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Die großen Reden der Weltgeschichte. Martin KaufholdЧитать онлайн книгу.

Die großen Reden der Weltgeschichte - Martin Kaufhold


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Freunde! Römer! Hört mich an:

      Begraben will ich Caesar, nicht ihn preisen.

      Was Menschen Übles tun, das überlebt sie,

      das Gute wird mit ihnen oft begraben.

      So sei es auch mit Caesar! Der edle Brutus

      Hat Euch gesagt, dass er voll Herrschsucht war;

      Und war er das, so wars ein schwer’ Vergehn,

      und schwer hat Caesar auch dafür gebüßt.

      Hier, mit des Brutus Willen und der Andern,

      (Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann,

      Das sind sie alle, alle ehrenwert)

      Komm ich, bei Caesars Leichenzug zu reden.

      Er war mein Freund, war mir gerecht und treu:

      Doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war,

      und Brutus ist ein ehrenwerter Mann.

      Er brachte viel Gefangne heim nach Rom,

      wofür das Lösegeld den Schatz gefüllt.

      Sah das der Herrschsucht wohl an Caesar gleich?

      Wenn Arme zu ihm schrien, so weinte Caesar:

      Die Herrschsucht sollt’ aus härterm Stoff bestehn.

      Doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war,

      und Brutus ist ein ehrenwerter Mann.

      Ihr alle saht, wie am Lupercus-Fest

      Ich dreimal ihm die Königskrone bot,

      die dreimal er geweigert. War das Herrschsucht?

      Doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war,

      und ist gewiss ein ehrenwerter Mann.

      Ich will, was Brutus sprach, nicht widerlegen,

      Ich spreche hier von dem nur, was ich weiß.

      Ihr liebtet all’ ihn einst nicht ohne Grund:

      Was für ein Grund wehrt euch, um ihn zu trauern?

      O Urteil, du entflohst zum blöden Vieh,

      der Mensch ward unvernünftig! – Habt Geduld!

      Mein Herz ist in dem Sarge hier bei Caesar,

      Und ich muss schweigen, bis es mir zurückkommt.

      …

      Noch gestern hätt’ umsonst dem Worte Cäsars

      Die Welt sich widersetzt: nun liegt er da,

      und der Geringste neigt sich nicht vor ihm.

      O Bürger! Strebt ich, Herz und Mut in Euch

      zur Wut und zur Empörung zu entflammen,

      so tät ich Cassius und Brutus Unrecht,

      die Ihr als ehrenwerte Männer kennt.

      Ich will nicht ihnen Unrecht tun, will lieber

      dem Toten Unrecht tun, mir selbst und Euch,

      als ehrenwerten Männer wie sie sind.

      Doch seht dieses Pergament mit Caesars Siegel:

      Ich fands bei ihm, es ist sein letzter Wille.

      Vernähme nur das Volk dies Testament,

      (Das ich, verzeiht mir, nicht zu lesen denke)

      Sie gingen hin und küssten Cäsars Wunden,

      und tauchten Tücher in sein heil’ges Blut,

      ja bäten um ein Haar zum Angedenken,

      und sterbend nennten sie’s im Testament,

      und hinterließens ihres Leibes Erben

      zum köstlichen Vermächtnis.

      …

      Seid ruhig, liebe Freunde! Ich darf’s nicht lesen;

      Ihr müsst nicht wissen, wie Euch Caesar liebte.

      Ihr seid nicht Holz, nicht Stein, Ihr seid ja Menschen;

      Drum, wenn Ihr Caesars Testament erführt,

      Es setzt’ in Flammen Euch, es macht’ Euch rasend.

      Ihr dürft nicht wissen, dass Ihr ihn beerbt;

      Denn wüsstet Ihrs, was würde draus entstehen?

      …

      Wollt Ihr Euch wohl gedulden? Wollt Ihr warten?

      Ich übereilte mich, da ichs Euch sagte.

      Ich fürcht’, ich tu den ehrenwerten Männern

      Zu nah, von deren Dolchen Caesar fiel;

      Ich fürcht’ es.

      …

      So zwingt Ihr mich, das Testament zu lesen?

      Schließt einen Kreis um Caesars Leiche denn,

      Ich zeig Euch den, der Euch zu Erben machte.

      Erlaubt Ihr mirs? Soll ich hinuntersteigen?

      …

      Wofern Ihr Tränen habt, bereitet Euch

      Sie jetzo zu vergießen. Diesen Mantel,

      Ihr kennt Ihn alle; noch erinnr’ ich mich

      des ersten Males, dass ihn Caesar trug,

      in seinem Zelt, an einem Sommerabend -

      er überwand den Tag die Nervier –

      hier schauet! Fuhr des Cassius Dolch herein;

      seht, welchen Riss der tück’sche Casca machte!

      Hier stieß der vielgeliebte Brutus durch.

      Und als er den verfluchten Stahl hinwegriss,

      schaut her, wie ihm das Blut des Caesar folgte,

      als stürzt’ es vor die Tür, um zu erfahren,

      ob wirklich Brutus so unfreundlich klopfte.

      Denn Brutus, wie Ihr wisst, war Caesars Engel. –

      Ihr Götter, urteilt, wie ihn Caesar liebte!

      Kein Stich von allen schmerzte so wie der.

      Denn als der edle Caesar Brutus sah,

      warf Undank, stärker als Verräterwaffen,

      ganz nieder ihn: da brach sein großes Herz,

      und in den Mantel sein Gesicht verhüllend,

      grad am Gestell der Säule des Pompeius,

      von der das Blut rann, fiel der große Caesar.

      O meine Bürger, welch ein Fall war das!

      Da fielet Ihr und ich; wir alle fielen

      Und über uns verlockte blut’ge Tücke.

      O ja! Nun weinet Ihr, und ich merk’, Ihr fühlt

      Den Drang des Mitleids: dies sind milde Tropfen.

      Wie? Weint Ihr, gute Herzen, seht Ihr gleich

      nur unsers Caesars Kleid verletzt? Schaut her!

      Hier ist er selbst, geschändet von den Verrätern.

      …

      Seid ruhig, meine Bürger!

      …

      Ihr guten lieben Freund’, ich muss Euch nicht


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