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Nicht nur Mütter waren schwanger - Группа авторов


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seit 1974 und befindet sich seit Anfang der 80er Jahre an dem jetzigen Ort. Das FFGZ wendet sich explizit an „Frauen“, wobei insbesondere cis-Frauen angesprochen werden. Das FFGZ arbeitet mit dem Grundsatz der Parteilichkeit (immer auf der Seite der Frauen) und hinterfragt gesellschaftliche Zwänge, Machtstrukturen und Normierungen. Die Frauen sind hier selbst Expertinnen für ihren Körper.

      Monika Fränznick arbeitet als Coach und berät Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch, dabei insbesondere cis-Frauen in heterosexuellen Partnerschaften und alleinstehende cis-Frauen. Lesbische Frauen werden von einer Kollegin beraten. Dieses Angebot werde jedoch nicht mehr so häufig in Anspruch genommen, so Fränznick, da es inzwischen eine Vielzahl weiterer Beratungsstellen gebe. Fränznick informiert und berät. Dabei geht es um biologische Themen, zum Beispiel: Wie funktioniert Fruchtbarkeit genau, oder: Was macht die Reproduktionsmedizin. Vor allem jedoch geht es um eine Wiederaneignung des Körpers. Wenn eine Frau mit unerfülltem Kinderwunsch zu Fränznick in die Beratung kommt, überlegen sie gemeinsam Strategien, um den Druck rauszunehmen, der häufig enorm ist. Das Ziel der Beratung sei, dass die Frauen wieder in eine aktive Rolle kommen und informierte Entscheidungen treffen. Die Reproduktionsmedizin wendet sich zumeist an Paare, was für alleinstehende Frauen sehr schwer ist, erzählt Fränznick. Am FFGZ geht es um die Frauen, ob in Beziehung oder nicht. Themen wie Spannungen in der Beziehung können hier thematisiert werden. „Es kann alles da sein, was bei den Frauen da ist.“ Fränznick rät keiner Frau davon ab, die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin, also zum Beispiel künstliche Befruchtung, in Anspruch zu nehmen, doch sie sieht die Reproduktionsmedizin auch kritisch. Fränznick erzählt von gezielter Misinformation. Zum Beispiel, wenn von einer 15-30% Erfolgsrate geredet wird und tatsächlich nur eine 10-15% „baby-take-home-Rate“ besteht, die Prozente sich auf erfolgreich befruchtete Eizellen beziehen und nicht darauf, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass es zur Geburt eines Kindes kommt. Fränznick legt dar, dass Frauen sich häufig der Medizin „ausgeliefert“ fühlten. „Es geht darum, dass die Frauen entscheiden können und nicht in so eine Dynamik, einen Sog reinkommen.“

      Fränznick spricht von einer „Gesellschaft der Machbarkeit“, die sie als problematisch ansieht. Diese Vorstellung stehe im Widerspruch dazu, dass Schwangerschaft etwas Schicksalhaftes habe. Fränznick warnt auch vor einem Fokus auf psychische Blockaden. In diesem Zusammenhang werde auch von Eltern berichtet, die adoptieren und anschließend wird die Frau auf natürliche Weise schwanger. Obwohl sich Druck tatsächlich niederschlage und sich auf Hormone auswirke, sei die eigentliche Herausforderung zu akzeptieren, dass nicht alles machbar sei. Selbst wenn die Frau irgendwelche Blockaden bei sich lösen könne, hieße das nicht, dass sie auf jeden Fall schwanger wird. „Vielleicht klappt es, vielleicht klappt es nicht. Es ist etwas Schicksalhaftes.“

      Ein weiterer Aspekt von Fränznicks Beratungen ist, das Ziel des unerfüllten Kinderwunsches zu hinterfragen. Der Kinderwunsch enthalte immer ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Zum Beispiel könne dies ein Familienleben sein, bei dem man abends zusammen sitzt. Fränznick stellt in ihren Beratungen die Frage: „Welche Bedürfnisse kann ich auch ohne Kind stillen?“ Als anderes Beispiel nennt sie eine Frau, die sich gern zurückziehen möchte, anstatt immer etwas erleben zu müssen. Ein Kind erscheint ihr als eine Möglichkeit, dies legitimerweise zu tun. Wenn Frauen nicht schwanger werden, werde dies häufig als persönliches Versagen erfahren. Fränznick verurteilt niemanden. Sie entwickelt konkrete Vorstellungen mit den Frauen. „Es geht um meinen Körper und um mein Glücklichsein und nicht um dieses Kind, unbedingt.“ Frau Fränznick betont in ihren Beratungen, dass die Möglichkeit besteht, dass es nicht zu einem Kind kommt. Es sei wichtig, sich damit auseinanderzusetzen, sagt sie, und empfiehlt mir Bücher dazu.

      Vom FFGZ ist es nicht weit zu pro familia. Das Berliner Beratungszentrum des Bundesverbands sitzt auch in Berlin-Schöneberg. Der Neubau liegt gut versteckt. Pro familia berät alle, unabhängig von Alter, Geschlecht und religiöser, kultureller, politischer oder sexueller Orientierung. Der Verein führt auch Untersuchungen durch, insbesondere bei denjenigen, die nicht in der normalen Regelversorgung Platz finden.

