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Sammelband 5 eisenharte Western Juni 2019. Pete HackettЧитать онлайн книгу.

Sammelband 5 eisenharte Western Juni 2019 - Pete Hackett


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rollt die Kutsche von selbst.“

      Dreek schüttelte bekümmert den Kopf.

      „Das ist ja das Gefährliche an der Sache“, erwiderte er. „Die Bremsen sind nicht mehr die besten. Sie sehen ja, dass die Pferde keine Kraft mehr haben. Wenn nur eins strauchelt, werden alle von der Kutsche überrollt. Das wäre das Ende der Reise, Mr. Calhoun.“

      Tom nickte.

      „Ja, Sie haben recht“, sagte er. Dann wandte er sich um und ging zurück. Am Wagenschlag blieb er stehen und lehnte sich mit der Schulter dagegen. Sein Blick schweifte über das weite Land. Er hatte das Gefühl, dass die Augen der Insassen der Kutsche auf seinen Rücken gerichtet waren. Und er wusste, dass ihre Gedanken ihm nichts Gutes verhießen. Aber Tom baute auf Weaver, der oben auf dem Bock saß. Er glaubte, dass wenigstens das Mädchen und der Spieler wissen mussten, dass der alte Mann auf seiner Seite stand. Wie groß mochte wohl das Interesse des Mädchens an dem Geld sein? War sie vielleicht auch bereit, um es zu bekommen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen?

      Mit einem plötzlichen Ruck wandte er sich um und sah, dass er sich nicht geirrt hatte. Sie starrten ihn alle an.

      Auf dem Gesicht des Spielers breitete sich ein hämisches Grinsen aus.

      „Wir sind wirklich eine nette Gesellschaft“, sagte er höhnisch. „Jeder von uns weiß, dass er auf einem Pulverfass sitzt. Trotzdem kommt keiner auf den Gedanken, etwas zu verändern.“

      „Wirklich?“, meinte Tom.

      Das Mädchen starrte auf seine zitternden Hände.

      „Worüber habt ihr vorhin gesprochen?“, fragte Tom schnell.

      Lola Starr hob den Blick.

      „Worüber sollen wir gesprochen haben?“, fragte Sam Cory.

      „Das wollte ich ja von Ihnen wissen. Aber vielleicht sollte ich Ihnen vorher noch etwas erklären.“

      „Ich habe nichts dagegen. Fangen Sie an!“, forderte der Spieler.

      „Jeden, der nach der Tasche greifen sollte, werde ich rücksichtslos erschießen.“

      „Können Sie Ihre ewigen Anschuldigungen nicht lassen, Mr. Calhoun?“, fragte das Mädchen.

      „Sie irren. Miss. Das war keine Anschuldigung. Nur eine Warnung, die jeder ernst nehmen sollte.“ Tom wandte sich ab und ging wieder zu den Pferden. Mit der Hand strich er über das nasse Fell des einen Tieres und spürte, wie sehr es zitterte.

      „Zehn Minuten müssen wir noch warten“, meinte Dreek. „Ich glaube nicht, dass die Bande in der Nähe ist.“ Tom ging zurück.

      „Konntest du Monk bei den Reitern, die wir sahen, erkennen?“, fragte er Ben Warthon.

      „Ich glaube ja“, erwiderte der Gefangene. Dann hob er die Hände mit der klirrenden Kette dazwischen hoch und sagte: „Wenn Sie mir diese verdammten Dinger abnehmen und mir eine Waffe geben, werde ich Ihnen helfen, das Geld nach Shelton Falls zu bringen!“

      „Hör auf, Ben. Wie stellst du dir das vor? Ich habe jetzt schon nicht genug Augen und Hände, um alles zu sehen und rechtzeitig verhindern zu können. Ich kann mir nicht noch zusätzlich Arbeit machen. Welchen Preis wolltest du dafür verlangen?“

      „Ich möchte nur, dass Sie glauben, was ich gesagt habe.“

      „Das ist leider nicht viel, Ben“, sagte Tom und wandte sich wieder um. Die Büsche waren nun schon nicht mehr zu erkennen.

      „Ich denke, dass wir es jetzt versuchen können“, sagte der Fahrer. „Calhoun, steigen Sie ein. Und noch etwas: Dass das verlorene Pferd auf Ihre Rechnung geht, ist doch klar!“

      „Ich werde es dem Richter sagen, wenn wir in Shelton Falls sind.“

      Tom stieg ein und zog hinter sich den Schlag zu. Dann setzte er sich wieder auf seinen Platz. Er blickte sie der Reihe nach an. Das Gewehr lag auf seinen Knien.

