Эротические рассказы

Dr. Love und die schüchterne Forelle. Michael BresserЧитать онлайн книгу.

Dr. Love und die schüchterne Forelle - Michael Bresser


Скачать книгу
Das ist so gut wie eingetütet. Nur der Wisch vom Prüfungsamt fehlt.

      »Willst du träumen oder durchstarten?«. Zorro hat mich am Arm gepackt und schüttelt mich.

      »Alles klar. Das wuppe ich schon. Darf ich vorher einen Kaffe trinken?«, antworte ich, während ich mir den Schlaf aus den Augen reibe.

      Zwei Stunden später sitze ich mit Zorro auf dem Rasen vor dem alten Welfenschloss, in dem die Leibniz-Uni residiert. Dieser Prachtbau wurde 1855 von Georg V. als Sommerresidenz in Auftrag gegeben. Das habe ich für einen Artikel im Lokalteil recherchiert.

      Zorro raucht eine Selbstgedrehte. Den Spitznamen trägt Tobias Ziegler, so nennt ihn der Personalausweis, seit Kindergartenzeiten. An irgendeinem Karneval lief Tobi als Rächer mit der Maske auf. Der Nick blieb an ihm haften, was ihm auch gefällt. »Wenn der Pfarrer bei meiner Beerdigung sagt: ›Wir tragen heute Zorro zu Grabe‹, klingt das definitiv besser als ›Tobias‹, sagt er immer. Seine hagere Statur erweckt den Eindruck, als nähme er nur in Schaltjahren feste Nahrung zu sich. Aber der Schein trügt. Zorro hat einen gesunden Appetit.

      Die anorektische Figur verdankt er seinem Job. Eigentlich studiert er ebenfalls. Irgendwas mit Kommunikation. Genau weiß er das selber nicht mehr. Die Uni vermisst ihn schon seit Jahren. Zu Beginn seines Studiums heuerte er bei einer Firma an, die Medikamente für die Pharmaindustrie testet.

      Die zahlten gutes Geld für Probanden. Und tun das auch noch heute. Es gibt kein Krebs- oder Aids-Medikament, das Zorro nicht durch seine Blutbahnen gespült hätte. Neben Kohle gibt das jede Menge subventionierten Drogenrausch, meint er. Für mich wäre das nichts. Ich halte es für Prostitution, seinen Körper ausbeuten zu lassen. Doch Zorro sieht das anders. »Ich bin ein postmoderner Jesus«, sagt er jedem, der seinen Broterwerb kritisiert. »Ich gebe mein Leben für das Seelenheil anderer.« Damit ist jede Diskussion im Keim erstickt. Denn wer in unserem Kulturkreis kritisiert den Gottessohn? Die wenigsten, möchte ich behaupten.

      Nebenher spielt er noch Gitarre in einer Punkband. Die hieß früher Kaputtnix und wurde vor einem Jahr in Kaputtwix umbenannt. Seitdem häufen sich die Auftrittsangebote. In Hannover sind die Jungs Kult, haben sogar schon auf einem internationalen Festival in Warschau im Rahmen des deutschpolnischen Kulturaustausches gespielt. Ansonsten relaxt Zorro gerne und lässt den lieben Gott lieber Gott sein. Damit leben beide gut. Aber zurück zu Zorros Äußerem. Seine kastanienbraunen Haare fallen ihm bis auf die Schulter. Heute hat er sie zu einem Pferdeschwanz gebündelt. Seine pechschwarzen Augen zwinkern oft, was auf die meisten Menschen sympathisch wirkt. Überhaupt, die meisten Menschen lieben meinen Freund. Vor allem Frauen.

      In diesem Punkt sieht es bei mir eher mau aus, um nichts zu sagen: finsterer als in einem Kohlenflöz in Aserbeidschan. Ich sehne mich nach einer Freundin, einer Frau, der ich die Sterne vom Himmel holen und ein Funkeln in die Augen zaubern kann. Das sollte doch eigentlich kein Problem sein, werden viele sagen. Ist es aber. Ich bin schüchterner als ein Hecht vor dem Köderfisch. Wenn ich eine attraktive Frau sehe, laufen meine Hormone Amok. Mein Herz rast, aus meinen Achselhöhlen läuft Schweiß, und ich erzähle kompletten Blödsinn.

      Das wirkt auf Frauen nicht gerade attraktiv, innere Werte hin oder her. Die will keine mehr entdecken. Und ich kann es ihnen nicht verübeln.

      Wenn ich über meinen fehlenden Erfolg bei Frauen jammere, zieht Zorro eine Augenbraue hoch und spricht wie ein antiker Philosoph. »Timo, in der Ruhe liegt die Kraft. Das wird.« Aber der neunundzwanzigste Geburtstag nähert sich.

      Und danach kommt schon die hässliche Dreißig. Wann wird es denn nun endlich?

      Heute besucht Zorro zum ersten Mal seit drei Jahren die Uni. Er ist mitgekommen, um mir Händchen zu halten. Ein wahrer Freund. Er trägt ein End-of-Green-Shirt, darüber eine graue Strickjacke, die nie gute Tage gesehen hat. Seine dürren Beine stecken in einer löchrigen Jeans-Hose. Nicht, dass er sich keine bessere Kleidung leisten könnte. Ich bin mir sicher, dass er am Monatsende mehr Geld auf dem Konto vorfindet als mancher Juniorprofessor. Es ist sein Style. Wäre er Multimillionär, würde er auch keine besseren Klamotten tragen, beteuert er.

