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Die Unerwünschten. Owen JonesЧитать онлайн книгу.

Die Unerwünschten - Owen Jones


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ganz so wie ein Patient im Krankenhaus nach einer Vollnarkose – benommen, schwach und zögernd, aber verständlich.

      Da mischte das Ziegenblut halb und halb mit der übrigen Milch, aber zum Versuchen gab sie ihm das Zeug zuerst unverdünnt.

      „Oh, Tante, das ist widerlich! Du lieber Himmel …“

      „Dann versuch das“, sagte sie und reichte ihm ein Glas mit rosa Flüssigkeit.

      „Ja … das ist ganz in Ordnung … was ist das? Ich spüre schon, wie gut es mir tut.“

      Heng trank es gierig.

      „Es ist, äh, ein Milchshake mit Kräutern … Gut, nicht wahr?“

      „Ja. Tante, sehr gut … sehr erfrischend. Hast du noch mehr davon?“

      Wan sah die alte Schamanin an und diese nickte. Wan goss ein weiteres Glas voll und half ihrem Mann beim Trinken.

      „Oh, ich bin so froh, Heng“, sagte Da. „Ich glaube, dass wir mit diesem Milchshake die Lösung für deinen schlimmen Zustand gefunden haben, obwohl ich sicher bin, dass wir ihn noch ein bisschen verfeinern können. Vielleicht finden wir noch andere Zutaten, um ab und zu den Geschmack zu verändern, damit er nicht langweilig wird.“

      „Ja, Tante, ich habe gewusst, dass du etwas für mich tun kannst.“

      „Ich tue doch alles für meine Familie, ich bin froh, dass ich helfen konnte“, antwortete sie und schenkte ihm ein aufrichtiges warmes Lächeln, was selten vorkam.

      Sie mischte das restliche Blut mit der Milch und ein paar Kräutern zu etwa einem halben Liter Milchshake und meinte dann:

      „Heng, ich glaube, du musst jetzt ruhen. Schau, hier ist noch mehr Milchshake für später, ich zeige deiner Familie unten, wie man ihn zubereitet, ja? Du schonst dich jetzt. Ruf, wenn du mich brauchst. Bis demnächst und gute Besserung.”

      Als alle bequem auf dem großen Tisch im Garten saßen und Wan Erfrischungen mit frischem Obst und kaltem Wasser serviert hatte, übernahm Da den Vorsitz der Familienversammlung.

      „Wie ich vorher schon sagte habe ich noch nie einen so extremen Fall wie diesen hier erlebt, aber scheinbar haben meine Erfahrung und die Geisterführer dafür gesorgt, die richtige Lösung zu verschreiben.

      Wir haben aber bis jetzt nur benutzt, was man ein ‚Mittel für Notfälle‘ nennen könnte. Sehen wir der Sache ins Auge: Wir haben Heng Blut von Tieren gegeben, die nicht dasselbe wie wir Menschen essen, also werden ihm immer noch bestimmte lebenswichtige Zutaten fehlen.

      Was wir wirklich tun müssen ist, für eine regelmäßige und dauerhafte Versorgung mit Blut von Tieren zu sorgen, die das fressen, was auch wir Menschen essen. Je ähnlicher umso besser für Heng.

      Nun wissen wir alle, dass nicht jeder genau das isst, was der Körper täglich braucht. Wir können daher annehmen, dass Heng das auch nicht nötig hat. Wenn wir ihm aber nur Hühnerblut geben, dann wird ihm eine Menge fehlen und nur der Teil von ihm, der sozusagen ‚huhnähnlich‘ ist, wird gedeihen und überleben.

      Dasselbe gilt, wenn er nur Ziegenblut trinkt, weil Gras für Menschen auf Dauer gesehen nicht ausreicht.“

      „Also, was bedeutet das, Tante Da?“, fragte Den. „Dass wir Affenblut für ihn beschaffen müssen?“

      „Nun ja, das geht in die Richtung von dem, was ich sagen will, richtig, Den, aber Affen fressen auch nicht genau dasselbe wie wir, nicht wahr?“

      Sie ließ die Bedeutung des Gesagten ins Bewusstsein dringen. Din verstand als erste.

      „Tante, meinst du damit, dass Papa eine regelmäßige Zufuhr von Menschenblut braucht?“

      „Ja, Din, das wäre die einfachste Lösung und auf lange Sicht gesehen vielleicht die einzige. Wenn ihr keine regelmäßige Versorgung mit Menschenblut sichern könnt, müsst ihr ihm große Mengen Blut von vielen verschiedenen Tierarten geben, um die menschliche Ernährung zu ersetzen. Schweine fressen zum Beispiel sehr viele Dinge, die wir auch essen, aber sie fressen nicht viel Obst und kein Schweinefleisch.

