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Bahnfahring. Thomas C. BreuerЧитать онлайн книгу.

Bahnfahring - Thomas C. Breuer


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diesem Zug giltet das Schönes-Wochenende-Ticket nicht.“

      „Bitte achten Sie darauf, einen Fahrschein mit sich zu führen, wenn Sie sich im Zug bewegen.“ (Bei wirklich jeder Bewegung?)

      „Unser Zug wird in Kürze abfahren. Wir bitten alle, die sich auf dem Bahnsteig befinden, einzusteigen!“ (Moment – das war eine Ansage im Zug!)

      „Meine Damen und Herren, wir bitten Sie um Ihr Verständnis, dass wir wegen des in Karlsruhe durchgeführten Personalwechsels noch einmal einen Blick in Ihre Reisedokumente vornehmen möchten.“ (Frisch zurück vom Höflichkeits-Crashkurs.)

      „Wegen eines vorausfahrenden S-Bahn-Zuges ist die Strecke ein bisschen blockiert!“ (Alles eine Frage der Dosis.)

      „Wir werden circa planmäßig eintreffen.“

      „In Rottweil erreichen Sie alle vorhergesehenen Anschlusszüge.“

      Analog dazu: „Dieser Halt ist im Plan ... äh: eingeplant.“

      Bzw.: „Liebe Fahrgäste, nicht aussteigen, die Weiterfahrt des Zuges geht gleich ... weiter.“

      Weiter im Takt: Überhaupt ein Klassiker: Wenn der ICE mitten in der Pampa hält, inmitten von Feldern, Äckern, Wäldern, Wiesen oder Brachlandschaften, ertönt unweigerlich die Stimme im Lautsprecher: „Meine Damen und Herren, das ist noch nicht der Bahnhof Ulm, bitte die Türen geschlossen halten.“ Getoppt wurde das einmal mit: „Unser nächster planmäßiger Halt ist in wenigen Minuten der Hauptbahnhof Hanau.“ Der Zug fuhr noch eine Weile, bremste ab, stand. Stand. Stand. Rechts Wiese, links Wiese. Pause. Lange Pause. Durchsage: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben soeben den Hauptbahnhof Hanau ... verpasst!“

      Die Ansagen des Zugpersonals sind grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Häufig hört man: Der Anschluss wird leider nicht erreicht. Häufiger aber stehen diese Züge noch am Gleis. Generell ist die Statistik der Gegner – deshalb wird bei den Transportleitungen so oft entschieden, Anschlusszüge losfahren zu lassen, damit wenigstens die im Zeitplan bleiben.

      Kommen wir jetzt zum gastronomischen Service, immer wieder für eine Überraschung gut, auch wenn nicht mehr die Mitropa (oder Misanthropa?) für das leibliche Wohl zuständig ist.

      „In München ist die Minibar zugestiegen.“ (Das tönt sportlich. Hüpft aus dem Stand vom Bahnsteig in den Zug. Die Bahn sollte in den mittlerweile geräuschlos daher kommenden Servicewägelchen Beruhigungspillen ins Sortiment aufnehmen für all die, deren Anschlusszug mal wieder leider nicht warten konnte.)

      „Unerwarteterweise haben wir noch freie Plätze in unserem Zugrestaurant.“ (Dieser Ansager hat wohl noch nie dort speisen müssen. Den Schuhbeck habe ich auch schon lange nicht mehr in der Bordküche gesehen.)

      „Im Speisewagen ist leider die Heizung kaputt. Falls Sie ein Getränk einnehmen möchten, bringen Sie ein paar warme Gedanken mit!“

      „Meine Damen und Herren, zwischen Hannover und Wolfsburg verkaufen wir Ihnen heute vorrübergehend eine kleine Zwischenmahlzeit.“ (Drive-by-eating?)

      „In Kassel steigt unsere frische Brezelverkäuferin zu.“ (Ein Evergreen.)

      „Die auf dem Gegengleis zu Schaden gekommene Person ist ein Wildschwein.“ (Speisekartenergänzung?)

      Abschließend noch ein Wort eines Minibaristas: „Habe ich nicht gesagt: Minibar, Servus! Habe ich gesagt: Minibar-Service!“

      Nun zur Abteilung „Warum einfach, wenn’s doch kompliziert geht?“ Eine Durchsage: „Heute konnten wegen Defektes einer Druckmaschine keine Platzreservierungen vorgenommen werden. Reisende mit Platzreservierungen bitten wir, auf Ihrem reservierten Platz Platz zu nehmen. Reisende, die auf diesem Platz sitzen, werden gebeten, diesen zu räumen.“ (Können Sie das bitte wiederholen, wenn möglich, mehrfach?) Oder so:

      „Dieser Zug ist ein Ersatzwagenpark, der in Innsbruck zusammengestellt wurde, weil in Italien gestreikt wird. Deswegen können wir Ihnen leider den gewohnten Komfort nicht bieten. Auch die Sitzplatzreservierung konnte leider nicht vorgenommen werden, weil dieser Zug ein Ersatzwagenpark ist.“

      Mit den elektronischen Reservierungssystemen sind solche Probleme natürlich Makulatur. Jetzt schmiert gleich das komplette System ab. Nachhaltig.

