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Amateure. Katherine V. ForrestЧитать онлайн книгу.

Amateure - Katherine V. Forrest


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drehte die Musik leiser, als der Sicherheitsbeamte namens Rick vorsichtig näher kam. Seine weit aufgerissenen Augen waren starr auf die Doppeltür hinter ihr gerichtet, und die wieder erhobene Pistole zitterte in seinen Händen.

      »Sind Sie sicher, dass er noch da drin ist?«, flüsterte er heiser.

      Der Anblick offizieller blauer Uniformen und schwarzer Waffen hatte sie beruhigt. »Sicher bin ich nicht. Es könnte sein.«

      »Gehen Sie in den Fahrstuhl«, rief der dunkelhaarige Wachmann. »Sofort. Beeilen Sie sich.«

      Sie rannte durch den Raum und riss in der Eile einer im Weg stehenden Pflanze einige Blätter ab. Im Fahrstuhl drückte sie wieder und wieder den Knopf Eingangshalle. Nichts geschah. Sie starrte hinaus und beobachtete, wie die beiden Wachleute sich rückwärts dem Fahrstuhl näherten, ihre Pistolen zielten auf die Doppeltür. Der dunkelhaarige Wachmann steckte einen Schlüssel in ein Schloss, die Fahrstuhltüren schlossen sich, der Fahrstuhl fuhr abwärts. Voller Erleichterung atmete sie tief durch und fragte: »Sollte nicht einer von Ihnen oben bleiben?«

      »Nicht um alles in der Welt«, sagte Rick, schob seine Waffe tief in das Halfter und ließ den Verschluss zuschnappen. »Nicht für fünfeinhalb Dollar die Stunde. Die Polizei ist auf dem Weg. Was ist passiert? Was haben Sie gesehen?«

      »Ein Mann … wurde erstochen …« Sie stockte und schwieg, versuchte, das Bild zu verdrängen.

      Der dunkelhaarige Wachmann sagte: »Ich bin Mike. Das ist Rick.«

      »Ellen«, flüsterte sie.

      »Können Sie den Täter beschreiben –«

      »Ich habe den … Mörder nicht gesehen.« Sie schloss die Augen. »Ich habe gehört, wie –«

      »Sind Sie sicher, dass der Mann tot ist?«

      »Ja.« Ellen brach in Tränen aus.

      »Lass sie in Ruhe, Rick. Sie wird noch genug Fragen beantworten müssen.«

      Die Fahrstuhltüren öffneten sich. In der Eingangshalle drängten sich Dutzende von Leuten vor den nicht funktionierenden Fahrstühlen. Einige der Wartenden kamen zu ihnen herübergeeilt.

      »Außer Betrieb«, rief Mike und zog seinen Schlüssel aus dem Schloss. »Die Fahrstühle sind außer Betrieb!«

      »Was zum Teufel ist denn los?«, fragte verärgert ein korpulenter Mann im grauen Anzug mit einer Aktentasche.

      »Wir warten auf die Polizei. Treten Sie bitte zurück.« Mike nahm Ellens Arm und führte sie aus dem Fahrstuhl.

      Mit schrillem Sirenengeheul fuhren nacheinander vier Polizeiwagen vor. Polizisten – einige mit Gewehren bewaffnet – stürmten heraus und rannten in das Gebäude.

      »Sechzehnter Stock«, sagte Mike, als sich fünf Polizisten durch die Menge zum Fahrstuhl vorgedrängt hatten. »Es gibt keine Beschreibung, ich kann Ihnen nicht sagen, nach wem Sie suchen sollen –«

      »Sie.« Ein schnurrbärtiger Polizist deutete mit seinem Gewehr auf Rick. »Sie bringen uns hoch.«

      »Wenn es unbedingt sein muss«, sagte Rick unglücklich und steckte seinen Schlüssel in das Schloss. Die Fahrstuhltüren schlossen sich.

      »Bitte verlassen Sie das Gebäude!«, rief einer der zurückbleibenden Polizisten. Mit ausgestreckten Armen trieben sie die Menge vor sich her. »Gehen Sie zurück! Zurück! Zu ihrer eigenen Sicherheit!«

      Mit kreischenden Sirenen und dröhnenden Auspuffen hielten ein weiterer Streifenwagen und zwei Motorräder vor der Tür.

