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Die kleine Stadt. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Die kleine Stadt - Heinrich Mann


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      Heinrich Mann

      Die kleine Stadt

      Roman

      Heinrich Mann

      Die kleine Stadt

      Roman

      Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2021

       EV: Insel-Verlag, Leipzig, 1909

       1. Auflage, ISBN 978-3-962818-51-7

      null-papier.de/714

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      Inhaltsverzeichnis

       An­mer­kun­gen zur Be­ar­bei­tung

       I.

       II.

       III.

       IV.

       V.

      Dan­ke

      Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

      Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

      Ihr

       Jür­gen Schul­ze

      Schreib­wei­se und In­ter­punk­ti­on des Ori­gi­nal­tex­tes wur­den über­nom­men; of­fen­sicht­li­che Druck­feh­ler wur­den kor­ri­giert.

      Die Or­tho­gra­fie wur­de der heu­ti­gen Schreib­wei­se be­hut­sam an­ge­gli­chen.

      Grund­la­ge die­ser Ver­öf­fent­li­chung sind fol­gen­de Aus­ga­ben:

       Auf­bau-Ver­lag, Ber­lin, 1961

       In­sel-Ver­lag, Leip­zig, 1909

      Der Ad­vo­kat Be­lot­ti trat schwän­zelnd an den Tisch vor dem Café »Zum Fort­schritt«, wisch­te mit dem Ta­schen­tuch um sei­nen kur­z­en Hals und sag­te er­stickt:

      »Die Post hat wie­der Ver­spä­tung.«

      »Ja­wohl«, mach­ten Apo­the­ker und Ge­mein­dese­kre­tär; und da nichts Tat­säch­li­ches mehr zu sa­gen blieb, schwie­gen sie.

      Der Rei­sen­de warf hin:

      »Ihr wird doch nichts zu­ge­sto­ßen sein?«

      Die an­de­ren stie­ßen un­wil­lig den Atem aus. Der Leut­nant der Ca­ra­bi­nie­ri leg­te mit Nach­sicht, weil es sich um einen Frem­den han­del­te, die große Si­cher­heit der Stra­ßen dar. Zwei sei­ner Leu­te be­glei­te­ten stets zu Pfer­de die Post, und nur ein­mal hat­ten sie ein­zu­grei­fen ge­habt. Da­mals woll­te ein Bau­er sei­nen Platz nicht be­zah­len und zog ge­gen den Kut­scher das Mes­ser.

      »Sol­che Leu­te ha­ben we­nig Er­zie­hung«, er­klär­te der Leut­nant.

      »Ein lang­wei­li­ges Hand­werk, das eure«, rief der Apo­the­ker Ac­qui­sta­pace mit sei­ner bra­ven Stim­me.

      »Be­trun­ke­ne aus dem Gra­ben zie­hen und eine ent­lau­fe­ne Kuh zu­rück­scheu­chen. Als wir da­bei wa­ren, ging’s an­ders zu. Wie, Ge­vat­ter Achil­le?«

      Der Wirt rief von drin­nen: »Zu­ge­gen.«

      Er stampf­te her­aus, stütz­te die Last sei­nes Bau­ches auf eine Stuhl­leh­ne und war­te­te mit of­fe­nem Mun­de, worin die Zun­ge um­her­roll­te.

      »Wie, mein Al­ter?« und der Apo­the­ker klopf­te ihn auf den Bauch, »vor un­se­ren Fü­ßen ist man­che Gra­na­te ge­platzt. In Bez­zec­ca war’s, als gleich bei uns bei­den der Ge­ne­ral Ga­ri­bal­di sel­ber stand. Die Gra­na­te platzt, wir sprin­gen zu­rück, ver­steht sich; der Ge­ne­ral aber rührt sich nicht; er sieht in den Dampf, als ob er sinnt. ›Kei­ne Furcht, Freun­de‹, sagt er zu uns, und, Achil­le, wir hat­ten kei­ne mehr.«

      »Das ist die rei­ne Wahr­heit«, sag­te der Wirt; und mit Wucht: »Der Ge­ne­ral war ein Löwe.«

      »Er war ein Löwe«, wie­der­hol­te der an­de­re Alte, fuhr mit der Hand durch sei­nen rie­sen­haf­ten Schnauz­bart und sah alle von oben an. Plötz­lich mach­te er sich klein und tat eine Ge­bär­de, als strei­chel­te er ein Kind.

