Эротические рассказы

Darky Green. Adrian PlassЧитать онлайн книгу.

Darky Green - Adrian Plass


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schätzte, die er brauchte, um eine bestimmte Distanz zurückzulegen. Darkys Fantasie in diesem Bereich war hoch entwickelt. Sie kam ihm gar nicht vor wie eine Fantasie. Sie kam ihm real vor. Zumindest so real wie die meisten Dinge in seinem Kopf.

      Darky Green war ein weltberühmter Schätzer der Zahl der Schritte, die er brauchte, um irgendeine beliebige Distanz zurückzulegen. Noch nie in der Geschichte dieser altehrwürdigen olympischen Disziplin hatte es je ein Talent gegeben, das so natürlich und jedem anderen, der diesen Sport ausübte, so unendlich überlegen war. Sein Antreten bei allen internationalen Schrittzahlschätzerwettkämpfen wurde von seinen Konkurrenten und Zuschauern gleichermaßen mit tiefem Respekt quittiert – ja, geradezu mit so etwas wie Ehrfurcht.

      Der Fußweg heute zum Friseur war keine Ausnahme. Der Bürgersteig, der von seinem Haus hinunter zu der Fabrik in der Senke führte, war von Bewunderern und Fans gesäumt, die alle darauf warteten, den Meister am Werk zu sehen. Seine vorgesehene Schätzung bei diesem Anlass – es war bei jedem Anlass dieselbe – sollte die Gesamtlänge des Rasenstreifens sein, der gleich hinter dem Eingang zu einem kleinen Bungalow begann, den sich, wie Darky zufällig wusste, ein ortsansässiger Farmer gerade als Alterssitz ausbaute, und bei der Einfahrt eines Hauses endete, das »Hayloft« genannt wurde, gleich gegenüber der Fabrik. Die versammelte Menge war fassungslos. Wie konnte irgendjemand, selbst wenn es ein so großer Star war, sich der Herausforderung stellen, eine so riesige Entfernung genau zu berechnen? Während Darky sich dem Beginn des Rasenstreifens näherte, studierte er mit stählernem Blick die Aufgabe, die ihm gestellt war. Stille senkte sich herab. Der Meister brachte all seine Kenntnis und Erfahrung bis zum letzten Körnchen auf, um eine Entscheidung zu fällen.

      »Hundertdreiundvierzig«, murmelte Darky, ohne seine Schritte zu unterbrechen oder die Lippen zu bewegen.

      Es war fast unhörbar, doch all jene erwartungsvollen Zuschauer im Stadion hörten es. Oh ja! Sie hörten es und sie gerieten völlig aus dem Häuschen. Hundertdreiundvierzig Schritte, das kam einigen unmöglich wenig vor, während andere es für eine geradezu wahnwitzig hohe Schätzung hielten. Aber immerhin war dies der König der Schrittzahlschätzer. Dies war der Mann, der in der Vergangenheit wahre Wunder vollbracht und seine Kritiker immer und immer wieder in Erstaunen versetzt hatte. Wieder breitete sich Stille aus, als der große Darky Green die Strecke abzuschreiten begann und dabei tonlos vor sich hinzählte.

      »Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs …«

      Ein berühmter Fernsehsportreporter lieferte den dramatisch gedämpften Kommentar. Er war atemlos von der Spannung des Augenblicks.

      »Und da kommt Darky Green. Einfach der Beste. Der Champion aller Champions in diesem Sport. Er schätzt die Strecke auf hundertdreiundvierzig Schritte. Einem durchschnittlichen Sesselhocker mag das wenig erscheinen, aber Green hat den Kniff heraus, wie man es richtig macht.«

      »Vierunddreißig, fünfunddreißig, sechsunddreißig, siebenunddreißig, achtunddreißig …«

      Die Zuschauermenge kann ihre Erregung nicht mehr unterdrücken und hier und da werden ermutigende Rufe und Anfeuerungen laut. Darky Green war nicht nur ein legendärer Schrittmeister, sondern auch ungemein beliebt beim Publikum, besonders bei den jungen Frauen.

      »Wird er nahe dran liegen, Phil?«

      »Steve, ich glaube, er könnte diesmal um zwei, drei Schritte danebenliegen. In der Vergangenheit war er großartig, aber ich habe so ein Gefühl, als ob seine beste Zeit hinter ihm liegt.«

      »Sechsundsechzig, siebenundsechzig, achtundsechzig, neunundsechzig …«

      »Ich hoffe, du bist bereit, das zurückzunehmen, Phil. Wenn du mich fragst, liegt er mit seiner Schätzung genau auf dem Punkt. Eine der großartigsten Leistungen, die ich je mitansehen durfte!«

      »Hundertneununddreißig, hundertvierzig, hunderteinundvierzig, hundertzweiundvierzig, hundertdreiundvierzig

      Als Darky jene letzte magische Zahl aussprach, traf die nadelscharfe Spitze seines rechten Schuhs auf das Ende des Rasenstreifens. Er hatte es geschafft! Eine erstaunliche, fast übernatürliche Präzision. Darkys getreue Anhänger in der Zuschauerschar waren außer sich vor Begeisterung. Glückwünsche und tosender Applaus flogen von allen Seiten auf ihn herab wie Luftschlangen. Gegen alle Wahrscheinlichkeit hatte ihr Held es wieder einmal geschafft. Phil sah sich genötigt, sich öffentlich bei Steve für seinen Irrtum zu entschuldigen. Aber das machte ihm nichts aus. Ehre, wem Ehre gebührt. Alles in allem ein überragender Triumph.

