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Giganten. Ernst HofackerЧитать онлайн книгу.

Giganten - Ernst Hofacker


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erlebt er sogar einen unverhofften Karrierehöhepunkt: Anlässlich eines England-Besuchs nimmt er einige Stücke mit englischen Musikern auf. Das Material reicht allerdings nicht für ein ganzes Album. Also wird die zweite Seite von The London Sessions mit zur selben Zeit im Königreich entstandenen Live-Aufnahmen bestückt, darunter das zwölfminütige My Ding-A-Ling. Das Stück, das seit den Fünfzigern zu Berrys Bühnerepertoire gehört, ist zwar nichts besonderes, bietet ihm aber reichlich Gelegenheit zur Interaktion mit dem Publikum. Die Plattenfirma veröffentlicht einen zweiminütigen Zusammenschnitt des launigen Spektakels als Single und landet damit überraschend einen Nr.-1-Hit – Chucks erster überhaupt! Der findet’s prima, lässt sich für seine anspruchslosen Konzerte weiterhin fürstlich entlohnen und ansonsten den lieben Gott einen guten Mann sein.

      Erst 1986 taucht der Altmeister wieder im Scheinwerferlicht der Medien auf. Der Regisseur Taylor Hackford setzt ihm zum 60. Geburtstag ein Denkmal mit dem dokumentarischen Kinofilm Hail! Hail! Rock’n’Roll, der auch ein Konzert des Jubilars im ehrwürdigen Fox Theatre in St. Louis unter der musikalischen Leitung von Keith Richards zeigt. Die interessantesten Szenen darin sind nicht unbedingt die aus dem Konzert, sondern die von den Proben. Man sieht einen genervten Richards und einen zickigen, sturen Berry streiten wie die Kesselflicker – und zwar darum, wie das Intro von Carol nun richtig gespielt wird. Natürlich setzt sich Chuck durch. Und als Richards behutsam Kritik an den Einstellungen von Berrys uraltem Fender-Verstärker äußert, giftet der alte Mann zurück: »Ich bin Chuck Berry, nicht du. Und ich bin 60 Jahre lang mit meinem Setting und mit meiner Musik durchgekommen. Also werde ich daran nichts ändern!« Was können ihm diese weißen britischen Grünschnäbel schon vom Rock’n’Roll erzählen? Inzwischen ist er 83 Jahre alt – und sieht das wohl kein bisschen anders. Go, Chuck, go!

      Empfehlenswert:

      Chuck Berry Is On Top (1959)

      Maybellene liegt gerade vier Jahre hinter ihm, das Gefängnis noch vor ihm, da wirft Chess mit dieser Sammlung von Einzelaufnahmen ein Album auf den Markt, das die Essenz von Chuck Berrys frühem Schaffen darstellt. Fast jeder Song ein Volltreffer: Maybellene natürlich, Carol, Sweet Little Rock’n’Roller, Almost Grown, Little Queenie, Roll Over Beethoven, Around And Around, nicht zu vergessen Johnny B. Goode – alles was gut und erfolgreich war. Dazu weniger Bekanntes, nichtsdestotrotz echte Berrys, etwa Jo Jo Gunne und Hey Pedro, ein beschwingter Ausflug ins Latin-Fach.

      The Definite Collection

      Alles drauf, alles drin – jedenfalls alles, was man auf eine einzelne CD packen kann. 30 Songs, darunter neben den unverzichtbaren Klassikern aus den Fünfzigern auch die Perlen späterer Jahre wie You Never Can Tell oder Promised Land. Wer sich intensiver mit Berrys Werk auseinandersetzen möchte, sollte sich die beiden 4-CD-Box-Sets His Complete 50s Chess Recordings und His Complete Chess Recordings 1960–1966 zulegen.

      Hail! Hail! Rock’n’Roll (DVD)

      Im Jahr 2007, 20 Jahre nach der Uraufführung, erschien dieser knapp zweistündige Film von Taylor Hackford auch auf DVD. Anlässlich des 60. Geburtstags von Chuck Berry entstanden, zeigt er zu etwa gleichen Teilen Interviews mit Berry, dessen Familie und diversen befreundeten Musikern, Aufnahmen der Geburtstags-Konzertgala, die im Fox Thetare von St. Louis stattfand, sowie die im Vorfeld veranstalteten Proben mit einer von Keith Richards geleiteten Band. Neben der packenden Performance des Meisters, unterstützt von Gaststars wie Etta James, Linda Ronstadt, Eric Clapton, Julian Lennon und Robert Cray, überzeugt der Film vor allem durch die authentische Darstellung der Proben, wo es gelegentlich hoch herging. Neben dem eigentlichen Film enthält das 2-DVD-Set reichlich Bonus-Material, darunter eine weitere Stunde mit bislang unveröffentlichtem Material von den Rehearsals, sowie eine ebenfalls 60-minütige Making-Of-Dokumentation. Unbedingt empfehlenswert!

