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Der Diwan. Mohammad Schemsed-Din Hafis HafisЧитать онлайн книгу.

Der Diwan - Mohammad Schemsed-Din Hafis Hafis


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es gehen kluge Vögel

      Nicht ins Netz und in die Schlinge.

      Wer belehrt mich, warum diese

      Dunkeln Augen, hohe Formen,

      Diese vollen Mondsgesichter

      Mir so gar nicht hold sein wollen!

      Deiner Schönheit fänd’ ich wahrlich

      Gar nichts anders auszusetzen,

      Als dass insgemein die Schönen

      Nichts von Treu’ und Liebe wissen.

      Für den Umgang mit den Freunden,

      Für die Gunst des Glückes dankbar,

      Sei auch eingedenk der Fremden,

      Die durch Heid’ und Wüsten streifen.

      Was ists Wunder, wenn im Himmel,

      Durch Hafisens Lied gewecket,

      Zu dem Lautenspiele Suhres1

      Der Messias Reigen tanzet?2

      1Suhre oder Sohre auf Arabisch, auf Persisch Nahid (Anaitis), der weibliche Genius des Morgen- oder Abendsterns, ehemals ein tugendhaftes Weib auf Erden, welches die in menschlicher Gestalt die Erde durchpilgernden Engel Harut und Marut umsonst zu verführen sich bemühten. Diese wurden zur Strafe in einem Brunnen bei Babylon an den Füßen in Ketten aufgehangen, Suhre aber zur Belohnung ihrer Tugend unter die Sterne versetzet, wo sie als himmlische Venus auf der Laute die Melodien spielt, nach denen die Sphären tanzen.

      2Der Messias oder nach Sudi Hasreti Issa, der Herr Jesus.

      X.

      Unser Scheich wallte gestern

      Aus dem Bethaus in die Schenke.

      O ihr frommen Männer, saget,

      Was ist uns forthin zu raten?

      Wie doch können wir, die Jünger,

      Das Gesicht zur Kaaba wenden,

      Wenn der alte Vater Scheich

      Selber in die Schenke gehet!

      Ei so lasset mit dem Wirte

      Uns gemeine Sache machen!

      Denn so wars von Ewigkeiten

      In das Schicksalsbuch geschrieben.

      Sieh, ein Windhauch in die Locken

      Hat die Welt für mich verfinstert!

      Dieses also ist der Nutzen,

      Den mir deine Locken bringen.

      Ruhe hatte sich mein Herz

      In dem Netze aufgefangen,

      Sieh, da rollten auf die Locken,

      Und entflohen war die Beute.

      Wüsste der Verstand, wie selig

      Herzen in den Locken ruhen,

      O! es würden die Verständ’gen

      Unsrer Bande wegen närrisch.

      Einen Vers vom Schönheitskoran

      Hat mir dein Gesicht enthüllet.

      Deshalb atmen meine Verse

      Hohe Schönheit, reine Anmut.

      Können meine Feuerseufzer

      Und die Gluten meines Busens,

      So die ganze Nacht durch brennen,

      Nicht dein steinern Herz bewegen!

      Sieh, Hafisens Seufzer-Pfeile

      Sind zum Himmel aufgeflogen,

      Haben Mitleid mit demselben,

      Fürchte dich vor meinen Pfeilen.

      XI.

      Wer überbringet das Gesuch

      Den Freunden des Sultanes?

      Vom Bettler wende nicht den Blick,

      Für deine Herrschaft dankbar.

      Ich flücht’ vom Nebenbuhler, der

       Des Teufels ist, ich flüchte

      Zu meinem Gott, vielleicht dass Er

      Durchs Feuer ihn verzehret.

      Du steckst die ganze Welt in Brand,

      Wenn deine Wangen leuchten,

      Sag an, was hast du denn davon,

      Dass du nicht milder herrschest?

      Geliebte, was für Formen sind

      Dem Liebenden erschienen!

      Welch ein Gesicht, dem Monde gleich,

      Und Wuchs, gleich der Zypresse!

      Ich hoffe ganze Nächte lang,

      Dass mit dem Hauch des Morgens

      Mir eine Kunde kommen wird

      Von meinen trauten Freunden.

      Wenn deine schwarzen Wimpern dir

      Zum Blutvergießen winken,

      So denke, dass sie Schelme sind,

      Lass dich ja nicht verführen.

      Es blutet längst mein armes Herz

      Durch deine Zauberaugen.

      O meine Teure, blicke her,

      Wie du mich hast ermordet!

      Hafis! wenn jetzt im Trennungsstand

      Dein Herz sich schon verblutet,

      Was harret sein, wenn einst Genuss

      Dasselbe soll beglücken.

      XII.

      Wo ist, was recht und gut ist, wo?

      Wo ich Betrunkener, wo?

      Ha! Welch ein Unterschied ist nicht

      Im Weg von wo zu wo!

      Wie reimet sich die Trunkenheit

      Mit der Schamhaftigkeit?

      Wo ist das Wort des Predigers,

      Schalmei’ngetöne, wo?

      Die Zelle und das Gleisnerkleid

      Verließ schon längst mein Herz;

      Wo ist der wackre alte Wirt

      Und reiner Nektar, wo?

      Ach! des Genusses Tag ist hin,

      Gesegnet sei er mir!

      Wo ist die süße Schmeichelei

      Des Liebchens Zürnen, wo?

      Ach! Was versteht vom Angesicht

      Des Freunds, des Feindes Herz!

      Wo ist ein ausgelöschtes Licht,

      Und Sonnenschimmer, wo?

      Weil deiner Türe Schwellenstaub

      Des Auges Schminke wird,

      So sage, wo ich bleiben soll

      Vor dieser Türe, wo?

      Betrachte nicht ihr Apfelkinn!

      Im Wege liegt ein Brunn,

      Wohin mit dieser Last mein Herz?

      Wo wirst du halten, wo?

      XIII.


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