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Hurra, wir dreh’n uns noch. Uwe TörlЧитать онлайн книгу.

Hurra, wir dreh’n uns noch - Uwe Törl


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Jahr älter, schob sie fies grinsend zum Mikrofon. Auch wenn das Mädel quengelte und versuchte, sich dieser Tortur zu entziehen, pries ihrer beider Mutter das Kind als nächsten deutschen Superstar: „Wenn schon nicht mehr in diesem, dann vielleicht im nächsten Jahr …“

      „… Tausend bestimmt!“ Der Bratwurstmann sprach laut aus, was ich leise dachte. Was Abschreg dazu veranlasste, durch seinen künstlichen Gesichtspullover mit der Mutter liebäugelnd, streng um Ruhe zu bitten. Und schon setzte die Kleine, welche auf den Namen Lena reagierte, an. Nur als nächster Superstar nicht einfach so. Das Kind performte, wie von der Mutter versprochen, ihre festliche Weisheit. Performte! Kein Mensch scheint in der heutigen Zeit noch ein Lied zu singen oder gar ein Gedicht aufzusagen. Man performt! Was für ein neudeutscher Unsinn!

      Zu meinem Erstaunen erhob Lena ihre beiden Hände, als wollte sie nicht nur das kleine Kleinkindkettenkarussell segnen, überflog ihr ernster Blick die Anwesenden. Und dann endlich, Lena setzte an: „Lieber, guter Weihnachtsmann! Schau mich …“

      Ich muss das jetzt nicht vervollständigen. Doch wie sie diese traditionelle deutsch-weihnachtliche Belästigung schmetternd unters Volk brachte, möchte ich fast meinen, war beängstigend! Mit vollem Körpereinsatz … (ja, ich gab mich geschlagen) … performte sie diesen festlichen Hörsturz. So, wie diese kleine Lena diesen Vierzeiler hier zum Besten gab, genau so könnte ich mir Katharina Thalbach vorstellen Schillers Taucher zu zelebrieren. Das fiel mir bei weitem leichter, als dem Mädel hier auch nur eines meiner Ohren zu schenken. Das hätte was! Aber das? Das geht ja mal gar nicht! Auf Lob und warme Worte hoffend, starrte die Mutter den Nikolaus an. Doch kein Bravo, kein Applaus, kein gar Nix wollte Abschreg über seine Lippen kommen. Eher wich er nach hinten zu einer, auf einer Staffelei stehenden Tafel, von wo er dann doch noch, erkennbar genervt, kundtat: „Ja, danke! Ganz schön war das schon, ja.“

      Er schien seinem Namen alle Ehre zu machen. Als Gesamtprodukt schien die Summe aus Kind und Vortrag abschreckend auf Abschreg zu wirken. Dazu machte er noch zwei Schritt zur Tafel, nahm ein Stück Kreide und machte einen Strich hinter einer Vielzahl von schon aufgekreideten Zaunsfeldern, um knurrig seine Enttäuschung nicht nur der Lena zu offenbaren: „Du bist schon Nummer sechsundsechzig für mich! Aber…“, schüttelte er ungläubig seinen Kopf, das es beinah seine Mitra verschob, „… keine Sprachfehler du haben! Das gut, ja? Du erste ohne stottern heute, ja! Dafür ich dir eine Überraschung … eine besondere Überraschung will ich dir schenken! Gleich lassen ich Bombe platzen!“ Dazu griff er Spannung verbreitend in das Inlett seines schweren Mantels. Mit großen Augen verfolgten die drei und ein paar neugierige Passanten, Bratwurstmann und mich inbegriffen, Abschregs Treiben wie Groupies direkt am Bühnenrand. Dann endlich, jetzt drehte er richtig auf: „Oh, ich kann schon fühlen. Gleich ich haben Überraschung! Oh ja! Oh wie ich fühle.“

      Ich weiß ja nun nicht, mit was diese Mutter von diesem zukünftigen Superstar gerechnet hatte, was Abschreg, dieser Nikolaus da so fühlte. Völlig außer sich klatschte sie beinah apathisch, ihre dem Anschein nach geistesabwesende Tochter lockend, in die Hände. Der zukünftige Superstar hätte sich doch bitte gefälligst zu freuen, wenn der Nikolaus sich schon so mühte! Doch wie er die Überraschung, die Bombe, aus seinem Mantel zog, zog sich der Mutter Gesicht derart nach innen, das ihre aufgespachtelte Gesichtsstraffung akut drohte zu splittern.

      „Tataah! Die Überraschung für kleine Lena! Bittescheen!“

      Kann es sein, dass Türken, vielleicht auch Kurden oder der Osmane schlechthin, im Besitz von seltsamem Humor? Falls das so, sollte man den einheimischen Ureinwohner aufklärende Worte zukommen lassen. Zumindest hätte es uns allen besser getan, wär diese Familie davon in Kenntnis gesetzt worden. War die Kleine doch echt überrascht, wie sie nach dem bunten Umschlag griff, welchen Abschreg ihr reichte. „… D…da… Danke“, fing sie dann doch noch das Stottern an.

      „Was ist das?“, riss Mutter das Papier an sich und zog eine Art von Urkunde ins Licht. „Ein Gutschein?“, konnte sie ihre Enttäuschung nicht unterdrücken.

