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Das Tagebuch der Mademoiselle S.. AnonymЧитать онлайн книгу.

Das Tagebuch der Mademoiselle S. - Anonym


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vereinigten sich auf das innigste. Marguerite sollte es aber nicht so gut haben, als ich es in jenem Alkoven gehabt; denn als der Graf sich nach dem ersten Eindringen zu bewegen begann, zog die Baronin die Couvertüre über ihn her, so daß nichts mehr zu sehen war, als die beiden Köpfe, zärtlich Mund auf Mund gedrückt, Küsse trinkend, bis die Augen sich schlössen, der Graf nach der heftigsten Bewegung tief aufseufzte und dann wie ohnmächtig auf sie niedersank. Fest umarmt lagen alle beide wohl eine Viertelstunde nebeneinander, ohne daß sie die über ihn geschlungenen Schenkel losgelassen hätte, und Marguerite gestand mir, daß sie sich nun nicht mehr halten konnte, weil sie einen außerordentlichen Reiz im Innersten ihrer noch unerfahrenen jugendlichen Reize empfand und ihn durch die Hand zu beruhigen versuchte. Ebenso gestand sie mir aber auch, daß es damit nicht habe gehen wollen und daß sie nach dem, was vor ihren Augen vorgegangen, eine andere Befriedigung herbeisehnte. – Marguerite belehrte mich nun über den Zweck und Gebrauch jener Vorsichtsmaßregel, die so viel Unglück und Schande in der Welt verhütet hat. Sie erklärte sich den Zusammenhang damals zwar nur auf eigene Hand, besonders als sie sah, daß die Baronin, nachdem beide wieder zu sich gekommen, sich aufrichtete und jene Blase, die an der Spitze mit einer Feuchtigkeit gefüllt war, zwischen den Lippen ihres weiblichen Kleinods herauszog und neben sich auf den Tisch legte. Das war also der Blitzableiter gegen die Folgen eines Genusses, der mit Recht nur in der Ehe mit ganzer Fülle und Unbeschränktheit gestattet ist und dem Mädchen, der Witwe, der Frau an der Seite eines verlebten Mannes, Schutz vor den Folgen der Liebe gewährt! – Marguerite überlegte nun, was zu tun sei. Sie hatte vor der Hand genug gesehen, um die Baronin zu einem Geständnis zu zwingen, und obgleich sie ganz in Feuer war, entsagte sie doch für diese Nacht der näheren Bekanntschaft mit dem Grafen, weil sie erst Gewißheit haben wollte, ob er auch bei ihr sich eine solche Vorsichtsmaßregel gefallen lassen würde, denn ohne dieselbe hätte sie zuviel gewagt; dann aber gestand sie mir, daß ihr der Gedanke unangenehm gewesen wäre, die Zweite sein zu müssen. Vorsichtig schlich sie in das andere Zimmer zurück, schloß diesmal aber bemerklich laut mit dem Schlüssel auf, warf diesen in das Zimmer zurück und ging dann aufgeregt und im Triumphe über das Gelingen ihrer List auf ihr Zimmer. Die Überzeugung, daß der Graf sie um 1 Uhr erwarte und vergebens harre, machte ihr unbeschreibliches Vergnügen; hatte sie ja doch nun alle Fäden in der Hand, um sich zum Mittelpunkte und vor allen Dingen zur Teilnehmerin des ganzen Verhältnisses zu machen. Da die Baronin sie nicht zur Vertrauten gemacht, so wollte sie eine kleine Rache an ihr nehmen und überlegte die ganze Nacht, wie sie das am besten und namentlich zu ihrem eigenen Vorteil erreichen könne. Sie werden über die Schlauheit erstaunen, mit welcher Marguerite ihren Plan entwarf und mit welcher Konsequenz sie ihn durchführte. Das ist auch eine Eigenschaft des weiblichen Geschlechts, von der ich an mir selbst und an anderen die wunderbarsten Beispiele erfahren! In allem, was den himmlischen Genuß betrifft oder ihn herbeiführt, steigert sich der Scharfsinn oder die Verstellungskunst des Weibes auf einen fast unglaublichen Grad. Auch die Beschränktheit wird erfinderisch und gleichviel, ob Laune, Wollust oder Liebe die Triebfeder ist – in den Mitteln, die endliche Vereinigung zu bewerkstelligen, sind Mädchen und Frauen gleich unerschöpflich! Noch ehe die Baronin aufgestanden sein konnte, klopfte sie am Morgen an die Korridortür des Grafen. Da er glauben mochte, es sei sein Diener oder ein Kellner des Hotels, so öffnete er selbst im tiefsten Negligée und war nicht wenig erstaunt, die nach Mitternacht so lange vergebens Erwartete eintreten zu sehen. Er wollte ihr Vorwürfe machen, sie zu sich auf das Bett ziehen und sofort das Versäumte nachholen, ließ aber sehr bald von seinem Stürmen ab, als sie das Blatt umkehrte und ihm Vorwürfe machte, ihm sagte, sie wäre allerdings etwas früher als verabredet gekommen, habe aber durch die offene Türe sehen müssen, was er mit der Baronin – ihrer Herrschaft gemacht. – Wenn sie dem Baron entdecke, was sie gesehen, so könne sie eine große Belohnung erwarten und die Folgen davon möge er sich selbst ausmalen. Das wolle sie aber nicht, sondern nur Teilnehmerin des Verhältnisses sein, unter der Bedingung, daß er sich bei ihr zu denselben Vorsichtsmaßregeln verstehe, die er bei der Baronin angewandt. Ebenso wenig wolle sie Heimlichkeit für die Zukunft, sondern im Gegenteil seine Wünsche bei der Baronin befördern, wenn sie Teil an ihren geheimen