      »Und?«, fragt Zorro. »Wie hoch ist dein Adrenalinlevel? Koffein ist momentan bestimmt nichts für dich«, holt er eine Coladose aus dem Jutebeutel, öffnet sie und trinkt einen Schluck. »Sonst hätte ich dir was angeboten. Apropos, ich hab da so ein Grippemittel getestet, das beruhigt enorm. Das wäre ideal für dich.«

      »Außer wenn ich krank bin, nehme ich keine Medikamente. Und dann auch nur, wenn ich den Kopf unterm Arm trage«, winke ich ab. »Aber es ist doch kein Wunder, dass ich hibbeliger als ein Duracell-Hase bin. Wenn ich durchfalle, kann ich den festen Job bei der Zeitung vergessen. Dann begrüßt mich wieder die Bäckerinnung zum Jubiläum.«

      »War nur ein Vorschlag. Ich wusste gar nicht, dass du so heiß auf dieses Volontdingsbums bist. Du schreibst doch bereits für die Presse.«

      »Sicher, aber als Volontär erhältst du ein Festgehalt und bekommst bessere Jobs. Außerdem brauche ich nicht als Uni-Methusalem zu enden. Gott sei Dank bin ich top vorbereitet.« Eine Gruppe Studenten geht vorbei. Darunter ein Mädchen mit Lockenkopf in einer blauen Installateursjacke. Ihre Nase wirkt etwas breit, sie hat aber ein nettes Gesicht mit Lachgrübchen.

      »Da läuft Iris, die kenne ich aus einem Oberseminar«, sage ich zu Zorro.

      »Und, wäre die nichts für dich? Die sieht doch nett aus.«

      »Nee, lass mal. Irgendwie kann die nicht auf mich.«

      »Iris!«, brüllt Tobias.

      Ich gerate in Panik. »Bist du bekloppt!«

      Iris dreht sich um, lächelt und kommt auf uns zu. Bestimmt grinst sie innerlich, weil sie mich für einen Idioten hält.

      »Was machen wir denn jetzt«, flüstere ich aufgeregt. Sie steht vor uns.

      »Hi, Timo«, grüßt sie. »Kennen wir uns?«, fragt sie dann Zorro. Eigentlich sieht sie freundlich aus, aber das liegt bestimmt an Zorros Charisma.

      »Noch nicht. Ich bin der beste Freund von Timo. Wir konnten noch keine Bekanntschaft schließen, da ich gerade aus Afghanistan komme. Ich habe für die Vereinten Nationen Polizisten am Hindukusch ausgebildet. Ich sage dir, das war kein Nonnenwettbeten. Du wusstest nie, wer Freund oder Feind ist. Bei jeder Fahrt konnte der Tod am Wegesrand lauern.«

      Iris mustert Zorro von oben bis unten und wieder retour. Sie grinst.

      »Wie ein Soldat siehst du nicht gerade aus. Ich schätze, dass du nur wegen dieser Tarnung überlebt hast. Strickjacke statt Uniform.«

      Zorro winkt ab. »Das Trauma hat mich eingeholt. Die schrecklichen Bilder kannst du nicht verdrängen. Ich gebe zu, kleidungstechnisch habe ich mich etwas gehen lassen. Aber das passiert mit den Veteranen eines jeden Krieges. Kennst du Born in the USA von Springsteen?«

      »Patriotische Songs mag ich nicht«, winkt Iris ab.

      »Baby, der Song wird völlig missverstanden. Es geht um einen Jungen aus der Kleinstadt. Er wird nach Vietnam eingezogen, überlebt und kehrt zurück. Sein Job in der Raffinerie wurde von einem anderen besetzt. Sein Bruder zog auch in den Krieg und fiel. Wofür lohnt sich eine Rückkehr? Ronald Reagan wollte das Lied für seine Wahlkampagne missbrauchen, doch der Boss lehnte ab. Die Geschichte des Songs ist die Geschichte meines Lebens. Nur, dass ich der Tobias aus Linden bin. Für Freunde Zorro.«

      Iris starrt ihn an, als wäre er ein sprechendes Auto.

      »Du kannst Geschichten erzählen. Aber dein Baby bin ich deshalb nicht. Springsteen scheint ein interessanter Sänger zu sein. Den muss ich mir bei Gelegenheit genauer anhören. Redet dein Kumpel immer so viel?«, fragt sie mich.

      Weil ein die Luftröhre aufsteigender Kloß im Hals meine Stimme erstickt, zucke ich nur mit den Schultern.

      Zorro mischt sich ein. »Springsteen ist ein Genie. Wenn ich Streets of Philadelphia höre, treibt mir seine Stimme jedes Mal vor Rührung die Tränen in die Augen. Wenn du interessiert bist, Timo hat all seine Scheiben.«

      Ich schaue entsetzt


Скачать книгу
Яндекс.Метрика