      Manchmal, im Halbschlaf, geht auch schon einmal die Fantasie mit dem Reisenden durch: „In Hamm wird der Zug geteilt. Der vordere Zugteil fährt als ICE 740 weiter nach Köln, der hintere Zugteil startet vom Flughafen Düsseldorf als LH 2490 ohne Halt bis Lanzarote.“

      Warum nicht auch: „Als besonderen Service setzen wir diesen Zug nun in Bewegung.“

      Glorreich wird der Tag, wenn es heißt: „Betrunkene Kinder im Gleisbereich.“

      „Dieser Zug hält in Treis, Cochem, Alf und Wittlich und gerne auch einmal auf offener Strecke zur Aufnahme von Verspätungen.“

      „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich unser Dortmunder Zugteam wegen des Ausscheidens der Borussia gestern in der Champions-League in einer depressiven Grundstimmung befindet.“

      Zurück in die Realität, dort hat sich immerhin der Tonfall geändert, das Zugpersonal wurde anscheinend in Richtung „gefühliges Neusprech“ gebrieft. So entschwebte im Zug zwischen Neustadt/Schw. und Freiburg dem Lautsprecher folgender Wunsch: „Wir wünschen Ihnen eine spannende Reise!“ Und so geht es weiter:„Schönen guten Morgen, Hallo und herzlich willkommen!“ (Oder entsprechend „Tschüss und auf Wiedersehen!“)

      „Der Ausstieg in Schwäbisch-Gmünd heute für Sie auf der linken Seite.“

      „In unserer 1. Klasse werden Sie persönlich von unserem Herrn Klotz bedient.“

      Gegen Ende eine Ansage aus Bonn: „Wegen eines Polizeieinsatzes am Zug erreichen wir Bonn mit einer 10-minütigen Verspätung.“ In Koblenz hingegen heißt es: „ um wenige Minuten verzögern, es müssen noch technische Maßnahmen an einem unserer Fahrzeuge vollzogen werden ... Grund ist, dass der Zug zwischen Düsseldorf und Koblenz beschossen wurde!“

      Oder auch: „Die Abfahrt verzögert sich, wir müssen hier noch einen Vandalismusschaden beseitigen.“ (Und hoffentlich die Vandalen ...)

      Auch diese Ansage habe ich keineswegs geträumt: „Heute wenden wir uns an diejenigen Fahrgäste, die wegen der Verspätung in Siegburg versehentlich in diesen Zug gestiegen sind. Nächste Fahrtmöglichkeit nach Frankfurt ab Köln wäre um 10:38 h.“

      Die südlichen Nachbarn sind auch nicht schlecht: Rapperswil, Schweiz: „Meine Damen und Herren, wegen starker Besetzung müssen wir Sie bitten, auch im Gepäckwagen Platz zu nehmen.“

      In der Münchner S-Bahn: „Wir wünschen einen guten Weiterflug.“

      Und im vollen Zug bei Anfahrt auf den Frankfurter Hauptbahnhof: „Wenn Sie nach vorne durchgegangen wären, hätten Sie auch einen Sitzplatz gefunden.“

      „Dieser Zug endet hier. Wir verabschieden uns von allen Fahrgästen, die dort aussteigen.“

      Oder auch: „Bitte alle aussteigen, der Zug verendet hier.“

      An diese hier aber kommt keine ran: „Eine Durchsage für Herrn Pommer: Ihre Frau wird wahrscheinlich am nächsten Bahnhof aussteigen!“

      Walzehuusebähnli

      Es ist ungemütlich, Februar halt. Parallel zum Gleis die vierspurige Autobahn, die den Geräuschpegel dominiert. Dahinter eine Lärmschutzwand, Böschung, der kleine Rhein, Österreich am anderen Ufer. Das Bähnli sieht aus, als wäre es einst aus einem Kinderkarussell desertiert und seither nicht so recht glücklich geworden. Es bietet nur eine Klasse, und die hat Klasse, und zwar aus Holz. Der Wagenführer muss etwa dreißig Meter von einer Bedienerplattform zur anderen bewältigen. Wer auf die Railbar hofft, hofft vergeblich, obwohl die etwa 24 Sitze schnell bedient wären. Die eher kurze Fahrzeit von sechs Minuten bergauf (und neun zurück), also eher wie beim Kinderkarussell, sollte man lässig ohne Proviant überstehen. Vor allem sollte man nicht müssen müssen,


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