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Fünfzehn Hunde. Andre AlexisЧитать онлайн книгу.

Fünfzehn Hunde - Andre  Alexis


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viel Zeit. Komm.

      Dann folgte dort das seltsamste Intermezzo in Princes Leben. Er wusste nicht, ob er wach war oder träumte, aber der seltsame Hund hatte seinen geheimen Namen genannt, den Namen, den sein erster Besitzer benutzte: Prince. Sich im Traum von seinem Schlafplatz erhebend, war er noch mit Hermes zusammen und sah sich aufstehen. Er sah Frack, Frick und Max, wie sie nach ihm suchten. Sie liefen vor und neben ihm vorbei, fast durch ihn hindurch. Er konnte kaum der Versuchung widerstehen zu bellen, um sie wissen zu lassen, dass er da war, als ob alles ein Spiel wäre. Aber er bellte nicht. Er folgte Hermes aus dem Versteck und in den High Park. Dort war er plötzlich hellwach, und Hermes war weg.

      Prince dachte, er würde vielleicht noch träumen. Er wollte sehen, ob er noch in dem Wäldchen schliefe, die Schuhe neben sich, auf denen er gerne herumkaute. Aber als er sich dem Lager näherte, rannten Max, Frick und Frack heraus. Prince duckte sich auf der Stelle, die Ohren angelegt, den Schwanz eingeklemmt. Die Hunde sahen ihn nicht. Sie rannten weg, aber Prince spürte die Bedrohung, die von ihnen ausging. Er hatte keinen Zweifel, dass, Traum oder nicht, Hermes die Wahrheit gesagt hatte. Die drei waren mordlüstern. Als er sicher war, dass sie ihn nicht wahrnehmen würden, floh er und begann sein Exil in Panik, Angst und Dunkelheit.

      Die drei Hunde, die aus dem Waldstück gerannt waren, suchten Atticus. Sie hatten sich geeinigt, Majnoun zusammen anzugreifen. Frustriert von Princes mysteriösem Verschwinden, wollten Max, Frick und Frack nichts anderes, als den schwarzen Hund zu Tode beißen. Atticus wartete auf sie an dem Teich, und sie hetzten, als wollten sie eine läufige Hündin besteigen.

      Für Atticus war die Zeit, die er mit Majnoun verbrachte, unangenehm. Denn er verstand Majnoun, und es tat ihm leid, dass der Hund gehen musste. Unter anderen Umständen hätte er Majnoun vielleicht in dem Rudel willkommen geheißen, aber die Dinge waren nun mal, wie sie waren. Atticus rechtfertigte vor sich selbst das, was unabwendbar kommen musste: Ein Rudel brauchte Einheit, und Einheit bedeutete, dass alle die Welt auf die gleiche Weise verstanden oder wenn nicht die Welt, dann zumindest die Regeln. Majnoun war einer, der die neue Art des Denkens, die neue Sprache bereitwillig übernahm. Dieser Hund gehörte nicht zu ihnen.

      Schwarzer Hund, sagte Atticus, kann es ein großartigeres Gefühl geben als das der Zugehörigkeit?

      Nein, sagte Majnoun.

      Und doch, sagte Atticus, befürchte ich manchmal, dass ich dieses Gefühl nicht wieder haben werde, dass ich nie wieder wissen werde, was es heißt, ein Hund unter Hunden zu sein. Dein Denken, schwarzer Hund, es ist ein endloses, totes Feld. Seit der Veränderung bin ich allein mit Gedanken, die ich nicht haben will.

      Ich verstehe, sagte Majnoun. Mir geht es genauso. Aber wir müssen es ertragen, weil wir den Dingen in unserem Kopf nicht entrinnen können.

      Da bin ich anderer Meinung, sagte Atticus. Mit den anderen zusammen sein heißt frei von sich selbst sein. Es gibt keinen anderen Weg. Wir müssen zu den alten Gewohnheiten zurückkehren.

      Wenn wir sie denn finden können, sagte Majnoun.

      In dem Moment tauchten Frick, Frack und Max auf. Max sagte:

      Die große Hündin ist tot.

      Was ist passiert?, fragte Majnoun.

      Sie wurde von einem Rudel anderer Hunde angegriffen. Sie sind jetzt in der Nähe unseres Lagers.

      Wie viele?, fragte Majnoun.

      Viele, sagte Max, aber sie sind nicht so groß wie wir.

      Wir müssen unseren Platz verteidigen, sagte Atticus.

      Frick und Frack liefen vor Majnoun, Max und Atticus links und rechts neben ihm. Kurz vor dem Waldstück drehten die Brüder sich plötzlich um und attackierten Majnoun ohne Vorwarnung. Max und Atticus machten sofort mit. Die Hunde waren schnell und gnadenlos, und obwohl Majnoun versuchte zu entkommen, hatten sie ihn. Die vier bissen ihn und schlugen ihre Zähne in seine Flanken, seinen Hals, die Sehnen seiner Beine, seinen Bauch und seine Genitalien. Wäre es taghell gewesen, der Anblick des blutenden Hundes hätte die Verschwörer befriedigt. Sie wären vielleicht noch erregter gewesen, so berauschend waren der Geschmack des Blutes und das Adrenalin des Mordens.

      Wenn es Tag gewesen wäre und sie etwas weniger aufgeregt gewesen wären, hätten sie sich bestimmt vergewissert, dass Majnoun tot war. Sie fielen über ihn her, bis er keinen Widerstand mehr leistete, bis die Zuckungen seines Körpers aufhörten. Dann ließen sie ihn als vermeintlich tot zurück und liefen in das Wäldchen, um ein neues Leben zu beginnen, das in Wirklichkeit die Obsession war, sie könnten das alte weiterführen.

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