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Trevellian und der Henker von Harlem: Action Krimi. Pete HackettЧитать онлайн книгу.

Trevellian und der Henker von Harlem: Action Krimi - Pete Hackett


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Seine Hand fiel nach unten. Misstrauisch fixierte er den Weißen.

      Der blieb zwei Schritte vor der Gruppe stehen. Mit klarer, präziser Stimme sagte er: „Kinder, lasst die Finger vom Rauschgift. Jagt den dreckigen Dealer im bunten Mantel zum Teufel und kehrt um auf eurem sicheren Weg in die Hölle. Dort werdet ihr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit landen, wenn ihr das Teufelszeug nehmt.“

      Einige der jungen Leute lachten.

      Der Schwarze im Wollmantel drängte sich mit tänzelnden Schritten durch sie hindurch, umrundete den Weißen einmal, dann grinste er ihm ins Gesicht: „Wer bist du denn, Opa? Ein Prediger, ein selbsternannter Apostel, der irgend welche verirrten Schäfchen auf den Pfad der Tugend zurückbringen möchte?“

      „Ich gehöre der Initiative rauschgiftgefährdete Jugendliche an, einer Selbsthilfeorganisation, die verirrte Schäfchen, wie du es so schön ausgedrückt hast, und ihre verzweifelten Eltern betreut, ihnen hilft und …“

      „Aaah, ein Samariter bist du also. Heh, Opa, willst du dir damit den Weg in den Himmel freischaufeln? Oder machst du dich nur wichtig? – Verschwinde, bevor dich Floyd Tanner in den Arsch tritt. Du bist hier im verkehrten Film.“

      „Wer ist Floyd Tanner?“, fragte der Mann im Hut furchtlos.

      „Na, wer wohl, Opa? Ich bin das. Heh, Mann, ich werde dich mit einem fetten Tritt nach Hause schicken.“

      Er fing wieder an, um den Mann im Trenchcoat herumzutänzeln. Er gehörte zur ganz besonders coolen Sorte. Die Jugendlichen amüsierten sich, stießen sich an und machten zotige Bemerkungen. Sie verhöhnten den Weißen.

      Dieser drehte sich auf der Stelle. Er ließ Floyd Tanner nicht aus den Augen. Floyd Tanner fintete, hüpfte und zog eine aus seiner Sicht recht beeindruckende Show ab.

      Der Mann im Trenchcoat aber zeigte nicht die Spur einer Gemütsregung. Er stieß rasselnd hervor: „Ihr Dealer seid schlimmer als die Pest im Mittelalter. Noch schlimmer aber sind die, die hinter euch stehen. Sie verdienen sich eine goldene Nase, und ihr kleinen Lichter seid nur ihr williges Werkzeug. Ihr geht über Leichen, euch ist nichts heilig. Aber die Strafe wird euch alle treffen. Ob Drahtzieher oder Straßenverkäufer wie dich. Denk über meine Worte nach, Junge, ehe es für dich zu spät ist.“

      „Kleine Lichter – williges Werkzeug – Strafe“, echote der Neger. „Bist du‘n Bulle, weil du von Strafe redest? Ein verdammter Policeman? Ein predigender Cop? – Heh, Mann, verdufte, ehe ich wirklich zornig werde.“

      Der Mann im Trenchcoat beachtete ihn nicht weiter. Sein Blick heftete sich auf die Gruppe der Jugendlichen. „Lasst die Finger von dem Teufelszeug, Leute. Ich weiß, wovon ich rede. Es reißt euch in den Abgrund. Und von dort gibt es kaum mehr ein Zurück. Die Nervenheilanstalt oder der Tod warten auf euch.“

      Er machte abrupt auf dem Absatz kehrt und marschierte davon.

      Floyd Tanner rief lachend: „Ihr lasst euch doch von dem Schwätzer nicht ins Boxhorn jagen, Leute. Also kommt her, damit wir das Geschäft abschließen. Der gute Floyd Tanner hilft euch, den Tiefen des Lebens zu entfliehen und himmelhochjauchzende Sphären zu erklimmen.“

      Etwa drei Stunden nach Mitternacht hatte Tanner seinen Stoff verkauft. Er machte sich auf den Heimweg. Er tanzte, sang vor sich hin, steppte um eine Straßenlaterne herum und war voll überschäumender Zufriedenheit. In seiner Manteltasche knisterte ein dicker Packen Dollarscheine. Zehn Prozent gehörten ihm.

      Tanner erstarrte jedoch, als hinter einem parkenden Lastwagen der Mann im Trenchcoat hervortrat. Der Schwarze erkannte ihn sofort. Er wollte etwas sagen, spürte die Bedrohung die von dem anderen ausging, aber da erklang schon die Stimme des Weißen. Sie klang fast traurig:

      „Ich warnte dich doch, mein Junge. Sagte ich nicht, die Strafe wird euch alle treffen. Du hättest wirklich über meine Worte nachdenken sollen. Jetzt ist es zu spät.“

      Der Mann zog seine Rechte aus der Manteltasche.

