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Die Politik und ihr Wahnsinn. Ralph LlewellynЧитать онлайн книгу.

Die Politik und ihr Wahnsinn - Ralph Llewellyn


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hatte sich sein Interesse, dem Schwulen eine Lektion zu erteilen, verflüchtigt, um nun bei der jungen Dame lüstern zu entflammen.

      Doch er hatte die Rechnung ohne Ronaldo gemacht, der den Schwenk genau beobachtet hatte. „Ah, ich verstehe. Erst mich fertigmachen wollen und dann fickrig werden, was?“

      Am liebsten hätte Frank mit einem klaren Ja geantwortet, doch das wäre eine schlechte Taktik gewesen, zumal sich die Frau nun auf der anderen Seite neben Ronaldo niederließ.

      Die Farbe kehrte zurück in Ronaldos Gesicht, in dem sich plötzlich eine allzu offene Rachsüchtigkeit spiegelte, als er sich an die Dame wandte. „Verzeihen Sie, aber ich habe Ihnen etwas Wichtiges zu gestehen.“

      Frank hätte ihn gerne am Kragen gepackt und aus der Bar geworfen, aber dafür war es nun zu spät.

      „So?“, fragte sie mit einem vernichtenden Blick. „Wenn Sie mich hier anbaggern wollen, dann verpissen Sie sich besser. Dafür habe ich im Moment überhaupt keinen Sinn. Wenn Sie mir aber eine Villa zum Verkauf anbieten möchten, dann können wir gerne weiterreden.“

      Nun war Frank doch froh, dass Ronaldo zwischen ihnen saß. Als eine Art Puffer sozusagen.

      „Ähm, nein, ich nicht. Ich stehe auf Männer. Aber mein Nachbar hier hat mir verraten, dass er Sie gerne in sein Schlafzimmer entführen würde.“ Ronaldo zeigte auf Frank.

      „Ah, ja?“ Sie zog die Augenbrauen nach oben, und ihr ansonsten attraktives Gesicht erinnerte plötzlich an einen Seeadler, der dabei war, die Krallen auszufahren.

      Frank fühlte sich wie ein Kaninchen, dessen Fell bald zum Trocknen an einem Kamin hängen würde. „Ich? Niemals!“, versuchte er sich schnell zu wehren.

      Doch nun richteten beide ihren Blick anklagend und verurteilend auf ihn. Sie hatten sich in dieser Sekunde verbündet, und er war der Gejagte. Wie schnell sich doch eine sicher geglaubte Position ändern konnte. Es entstand eine kurze, wenn auch belastende Stille zwischen ihnen, als glücklicherweise ein weiterer Verirrter fragte, ob der Platz neben Frank noch frei sei. Dankbar nickte Frank ihm zu.

      „Oh, hallo. Wir kennen uns ja bereits.“ Ronaldo hob sein Glas, das der Barkeeper inzwischen wieder gefüllt hatte, und prostete dem Neuankömmling zu.

      „Ist das Ihr Lover?“, fragte Frank spöttisch.

      Susanne zwinkerte Ronaldo vielsagend zu. „Ui, ich hätte nicht gedacht, dass ein so gut aussehender Mann wie Sie auf ältere Männer steht.“

      Aber die Reaktion des Neuen in der Runde sprach Bände. Rasch schüttelte er den Kopf und streckte abwehrend beide Hände von sich. „Nein! In Gottes Namen nein!“

      Gerade wollte er wieder kehrtmachen, als Frank ihn an der Schulter packte. „Na ja, mit Gott hat das nicht viel zu tun. Aber egal. Bleiben Sie doch und setzen sich zu uns. So wie ich das sehe, hatten wir drei hier alle einen verkorksten Tag. Ich hoffe, Sie auch.“

      Frank stand auf und bot Hans seinen Stuhl an. Stehen würde ihm guttun. Er spürte bereits, wie der Alkohol seine Sinne zu benebeln begann, und einen Absturz wollte er nicht wieder erleben. „Einen Drink für den Herrn hier!“, rief er dem Barkeeper zu, der sich schmunzelnd zu Hans wandte und ihn fragend ansah.

      Hans überlegte noch, was er tun sollte, während er sich die Schulter sauber rieb, entschied sich dann aber doch zu bleiben. „Nun, ich bin sehr müde, aber gegen ein Getränk spricht nichts. Haben Sie Tee?“, fragte er mit einem leisen Flehen in der Stimme, erntete aber nur erstaunte Blicke. Alkohol hatte eine verheerende Wirkung auf ihn, was sich in mehr als nur chaotischer Unkontrolliertheit bemerkbar machte.

      „Tee?“ Frank konnte ein kurzes Lachen nicht unterdrücken. „Sie brauchen etwas Härteres. Etwas, um mit Ihren neuen Freunden anzustoßen, mein Herr. Eine Runde Bourbon für uns vier!“

      Als Frank sein Glas mit dem frisch eingeschenkten Abendgetränk zu einem kurzen Trinkspruch erhob, ahnte er bereits, dass er diesen Abend bereuen würde. Und vielleicht gerade deswegen wollte er diesen Augenblick genießen, als wäre es sein letzter. „Meine Freunde“, begann er, indem er nacheinander jedem zublinzelte. „Dies ist ein besonderer Moment, der Anfang von etwas Neuem, bei dem man das Ende noch nicht erahnen kann. Auf diesen Moment. Skol.“ Dann goss er sich das braune Gesöff abermals mit einem Ruck in die Kehle.

