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Der Diwan. Mohammad Schemsed-Din Hafis HafisЧитать онлайн книгу.

Der Diwan - Mohammad Schemsed-Din Hafis Hafis


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      Was für eine seltne Gnade

      War es, welche deiner Feder

      Alle Dienste unsrer vor’gen

      Freundschaft aufgezählet hat?

      Mit der Spitze dieser Feder

      Hast du einen Gruß geschrieben,

      Nie soll das Gebäu der Erde

      Bleiben ohne deine Schrift! –

      Nimmer sag’ ich: du hast Unrecht,

      Meiner dich noch zu erinnern,

      Denn es wird dir vom Verstande

      Nie ein Fehler aufgemerkt.

      Dankbar für des Himmels Leitung

      Darfst du mich noch nicht verachten,

      Weil das Schicksal dich vor allen

      Angesehn und groß gemacht.

      Komm, ich will mit deinen Locken

      Auf beständig mich verbinden,

      Wenn ich dann den Kopf verliere,

      Hanget er an deinem Fuß.1

      Einstens wird dein Herz von unsrem

      Gram und Leiden unterrichtet,

      Zu der Zeit, wenn Tulpen blühen,

      Aus vermodertem Gebein.2

      Von den Locken hat der Ostwind

      Jeder Rose viel erzählet,

      Wann ließ doch der Nebenbuhler

      Diesen Schwätzer ins Harem?

      Labe meine durst’ge Seele,

      Nur mit einem Tropfen Hefen,

      Weil man dich aus Dschemschid’s Becher

      Mit den Fluten Chiser’s tränkt.3

      Sieh! mein Herz steht vor der Türe,

      Halt es doch in Preis und Ehren,

      Schon deshalben, weil der Himmel

      Keine Qualen dir geschickt.

      Überall sind Hinterhalte,

      Gehe du nicht zu verwegen,

      Von der Straße des Verderbens

      Flieget sonst der Staub dir an.

      Ostwind; gleich dem Herren Jesus4

      Fröhlich seien deine Zeiten!

      Denn Hafisens wunde Seele

      Ward durch deinen Hauch geheilt.

      1Ein sehr zusammengedrängtes Bild, das auseinandergesetzt so heißen würde: Lass mich meinen Kopf an dein Haar anbinden, dann wird denselben nichts davon trennen, eh’ würde er vom Körper als vom Haare loslassen; dein Haar ist lang und geht bis an die Fersen, mein Kopf wird stets an deine Fersen anschlagen.

      2Die den Gräbern entsprossenen Blumen: Rosen aus dem Staube schöner Augen, Lilien aus schlanken Leibern, und aus Liebe verbrannten Herzen, Tulpen mit Brandmalen. Im Westen hat der Genius diese orientalische Idee nirgends so schön, so himmlisch erhaben dargestellt als in Rafaels Himmelfahrten, wo Blumen den leeren Särgen entsprossen.

      3Chisers Fluten sind der Quell des Lebens, Dschemschid’s Becher das Symbol der Herrlichkeit und Macht.

      4Das Wehen des Ostwinds ist wundertätig, wie der Hauch des Herren Jesus. Die Kraft, Wunder zu wirken, die Mitteilung eines höheren Geistes geschieht, nach den Begriffen der Morgenländer, durch das Anhauchen. Daher der Hauch bei der Wasserweihe in der Karwoche; noch heute hauchen die Scheiche der Derwische ihre Schüler an, ihnen den Geist des Ordens mitzuteilen.

      LXXIII.

      Außer deiner Schwelle hab’ ich

      Keinen Zufluchtsort,

      Außer deiner Türe leg’ ich

      Nirgends hin mein Haupt.

      Wenn der Feind den Säbel ziehet,

      Werf’ ich weg den Schild,

      Keinen andern Säbel kenn’ ich

      Als das Wehgeschrei.

      Warum soll ich von der Schenke

      Wenden mein Gesicht?

      Auf der ganzen Erde gibt es

      Keinen bessern Weg.

      Wirft in meinen Lebensspeicher

      Einen Brand das Los,

      Sage zu der Flamme, brenne,

      Ich verliere nichts.

      Ich bin ein getreuer Sklave

      Des Narzissenaugs,

      Das im Rausch des Übermutes

      Keinen angeschaut.

      Überall seh’ ich die Straße

      Von Gefahr umstrickt,

      Außer deinen Locken weiß ich

      Keinen Zufluchtsort.

      Herr der Schönheit! reite langsam

      Mit gehaltnem Zaum,

      Denn es ist am Wege keiner,

      Der nicht Klagen hat.

      Tue keinem was zu Leide,

      Tu sonst, was du willst,

      Außer dieser gibt es keine

      Sünde im Gesetz.

      Unrecht liegt mit offnen Flügeln

      Auf der ganzen Stadt,

      Wo ist dann des Wuchses Bogen

      Wo der Pfeil des Augs?1

      Gib den Herzensschatz Hafisens

      Nicht dem Haar und Mal;

      Denn nicht alle Schwarze wissen

      Sorglich umzugehen.2

      1Wo ist denn der Rächer des unterdrückten Rechtes! Die Ungerechtigkeit liegt wie ein ungeheurer Raubvogel mit ausgebreiteten Flügeln auf der Stadt. Wo ist Pfeil und Bogen, dieselbe zu verscheuchen? Wo der Pfeil der Wimpern meines Geliebten? Wo der Bogen seiner Brauen?

      2Haar und Mal sind zwei Mohren; wie man weiß, sind an den Höfen des Morgenlandes die Schatzhüter gewöhnlich schwarze Eunuchen, welche das Kostbarste, nämlich die Kleinodien des Reichs und des Harems bewahren. Hafis warnet sich selbst, seinen Herzensschatz nicht aufs Geratewohl den beiden Schwarzen, dem Haar und Mal, anzuvertrauen, weil nicht alle Schwarzen damit sorglich umzugehen wissen.

      LXXVII.

      Lang ist’s, dass der Sehnsucht Flamme

      Tief in meinem Innern ist,

      Dass vom brennenden Verlangen

      Brust und Herz zerstöret ist.

      Lebenswasser ist ein Ausfluss

      Von dem Zuckermund des Freundes,

      Während dass die Sonn’ ein Abglanz

      Seines Mondgesichtes ist.

       Und von meinem Geiste blies ich

      Adam einen Odem ein;1

      Dieser Vers erklärt mir, wie

      Ich und er nur eines ist.

      Die Geheimnisse der Liebe

      Siehet


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