Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western. Pete HackettЧитать онлайн книгу.
wenn ich mir die Vollmacht hole …“
„Kommen Sie erst in vier Tagen wieder“, unterbrach ihn der Rancher.
„Ich wollte etwas anderes sagen.“
„Was denn?“
„Wenn ich erst die Vollmacht holen muss, wird hier mehr Staub aufgewirbelt, als verschiedenen Leuten nützlich sein kann. Sie gehören zu diesen Leuten!“
„Soll das eine Drohung sein?“
„Ich hatte nie die Absicht, mich in die Weidestreitigkeiten einzumischen, Garett. Aber wenn Sie mir nicht helfen wollen, zwingen Sie mich dazu. Ich werde dann dem Bezirksrichter einiges erzählen müssen.“
„Das würde ich bestimmt als Drohung auffassen, Boss“, sagte Ric durch die Zähne.
Der Sheriff wandte sich um. Er blickte Ric an, und er hatte keine Ahnung, dass es ausgerechnet dieser Cowboy war, der das Mädchen entführte.
„Ich denke, der Klügere gibt nach“, meinte der Rancher. „Kommen Sie herein, Riley, aber wenn Sie nichts finden, entschuldigen Sie sich in aller Form. Ist das klar?“
Riley gab keine Antwort. Er stieg die Treppe hinauf. Garett trat ganz zur Seite, und Riley ging ins Haus hinein.
Garett folgte ihm.
Matt Wister sah, dass der Rancher grinste. Er schien seiner Sache sehr sicher zu sein.
26
Die Cowboys standen immer noch vor dem Bunkhaus, und Matt saß noch auf der Fence, als der Sheriff wieder aus dem Haus kam.
Garett trat gleich nach ihm aus dem Haus.
Riley stieg schwerfällig die Treppe herunter. Sein Gesicht sah zerfurcht aus.
Matt tat der Mann leid. Aber er konnte ihm nicht helfen. Sie saßen alle in diesem tödlichen Spiel. Jeder hatte seinen Posten, den er sich nahm, oder der ihm zugeschoben wurde. Keiner konnte aussteigen.
Nur verändern würde sich vieles lassen. Matt war überzeugt davon. Kühl musste er bleiben. Er durfte sich jetzt und später nichts anmerken lassen. Er musste dieses Spiel noch mitmachen. Dann würden die anderen merken, dass es nicht nur ihr Spiel war, auch wenn sie die Karten verteilt hatten.
Riley stieg auf sein Pferd. Er saß gebeugt, als ruhe eine schwere Last auf seinen Schultern. Eine Last, die ihm zu schwer war.
Er wandte sein Pferd, ritt zum offenen Schuppen hinüber und hinein. Er kam zurück, ritt zum Bunkhaus und blickte vom Sattel aus auch dort hinein. Dann hielt er wieder in der Mitte des Hofes, und nun saß er noch gebeugter.
„Sie haben etwas vergessen, Riley“, sagte der Rancher schneidend.
Riley hob den Kopf nur langsam und blickte zur Veranda hinauf.
„Ich weiß nicht, wo ich noch nachsehen sollte“, sagte er flach. „Aber eines weiß ich: Diese Ranch ist sehr groß, und es wird viele Plätze geben, die Fremden unbekannt sind.“
„Wollen Sie damit etwas Bestimmtes sagen?“, knurrte der Rancher.
„Sie wissen, was ich meine.“
Garett kam zwei Stufen die Treppe herunter und blieb wieder stehen.
„Sie hatten etwas anderes vergessen“, sagte er. „Sie sollten sich entschuldigen. Stattdessen werden Sie dreist. Riley, es gibt Dinge, die ich nicht ausstehen kann. Zum Beispiel einen Mann, der sich mein Haus ansehen darf, der in jeden Raum schnüffeln kann, und der dann noch frech wird. Sehen Sie, wie viele Leute um Sie versammelt sind?“
„Genug“, sagte der Sheriff bitter. „Vielleicht hilft Ihnen das wirklich weiter, Garett.“
„Ich schätze, er hat nun genug erzählt“, wandte Ric ein.