      Seine Faust umspannte eine schwere Pistole.

      Eine jähe Blutleere im Gehirn ließ Floyd Tanner wanken. Er streckte dem Mann seine Hände entgegen, als hätte er damit die Kugel abwehren können.

      Aber die Kugel traf ihn mitten in die Brust. Tanner hörte noch den verschwimmenden Knall, dann erloschen in seinem Kopf die Lichter. Tot fiel er neben dem Lastwagen auf den Gehsteig.

      Der Mann im Trenchcoat verschwand wie ein Schatten in einer Gasse.

      5

      Bob Franklin war trotz der Angst, die in ihm nagte und trotz seiner Fesseln, die ihm das Blut abschnürten, auf dem Stuhl eingeschlafen.

      Er schreckte hoch, als die Tür zu dem fensterlosen Verlies, in dem er eingesperrt war, quietschend aufschwang. Der Neonstab an der Decke flammte auf. Die beiden Kerle, die ihn hergebracht hatten, traten in den Raum.

      Verstört blinzelte Franklin sie an. Und im nächsten Moment kam mit aller Schärfe wieder die Panik. War seine letzte Stunde angebrochen? Der Aufruhr seiner Empfindungen raubte ihm fast den Verstand.

      Er kannte die beiden. Sie waren die Mittelsmänner zwischen dem Boss und den Kerlen, die die Schmutzarbeit verrichteten, zu denen auch er, Bob Franklin, zählte. Allerdings wusste er nur die Vornamen der beiden Gorillas. Sie hießen Igor und Semjon. Der blondhaarige Kleiderschrank war Igor, der dunkelhaarige Kleiderschrank war Semjon. Beide hatten sie milimeterkurz geschorene Haare, und sie erinnerten den gefesselten Dealer an Agenten des KGB aus den Zeiten des kalten Krieges, wie er sie immer wieder in verschiedenen Thrillern gesehen hatte.

      „Du hast noch einmal Glück gehabt, Nigger“, knurrte Igor und schnitt die Fesseln Bob Franklins auf. Franklin spürte den Schmerz in seinen Fingerkuppen, dieses Hämmern und Stechen, als seine Hände jäh durchblutet wurden. „Normalerweise sollte dein Kadaver schon auf irgendeiner Müllhalde liegen. Aber es ist etwas dazwischen gekommen, und du hast einen Sonderauftrag in der Tasche. Danke deinem großen Boss da oben, ich meine den hinter den Wolken.“

      Er zog mit dem letzten Wort Franklin den Knebel aus dem Mund.

      Der Schwarze atmete zuerst einmal tief durch. Nicht nur, weil der Knebel seine Zunge nicht mehr gegen den Gaumen drückte wie ein welkes Blatt, sondern weil er noch einmal eine Chance erhielt. Seine Hinrichtung war ausgesetzt, verschoben worden. Und wenn er sich anstrengte, fand er vielleicht sogar Gnade bei seinem Boss – seinem irdischen Boss natürlich.

      „Sonderauftrag“, schnappte er. „Das ist gut. Ich mache alles, was der Chef von mir verlangt.“

      „Das wollen wir dir auch geraten haben“, versetzte Semjon, der dunkelhaarige Mafioso mit der Figur eines Catchers.

      „Was soll ich tun?“

      Bob, das Wiesel, war plötzlich richtig quirlig vor Elan. Er fühlte sich wie neugeboren.

      „Dasselbe wie bisher“, knurrte Igor zwischen den Zähnen. „Du verkaufst weiterhin deinen Stoff. Und zwar vor dem Maxim.“

      Bob Franklin schaute verdutzt. „Ist das nicht Floyd Tanners Domäne?“

      „Floyd wurde heute morgen mit einer fetten 45er Kugel in der Brust gefunden. Und du übernimmst seinen Platz.“

      Bob Franklin zuckte zusammen.

      Sie verbanden ihm die Augen, dann führten sie ihn nach oben. Er wurde zwischen Rücksitz und Lehne des Beifahrersitzes ins Auto gedrückt, so dass er nicht mehr zu sehen war, nachdem die Tür geschlossen wurde.

      Bei der Mother African Methodist Episcopal Zion Church in der West 137th Street nahmen sie ihm die Augenbinde ab, gaben ihm eine Tüte voll mit exakt portioniertem Heroin, und warfen ihn aus dem Ford.

      Igor sagte grollend: „Das ist Stoff für zehntausend Dollar. Deine zehn Prozent musst du draufschlagen. Aber du weißt ja Bescheid, Wiesel. Solltest du wieder mehr als zehn Prozent draus machen, dann finden sie dich auch mit einem Stück Blei in der Figur in irgendeinem Rinnstein. Klar?“

      „Klarstens!“,


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