Die Spürnase. AnonymЧитать онлайн книгу.
ehe sie sich von ihrem Entsetzen erholt hatten, schoss ich zum zweiten Male. Der Nagru warf die Arme in die Luft und fiel über sein Opfer. Gleich neben ihm stürzte der Kerl mit der großen »Maschine« zusammen. Und dann gingen wir los, Lord auf den Einen, ich auf den anderen. Die Kerle waren so starr vor Überraschung und Schrecken, dass sie an gar keinen Widerstand dachten. Wir ließen ihnen auch gar keine Zeit dazu. Ich wirbelte meinem Gegner den schweren Kolben um den Schädel, dass er umfiel wie ein Stück Holz und mein Lord sprang dem Seinen an die Gurgel, dass dieser gleichfalls neben seinen Kameraden auf dem Boden »Platz« nahm. Als ich Lord endlich von ihm fortreißen konnte, war er bereits tot; der wütende Hund hatte ihm die Kehle durchgebissen!
Nagrus Bande war vernichtet! Drei der wüsten Gesellen waren tot; der Vierte allein, welchen ich niedergeschlagen hatte, lebte noch. Ich kümmerte mich zunächst nicht um ihn, sondern befreite zu allererst die unglückliche Gräfin aus ihrer Lage. Eine tiefe Ohnmacht hielt ihre Sinne umfangen und selbst, als ich den toten Banditen von ihr herunterzog, kam sie nicht zu sich.
Wie sie da so vor mir lag, hatte ich den Lohn für meinen Heldenmut! (Wer lacht da?) Ehrenhaft war es ja nicht, dass ich die Unistände so ausnützte, allein, ich war ein junger Mensch und sie war abgöttisch schön! Zudem klang mir ihr Seufzen im Ohr …
Ich tat ihr nichts … nicht mit einem Finger habe ich sie berührt. Aber ihre Reize, welche sich mir ziemlich unverhüllt darboten, habe ich mit gierigen Augen in mich hineingetrunken. Der Bandit hatte es mir leicht gemacht, denn bis über die Taille hatte er ihr die Röcke zurückgeschlagen. So konnte ich dann ein paar wundervolle Waden und herrlich geschwellte Schenkel sehen, deren zartes Fleisch rosig durch das Batisthöschen durchleuchtete. Der Schlüpfer war zerrissen; sichtlich hatte der Bandit mit seinen Frevlerhänden sich bis hierher gewagt … und verlockend, diabolisch verlockend sah ich unter dem dichten dunkelblonden Seidenvließe den Anfang der enggeschlossenen Purpurspalte. Dass ich da nicht von meinem Siegerrechte Gebrauch machte … der Himmel weiß, wie schwer es mir fiel. Ihre dünne Bluse war in Fetzen und ungehindert konnte ich meine trunkenen Augen an den schönen, runden, schneeweißen Brüsten mit ihren kleinen rosigen Knospen, weiden.
Schon beugte ich mich nieder, um sie wenigstens mit meinen Lippen zu begrüßen, da erinnerte ich mich zum Glück an den armen Mann, der noch immer an dem Baum in Fesseln hing.
Auch er war bewusstlos und als ich ihn losgeschnitten, fiel er mir regungslos in die Arme. Ich trug ihn hinunter zu seinem Weibe und begann nun bei Beiden mein Samariterwerk. Zuerst natürlich bei ihr, solange er die Augen geschlossen hatte, konnte ich ungeniert dabei vorgehen. Noch einmal umfing mich diese einzige Pracht der herrlichen Beine, ja, ich wagte es sogar, sie etwas auseinanderzuschieben, um mir einen Blick in das Paradies zu stehlen. Wie rosig, wie jungfräulich war da noch alles! Die roten Lippen beinahe ganz geschlossen, und nur wie ein Stecknadelköpfchen groß lugte der Wächter des Paradieses aus dem goldiggelockten Moose hervor. Das war dicht und breitete sich hoch über dem weißen Bauch aus … ein sicheres Zeichen für die feurige Leidenschaft seiner Besitzerin.
Schweren Herzens zog ich endlich den neidischen Rock herunter und machte mich daran, ihr mit dem Branntwein, den ich bei mir hatte, Schläfen und Brust zu reiben. Hauptsächlich die Brust! Glaube nicht, dass je ein Samariter unchristlichere Wonne empfunden hätte. Ich nahm meine Aufgabe sehr, sehr gründlich und rieb und presste an diesen steinharten Brüsten herum, dass eine Tote davon hätte aufwachen können.
Sie schlug die Augen auf ihr erstes Wort war »Rudi!«
Als sie den fremden Mann über sich gebeugt sah, drohte sie mir noch einmal ohnmächtig zu werden. Ich richtete sie aber auf und flößte ihr gewaltsam zwei Schlücke Branntwein ein. Doch im selben Moment ließ ich sie schon wieder los und sprang nach dem nächsten Gewehr, das ich erreichen konnte.
