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Dienstanweisung für einen Unterteufel. C. S. LewisЧитать онлайн книгу.

Dienstanweisung für einen Unterteufel - C. S. Lewis


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und den wirklichen Gesichtern auf der nächsten Kirchenbank. Natürlich spielt es dabei kaum eine Rolle, was für Leute tatsächlich auf jener nächsten Kirchenbank sitzen. Vielleicht kennst du sogar einen von ihnen als großen Kämpfer auf der Seite des Feindes. Ganz gleich.

      Dank Unserem Vater in der Tiefe ist dein Patient ein Dummkopf. Es braucht nur einer von diesen Nachbarn falsch zu singen, quietschende Stiefel zu tragen, ein Doppelkinn zu haben oder merkwürdig gekleidet zu sein, und schon wird dein Patient ganz leicht zu der Auffassung kommen, dass ihre Religion aus diesem Grund etwas Lächerliches an sich haben müsse. Im gegenwärtigen Stadium hat er nämlich eine Vorstellung von »Christen« im Kopf, die er für geistlich hält, die aber in Wirklichkeit weitgehend visuell ist.

      Seine Gedanken sind voll von Togen und Sandalen und Rüstungen und bloßen Beinen, und allein die Tatsache, dass die anderen Leute in der Kirche moderne Kleidung tragen, stellt eine wirkliche – wenn auch unbewusste – Schwierigkeit für ihn dar. Lass sie nie an die Oberfläche kommen. Lass ihn niemals fragen, was er denn erwartet hat, wie sie aussehen würden. Achte darauf, dass jetzt alles in seinen Gedanken nebelhaft bleibt, und du wirst dich die ganze Ewigkeit hindurch damit amüsieren können, in ihm die besondere Art von Klarheit hervorzubringen, die nur in der Hölle zu finden ist.

      Arbeite also hart an der Enttäuschung oder Ernüchterung, die den Patienten während seiner ersten Wochen als Glied der Kirche mit Sicherheit erwartet. Der Feind lässt zu, dass es an der Schwelle zu jedem menschlichen Unterfangen zu dieser Enttäuschung kommt.

      Sie erwartet den Jungen, der im Kinderzimmer von den Geschichten aus der Odyssee bezaubert war und sich nun hinsetzt, um tatsächlich Griechisch zu lernen. Sie erwartet die Liebenden, die geheiratet haben und sich nun wirklich an die Aufgabe machen, zusammenzuleben. In jedem Bereich des Lebens markiert sie den Übergang von der Zukunftsträumerei zum mühevollen Tun.

      Der Feind nimmt dieses Risiko auf sich, weil er sich die seltsame Idee in den Kopf gesetzt hat, all dieses widerwärtige kleine menschliche Ungeziefer dazu zu bringen, ihn als »freie« Wesen zu lieben und ihm zu dienen, wie er es nennt. »Söhne« ist das Wort, das er gebraucht in seiner tief verwurzelten Neigung, die ganze spirituelle Welt durch die unnatürliche Verbindung mit diesen zweibeinigen Tieren zu erniedrigen.

      Da er ihre Freiheit wünscht, verzichtet er darauf, sie lediglich durch ihre Neigungen und Gewohnheiten an die Ziele zu bringen, die er ihnen setzt: Er überlässt es ihnen, diese Ziele selbst zu erreichen. Und darin liegt unsere Möglichkeit. Aber genau dort, vergiss das nicht, liegt auch unsere Gefahr. Haben sie erst einmal diese anfängliche Dürrezeit erfolgreich hinter sich gebracht, werden sie viel unabhängiger von Emotionen und sind darum viel schwerer in Versuchung zu bringen.

      Ich bin im bisherigen von der Annahme ausgegangen, dass die Leute in der nächsten Kirchenbank keinen vernünftigen Anlass zur Enttäuschung bieten. Freilich, wenn sie das tun – wenn der Patient etwa weiß, dass die Frau mit dem absurden Hut eine fanatische Bridge-Spielerin ist oder der Mann mit den quietschenden Stiefeln ein Geizkragen und Erpresser –, dann ist deine Aufgabe umso leichter. Dann brauchst du ihn nur noch davon abzuhalten, sich zu fragen: »Wenn ich, so, wie ich bin, mich in gewissem Sinn als Christ betrachten kann, warum sollten die verschiedenen Laster jener Leute in der nächsten Kirchenbank beweisen, dass ihre Religion nur Heuchelei und Tradition ist?«

      Du fragst vielleicht, ob es möglich ist, selbst einen Menschen davon abzuhalten, auf einen so offensichtlichen Gedanken zu kommen. Es ist möglich, Wormwood, es ist möglich! Behandle ihn nur richtig, und es wird ihm einfach nicht in den Sinn kommen. Er ist noch nicht annähernd lange genug beim Feind, um schon so etwas wie wirkliche Demut zu empfinden. Was er über seine eigene Sündhaftigkeit sagt, selbst auf den Knien, ist alles nur Papageiengeschwätz. Innerlich glaubt er noch, er hätte sich ein beträchtliches Plus im Kontenbuch des Feindes erworben, indem er sich bekehren ließ. Er meint sogar, er beweise große Demut und Herablassung, indem er überhaupt mit diesen »selbstgefälligen«, gewöhnlichen Nachbarn in die Kirche geht. In dieser Geistesverfassung musst du ihn festhalten, so lange du kannst.

