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Kubinke und das Netz der Verschwörer: Kriminalroman. Alfred BekkerЧитать онлайн книгу.

Kubinke und das Netz der Verschwörer: Kriminalroman - Alfred Bekker


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Täter in die Fahrzeugsysteme eindringen konnte. Die GPS-Funktion ist natürlich immer als Erste in Verdacht. Aber wenn Sie sich einfach mal vor Augen halten, wie viele Systemkomponenten in modernen Fahrzeugen inzwischen schon auf eine Online-Verbindung zugreifen, dann wären Sie erstaunt. Unter anderem das Navigationssystem. Es gibt dort nicht nur ein einziges mögliches Einfallstor für Kriminelle, wenn ich es mal mit einfachen Worten ausdrücken darf.”

      Sodmann nickte stirnrunzelnd.

      „Ich habe von diesen Dingen keine Ahnung. Aber es bestürzt mich, dass es offenbar möglich ist, ein Fahrzeug einfach so zu übernehmen und es zu einer Mordwaffe werden zu lassen.”

      „Ja, Sie haben recht”, nickte Dr. Gansenbrink.

      „Wissen Sie, früher, da waren Autos einfach nur Autos. Sie konnten fahren und sonst gar nichts. Aber inzwischen scheinen sie sich in fahrende Computer verwandelt zu haben. Ich habe noch erlebt, dass mein Vater einen gerissenen Keilriemen durch die Nylon-Strumpfhose meiner Mutter ersetzt hat, und wir damit immerhin noch bis zur nächsten Werkstatt gekommen sind. Heute kommt man an den Motor gar nicht mehr heran und ist darauf angewiesen, dass irgendein Typ aus der Werkstatt, ein Laptop anschließt, um die Sache in Ordnung zu bringen.”

      „Das gilt nicht nur für Autos, Herr Sodmann, sondern für zahllose andere Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens.”

      „Erschreckend finde ich nur, dass es offenbar möglich ist, so was aus der Ferne zu machen, ohne dass der Betreffende davon vorher etwas ahnt ... Das ist schlimmer als eine Faust, die man nicht kommen sieht!”

      „Für mich persönlich ist das keinesfalls überraschend”, erklärte Gansenbrink kühl.

      „Anscheinend gehört der Blick in die Zukunft auch zu Ihren Fähigkeiten“, sagte Sodmann mit einem leicht sarkastischem Unterton.

      „Es hat Fälle gegeben, in denen ein ganz normaler Drucker durch eine Cyber-Attacke überhitzt und dadurch ein Brand vorsätzlich gelegt wurde, bei dem Menschen umgekommen sind. Das ist vor drei Jahren gewesen, und es hat mich ehrlich gesagt schon damals gewundert, dass noch niemand versucht hat, so etwas mal mit einem Fahrzeug zu versuchen.“

      „So gesehen haben Sie natürlich recht“, gab Sodmann zu.

      Ich hatte Gansenbrink selten so kommunikativ und zugänglich erlebt, wie in dem Gespräch mit Sodmann. Aber vielleicht habe ich ihre Fähigkeiten im Small Talk auch nur einfach deswegen bisher etwas unterschätzt, weil sich unser Kontakt normalerweise nur auf mehr oder weniger knappe Telefonate oder konzentrierte Meetings beschränkte.

      Sodmann führte uns aus der Bahnhofshalle. Das Hotel, in dem Dorothea Schneidermann uns einquartiert hatte, lag nur wenige Kilometer vom Bahnhof entfernt im Umland von Rostock. Aber Sodmann fuhr uns mit seinem Dienstwagen erstmals in eine andere Richtung, nämlich zum Gebäudekomplex der Polizei, das sich in Citynähe befand.

      „Sie waren Pascal Dettmers Partner”, sagte ich während der Fahrt.

      „Das trifft zu.”

      „Dann erzählen Sie mir alles, was Sie über Dettmer sagen können, Herr Sodmann.”

      „Fast zehn Jahre waren wir Dienstpartner. Jeden Tag in einem Büro oder einem Wagen wie diesem. Wir haben haben uns öfter gesehen als unsere Familien. Da lernt man sich ganz gut kennen, würde ich sagen.”

      „Das kann ich mir denken.”

      „Pascal war ein hervorragender Ermittler. Seiner Beharrlichkeit und Geduld ist es zu einem großen Teil zu verdanken, dass wir vor ein paar Jahren Monkows Bande hochnehmen konnten. Und auch ein paar andere Erfolge, die wir hier hatten, sind ganz maßgeblich ihm zu verdanken.”

      „Sie waren sein Partner und werden sicherlich einen ähnlichen Anteil an diesen Erfolgen haben.”