Der vierte Bandit, den ich niederschlug und den ich inzwischen ganz und gar vergessen hatte, war wieder zu sich gekommen und rannte in großen Sprüngen davon. Aber er durfte nicht entkommen, er hatte die Reize des göttlichen Weibes durch seine viehischen Augen entehrt, auch er muhte krepieren wie die anderen. Auf einen fliehenden Menschen zu schießen, ist so eine eigene Sache. Aber die Wut in mir war zu groß.
»Stoj«, schrie ich ihm nach, »jo paska!« (Steh oder ich schieße!)
»Stoj!« Und zum dritten Male:
»Stoj!«
Doch er rannte weiter. Da schoss ich. Im Laufen überschlug er sich, rollte ein Stück weiter und blieb liegen … Das Winchestergeschoss war ihm mitten durch den Kopf gegangen.
Als ich mich zu meinem Schützling umwandte, sah ich sie aufrecht stehen, die Hände auf die wogenden Brüste gedrückt, in den großen blauen Augen namenloses Entsetzen über die eben geschaute Tötung eines Menschen. Im selben Moment aber schlug ihr Mann die Augen auf und rief sie mit leiser Stimme. Da warf sie sich laut aufjubelnd neben ihm in die Knie.
Ich trat zurück und überließ die Beiden sich selbst.
Nach einer Stunde hatten sie sich so weit erholt, dass sie unter meiner Führung absteigen konnten. Den armen Teufel von Diener fanden wir bei Bewusstsein. Er litt furchtbare Schmerzen, aber lächelte glücklich, als er seine geliebte Herrschaft heil und unversehrt fand. Da ich ihn nicht länger allein liegen lassen wollte, hob ich ihn auf und trug ihn vorsichtig, den jetzt nicht mehr schwierigen Weg, hinunter. Der Graf, welcher von zu Hause aus nicht zu den Stärksten zählte, konnte sich nur mit Mühe aufrecht halten. Sie stützte ihn mehr, als er sie.
Was soll ich da noch lange erzählen – – – In Kronstadt herrschte lauter Jubel. Ich war der Held, der vielbeneidete Held des Tages.
»Der Rhems hat doch das allergrößte Schweineglück, bizon isten«, sagte der dicke Husarenmajor und gab damit der Meinung aller beredten Ausdruck, »so ein verfluchter Lebensretter von schöner Gräfin … na ja, ich hätt das Kunststück auch fertig gebracht … …bassama …« und dann ging ein drei kilometerlanges Fluchen los.
Nach acht Tagen reisten sie ab. Ich war ihnen ausgewichen wie bisher, selbst zu dem großen Abschiedsmahle des gräflichen Paares hatte ich abgesagt. Oh, ich wusste ganz gut warum. Ich hatte nicht umsonst einen Blick in das Land der Seligen getan … Ich war rettungslos in das schöne Weib verliebt!
Wo ich ging und stand, ob ich las, ob ich schrieb, zu Pferd, zu Fuß, schlafend, wachend, immer sah ich diese herrlichen Schenkel, dieses goldene Vließ zwischen ihnen vor Augen, fühlte in meinen Händen die Marmorbrüste … ich fürchtete, wenn ich ihr begegnete, würde ich mich verraten.
Am Morgen, da sie abreisten, rannte ich ihr auf dem Korridor fast in die Arme. Ich wollte mit einer flüchtigen Verbeugung vorbei, allein, sie hielt mich fest. Sie stellte mich.
»Herr Oberleutnant«, sagte sie und ihre süße Glockenstimme machte mich sofort butterweich. »Ich lasse Sie nicht weg. Bis jetzt sind Sie uns immer so davon … ich weiß, diese Dankesbezeugungen sind Ihnen peinlich. Aber wie um alles in der Welt sollen wir Ihnen zeigen, dass wir Ihnen fürs ganze Leben verpflichtet sind? Sie haben in dieser ganzen traurigen Affäre so viel Takt …« Mir schlug bei diesem Wort die Schamröte ins Gesicht! Wenn sie wüsste! »So viel Diskretion bewiesen, Sie haben uns, besonders mir, das Tragen dieser entsetzlichen Erinnerung um vieles leichter gemacht … Nein, nein ich muss es Ihnen sagen … dass ich Ihre Schuldnerin bleibe, so lange ich lebe. Mein Mann denkt genau so und ich hoffe, wenn Sie einmal nach Wien kommen, dann werden Sie unser Haus als das Ihrige betrachten! Versprechen Sie mir das?«
Sie sah mich mit ihren dunkelblauen Augen so lieb an, so zutraulich … der Kopf schwindelte mir.
»Frau Gräfin«, stammelte ich, »ich …«
»Sie sind schon zu stolz! Oh, ich habe schon früher ganz gut bemerkt, dass Sie sich nie …« (sie sah sich dabei vorsichtig um) »dem Kometenschwarm meiner Verehrer angeschlossen haben! Das hat mir, offen gestanden … sehr gefallen an Ihnen, Herr Oberleutnant. Schlagen Sie ein, nehmen Sie als Dank meine und meines Mannes Freundschaft! Wollen Sie?«
Da ergriff ich die kleine Hand, die sich mir entgegenstreckte und küsste sie.
»Sie sind ein ganzer Mann«, sagte sie. »Sie