„Du redest erst, wenn du gefragt bist!“, zischte der Rancher. „Riley, reiten Sie fort! Kommen Sie nur nicht auf den Gedanken, mich mit dieser Verschleppung in Verbindung zu bringen. Es wäre Ihr Ende als Sheriff. Ich würde gegen Sie eine Klage einreichen wegen Verleumdung.“
„Sie wissen gut Bescheid“, sagte der Sheriff müde und wandte sein Pferd. Er blickte Matt lange und forschend an. „Haben Sie eine Ahnung, wo das Mädchen, dem Sie gestern halfen, sein könnte?“
Matt sah aus den Augenwinkeln, wie Garett sich gespannt vorbeugte. Auch die anderen standen plötzlich sehr still und sehr angespannt. Es schien, als würde jetzt alles von seinen nächsten Worten abhängen. Dabei wusste er, dass davon nichts abhängen würde – höchstens sein Leben, und vielleicht noch das von Sheriff Riley. Sie würden hier nicht mehr lebend wegkommen.
„Ich habe keine Ahnung“, sagte Matt leise.
Riley schüttelte den Kopf, als könnte er diese Antwort nicht begreifen; als habe er von Matt Wister etwas anderes erwartet.
„Sie wissen doch aber noch, wie das gestern war!“, stieß er nach.
„Ich habe alles vergessen“, sagte Matt. „Ich verstehe auch nicht, wieso Sie sich heute so ins Zeug legen, wo Ihnen doch gestern alles ziemlich gleichgültig war. Sie sollten nach Hause reiten; in Ihre Stadt!“
„Ganz richtig“, sagte der Rancher. „Sie sind nur für Watertown zuständig, Riley!“
„Ihr vergesst alle nur eins: Miss Freese wurde aus der Stadt entführt.“ Er zog sein Pferd herum und ritt davon.
Ric hatte plötzlich ein Gewehr in der Hand und hob es langsam. Er blickte Garett dabei fragend an.
Der Rancher sah unentschlossen aus. „Ich würde das unterlassen“, sagte Matt leise. „Keiner weiß, wie der nächste Sheriff aussehen wird.“
„Den bestimmen wir“, erwiderte der Rancher.
„Und der Bezirksrichter? Glaubt ihr wirklich, dass er den Mord an einem Sheriff auf sich beruhen lässt?“
„Er hat Recht“, wandte einer, der Männer am Bunkhaus ein. „Wenn der Bezirksrichter erst seine Nase in die Sache steckt, sieht es trübe aus. Ich würde auch davon abraten.“
Ric stand immer noch unentschlossen. „Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass er so viel Staub aufwirbelt“, ächzte der Rancher. „Die Sache wird ungemütlich. Wenn er nun eine Meldung nach Fort Sisseton macht?“
Matt blickte in das fragende Gesicht Garetts, und er wunderte sich, dass der Mann plötzlich so unsicher war.
„Wenn er das wirklich macht“, sagte er, „so vergeht darüber viel Zeit. Mehr Zeit, als du brauchst, um mit Troger einig zu werden. Wenn du hier aber erst der starke Mann bist, kann dir auch der Bezirksrichter nichts tun.“
Matt sah, dass Garett dieses Argument einging wie guter Whisky. Dabei war es ein schlechtes Argument.
„Stell die Flinte weg, Ric“, knurrte der Rancher. „Matt hat Recht.“
Wister blickte hinter dem Sheriff her, der den Hügel hinaufritt. Er wusste, dass Rileys Leben soeben an einem hauchdünnen Faden gehangen hatte.
„Ric, du holst das Mädchen herauf. Niemand soll uns nachsagen, wir wären schlechte Gastgeber.“
„Ja, Boss.“
Ric lehnte das Gewehr an die Bunkhauswand und ging zum Haupthaus hinüber. Er stieg die Treppe hinauf und ging in das Haus.
Matt war sicher, dass sie das Mädchen im Keller versteckt hatten. Er musste Riley Recht geben. Auf einer solchen Ranch war es leicht, einen Menschen spurlos verschwinden zu lassen.
Riley mochte gut zehn Minuten verschwunden sein, als der Ranchwagen über die Hügelkuppe kam und langsam ins Tal rollte.
Als der Wagen im Hof stand, sprang Hal ab und begann laut und wild zu lachen. Die anderen Cowboys stimmten grölend ein.
Matt schallte es in den Ohren. Er hatte plötzlich das