      »Aber auch ein En­gel war er: ja, un­wis­send in man­chem, wie ein En­gel. Man­ches ge­sch­ah, wie, Ge­vat­ter? was er nie er­fah­ren hat. Alle wuss­ten, dass je­ner Nino ein Weib war, nur der Ge­ne­ral nicht.«

      Der Ad­vo­kat Be­lot­ti frag­te: »War er ei­gent­lich ein schö­nes Weib, je­ner Nino?«

      Der Apo­the­ker zisch­te lei­se. »Sol­che Frau­en gibt es nicht mehr! Und als ihr Ge­lieb­ter ge­fal­len war, da kam’s her­aus, dass sie eine war. Aber sie ver­ließ uns dar­um nicht. Hat­te sie nun ihn nicht mehr, um des­sent­wil­len sie mit­ge­zo­gen war, hat­te sie doch uns alle. Und uns alle hat sie ge­liebt!«

      Sei­ne brau­nen Hun­deau­gen ju­bel­ten in der Erin­ne­rung. Der Wirt lach­te laut­los, dass sein Bauch den Stuhl um­her­warf. Sein Sohn, der schö­ne Alfò, war her­zu­ge­tre­ten, der jun­ge Sa­vez­zo mit frisch ge­brann­ten Lo­cken vom Bar­bier her über den Platz ge­kom­men; – und alle, alle hat­ten, wie der Alte en­de­te, ein nei­di­sches Ge­sicht.

      Gleich dar­auf er­in­ner­ten sie sich, dass die Ge­schich­te sehr alt war und dass sie alle, so­gar der Rei­sen­de, sie kann­ten, wie sie die Hüh­ner­lu­cia kann­ten. Ihre Stun­de war da: schon klap­per­ten ihre Holz­schu­he in der Gas­se ne­ben dem Café. Mit ih­rem Ge­ga­cker, das lau­ter war als das der Hen­nen, mit ih­rer Nase, die schär­fer war als die Hüh­ner­schnä­bel, flü­gel­schla­gend mit ih­ren lan­gen Ar­men, scheuch­te sie das Fe­der­vieh zum Brun­nen und ließ es aus der Pfüt­ze trin­ken. Die Kin­der kreisch­ten um sie her, stie­ßen sie, zupf­ten an ihr und spran­gen vor Lust, wenn die Alte in ih­ren bun­ten Lap­pen wie ein großes ma­ge­res Huhn kopf­los kreuz und quer flat­ter­te. Rings­um gin­gen Fens­ter­lä­den auf; an der Ecke schräg vor dem Café dräng­ten über den Ar­ka­den des Rat­hau­ses drei Be­am­te sich in eins der al­ten Pfei­ler­fens­ter; die di­cke Mama Pa­ra­di­si sah aus ih­rem Hau­se her­ab; da­hin­ten im Cor­so so­gar streck­te Rina, die klei­ne Magd des Ta­bak­händ­lers, den Kopf her­aus, und dem Ad­vo­ka­ten Be­lot­ti schi­en es, dass sie ein neu­es Hals­tuch tra­ge. Er über­leg­te nicht ohne Un­ru­he, wer ihr nun das wie­der ge­schenkt ha­ben kön­ne. In­zwi­schen schloss die Klei­ne ihr Fens­ter, Mama Pa­ra­di­si das ihre; die Hüh­ner­lu­cia und all ihr Lärm wa­ren bis mor­gen da­hin in die Gas­se; und der Platz schlief wei­ter in sei­ner wei­ßen Son­ne, wink­lig be­leckt von den Schat­ten. Der des Palaz­zo Tor­ro­ni, am Ein­gang des Cor­so, lief spitz hin­über zum Dom, und vor der buck­li­gen Kir­chen­front mal­ten die bei­den säu­len­tra­gen­den Lö­wen ihr schwar­zes Ab­bild aufs Pflas­ter. Wild­ge­zackt sprang der Schat­ten des Glock­en­tur­mes bis an den Brun­nen vor. Ne­ben dem Turm aber wich das Dun­kel zu­rück, tief in den Win­kel, worin man das Haus des Kauf­man­nes Man­ca­fe­de wuss­te. Kaum dass die Um­ris­se sei­ner Fens­ter zu er­ken­nen wa­ren; – hin­ter ei­nem stand aber si­cher auch jetzt, wie sie im­mer dort stand, die Un­sicht­ba­re, das Rät­sel der Stadt: Evan­ge­li­na Man­ca­fe­de, die nie­mals aus­ging und den­noch al­les wuss­te, was ge­sch­ah, es frü­her


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