      Ich nehme an, ihr könntet nur für Heng eine paar ‚Spender-Schweine‘ halten und ihnen besonderes Futter geben, um das richtige Blut zu bekommen und es dann mit dem Blut anderer Tiere ergänzen, aber das wäre eben wieder sehr aufwändig. Ihr könntet eine Mischung aus Hühner-, Ziegen-, Schweine-, Hunde- und Katzenblut herstellen und im Kühlschrank aufbewahren, aber soweit ich weiß, hat das noch nie jemand gemacht … Das Ergebnis wäre bestenfalls unvorhersehbar.

      Die Lösung liegt wirklich auf der Hand und heißt menschliches Blut. Wir haben die Proben eures Vaters vor mindestens sieben Stunden getestet und es ist ganz offensichtlich: Euer Vater hat kein Blut! Gar keines! Nicht mal einen Tropfen! Ich zeige es euch.“

      Da griff in ihre Umhängetasche und nahm das in ein Bananenblatt gewickelte Moos heraus. „Das ist die Urinprobe eures Vaters. Seht her.“ Sie zündete es an. „Die Flamme zischt ein bisschen wegen der Feuchtigkeit, aber schaut mal, die Flammen sind farblos, das heißt, da sind weder Vitamine noch Salz, also nichts in seinem Blut. Er hat nur Wasser in seinen Venen, auch wenn es noch etwas rötlich ist.

      Wir können ihm etwas später noch Blut absaugen und es kontrollieren, wenn ihr wollt. Wenn er richtiges Blut hätte, dann wäre das Moos jetzt ausgetrocknet und würde aussehen, als wäre es verbrannt.

      Dasselbe ist mit dem Stein passiert, schaut her! Heng hat hier draufgespuckt, aber man sieht keinen Salzring, nichts, das heißt: einfach wieder nur Wasser. Euer Vater hat kein Blut in sich. Keinen Tropfen.“

      „Ist das schlecht, Tante Schamanin?“, fragte Den.

      „Schlecht? Ob das schlecht ist? Junge, ein Mensch kann ohne Blut nicht überleben! Ich habe dich sehr gerne, Den, aber manchmal kannst du wirklich extrem dumm sein! Nichts als Sex im Kopf, denke ich mal, so wie alle Jungs in deinem Alter! Und außerhalb des Kultraums bin ich für euch einfach ‚Tante‘. Euer Vater hat sich in einen Vampir verwandelt … hat er in letzter Zeit jemanden in der Familie gebissen?“

      „Nein, Tante, aber vielleicht beißt er die Ziegen, das können wir nicht wissen“, erwiderte Den.

      „Oh, das ist Ernst, wirklich äußerst Ernst. Ich habe von solchen Fällen gehört, aber noch nie einen gesehen mit meiner … meiner … äh, großen Erfahrung.“

      „Irre”, sagte Den, „Papa hat sich in Pee Pob, einen Vampir, verwandelt? Wartet, bis ich das meinen Freunden erzähle! Heng – Pee Pob! Das ist der Wahnsinn!“

      „Wird er bald sterben?“, fragte Din.

      „Wir versuchen, ihn zu retten, Din, wir tun alles, was wir können, aber das heißt, dass ihr es niemandem erzählen dürft. Den! Hast du mich verstanden? Niemandem, absolut niemandem. Du dummer Junge! Bist du sicher, dass der Bub ein Lee ist, Wan?“ Sie warf Wan einen anklagenden Blick zu, die finster und mit so viel Verachtung zurückstarrte, wie sie einer alten Frau gegenüber aufbringen konnte, die gerade das Leben ihres sterbenden Mannes gerettet hatte.

      „Also, so sieht es aus. Das sind eure Möglichkeiten. Am Ende ist es eure Entscheidung – die von allen vier – weil ja ihr es seid, die die ‚Medizin‘ beschaffen müsst, die Heng für den Rest seines Lebens braucht, denn diese Krankheit kann man nicht heilen.“

      Da ließ sich schwer gegen eine der Dachstützen sinken und schloss die Augen, als ob sie ein Buch schließen und damit die Sitzung beenden würde. Die Familienmitglieder sahen zuerst sie und dann sich gegenseitig an, sie grübelten, wie man das Problem lösen könnte.

      Während Tante Da scheinbar in Trance verfiel oder vielleicht sogar eingeschlafen war, debattierten die Drei, was als Nächstes zu tun wäre.

      „Also”, sagte Wan, „von den hiesigen Bewohnern bekommen wir wohl nicht viel Blut. Die meisten würden einem ja nicht mal die Haut auf einem kalten Reispudding geben, geschweige denn einen halben Liter Blut und kaufen können wir es auch nicht von ihnen, das können wir uns nicht leisten.“

      „Wir


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