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Die Römer. Reinhard PohankaЧитать онлайн книгу.

Die Römer - Reinhard Pohanka


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Die Eroberung des Mittelmeerraumes

       (264–134 v. Chr.)

      Die Geschichte Karthagos

      Es ist verständlich, dass die umgebenden Mächte den raschen Aufstieg Roms zur Regionalmacht mit Sorge verfolgten. Besonders das Reich der Karthager war sich bewusst, dass es auf Grund seiner geographischen Nähe über kurz oder lang mit Rom in Konflikt kommen musste.

      Die Stadt Karthago15 war von den Phönikiern, die von der syrischen Küste des Mittelmeeres stammten, gegründet worden. Diese hatten im 9. und 8. Jahrhundert v. Chr. begonnen, Siedlungen rings um das Mittelmeer zur Förderung des Handels anzulegen, traten aber nicht als Eroberer auf, sondern konzentrierten sich auf die Herstellung von Handelsverbindungen. Mit der Rolle als Händler war auch ihre Aufgabe der Verbreitung der Hochkultur des Nahen Ostens verbunden, sie brachten die Buchstabenschrift und die Bronzebereitung mit Kupfer und Zinn zu den Völkern, stellten die begehrte Purpurfarbe her und waren führend in der Glasproduktion.

      Als die Griechen begannen, Kolonien im Mittelmeerraum einzurichten und diese in Konflikt mit den phönikischen Handelsniederlassungen kamen, gelang es der Stadt Karthago im heutigen Tunesien, die phönikischen Kolonien zu vereinigen und zu einem Handelsreich zusammenzufassen. Dennoch konnten die Karthager nicht verhindern, dass sie von den Griechen aus dem östlichen Mittelmeer verdrängt wurden, sie fassten aber Fuß auf Sizilien, Sardinien, den Balearen und besonders an der spanischen Küste. Die Karthager richteten hier ein Handelsmonopol ein, sperrten die Straße von Gibraltar für fremde Schiffe und sandten maritime Expeditionen bis in den Golf von Guinea aus.

      Der Verfassung nach war Karthago aristokratisch geprägt, zwei Beamte (Suffeten), ein regierender Rat von 30 Personen und der Senat mit 300 Mitgliedern beherrschten den Staat, der auch Feldherren für mehrere Jahre bestellen konnte. Der Reichtum Karthagos machte es nicht nötig, sich militärisch auf die eigenen Bürger zu stützen; vielmehr bestanden, die karthagischen Heere zum Großteil aus angeworbenen Söldnern aus der gesamten antiken Welt.

      Erstmals griffen die Karthager 480 v. Chr. in die Politik ein, als sie mit dem gleichzeitigen Angriff des Perserkönigs Xerxes auf Griechenland (Schlacht bei den Thermopylen und bei Salamis) versuchten, die Griechenstädte Italiens zu bedrohen, aber von Gelon von Syrakus und Theron von Agrigent bei Himera besiegt wurden. Erst nach 413 v. Chr. begannen sie ihr Territorium auf Kosten der Griechen in Sizilien zu erweitern und konnten bis auf Syrakus die ganze Insel unter ihre Kontrolle bringen.

      Die Kriege gegen Karthago

      Die Ursachen

      Dass die Römer im Laufe ihrer Geschichte mit den Karthagern in Konflikt kommen würden, ergab sich aus den Einflussgebieten, welche beide Mächte für sich beanspruchten. Nachdem Rom die italische Halbinsel unterworfen hatte und am Sprung nach Sizilien stand, welches Karthago für sich beanspruchte, mussten sich an dieser Stelle die beiden Kontrahenten begegnen und ihren Kampf, der nicht nur um die Kontrolle Siziliens sondern um die Herrschaft im westlichen Mittelmeer ging, austragen.

      Wie bei vielen großen Konflikten entsprang der Erste Punische Krieg einer kleinen Ursache. Kampanische Söldner aus Oskien waren vom syrakusanischen Herrscher Agathokles (361/260–289 v. Chr.) angeworben worden und standen nach dessen Tod ohne Aufgabe und ohne Sold in Sizilien. Zur Durchsetzung ihrer Forderungen bemächtigten sie sich der Stadt Messana (Messina) und hier glaubten sich die Marmertiner (Marssöhne) genannten Söldner dauerhaft einrichten zu können. Sie wurden aber 269 v. Chr. von Hieron II. von Syrakus (306–215 v. Chr.) am Fluss Longinus in einer Schlacht besiegt und riefen die Karthager zu Hilfe. Allerdings zerstritten sie sich auch mit diesen und wurden in der Folge von Syrakusanern und Karthagern in Messana belagert und wandten sich an die Römer, die darin eine Gelegenheit sahen, einen ersten Stützpunkt in Sizilien zu errichten. Die Römer besiegten schnell die Syrakusaner und schlossen Frieden mit Hieron, die Karthager sahen sich aber in einem wesentlichen Teil ihres Reiches bedroht und rüsteten zum Krieg gegen die Römer. Diese wiederum konnten sich nicht aus dem Konflikt lösen, da sie sonst fürchten mussten, dass die gerade niedergeworfenen Bundesgenossen in Italien dies als Schwäche auslegen würden und sahen außerdem hier eine gute Gelegenheit, ihr Gebiet wesentlich zu erweitern16.

