Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.
Das dritte und somit letzte Schiff verschwand. Die Stelle, an der die drei Kriegsschiffe auf der Lauer gelegen hatten, war objektiv gesehen wie leer gefegt. Nur wenn man diese besondere Begabung hatte, die Claudile zueigen war, konnte man die drei Zeitschleifen spüren. Trotz der schier unendlichen Erschöpfung, die jenem unbändigen Gefühl von unbeschreiblicher Macht gewichen war.
Sie musste die Séance nicht auflösen, um zurückzukehren in ihren eigenen Körper. Die Séance löste sich von selbst auf. Weil alle Beteiligten bis zu ihren Grenzen erschöpft waren. Der letzte Schritt, der tödlich gewesen wäre, wurde nicht mehr gewagt. Nicht nur deshalb nicht, weil er jetzt nicht mehr nötig war, sondern vor allem, weil ihr persönlicher Selbsterhaltungstrieb dies verhinderte und sie alle zur Aufgabe zwang.
Sie erwachten alle fünfzehn und fühlten sich dabei dem Tode näher als dem leben. Auch Claudile, die in diesem Moment der größten Erschöpfung sich gar nicht mehr vorstellen konnte, überhaupt jemals wieder auch nur aufstehen zu können.
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Niemand konnte im Nachhinein noch so genau sagen, wie lange sie in diesem Zustand der totalen Erschöpfung verharrt hatten, weil kaum einer dies wirklich bewusst noch hatte mitbekommen können. Es dauerte jedenfalls eine ganze Weile, ehe sich im Sitzungssaal des Rathauses inmitten der ehemaligen Siedlung sich wieder etwas regte im Kreis mit den fünfzehn Mutanten.
Claudile war eine der ersten, die sich zumindest wieder aufrichten konnten. Sie fragte sich, was inzwischen geschehen war. War es dort oben, im All, tatsächlich zur Katastrophe gekommen nach unzähligen Durchläufen in den Zeitschleifen oder nicht? Oder waren die Schiffe inzwischen sogar wieder aus den Zeitschleifen aufgetaucht, weil die Supermutanten nach unzähligen Durchläufen endlich eine Möglichkeit dazu gefunden hatten?
Sie war noch außerstande, dies zu überprüfen, aber falls noch eine Gefahr bestanden hätte, wären die Supermutanten längst schon hier gewesen, um die Gunst der Stunde zu nutzen und sie ohne Gegenwehr befürchten zu müssen einzusammeln. Soviel stand fest. Und sie hatte es ihren Mutantenfreunden ja schon erklärt: Selbst wenn die Zeitschleifen Millionen von Durchgängen hatten, würde beim Verlassen derselben objektiv betrachtet praktisch keine Zeit außerhalb vergangen sein. Es würde so erscheinen, als wäre es gar nicht erst gelungen.
Aber eigentlich hätte auch die Katastrophe eintreten müssen, wie alternativ erwartet. Also eigentlich hätte das erste Raumschiff schon in einer alles vernichtenden Detonation sich auflösen müssen, noch bevor es überhaupt gelungen war, das zweite und dann auch noch das dritte Kriegsschiff in einer eigenen Zeitschleife zu fangen.
Es war nicht geschehen. Was vielleicht sogar bedeutete, dass die Zeitschleifen niemals enden würden. Bis in alle Ewigkeit hinein.
Claudile wusste, dass sie das später überprüfen konnte, ja musste. Sie musste ganz sicher sein, dass sie das alles richtig verstanden hatte. Sie war als Zeitreisende ja noch ziemlich am Anfang. Es war nicht auszuschließen, dass sie noch zu Irrtümern neigte. Nur das permanente Lernen würde sie irgendwann auf den Stand bringen, auf dem der Zeitreisende schon eine schiere Ewigkeit lang bereits war.
Claudile wartete, bis sich alle vom Boden aufrappeln konnten.
Phillis verband ihre Sinne mit dem namenlosen Schiff und benutzte dessen Ortungssysteme, um den Weltraum an der Stelle abzusuchen, an der sich die drei Kriegsschiffe befunden hatten.
Es war nichts mehr nachweisbar. Als hätte es die Schiffe niemals gegeben.