      Die Frauenärztin Jutta Pliefke hat 25 Jahre Erfahrung. Sie erzählt, wie sich die Einstellung zu unerfülltem Kinderwunsch extrem gewandelt hat, und spricht von einem konservativen Rückschwung. Das Modell der Kleinfamilie sei wieder für eine große Mehrheit erstrebenswert. Es gäbe weniger alternative Familien- und Lebensentwürfe, in denen zum Beispiel Kinderlosigkeit als etwas Attraktives gilt. In den 70er-Jahren hätte es diesbezüglich ein größeres Selbstbewusstsein gegeben. Kinderlose Frauen fänden sich heute schnell in einer Rechtfertigungsposition wieder.

      Pliefke berät unter anderem zu unerfülltem Kinderwunsch, cis-Frauen und heterosexuelle Paare, zum Teil auch lesbische Paare. Letztere leitet sie häufig an das Regenbogenfamilienzentrum des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg weiter, die auch eine gute rechtliche Beratung anbieten, oder hilft ihnen mit Adressen von Samenbanken. Laut Pliefke wird heutzutage der Kinderwunsch häufig sehr starr geplant. Bei unerfülltem Kinderwunsch von cis-Frauen in Hetero-Beziehungen schlägt sie je nach Alter und Länge des Wartens medizinische Diagnostik vor. Als erstes schlage sie vor, dass die Männer ein Spermiogramm machen. In 40% der Fälle läge es an dem Sperma des Mannes, dass die Frauen nicht schwanger werden. Diese Information sei für viele überraschend. Den Frauen schlage sie vor, ihren Zyklus zu beobachten. Pliefke kritisiert den Anspruch, immer später schwanger werden zu können, der der Reproduktionsmedizin in die Hände spielt. Häufig kämen aber auch sehr junge Frauen zu ihr in die Beratung, die unter großem Druck stehen, sehr zeitnah nach der Hochzeit schwanger zu werden und sich dann schnell Sorgen machen, wenn dies nicht passiert.

      Viele cis-Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch würden jeden Monat hoffen, dass sie schwanger sind. Pliefke möchte sie durch ihre Beratung „da rausholen“, aus der Fixierung auf das eigene Kind. Sie fragt: Um was geht es da eigentlich? Welche attraktive, andere Lebensplanung könnte es noch geben? Muss das Kind biologisch von mir sein? Pliefke will in diesen Situationen den Druck rausnehmen. Allgemein fragt sie auch nach der Motivation: Für was ist das Schwangerwerden wichtig und gibt es auch andere Lebensentwürfe? Sie betont: Es gibt kein „Recht auf eine Schwangerschaft“. Wichtig sei, den „schicksalhaften Aspekt“ in der Schwangerschaft anzuerkennen. Dieser werde jedoch schnell überlagert von der Idee: „Das muss doch irgendwie machbar sein.“

      Das Schicksalhafte und die Gesellschaft der Machbarkeit

      Fränznick und Pliefke haben eine sehr differenzierte Sicht auf Reproduktionsmedizin. Diese erweitere zwar tatsächlich Möglichkeiten – für Paare, deren Fruchtbarkeit biologisch eingeschränkt ist, für ältere Frauen, für lesbische Paare – schaffe aber auch, wie Fränznick es ausdrückt, „ihre eigenen Zwecke“. Es ist auffällig, dass beide Beraterinnen, in fast identischen Begrifflichkeiten, betonen, dass Schwangerschaft „etwas Schicksalhaftes“ habe und sich nicht in letzter Instanz kontrollieren lasse, ob eine Schwangerschaft klappt. Beide grenzen dies von der Vorstellung ab, dass es mit den vorhandenen reproduktionsmedizinischen Methoden in jedem Fall und auch bis ins hohe Alter hinein immer möglich ist, schwanger zu werden. Fränznick sprach von einer „Gesellschaft der Machbarkeit“. Das Schicksalhafte und damit Schwangerschaft sei etwas, das im Widerspruch zur verbreiteten Vorstellung, dass alles machbar sei, stehe. Ähnliche Vorstellungen einer Gesellschaft der Machbarkeit fand ich bei dem Medizinethiker Giovanni Maio. In seinem Buch „Medizin ohne Maß. Vom Diktat des Machbaren zu einer Ethik der Besonnenheit“ (2015), erläutert Maio, wie die Perspektive des spezifischen Menschen immer weniger zähle. Stattdessen gehe es um medizinische Möglichkeiten, in denen vordefiniert ist, was gut und was schlecht ist.

      Der unerfüllte Kinderwunsch wird in einer Gesellschaft der Machbarkeit mit der Bereitschaft in Verbindung gebracht, die (reproduktions-)medizinischen Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen. Die Reproduktionsmedizin selbst ist an dem Druck, unter dem Personen stehen, schwanger zu werden, beteiligt. Was die präzisen Vorstellungen und Wünsche der einzelnen Menschen sind, spielt dabei kaum eine Rolle.

      In den Beratungen geht es darum, das Schicksalhafte einer Schwangerschaft anzuerkennen, um so den Druck rauszunehmen. Die Beratungsgespräche verschieben den Fokus


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