      „Nicht irgendein Gutschein, Frau. Ein Besondere!“

      „Ein Besonderer? Was soll der Quatsch?“, begehrte sie lautstark auf. Woraufhin die Lena sich meldete: „Mama, nicht schreien, bitte!“

      „Ich schrei ja gar nicht“, wedelte sie mit neuneurologischem Knacks und dem Gutschein in der Luft. Dass sie nah der Hysterie schrie: „Für’n Dönerstand?!“ Mehr Feststellung als Frage, musste sie, auf eine vielleicht doch erhoffte Antwort, diese sich selber geben. Abschreg selber übermannte die Neugier: „Na, wie ist schön? Wie sich freut kleine Lena da?“

      Was die kleine Lena veranlasste, lauthals loszuheulen.

      „He, was nicht richtig? Was nicht ist korrekt, hä?“

      „Wie, was nicht korrekt? Das woll’n wir nicht, du Knusperkopp. Wir woll’n das da!“ Lenas Bruder hatte seinen Auftritt, den Mutter so einfach nicht stoppen konnte oder im ersten Moment auch nicht wollte. Doch als der Bengel: „Dich machsch kaputt!“, rief, erkannte sie ihre Pflicht und korrigierte Justin, so dessen Name, von der Bühne. Justin reagierte prompt: „Komm glei!“

      „Nein, sofort Justin!“

      „Erst wenn ich was aus dem Sack hab! Ich will was aus dein Sack, Nik!“, grölte er Abschreg an, das dieser zur Seite und noch weiter nach hinten wich. „Eh man, hörst du mich nicht, du Weihnachtsmann du? Ich will was aus deinem Sack!“

      Justin, seines Zeichens minderbemittelt, schnallte natürlich nicht, dass dieser Sack nur Deko. So war es ihm egal und er pochte auf den Inhalt. Er fuchtelte mit seinen dürren Armen in der Luft, dass der Mikrofonständer dem ersten Schlag schon erlag und zu Boden stürzte. Dazu stapfte der Bengel mit dem Fuß auf, das es nur so aus den Boxen schepperte. Die Mutter, die mit ihrem verkannten Superstar schon unterhalb der Bretter die die Welt bedeuten, versuchte noch einmal ihr Glück: „Komm Justin, lass ihn in Ruhe. Wir wollen besser mal gehen!“

      „Ich geh nicht ohne den Sack!“

      Oha, jetzt wollte er den ganzen Sack. Schon stand er wieder vor Abschreg, welcher abwehrend den Justin zur Ordnung rufen wollte. Da holte der doch allen Ernstes dieser mit seinem Schnürstiefel beschuhtem Fuß aus und wollte dem Nikolaus mit voller Wucht gegen das Schienbein treten. Doch machte Abschreg noch einen Schritt nach hinten. Es ging auch nur noch einer, denn da stand schon der alte Sessel. Und so wurde dieser Rücktritt sein letzter. Er fiel in den Ohrensessel mit so viel Schwung, dass dieser nicht nur nach hinten kippte, nein, denn dadurch, dass er schon gefährlich weit an der Kante stand, stürzte der Nikolaus mit seinem alten Ohrensessel von der Bühne in den bestimmt einen Meter tiefen Abgrund. Unschön ist, wenn man, wie in dem Fall der Nikolaus, sich noch das Kabel vom Mikro um Fuß gefitzt hat, sodass es ungewollt dem Untergang überlassen und als Gesamtpaket, Mikro plus Ständer, mit in die Tiefen dieses Dilemmas gerissen wurde. Und so konnte ein jeder, und nicht nur im weihnachtlichem Atrium, das letzte Wort von Abschreg dem neuanhaltinischen Nikolaus hören: „Pislik!“

      Das hatte dann wohl ein Jeder verstanden, selbst Justin. Leicht verdattert wegen Abschregs vorzeitigem Bühnenende, den Sack vergessend, schlich er von der Bühne seiner besorgten Mutter hinterher. „Kannst du nicht einmal hören, wenn ich dich rufe? Was da hätte passieren können! Zur Strafe isst du meinen Döner mit!“

      „Wie, du willst die Döner holen?“ Angewidert verdrehte er seine Augen. Doch war Mutter der Meinung: „Einem geschenkten Gaul, guckt man nicht ins Maul! Und jetzt gib Ruhe, Justin!“

      Wer da nun wessen Döner nicht essen tat wollen tun, wollte mich nicht mehr interessieren. Ich drehte ab und sah noch einmal in diese weihnachtliche Runde. Gripsy und Rastarocco ablaudierten noch wie verrückt. Dazu zeigte mir Gripsy ihre Daumen, welche mir, auch wenn nicht unbedingt die größten, als echte Siegertypen entgegen strahlten. Grabs hatte noch immer denselben Krampf an Händen. Dafür signalisierten mir zwei Finger an der Rechten des Mediums mit den Kalkresten am Pendel: Man sieht sich!

      Na wie schön, hab ich wohl ein wenig Eindruck hinterlassen.

      Die beiden Dönertürken halfen derweil Abschreg aus den Katakomben, direkt wieder ans Licht. Waren sie doch gleich geeilt, um die Blamage so gering


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