      Darky genoss es jetzt ebenso, wie er es jedes Mal genoss. Und es war nützlich. Es verschaffte ihm ein gutes Gefühl, bevor er Menschen begegnete.

      Das Herz der Stadt, in der Darky lebte, war ein kleines Zentrum mit Geschäften, das eine ständig wachsende Bevölkerung versorgte. Das Herz war am Versagen. Es war seiner Aufgabe nicht mehr gewachsen. Während der letzten Jahre waren private Wohnsiedlungen an völlig unerwarteten Stellen emporgesprossen; unerwartet zumindest, soweit es die Alteingesessenen betraf. Felder, Bäume, Teiche, die zu ihrer physischen und mentalen Landschaft gehörten, verschwanden wie durch einen bösen Zauber. Manche, die sich an Kaulquappen, an Wassermolche und an Spaziergänge mit Kindern oder Hunden erinnerten, waren entsetzt. Aber natürlich konnten sie sich nicht beklagen. Viele dieser neuen Siedlungen waren vollgepackt mit engen Behausungen, die eine fast zynische Illusion von Wohlstand und Klasse in verkleinerter Form boten. An Abnehmern dafür schien kein Mangel zu herrschen.

      Viele Leute aus Lipsham fuhren die fünf Meilen nach Kington, um ihre wesentlichen Einkäufe zu erledigen, aber an dem Tag, als Darky auf Brautschau ging, standen und krochen so viele Autos auf den Straßen wie an jedem anderen Samstagvormittag. Die Bürgersteige der schmalen High Street waren gedrängt voll mit Menschen. Leute kauften ein, plauderten, riefen einander zu und wichen Autos aus und tranken Kaffee und trennten sich und trafen sich wieder. Manche warteten, umgeben von prall gefüllten weißen Plastiktüten, mit ausdruckslosen Augen auf Busse oder Taxis. Sie schlenderten, sie rannten, sie lungerten herum. Einzelne Männer und Frauen, hier und da auch ein junges Paar, bewegten sich langsam entlang der High Street oder durch die beiden schäbigen kleinen Fußgängerzonen und starrten mit ohnmächtiger Eindringlichkeit durch die Schaufenster, die Hände in den Taschen oder die Finger nachdenklich gegen die Lippen gepresst, auf die Immobilienangebote, die Teppiche, die Möbel, die Fernseher und die Urlaubsreisen. In dem einen oder anderen der unverhältnismäßig hohen Zahl von Wohltätigkeitsläden musterten hoffnungsvolle, aber spärlich informierte Zuschauer der gegenwärtigen Welle von Fernsehsendungen über Antiquitäten die Unterseiten von unscheinbaren kleinen Porzellangefäßen in der vagen Hoffnung, eines jener Herstellerzeichen zu finden, die offenbar so hoch im Kurs standen.

      Ein geschäftiger Herbsttag.

      Darky bemerkte nichts von alledem; zumindest achtete er nicht auf Einzelheiten. Heutzutage befand er sich im Zentrum des Universums, statt immer nur an den äußeren Rändern herumzuhängen und verzweifelt darauf zu warten, dass irgendetwas Gutes passierte. Diese Stadt und all diese Menschen waren nichts als eine Art grauer Nebel, ein Hintergrund, der insofern nützlich war, als sich seine bunten Jacken gut davon abhoben. Und seine Hosenträger. Darky liebte seine roten Hosenträger. Sie erschienen ihm wie ein Beweis für etwas. Er hatte sich angewöhnt, seine Daumen dahinter einzuhaken und sie nach vorne auszudehnen, kurz bevor er einem seiner verängstigten, schwitzenden Opfer erklärte, was genau als Nächstes mit ihm passieren würde. Es war seine eigene Idee, dieses Hinausdehnen der Hosenträger; fast so, als hätte er ein Gedicht oder ein Lied geschrieben. Darky war sehr stolz darauf.

      Der einzige Laden in der High Street, der ihn auf seinem Weg zum Friseur aufhalten konnte, war der Computerladen. Dorthin war er jetzt unterwegs. Er folgte immer derselben Route, sobald er auf der Kuppe seiner Straße in Richtung High Street abgebogen war. Vor dem »Guilder’s Arms« überquerte er die Straße, dann bog er links ab, ging an dem Gebrauchtwagenhändler vorbei, wo der Typ hinter dem Haus seine Reparaturen machte, dann über die beiden schmalen Straßen, an denen sich das Einbahnstraßensystem teilte, am Teppichgeschäft vorbei, dann an dem Laden, wo man sich mittags Sandwichs und so holen konnte, dann an dem Fotogeschäft dieses seltsam aussehenden


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