      Ein Rucken ging durch die Kutsche. Langsam setzte sie sich in Bewegung. Das Knarren der Räder wurde immer wieder vom Knirschen der Bremsen unterbrochen. Dreek musste den Fuß ununterbrochen auf den langen Bremshebel stellen, um die Fahrt zu verlangsamen.

      Tom blickte wachsam auf beiden Seiten der Kutsche aus den Fenstern. Nichts geschah.

      *

      Sie waren nicht lange gefahren, da hatten sie den Fuß des Hügels erreicht. Nun musste der Fahrer die Peitsche knallen lassen, um die Pferde in Bewegung zu halten.

      Sie waren etwa zehn Minuten unterwegs, als der Spieler sagte: „Es scheint, als hätten die Banditen augenblicklich keine Zeit. Wahrscheinlich sind sie unterwegs, um Verstärkung zu holen.“

      „Schon möglich“, gab Tom ruhig zurück.

      „Was meinen Sie, wie lange es dauern könnte, bis sie Helfer gefunden haben?“

      „Sicher nicht lange, Cory. Wir werden es sehen.“

      Nach weiteren zehn Minuten rief Weaver plötzlich: „Leute, die Station!“

      Als Tom aus dem Fenster blickte, sah er den Schatten eines hohen Palisadenzaunes auftauchen. Dahinter war ein geducktes Dach zu sehen.

      „Harper, mach auf!“, rief der Fahrer vom Bock.

      Das Tor schwang knarrend auf. Rumpelnd fuhr die Kutsche in den Stationshof. Hinter ihr wurde das Tor wieder geschlossen. Das Gefährt kam zum Stehen, und Tom Calhoun stieg aus. Vom Tor kam der grauhaarige Simon Harper. In seiner Linken hatte er eine Parkerbüchse.

      „Über die Gäste, die ich dir heute bringe, kannst du dich freuen“, knurrte der Fahrer. „Den da kennst du schon. Es ist Tom Calhoun; er vertritt zur Zeit Marshal Clayburn. Sieh dir die Tasche in seiner Hand an. Simon. Achtzehntausend Dollar sind drin.“

      Ben Warthon stieg aus. Leise klirrte die Kette zwischen seinen Händen.

      „Und das hier ist sein Gefangener“ redete der Mann weiter. „Er ist fast noch ein Kind. Der Zufall machte ihn zum Banditen.“

      „Was für ein Zufall?“, fragte Tom sanft.

      „Das ist doch gleich. Irgendein Zufall, Calhoun. Man sieht es ihm an, dass er nicht zum Verbrecher geboren ist.“

      Tom wandte sich ab und ging auf das Haus zu, als er ein dünnes Husten hörte. Aus dem offenen Türrechteck fiel eine breite Lichtbahn. In ihr stand Harpers Tochter. Sie lächelte, als sie Tom Calhoun erkannte und kam schnell auf ihn zu.

      „Hallo, Anny“, sagte Tom und gab ihr die Hand. „Seitdem wir das letzte mal hier waren, hört mein Sohn John nicht mehr auf, von Ihnen zu schwärmen.“ Er ließ ihre Hand los.

      „Ich freue mich, Tom.“

      „Darf ich Ihnen Miss Starr vorstellen, Anny? Das ist Mr. Cory.“'

      Anny Harper gab Lola Starr und dann dem Spieler die Hand.

      „Sie reisen zusammen?“, fragte sie. Lola Starr und der Spieler schauten sich an. Anny Harper wurde von ihrem Vater gerufen und wandte sich ab.

      Tom Calhoun lächelte den Spieler an.

      „Er glaubt, dass wir uns von früher kennen“, meinte Sam Cory.

      „Ich bin fest davon überzeugt, Cory“, erwiderte Tom, ehe er sich abwandte und zum Haus hinüberging. Er trat durch die noch immer offenstehende Tür. Vor ihm erstreckte sich ein langer Raum, in dessen Vordergrund ein großer Tisch mit Stühlen stand. Im Hintergrund hingen mehrere Decken, die den langen Raum teilten. Eine davon war zurückgeschlagen. So konnte Tom die eisernen Bettgestelle sehen, die in dem Schlafraum standen.

      *

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