      Herzlichst,

      Dein Onkel Screwtape

      III

      Mein lieber Wormwood, ich bin sehr erfreut über das, was du mir über die Beziehung dieses Mannes zu seiner Mutter berichtest. Aber du musst deinen Vorteil zu nutzen wissen. Der Feind wird von der Mitte her nach außen arbeiten und nach und nach immer mehr Verhaltensweisen des Patienten unter den neuen Maßstab bringen, und er könnte jeden Moment sein Benehmen gegenüber der alten Dame in Angriff nehmen. Dem musst du zuvorkommen.

      Halte engen Kontakt mit unserem Kollegen Glubose, der die Mutter betreut. Sorgt gemeinsam in jenem Haus für eine gute, eingespielte Gewohnheit gegenseitiger Ärgernisse, täglicher Nadelstiche. Die folgenden Methoden werden dir von Nutzen sein.

      1. Fessele sein Denken an sein Innenleben. Er glaubt, seine Bekehrung sei etwas in seinem Innern. Deshalb ist seine Aufmerksamkeit im Moment auf seine eigenen Geisteszustände gerichtet – oder besser auf eine stark bereinigte Version seiner Geisteszustände, denn mehr solltest du ihn nicht zu Gesicht bekommen lassen. Bestärke ihn darin. Halte ihn von den elementaren Pflichten fern, indem du seinen Blick auf die hohen und hochgeistlichen lenkst. Verstärke jene höchst nützliche menschliche Eigenschaft, das Offensichtliche zu verabscheuen und zu vernachlässigen.

      Du musst ihn in einen Zustand versetzen, in dem er sich eine Stunde lang der Selbstprüfung unterziehen kann, ohne auch nur eine jener Tatsachen über sich selbst zu entdecken, die für jeden, der je mit ihm unter einem Dach gewohnt oder im selben Büro gearbeitet hat, völlig offensichtlich sind.

      2. Es ist zweifellos unmöglich, zu verhindern, dass er für seine Mutter betet, aber wir haben Mittel und Wege, um diese Gebete unschädlich zu machen. Sorge dafür, dass sie immer sehr »geistlich« sind, dass sie sich stets um den Zustand ihrer Seele und niemals um ihren Rheumatismus drehen. Das bringt zwei Vorteile mit sich.

      Erstens wird dadurch seine Aufmerksamkeit an das gebunden, was er als ihre Sünden betrachtet, womit er mit ein wenig Anleitung von dir leicht alle Dinge meinen wird, die für ihn selbst unbequem oder ärgerlich sind. So kannst du, noch während er auf den Knien liegt, etwas Salz in die Wunden des Tages reiben. Diese Operation ist gar nicht schwierig, und du wirst sie sehr unterhaltsam finden.

      Zweitens wird er, da seine Vorstellung von ihrer Seele sehr unklar und oft falsch sein wird, bis zu einem gewissen Grad für eine imaginäre Person beten. Deine Aufgabe wird es sein, diese imaginäre Person der wirklichen Mutter – jener scharfzüngigen alten Dame am Frühstückstisch – mit jedem Tag unähnlicher werden zu lassen.

      Mit der Zeit kannst du diese Kluft so verbreitern, dass kein Gedanke oder Gefühl aus seinen Gebeten für die eingebildete Mutter jemals Auswirkungen darauf hat, wie er sich der wirklichen gegenüber verhält. Meine eigenen Patienten hatte ich zum Teil so gut in der Hand, dass sie von einem Moment zum anderen vom leidenschaftlichen Gebet für die »Seele« ihrer Frau oder ihres Sohnes dazu gebracht werden konnten, die wirkliche Frau oder den wirklichen Sohn ohne Gewissensbisse zu schlagen oder zu beschimpfen.

      3. Wenn zwei Menschen seit vielen Jahren zusammenleben, ist es gewöhnlich so, dass jeder Tonfälle oder Gesichtsausdrücke an sich hat, die dem anderen nahezu unerträglich auf die Nerven gehen. Mach dir das zunutze.

      Bringe deinem Patienten jene charakteristische Hebung der Augenbraue seiner Mutter, die er schon als kleines Kind zu verabscheuen lernte, zu vollem Bewusstsein, und lass ihn darüber nachdenken, wie sehr er sie verabscheut. Lass ihn annehmen, sie wüsste, wie sehr es ihn ärgert, und täte es nur, um ihn zu ärgern – wenn du dein Handwerk verstehst, wird er nicht bemerken, wie grenzenlos unwahrscheinlich diese Annahme ist. Und natürlich darfst du nicht zulassen, dass ihm dämmert, er selbst könnte Tonfälle und Gesichtsausdrücke an sich haben, die für sie ebenso ärgerlich sind. Da er sich selbst nicht sehen oder hören kann, lässt sich das leicht bewerkstelligen.

      4. Im zivilisierten Leben drückt sich häuslicher Hass normalerweise dadurch aus, dass man Dinge sagt, die auf Papier ganz harmlos wirken würden (die Worte an sich sind nicht anstößig), aber


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