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Marx als Philosoph - Alfred Schmidt


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      Alfred Schmidt

      Marx als Philosoph

      Studien in der Perspektive Kritischer Theorie

      Herausgegeben von

       Bernard Görlich und Michael Jeske

      Mit einem Nachwort von Helmut Reinicke

      © 2018 zu Klampen Verlag · Röse 21 · 31832 Springe

       www.zuklampen.de

      Umschlaggestaltung: Groothuis. Gesellschaft der Ideen und Passionen mbH · Hamburg

      Satz: Germano Wallmann · Gronau · www.geisterwort.de

      E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018

      ISBN 978-3-86674-702-9

       Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.dnb.de› abrufbar.

      Inhalt

       Cover

       Titel

       Impressum

       Alfred Schmidts philosophischer Beitrag zu Marx

      Einleitung von Bernard Görlich und Michael Jeske

       Die in Naturgeschichte verstrickte Menschheit Überlegungen anlässlich des 100. Todestags von Karl Marx

       Thesen zum Begriff der Natur bei Marx

       Zum Erkenntnisbegriff der Kritik der politischen Ökonomie

       Der Wissenschaftsbegriff von Marx in der gegenwärtigen Diskussion (1970 / 71)

       Herrschaft des Subjekts Über Heideggers Marx-Interpretation

       Materialismus und Subjektivität Aspekte ihres Verhältnisses in der gegenwärtigen Diskussion

      Alfred Schmidt und Bernard Görlich im Gespräch

       Humanismus als Naturbeherrschung

       Für einen ökologischen Materialismus

       Alfred Schmidts Resurrektion des »westlichen Marxismus«

      Nachwort von Helmut Reinicke

       Drucknachweise

       Über den Autor

      Alfred Schmidts philosophischer Beitrag zu Marx

      Einleitung

       Bernard Görlich und Michael Jeske

      Alfred Schmidt ist kein orthodoxer Marx-Interpret. Das große Thema, das er wie kein Zweiter ein Wissenschaftsleben lang erforschte, ist die Geschichte des philosophischen Materialismus. Einsichten, die er durch seine Untersuchungen auf diesem Gebiet gewann, prädestinierten ihn dazu, Marx in den Horizont der »großen Philosophie« (Horkheimer) zu rücken und die in ihr diskutierten Themen mit Marxschem Denken inwendig in Beziehung zu setzen: das Verhältnis von Denken und Sein, von Geist und Materie, von Subjektivität und Objektivität, von Logischem und Historischem, von Praxis und Theorie und – nicht zuletzt, sondern zuallererst – das Verhältnis von Natur und Geschichte.

      Prämissen: Marx als Philosoph und Philosophiekritiker

      Bei alledem ist eine Prämisse zu beachten, die den in diesem Band entwickelten Themenschwerpunkt »Marx als Philosoph« inwendig betrifft. Denn gewiss ruft bereits diese Kennzeichnung Widerspruch hervor: Haben nicht Marx und Engels nach anfänglichen Verwicklungen ausdrücklich ihren Abschied von der Philosophie erklärt und ihren Willen bekundet, mit ihrem »ehemalige[n] philosophischen Gewissen abzurechnen«?1 Hieß es nicht in der Deutschen Ideologie klar und deutlich: »Man muß die Philosophie beiseite liegenlassen, […] man muß aus ihr herausspringen und sich als gewöhnlicher Mensch an das Studium der Wirklichkeit geben, wozu auch literarisch ein ungeheures, den Philosophen natürlich unbekanntes Material vorliegt.« Und noch drastischer im selben Kontext: »Philosophie und Studium der wirklichen Welt verhalten sich zueinander wie Onanie und Geschlechtsliebe.«2 Haben wir also nicht allen Grund, Bertolt Brecht zu folgen, der in seinem Aphorismen- und Anekdotenband Me-ti. Buch der Wendungen die Frage stellt – »Soll man Philosophen als Philosoph gegenübertreten?« – um diese mit dem Versuch eines Überblicks über Etappen des Marxschen Erkenntnisprozesses so zu beantworten:

      »Me-ti sagte: Meister Ka-meh trat den Philosophen zu verschiedenen Zeiten seines Lebens verschieden gegenüber. Zuerst näherte er sich ihnen als Philosoph und zerpflückte ihre Behauptungen von ihrem eigenen Standpunkt aus. Dann behandelte er sie als Nichtphilosoph und zeigte lediglich an ihrem Beispiel, zu welchen Abgeschmacktheiten es führt, wenn man lebt um zu philosophieren, statt philosophiert um zu leben. Am Ende befaßte er sich nicht mehr mit Philosophen, sondern beschäftigte sich nur mit praktischen Forschungen, ab und zu Philosophen wie lästige Fliegen abwehrend.«3

      Bei allem Witz der Brechtschen Aphoristik, der letzten Wendung hätte Schmidt nicht vorbehaltlos zugestimmt, und zwar aus drei Gründen: Zum einen kann er gewichtige Argumente gegen die Auffassung ins Feld führen, Marx habe sich vom philosophischen Denken gänzlich befreit, um zur ökonomischen Forschung übergehen zu können, und damit den Standpunkt der Philosophie verlassen, um den der Wissenschaft einzunehmen; diese These entspreche zwar weitgehend dem von Marx formulierten Selbstverständnis, nicht aber der Art und Weise, wie der Kritiker der politischen Ökonomie in seinen materialen Analysen seinen Erkenntnisgegenstand erfasste und sein Erkenntnisverfahren organisierte. In seinem Nachwort zu Henri Lefèbvres Schrift Probleme des Marxismus, heute erklärt Schmidt hierzu:

      »Indem Marx in der Deutschen Ideologie die ›auf rein empirischem Wege konstatierbaren Voraussetzungen‹ der historischen Praxis hervorhebt, verfährt er ›wissenschaftlich‹, indem er jedoch bei der Unmittelbarkeit des Konstatierten nicht verharrt, sondern es als von Menschen gemacht und folglich veränderbar darstellt, verfährt er ›philosophisch‹. Damit verliert zwar die ›selbstständige Philosophie‹ ihr ›Existenzmedium‹, aber es bedarf keiner Frage, daß der Marxsche Vorwurf, bei den ›abstrakten Empirikern‹ werde die Geschichte zu einer ›Sammlung toter Fakta‹, nur von einer Position aus erhoben werden kann, die mit Hegel in begrifflichen Operationen mehr sieht als ein Ordnen sinnlicher Daten. Philosophie und Wissenschaft lassen sich


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