Vergnügungen nehmen könne. – Der Graf sah sie sprachlos vor Erstaunen über diese Erklärung an, war aber zu allem bereit, wenn sie nur schweigen wolle, da in der Tat aus der Entdeckung des Verhältnisses zur Baronin ein großes Unglück für die Familien entstehen konnte. – So teilte sie ihm den Plan mit und verlangte die Ausführung noch vor der Abreise der Baronin nach Morges, die schon nach dem Déjeuner erfolgen sollte. Entzückt über die Aussicht, die sich ihm für ein ganz besonderes Verhältnis bot, ging der Graf auf alles ein, und als Marguerite nun seiner Hand die vollste Freiheit gestattete, war er fast noch erstaunter, daß das eben so unternehmende wie listige Mädchen noch unberührt von einem Manne sei. So unerwartet ihm das alles war, so bereitwillig machte es ihn, alles zu tun, was sie haben wollte, denn eine liebenswürdigere Teilnehmerin an seinen Genüssen mit der Baronin konnte er sich nicht denken. Er wollte ihr sofort den Beweis geben, daß er entzückt von seiner neuen Bekanntschaft sei, Marguerite widerstand aber so entschieden, daß er zu nichts gelangte und seine Leidenschaft dadurch nur noch heftiger angeregt wurde. Doch hatte sie bei diesem Versuche genug gefühlt und gesehen, um sie nur noch fester in ihrem Entschlüsse zu machen, ihrer mißtrauischen Baronin den Besitz, und zwar den gefahrlosen Besitz des schönen jungen Mannes nicht allein zu gönnen. Alles, was kaum eine Stunde nachher geschah, wurde noch einmal verabredet, und nachdem sie dem Grafen alles mögliche, nur nicht das Eine und Letzte, was er verlangte, gewährt und ihn dadurch ganz in Feuer und Flammen gesetzt hatte, entfernte sie sich, ging in ihr Zimmer zurück und erwartete dort die Klingel der Baronin, welche gegen 9 Uhr aufstand, die Tür ihres Vorderzimmers aufschloß, dann klingelte und sich wieder aufs Bett legte, wie sie gewöhnlich zu tun pflegte, während Marguerite alles zur Toilette Nötige im Schlafzimmer ordnete und dann im Vorderzimmer die Sachen zur Rückreise packte, endlich aber das Déjeuner servierte. Das war alles ganz genau verabredet und im Nebenzimmer erwartete der Graf die versprochenen Zeichen, wenn sich Marguerite im Vorderzimmer befinden würde. Es erfolgte, indem Marguerite die Tür zwischen dem Schlaf- und Wohnzimmer geräuschvoll schloß. Zum größten Schrecken der Baronin öffnete sich nun plötzlich die Tür des Grafen, er schob den Schrank zurück, kam in das Schlafzimmer, stürzte auf das Bett zu und bedeckte die Baronin mit seinen Küssen. Keines Wortes mächtig zeigte sie nur zitternd auf die Tür nach dem Vorzimmer, in welchem Marguerite eben mit Geräusch die Sachen packte. Den Wink verstehend, eilte der Graf zur Tür und schob scheinbar den Riegel vor, kam dann zur Baronin zurück und beschwor sie, leise flüsternd, ihm vor ihrer Abreise noch einmal die höchste Gunst zu gestatten. Sie wäre in der letzten Nacht so hinreißend liebenswürdig gewesen, daß er sich gar nicht mehr halten könne und fürchte krank zu werden, wenn sie ihm den Genuß ihrer Reize versagte. Dabei war er so geschäftig, hatte jenes Sicherungsmittel zu ihrer Beruhigung schon übergezogen mitgebracht, daß die Baronin – vielleicht nur, um den unbesonnenen Stürmer rasch wieder los zu werden – die Schenkel öffnete und den Unbändigen in die ersehnte Bahn führte. Anfangs so leise als möglich, wurde bald der verabredete Seufzer ausgestoßen und in diesem Augenblicke trat Marguerite ins Zimmer, denn die Tür war nicht verriegelt worden. Anscheinend vor Schreck über den Anblick keines Wortes mächtig, ließ sie die Toilettengegenstände, die sie in der Hand trug, fallen und starrte auf das Bett, wo die Baronin mit hochschwebenden Schenkeln lag, während der Graf unzweifelhaft im vollsten Besitze des entscheidenden Punktes war. Sie konnte sich unmöglich so erschrocken stellen, als die Baronin es wirklich war, denn ihre Ehre, ihr Vermögen, ihre ganze Stellung in der Gesellschaft stand auf dem Spiele. Mit einem unverständlichen russischen Fluche sprang der Graf zurück, blickte die Eingetretene wütend an und sagte zur Baronin: »Wir sind verloren, wenn ich diese Verräterin nicht ermorde und auf ewig stumm mache! Sie darf dieses Zimmer nicht verlassen, ohne daß wir sicher sind.« Marguerite tat, als wenn sie entsetzt vor dem Wütenden fliehen wollte. Der Graf aber stellte sich mit dem Rücken gegen die Tür und maß sie mit drohenden Blicken, als führe er etwas Schreckliches gegen sie im Schilde. Die Baronin war bei dem allen mehr tot als lebendig. Plötzlich rief der Graf, als habe er einen Gedanken bekommen: »Es gibt nur ein Mittel, dieses Mädchen zum Schweigen zu bringen. Sie muß unsere Mitschuldige werden. Verzeihen Sie mir, geliebte Baronin, was ich tue, tue ich für Sie.«

      Mit diesen Worten ergriff er die in anscheinender Todesangst zitternde Marguerite, trug sie auf das Bett, wo die totenbleiche Baronin noch unbedeckt lag, legte sie


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