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      WORKING CLASS HERO

      John Lennon – der Beatle, der keiner mehr sein wollte

       Egal konnte er einem nicht sein, das nicht. John Winston Lennon polarisierte. Und John Ono Lennon, wie er sich seit dem 22. April 1969 nannte, erst recht. Für die einen war der Mann mit der Nickelbrille ein Heiliger, für die anderen ein neureicher Spinner. Für subversiv und gefährlich hielt ihn der US-Geheimdienst, die überwältigende Mehrheit der westlichen Jugend hingegen sieht bis heute in ihm den Nobelpreis-verdächtigen Friedenskämpfer und das Genie hinter den Beatles.

      Ob die kleine japanische Hexe ihn nun verzaubert, irregeleitet oder doch nur begleitet hat auf einem Weg, den er ohnehin gegangen wäre – was spielt das für eine Rolle bei einem Vermächtnis, das so stark ist wie Imagine und Strawberry Fields Forever? Fakt ist: Der Mythos Lennon ist heute, 30 Jahre nach dem Tod seines Helden, größer denn je. Ohne weiteres darf man behaupten, dass mindestens neun von zehn Bundesbürgern mit seinem Namen etwas anzufangen wissen. Und nicht nur die. Wo westliche Kultur leitet, da ist John Lennon populär. Ein Bekanntheitsgrad, den allenfalls Jahrhundertgenies wie Picasso oder Chaplin erreichen. Die Probe aufs Exempel ist überflüssig, zu präsent ist Lennon auch in der Wirklichkeit von heute. Und sei es, weil die russische Stadt Jekaterinburg dem Co-Komponisten von Yellow Submarine zum 65. Geburtstag ein drei Meter langes gelbes Unterseeboot-Modell spendierte, das nun friedlich in einem See nahe der Stadt dümpelt. Aus dem Bullauge, so vermeldet die Nachrichtenagentur Agence France Press, grüßt freundlich John in Plastik. Oder weil man einen neu entdeckten Planeten nach ihm taufte und, naheliegender, der Liverpooler Flughafen seit einigen Jahren schon John Lennon Airport heißt.

      Vielleicht begann John Lennons zweites Leben, das nach den Beatles und das, um das es hier gehen soll, schon an jenem 9. November 1966, als er in der Kunstgalerie Indica am Londoner Mason Square auf eine Leiter kletterte, um an der Decke das nur mit einer Lupe zu entziffernde Wort »Yes« zu finden. Da dürfte John kaum geahnt haben, was die Bekanntschaft mit der wundersamen, für die eigenwillige Installation verantwortlichen Künstlerin ihm bringen würde. Vielleicht aber häutete sich der Noch-Beatle auch erst am 25. März 1969 entscheidend. Von da an hütete er gemeinsam mit Yoko Ono, die er fünf Tage zuvor geheiratet hatte, für eine Woche im Amsterdamer Hilton Hotel öffentlich das Bett. »Bed-In« nannten sie die Aktion, dem Frieden wollten sie damit eine Chance geben. Oder offenbarte sich der wahre, der echte, der nackte John zum ersten Mal am 11. November 1968 auf dem Cover von Unfinished Music, No.1: Two Virgins, einem Album mit kaum anzuhörenden Klangcollagen, die wohlmeinende Geister in der Nähe von John Cages Begriff der Konzeptmusik ansiedelten? Selbst sexuell befreiten Hippies war das Plattencover mit den textilfreien Künstlern, frontal und wenig schmeichelhaft abgelichtet, peinlich. Weshalb die Plattenfirma EMI die Scheußlichkeit verschämt in braunes Packpapier wickeln ließ und die US-Behörden im Januar 1969 über 50.000 Exemplare beschlagnahmten.

      Spätestens seit der Sache mit Two Virgins war klar: Bei Beatle John war mit allem zu rechnen. Verlassen konnte man sich bei ihm auf gar nichts, mit Ausnahme seiner rückhaltlosen Radikalität. Wer nur genau genug hingesehen hatte, der ahnte schon in frühen Beatles-Tagen, dass Johns Ambitionen über die eines Posterhelden hinausreichten. Außerhalb der Band hatte er bereits 1964 mit der Gedicht- und Cartoonsammlung In His Own Write sowie dem Folgeband A Spaniard In The Works irritiert. 1966 dann hatte ihn sein ruheloser Geist nach Spanien und auf einen Truppenübungsplatz im Niedersächsischen getrieben, wo er mit Richard Lester die Avantgardekomödie How I Won The War drehte. Aus purer Langeweile, zuvor hatten die Beatles die Tourneen aufgegeben. Denen hatte er übrigens bereits zu Beginn des selben Jahres mit der berüchtigten »Wir sind größer als Jesus«-Bemerkung ihre ersten unangenehmen Schlagzeilen und damit einen hässlichen Fleck auf dem Bild der allseits geliebten, fröhlichen Viererbande beschert.

      Nun aber, 1969, als seine Beatbrüder Paul, George und Ringo noch überlegen, wo’s nach dem Split der Gruppe hingehen soll, hat sich John als Enfant Terrible einer Popszene profiliert, in der es auch ohne sein Zutun von Verrückten, Spinnern und seltsamen Heiligen wimmelt. Die »War is over«-Kampagne, Scheidung von Cynthia, Toronto Rock’n’Roll Revival, Revolution No. 9, Plastic Ono Band, Autounfall in Schottland, Hochzeit in Gibraltar, Jaggers Rock’n’Roll Circus, Pressekonferenz in einem Leinensack, Fototermin


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