschwerde haben wir Tag und Nacht gearbeitet, um Keinem zur Last zu fallen;”10 und: „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.”11

      7. Das Schultergewand (mafors).

      

      Sodann bedecken sie Hals und Schultern mit einem engen Mäntelchen, welches in unserer wie in ihrer Sprache „mafors” heißt. Sie thun Dieß sowohl aus Bescheidenheit in der Kleidung als aus Sparsamkeit; denn sie sparen hier durch die Ausgaben für die weiten und theuren Mäntel und halten eben darum auch die Eitelkeit von sich fern.

      8. Das Ziegenfell.

      

      Als letztes Kleidungsstück ist zu erwähnen das Ziegenfell, welches „melotes vel pera“ genannt wird, und ausserdem noch ein Stab. Solches tragen sie, um die Begründer des Klosterlebens im alten Bunde nachzuahmen. Von diesen sagt bekanntlich der Apostel: „Sie wandelten umher in Ziegenfellen, arm, bedrängt, verunglimpft; die Welt war ihrer nicht werth; sie irrten umher in den Einöden, in Gebirgen und Schluchten, in den Höhlen der Erde.“12 Dieses Gewand aus Ziegenfell bedeutet, daß sie ihre Glieder gegen alle fleischlichen Lüste abtödten und mit dem höchsten Ernste sich in der Tugend befestigen sollen, und daß Nichts mehr von dem Ungestüm und der Leidenschaft der Jugend und der früheren Wankelmüthigkeit an ihrem Leibe Platz haben darf.

      9. Der Stab.

      

      Daß jene Männer des alten Bundes einen Stab zu führen gewohnt waren, das zeigt uns z. B. Elisäus, wenn er seinen Diener Giezi ausschickt, um den Sohn eines Weibes zum Leben zu erwecken, und zu ihm spricht: „Nimm meinen Stab, geh’ eilig hin und lege ihn auf das Angesicht des Knaben, auf daß er lebe.“13 Er hätte Dieß gewiß nicht thun können, wenn er nicht die Gewohnheit gehabt, den Stab in seiner Hand zu tragen. Das Führen des Stabes aber hat den geistigen Sinn, daß die Mönche in so vielen Versuchungen, welche sie wie Hunde anbellen, und unter


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