Tivaro in Gefahr. Merlin T. SalzburgЧитать онлайн книгу.
dem Unterricht machte Tivaro sich schleunigst auf den Heimweg, denn um eins wollte Otto da sein. Tivaro kam gegen halb eins zuhause an, als gerade das Telefon klingelte. Es war Otto. »Ich fahre jetzt los zu euch«, kündigte er sich an.
»Ja, bis gleich«, freute sich Tivaro und legte den Hörer wieder auf.
Sabrina kam in die Diele gehüpft. »Wer war denn dran?«, fragte sie neugierig.
»Das war Otto. Der fährt jetzt los.«
»Aha«, machte Sabrina nur.
»Otto bleibt auch über Nacht«, ließ Tivaro wissen.
»Also, ich finde den Otto ganz nett«, bekannte Sabrina. »Wollen wir dann auch Kniffel oder Mensch-Ärgere-Dich-Nicht spielen?«
»Du spielst mal besser mit deinen Freundinnen. Der Otto kommt heute nur mich besuchen. Mich ganz allein«, betonte Tivaro. »Männertreffen, kapiert?«
»Ach übrigens, ich war heute Morgen schon in unserem neuen Garten«, fiel Sabrina plötzlich ein.
»Im Garten«, äffte Tivaro seine Schwester nach. »Und? Erdbeeren gesät?«, fragte er scheinheilig.
»Nö, noch nicht, aber unser Garten ist ganz schön groß«, schwärmte Sabrina.
»Wie groß ist er denn so?«, wollte Tivaro wissen.
»Groß genug für alles. Federball oder Tischtennis oder ...«
»Basketball oder Fußball«, ergänzte Tivaro entzückt.
»Und es gibt auch einen Brunnen und eine coole Hütte. Die hat sogar Beleuchtung.«
»Wasser und Strom – wie geil!«, freute sich Tivaro.
»Und ich darf da auch Teeparties veranstalten«, bemerkte Sabrina.
»Super!«, sagte Tivaro ironisch. Ihm gefiel es gar nicht, dass seine jüngere Schwester so viel mit dem neuen Garten zu tun haben wollte.
»Und den Otto lade ich dann auch ein.« Sabrina lächelte vergnügt.
»Ja, geht’s noch? Jetzt mal nur so unter uns, Schwesterchen. Magst du den Otto vielleicht?«, wollte Tivaro wissen.
»Nun ja, nett ist er schon«, fand Sabrina.
»Findest du ihn jetzt einfach nur ‚nett’?«, bohrte Tivaro weiter.
Sabrina wurde rot. »Das geht dich gar nichts an!«, entschied sie.
»Tja, ich wusste es doch!« frohlockte Tivaro. »Und ich weiß auch schon genau was du willst. Du willst, dass ich den Otto mit dir zusammenbringe, oder dass ich ihn frage, ob er dich auch ‚mag’ und so. Nee, das läuft nicht.« Tivaro machte eine ablehnende Handbewegung. Dann fügte er hinzu: »Außerdem ist Otto zwei Jahre älter als du.«
»Na und, die Frau des Hausmeisters aus unserer Schule ist sogar zehn Jahre jünger als ihr Mann«, entgegnete Sabrina. Als sie gerade ihren Satz beendet hatte, klingelte es an der Haustür. Otto trat ein.
»Hi, Otto!«, riefen Tivaro und Sabrina fast gleichzeitig.
»Hi, Sabrina!« Die beiden konnten sich nur kurz grüßen.
»Na, Kumpel!«, sagte Tivaro und zog Otto sogleich an seiner Schwester vorbei und führte ihn über die Treppe in sein Zimmer.
»Es gibt Neuigkeiten«, sagte Tivaro. Als er die Tür geschlossen hatte, erzählte er seinem Freund von dem Überfall auf die Volksbank und der hohen Belohnung. Dann zeigte er Otto den Steckbrief auf seinem Computerbildschirm.
»Das ist ja spannend, Mann. Und das steht schon im Internet?« fragte Otto interessiert.
»Nein, das Bild kommt von meinem Smartphone. Das habe ich am PC angeschlossen«, sagte Tivaro nicht ganz ohne Stolz und setzte sich auf seinen Computerstuhl.