      „Nein, Herr Kubinke, da bin ich realistisch. Pascal war ein paar Jahre länger beim BKA und der Erfahrene von uns beiden. Ich habe viel von ihm gelernt. Wir kamen dann schließlich in unterschiedliche Abteilungen, was ich sehr bedauert habe.”

      „Gab es für diese Versetzung einen bestimmten Grund?”

      „Abgesehen davon, dass Pascal quasi befördert wurde und eine eigene Einsatzgruppe im Bereich der organisierten Kriminalität leitete - nein. Na ja, und dann gab es da natürlich noch das Credo unseres Dienststellenleiter.”

      „Was für ein Credo?”

      „Das Teams nicht zu lange zusammenbleiben sollten, selbst wenn sie exzellent zusammenarbeiten.”

      „Ab und zu kann ein Wechsel sich tatsächlich positiv auswirken.”

      Er verzog das Gesicht.

      „Das sagen gerade Sie, Herr Kubinke? Ich habe gehört, dass Sie mit Ihrem Kollege Meier schon in Hamburg jahrelang zusammengearbeitet haben.”

      „Das stimmt, aber ...”

      „Jedenfalls war Dienststellenleiter Gallemeier in dieser Hinsicht der Auffassung, dass man ab und zu die Teams etwas durcheinandermischen müsste und hat davon dann auch ziemlich ausgiebig Gebrauch gemacht, als er sein Amt hier in Rostock antrat.”

      „Dürfte nicht jeden gefreut haben”, meinte ich.

      „Das können Sie laut sagen. Aber er hatte natürlich in gewisser Weise recht. Wenn Teams zu lange zusammen sind, dann schleifen sich Dinge ein, die man eigentlich nicht haben möchte. Und es werden dann leichter Dinge mal unter den Teppich gekehrt. Sie wissen schon, was ich meine ...”

      „Nicht wirklich”, gab ich zu.

      „Na, es gab auch hier in Rostock einige Fälle von Korruption und Zusammenarbeit mit dem organisierten Verbrechen. Ermittlungen, die verschlampt wurden und worüber dann großzügig der Mantel des Schweigens gelegt wurde. Und natürlich auch Fälle von Polizeigewalt, auf die die Öffentlichkeit im Moment ja äußerst sensibel reagiert. Insofern hat Dienststellenleiter Gallemeier schon das Richtige getan. Und für mich war es letztlich auch besser.”

      „Wie meinen Sie das?”

      Er hob die Schultern.

      „Jeder muss sich doch irgendwie auch mal freischwimmen. Und wenn Sie immer mit einem erfahrenen Kollegen zusammenarbeiten, dann haben Sie gewissermaßen immer einen großen Bruder an Ihrer Seite, der Ihnen auf die Finger schaut.”

      Ich hob die Augenbrauen.

      „Ja, da könnte schon was dran sein”, gab ich zu.

      Während ich mich vom Beifahrersitz aus mit Sodmann unterhielt, saßen Rudi und Lin-Tai auf der Rückbank. Lin-Tai hatte bereits wieder das Laptop auf den Knien und schien sehr beschäftigt zu sein. Rudi hingegen hatte darauf verzichtet, sein Laptop auszupacken.

      „Ich hoffe, es ist dafür gesorgt, dass wir ein vernünftiges Fahrzeug zur Verfügung gestellt bekommen”, mischte sich mein Kollege nun in mein Gespräch mit Sodmann ein.

      „Natürlich”, versicherte Sodmann. „Baugleich mit diesem hier. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.”

      „Warum sollte ich?”, fragte Rudi.

      „Nun, wir haben jede Menge Fahrzeuge dieses Typs und dieser Ausstattung im Fuhrpark unserer Polizei. Sie unterscheiden sich nach Baujahr und manchmal auch in der Farbe. Schließlich wollen wir nicht, dass wir bei jeder Observation gleich auffallen und man sagt: Seht mal, da kommen die Fahrzeuge der Polizei.”

      „Schon klar.”

      „Pascal Dettmer fuhr auch so einen. Wir bringen auch ältere Modelle immer wieder technisch auf den neuesten Stand. Und selbstverständlich verfügen wir auch über Bordelektronik, die uns bei der Fahndung hilft, ein exzellentes Navigationssystem und dergleichen ...” Sodmann seufzte. Sein Tonfall veränderte sich. Und bei dem, was er nun sagte, war ihm deutlich anzuhören, wie sehr ihn der Tod seines Kollegen getroffen hatte. „Es war der härteste Job meiner ganzen Laufbahn, als mich der Dienststellenleiter zu Pascals


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