Als nächstes rief sie nach dem uralten Wächter. Doch dieser meldete sich nicht mehr. Zum ersten Mal, seit sie hier auf HOFFNUNG weilten und mit ihm Kontakt aufgenommen hatten. Hatte ihn die Aktion mit den drei Kriegsschiffen und den Zeitschleifen etwa vernichtet? Oder hatte er sämtliche Energie verloren und war regelrecht erloschen?
Keine guten Aussichten auf jeden Fall!
Sie hofften alle trotzdem noch, dass dem nicht so war, dass der uralte Wächter sich nur noch länger erholen musste. Genauso wie sie.
Denn eines durften sie nicht vergessen: Das Adakoni-Kartell hatte sich mit dem Erscheinen der drei Kriegsschiffe endgültig auf diesen Planeten eingeschossen. Gewissermaßen. Was nichts anderes hieß, als dass mit diesem Sieg der Krieg gegen das Kartell noch längst nicht gewonnen war. Ganz im Gegenteil: Es war fest damit zu rechnen, dass weitere Kriegsschiffe entsendet wurden. Und wie sollten sie diesen wirksam begegnen können ohne die aktive Hilfe des uralten Wächters?
All ihre diesbezüglichen Sorgen lösten sich allerdings bald schon gewissermaßen in Wohlgefallen aus, als plötzlich die Projektion des freundlichen alten Mannes wieder mitten unter ihnen erschien. Er lächelte ein wenig verkrampft.
„Tut mir leid, dass ihr in Sorge wart meinetwegen, Freunde“, entschuldigte er sich. „Aber ich habe eine Weile benötigt, um meine Energiespeicher wieder aufzuladen. Ihr würdet es als eine Art Bewusstlosigkeit bezeichnen. Jetzt aber bin ich wieder erwacht. Zwar bei weitem noch nicht in der Lage, wirksam HOFFNUNG zu beschützen, leider, aber das wird schon wieder. Hoffentlich tauchen in der Zwischenzeit nicht schon weitere Kriegsschiffe auf. Wir wären diesen mehr oder weniger hilflos ausgeliefert, denn wie ich sehe, auch ihr seid noch längst nicht einsatzfähig.“
„Ich leider auch nicht“, gestand Claudile unumwunden. „Allerdings mit einer Ausnahme.“
Alle sahen sie jetzt an. Auch die Projektion des alten Wächters.
Sie beeilte sich zu erklären:
„Wenn ich jetzt in der Zeit reisen wollte, könnte ich das, denn ich spüre, dass mir so etwas kaum Kraft abverlangt. Wenn es auf mich persönlich beschränkt bleibt wohlgemerkt.“
„Was hast du denn nun schon wieder vor?“, rief Sovie sogleich alarmiert. Sie traute sich inzwischen zu, Claudile gut genug zu kennen, um aus ihren Worten gleich das Schlimmste abzuleiten.
Claudile lächelte entwaffnend. Dann wandte sie sich an den Wächter.
„Du weißt praktisch so gut wie gar nichts mehr über deine Schöpfer? Anscheinend noch nicht einmal mehr, wie lange das schon her ist, dass sie für immer verschwanden? Eine Million Jahre? Mehrere Millionen?“
„Worauf willst du denn überhaupt hinaus?“, erkundigte sich jetzt auch der Wächter besorgt.
„Ich habe zu wenig Übung in Zeitreise, um irgendein Risiko eingehen zu dürfen. Das ist mir sehr wohl bewusst. Aber ich spüre, dass beim richtigen Vorgehen ein mögliches Risiko beinahe null ist.“
„Bei welchem Vorgehen?“, rief jetzt Sovie genervt.
Claudile lächelte sie an.
„Du musst nicht immer meine Mutter spielen wollen, Sovie. Obwohl du faktisch schon über neuntausend Jahre alt bist. Das ist zwar wirklich nett von dir, aber nicht nötig. Ich komme schon viel zu lange ganz gut allein zurecht. Das war schon in meinem alten Leben auf dem Planeten KROOG so und hat sich nicht dadurch geändert, dass ich mich deiner Crew anschloss. Du solltest mir ganz einfach auch mal vertrauen, Liebste. Denn auch diesmal haben wir eigentlich überhaupt keine Wahl.“
Claudile wandte sich wieder an den Wächter.
„Wenn du gestattest, komme ich zu dir in die Anlage. Damit ich einen Ankerpunkt habe, wenn die Reise beginnt.“
„Du willst