»Wieso haben die Bankräuber denn ein Taxi genommen?« fragte Otto. »War das ein richtiges Taxi?«
»Gute Frage, Otto«, warf Tivaro ein. »Vielleicht war es ja geklaut? Die Räuber werden damit sicher nicht lange herumfahren. Wahrscheinlich wissen die längst, dass die Polizei nach einem Taxi mit zwei Männern sucht.«
»Schade, dass nicht gestern schon schulfrei war. Dann wären wir vielleicht zur rechten Zeit am richtigen Ort gewesen. Oder wie das heißt«, fügte Otto hinzu.
»Ja, wir zwei wären ein gutes Team gewesen«, pflichtete Tivaro ihm bei. »Wir auf Verbrecherjagd!« Dann stand Tivaro auf und ging zur Tür. »Ich habe die DVD schon eingelegt. Der dritte Teil von Fluch der Karibik läuft gut zweieinhalb Stunden lang.«
»Wie geil! Ist FSK 14, nicht?«, fragte Otto beiläufig.
»Ja«, bestätigte Tivaro. »FSK 14. Was ist?«
»Du weißt aber, dass ich zwöllf bin«, meinte Otto.
»Zwinge ich dich denn, den Film bei mir zu sehen?«, fragte Tivaro listig. »Den guckst du doch sicher ganz freiwillig, und FSK ist doch freiwillige Selbstkontrolle. Das heißt, du kontrollierst selbst, ob du den Film nun sehen willst oder nicht, stimmt’s?«
»Du hast ja Recht«, gab Otto zu. »Ich habe übrigens was zum Knabbern mitgebracht.« Aus seinem Rucksack kramte er zwei Tüten Paprikachips und ein Paket Schoko-Linsen hervor.
»Und zu Trinken haben wir auch noch Cola in meiner Kiste«, fügte Tivaro hinzu.
Im Wohnzimmer lümmelte Sabrina auf dem Sofa und sah sich wieder den Schwammkopf an.
»Geh doch in dein Zimmer Teletubbies gucken!«, schlug Tivaro nicht sehr freundlich vor. »Otto und ich sehen uns jetzt was richtig Starkes an. Was für echte Kerle. FSK ab 16, stimmt’s Otto?«
Otto nickte nur irgendwie bestätigend. »Glaub’ schon«, sagte er einfach.
»Das sage ich Mama, wenn sie wieder da ist«, rief Sabrina.
»Ja, komm du nur in unseren neuen Garten, du Petze! Da haben nämlich nur ich und meine Freunde Platz. Und deine Teeparties kannst du sowieso vergessen«, drohte Tivaro ernst.
Sabrina setzte ein finsteres Gesicht auf und verschwand in ihrem Mädchenzimmer.
»Oh, jetzt schmollt Sie.« Tivaro verzog scheinbar traurig sein Gesicht. »Die sind wir erstmal los«, freute er sich dann, warf sich auf das Sofa und bot Otto den Platz in der Ecke ihm gegenüber an.
»Setz dich doch!« Tivaro griff in eine Getränkekiste, die neben dem Sofa stand und angelte zwei Flaschen Cola heraus. »Hier!«, sagte er und reichte Otto eine davon. Der hatte es sich bereits in der Ecke bequem gemacht.
»Erzähl doch, von was für einem Garten redet Sabrina da?«, fragte Otto.
»Ach, das erkläre ich dir später«, lenkte Tivaro ab. »Hat doch Zeit. Du bist ja noch lange hier.«
»Dann mal Film ab!«, orderte Otto vorfreudig.
Tivaro nahm die Fernbedienung vom Tisch und richtete sie auf den großen, breiten Bildschirm. »Läuft!«, bestätigte er und sogleich startete der Film.
Als Elise vom Tutti-Frutti zurückkehrte, war der Film bereits zu Ende. Doch die Jungen saßen noch immer auf der Wohnzimmercouch und spielten über die Konsole Fußball gegeneinander.
»Hallo, Otto!«, begrüßte Elise den Gast freundlich und nickte auch Tivaro zu. »Was habt ihr Jungs denn heute Nachmittag Schönes gemacht. Nur Spielekonsole? Nicht vielleicht Tischtennis im Keller?« Etwas Hoffnung schwang in ihrer Stimme mit.
»Wir haben ferngesehen«, erzählte Tivaro.
»Immer nur rumsitzen und glotzen ist doch nichts«, meinte Elise sanft. »Tischtennis macht euch doch auch Spaß. Oder Darts«, schlug sie vor.
Tivaros Gesicht hellte sich auf. »Ja, dann lasst und jetzt Darts spielen. Die ganze Familie mit Otto.« Tivaro hatte wirklich plötzlich Lust dazu.
Die Dartscheibe hing draußen