      »Kommen Sie mit in unser Büro«, sagte Mike zu Ellen. »Ich besorge Ihnen eine Tasse Kaffee.«

       Stephie … Ich werde Stephie anrufen … Alles wird gut werden …

      »Bitte«, flüsterte Ellen. »Danke.«

      Die Kriminalbeamtin Kate Delafield bog vom Olympic Boulevard ab, hielt ihren Plymouth an und sah die Merlin Street hinunter. Es war ihr immer merkwürdig vorgekommen, dass man in dieser modernen Stadt eine mehrspurige Durchgangsstraße verlassen und in eine Seitenstraße einbiegen konnte, die so schmal war, dass zwei Autos nur mit knapper Not aneinander vorbeikamen. Wie so viele andere Straßen war diese voller winziger, stuckverzierter Häuser, die gelb, braun, weiß und grün gestrichen waren, meistens gab es irgendwo dazwischen auch noch ein rosa Exemplar. Die Häuser hatten die üblichen roten Ziegeldächer und die üblichen spanischen Rundbogenfenster. Gehwege mit gesprungenen Platten grenzten an unscheinbare Rasenflächen, die von verschiedenen niedrigen kalifornischen Gewächsen mit dicken Blättern umgeben waren. Aber diese Straße war anders als die anderen. Hier gab es Bäume. Eichen. Sie sah die schwarzen knorrigen Zweige an, die sich gegen den Februarhimmel abhoben, und dachte sehnsüchtig an Anne und an die ausladenden grünen Bäume ihres Heimatstaates Michigan. Als sie ausstieg, bedauerte sie, dass dieser Mord nicht im Mai oder im Juni passiert war, wo sie diese Bäume in voller Schönheit hätte bewundern können.

      Sie ging um das Becker-Gebäude herum. Ed Taylor war schon seit mehr als zwei Stunden am Tatort, und ein Ermittlungsteam arbeitete im 16. Stock, aber sie konnten auch noch etwas länger ohne sie auskommen. Es sparte den Steuerzahlern von Los Angeles Geld, wenn sie sich mit dem Terrain vertraut machte; das würde unnötige Fragen und falsche Vermutungen ausschließen. Ihre Gründlichkeit mochte bei ihren Mitarbeitern Ungeduld und Murren hervorrufen, aber die wichtigen Leute wussten sie zu schätzen. Eine von Kate Delafield durchgeführte Untersuchung war fundiert, exakt, gut belegt, ein logisches Mosaik von Fakten – es gab keine Schlampereien, keine offen gebliebenen Fragen, keine unangenehmen Überraschungen für den Bezirksstaatsanwalt, keins dieser Löcher, die so groß waren, dass ein Lastwagen durchgepasst hätte, und nie die Situation, dass der Richter den Fall voller Verachtung abwies, bevor die Geschworenen noch ihre Stühle anwärmen konnten.

      Das Becker-Gebäude war 18 Stockwerke hoch, es hatte kleine Fenster zwischen weißem und grauem Mauerwerk und nahm die Hälfte eines kleineren Häuserblocks ein. Von bestimmten Blickwinkeln aus wirkte die Struktur pockennarbig. Nebenan befand sich ein niedriges Gebäude mit marineblauen und weißen Stuckverzierungen, in dem hauptsächlich Arztpraxen untergebracht waren. Auf der anderen Straßenseite verriet ein verblasstes Schild, dass es sich bei dem sandsteinfarbenen Gebäude, von dessen Vorderfront die Farbe abblätterte, um eine Fachschule für Computerprogrammierer handelte.

      Kate ging die Zufahrt zur Tiefgarage des Becker-Gebäudes entlang, vorbei an einem Spruchband mit der Aufschrift Die monatlichen Parkgebühren sind jetzt fällig. Ein Parkwächter in einem blauen Uniformhemd mit Streifen an den Ärmeln und einer farblich nicht dazu passenden hellbraunen Hose ignorierte sie. Kate ging zu einer Treppe hinüber, sah hinunter und zählte drei Stockwerke. Von der Tiefgarage aus konnte man das Gebäude nur über die Treppe und durch die Tür zur Eingangshalle betreten. Sie nahm ein Notizbuch aus ihrer Schultertasche, zog den daran festgehakten Kugelschreiber heraus und machte sich kurze Notizen.

      Was für eine Kontrolle, dachte sie. Ein Parkwächter, der nicht einmal aufsieht, wenn überall Streifenwagen geparkt sind und in einem Mordfall ermittelt wird. Überhaupt keine Sicherheit. Wenn ich für das Parken im Becker-Gebäude bezahlen müsste, würde ich lieber mein Glück drüben in der Merlin Street versuchen.

      Sie versuchte, die Tür zu öffnen. Es war kein Schlüssel nötig, um in die Eingangshalle zu kommen. Sie nickte Hansen zu, der phlegmatisch neben den abgesperrten Fahrstühlen stand und bei ihrem Anblick mürrisch dreinsah. Der Fußboden der Eingangshalle war mit den kleinen, unebenen Mosaiksteinen gefliest, die sie so verabscheute. Die Steinchen bohrten sich durch ihre dünnen Sohlen.

      Das Pult der Wachleute, ein niedriger, schlichter Schreibtisch, war unbesetzt. Sie ging um ihn herum. Es gab keine Monitore, aber in Schulterhöhe hing ein roter Telefonhörer, darüber leuchtete eine rote Glühbirne, offensichtlich ein Notrufsignal. Sie öffnete vier Schubfächer des Pultes, eins nach dem anderen. In der oberen Schublade waren Schokoladenriegel, Kaugummi, Pfefferminzbonbons und kleine


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