      Der Erste Punische Krieg (264–241 v. Chr.)

      Den ersten Schritt setzten die Karthager (auch Punier genannt), die ein großes Heer nach Akragas (Agrigent) führten. Hier erschienen 262 v. Chr. die Römer, eroberten und zerstörten die Stadt, die Bewohner wurden in die Sklaverei verkauft. Es war für den Senat in Rom absehbar, dass man einen Krieg gegen eine Seemacht wie Karthago nicht allein an Land führen konnte, daher baute Rom mit Hilfe der unteritalischen Griechenstädte eine erste römische Flotte auf. Den Mangel an Erfahrung in Seegefechten konnte man mit der Erfindung des corvus (Enterbrücke) ausgleichen, mit dessen Hilfe die römischen Seesoldaten feindliche Schiffe entern und so den Landkrieg an Bord der karthagischen Schiffe tragen konnten. Mit dieser Flotte konnten sie vor Mylae (Milazzo) 260 v. Chr. einen ersten Sieg gegen die karthagische Flotte erringen, 259 v. Chr. wurde auch Korsika in Besitz genommen. Der nächste Schritt sollte ein Angriff auf das Kernland des Gegners sein, dazu wurde die karthagische Flotte am Vorgebirge Eknomus 256 v. Chr. ausgeschaltet und es erfolgte eine Landeoperation auf karthagischem Gebiet in Nordafrika. Hier wurde aber der römische Konsul M. Atilius Regulus auf fremdem Terrain besiegt und mit seinem Heer gefangengenommen, in der Folge verloren die Römer in zehn Jahren vier Flotten in Seegefechten. In Sizilien hatte inzwischen Hamilkar Barkas den Oberbefehl über die karthagischen Truppen übernommen und konnte sich in Lilybaeum und Drepanum (Trapanis) halten. Der Konflikt schien auf einen langen, erschöpfenden Stellungskrieg hinauszulaufen, als die Römer nochmals ihre Kräfte zusammenfassten, eine neue Flotte bauten und die Schiffe der Punier 241 v. Chr. bei den Ägatischen Inseln vor der Westküste Siziliens versenkten. Darauf willigte Karthago noch im selben Jahr in einen Frieden ein und lieferten Sizilien und die Liparischen Inseln mit einer Reparationszahlung von 3000 Talenten in Gold den Römern aus. Sizilien wurde nicht in das System der Bundesgenossen aufgenommen, sondern direkt von Rom als Provinz (provincia) verwaltet. 237 v. Chr. konnte nach einem Söldneraufstand im geschwächten Karthago auch Sardinien von den Römern besetzt werden, das gemeinsam mit Korsika zur zweiten Provinz ernannt wurde. Rom hatte in seinem Besitzstreben damit erstmals über die italische Halbinsel hinausgegriffen.

      Während Rom gegen die Karthager kämpfte, baute sich allerdings in seinem Rücken eine neue Gefahr auf. Die Kelten in Oberitalien hatten sich durch Zuwanderung aus dem Norden verstärkt und fielen 225 v. Chr. in römisches Herrschaftsgebiet ein, wurden allerdings bei Telamon (Talamone) in Etrurien vernichtend geschlagen. Die Römer gingen darauf zum Gegenangriff über und eroberten bis 222 v. Chr. die Gebiete zwischen Apennin und Po und überschritten diesen, 222 v. Chr. wurde Mediolanum (Mailand) erobert. Zur Sicherung ihrer Herrschaft legten die Römer nach bewährtem Muster Festungen wie Placentia (Piacenza) und Cremona an und erschlossen das neu gewonnene Gebiet mit der Via Flamina von Rom nach Ariminium (Rimini).

      Auch die Adria sahen die Römer nun als ihre Einflusssphäre an und als der Handel hier von den Kaperschiffen des illyrischen Königs Agron und nach 230 v. Chr. von seiner Tochter und Nachfolgerin Teuta bedroht wurde, entsandte man ein Heer, das Teuta 228 v. Chr. im Ersten Illyrischen Krieg besiegte und die Städte an der Ostseite der Adria bis nach Korkyra (Korfu) unter römischen Schutz stellte. Dies bewährte sich 219 v. Chr. bei der Bedrohung durch Demetrios von Pharos, der im Zweiten Illyrischen Krieg besiegt und vertrieben wurde. Damit hatten sich die Römer eine Operationsbasis an der griechischen Küste geschaffen, die ihnen Jahrzehnte später den Sprung nach Griechenland erleichtern sollte.

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