      Aufmerksam beobachtete er seine neu gewonnenen Saufkumpane. Schließlich musste man ja wissen, mit wem man es zu tun hatte. Ronaldo verzog das Gesicht bei seinem zweiten Drink schon merklich weniger. Und Susanne schien Wasser im Glas zu haben, da ihr Gesichtsausdruck völlig entspannt blieb.

      Hans hingegen reagierte heftig auf das geleerte Glas. Erst stockte ihm der Atem, bis sein Gesicht rot anlief, dann prustete er einen kleinen Rest, den er nicht hatte schlucken können, quer über die Bar. Die darauffolgende Hustattacke dauerte minutenlang. Am Ende stützte er sich auf Frank, der ihm verständnisvoll den Rücken tätschelte.

      „Alles in Ordnung, Kumpel. Der Tee hat es in sich, nicht wahr?“ Frank genoss dieses Flair der alkoholisierten Hingabe an ein Gift, das einem die Sinne vernebelte und die seelischen Schmerzen nahm. „Ich bin Frank, und ich hasse das Leben“, begann er, sich und die anderen vorzustellen. „Die junge, hübsche Dame ist Susanne. Sie hasst das Leben zwar nicht, hat aber eine Scheißlaune. Und das hier ist Ronaldo, den sein alter Lover verlassen hat und den jetzt sexuelle Selbstzweifel quälen.“

      Hans musterte sie nacheinander und fragte sich insgeheim, wie er diesem Trio Infernale nur entkommen könnte. Natürlich hätte er sich einfach nur umdrehen und verschwinden können, aber es war eine beinahe schicksalhafte Kette, die ihn daran hinderte. „Mein Name ist …“ Er stockte kurz und brachte seine noch sauberen Hände in den Hosentaschen in Sicherheit. „Hans. Hans Burchard. Hans Burchard Immobilien.“

      „Hallo Hans“, grüßte Susanne ihn freundlich. „Was Frank wissen will, ist, ob du auch einen schlechten Tag hattest.“

      „Na ja, es geht so.“ Sein Erlebnis neben Ronaldo während des Symposiums war sicherlich nicht das Aufbauendste gewesen, aber er vermied es, ihn anzusehen. „Schmutz“, antwortete er schließlich, als er wieder die Bilder seiner Immobilienbesichtigung von heute Morgen vor Augen hatte. „Aber ansonsten war es okay.“ Mehr wollte er dazu nicht sagen.

      „Immerhin etwas. Also willkommen im Club der verlorenen Seelen.“ Frank winkte dem Barkeeper wieder zu, die Gläser zu füllen. „Ich habe einfach nur die Nase voll, immer wieder als Fußabtreter benutzt zu werden. Immobilienmakler genießen in Deutschland nicht gerade ein hohes Ansehen.“

      Dies musste er nicht weiter erläutern. Ronaldo, Susanne und Hans nickten, da sie wussten, dass er recht hatte. Die meisten Menschen glaubten, Makler würden ihr Geld mit Nichtstun verdienen. Doch das stimmte nicht. Niemand ahnte, wie viel Arbeit hinter einer Immobilienvermarktung stecken konnte. Der Kunde sah nur, wie er nach einer Besichtigung zum Notar geführt wurde und dafür viel Geld an den Makler zu zahlen hatte. Dass er jedoch vielleicht schon der Zehnte oder Zwanzigste war, dem das Objekt gezeigt worden war, wusste er nicht. Die Arbeit des Maklers war vielfältig: Objektaufnahme, endlose Gespräche über die beste Vermarktungsstrategie, Beschaffung aller Unterlagen, Exposéerstellung, Veröffentlichung, Ansprache aller Partner wie Banken, Steuerberater und andere. Dann erst kamen die Besichtigungen. Immer wieder musste man alles von vorne erklären und gegen mit Vorurteilen behaftetes Halbwissen kämpfen. Und wenn dann endlich ein Kunde gefunden war, kamen die Preisverhandlungen und der Notarentwurf. Das alles sah der Kunde nicht und fühlte sich am Ende einfach nur betrogen. Die Lobby der Immobilienmakler war schwach.

      „Frank, das geht uns allen so. Was wir verdienen, das nenne ich Schmerzensgeld“, brachte es Ronaldo auf den Punkt. „Ich habe mich schon daran gewöhnt. Jeder kann unbeschadet auf uns herumtrampeln, was besonders Politiker gerne tun, um sich vor ihren Wählern zu profilieren.“

      „Es ist nicht nur das.“ Hans schüttelte den Kopf. Er hatte sich wieder im Griff, nachdem er einige Male tief durchgeatmet hatte und das Gift ein wenig nachzulassen begann. „Makler mag keiner, weil die Regierung uns nicht mag und das auch ständig


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