Wenn die Stille deine Wunden heilt. Thomas KrasickiЧитать онлайн книгу.
zur Wahl stellten, sollte es eine deutliche Angelegenheit werden.
Bei den Jungs waren es immerhin drei, die vorgeschlagen wurden. Ich war allerdings der Einzige von ihnen, der mit der Stimmenanzahl des zweitplatzierten Mädchens konkurrieren konnte. Da die Klasse beschloss, ein Mädchen und einen Jungen als Klassensprecher zu haben, wurde ich letztendlich zum zweiten Klassensprecher gewählt. Für mich war es eine schöne Geste der Klasse, die mir zeigte, dass ich akzeptiert und geschätzt wurde.
Mit der anderen Klassensprecherin hatte ich dann auch schon die ersten Aufgaben zu erledigen. Eine davon war das restliche Geld, welches von der Klassenfahrt übriggeblieben war, mit dem Papiergeld für das kommende Jahr zu verrechnen und den Restbetrag von meinen Klassenkameraden einzusammeln. Ein Glück, dass ich gut in Mathematik war!
Natürlich hatte nicht jeder das Geld dabei, was zur Folge hatte, dass ich den bereits eingesammelten Betrag mit nach Hause nehmen musste. Eine verantwortungsbewusste Aufgabe, da in einer über dreißig Schüler großen Klasse eine beachtliche Summe zustande kam.
Zu Hause überflog ich noch einmal die Liste mit den Leuten, die schon gezahlt hatten. Der Betrag stimmte. Dann stach mir noch etwas ins Auge. Ich sah auf die Klassenliste in der auch die Geburtstage der einzelnen Schüler standen: 19.09.86.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob das wirklich der heutige Tag war. Deshalb schaute ich in meinen Kalender nach, um mich davon zu überzeugen. Tatsächlich, heute war der 19. September. Das Geburtstagskind war ein Mädchen, mit dem ich zuvor in der Schule ein Gespräch geführt hatte. Sie sah etwas traurig aus. Ich fragte sie dabei, ob sie weinte oder ob es ihr schlecht ginge. Daraufhin antwortete sie mir, dass sie etwas krank sei. Da ich jetzt von ihrem Geburtstag wusste, dachte ich mir im ersten Moment, dass sie vielleicht traurig darüber war, ausgerechnet heute in der Schule sein zu müssen und noch dazu keiner der Mitschüler von ihrem Geburtstag wusste.
Ich hatte ein wenig Schuldgefühle, da ich die Klassenliste bereits in der Schule durchgegangen war und mir dabei das Datum nicht aufgefallen war. Deshalb beschloss ich, ihr eine kleine Geburtstagstrophe zu schreiben. Ich gab mir richtig Mühe.
Es sollte schließlich ein schöner Text entstehen. Am nächsten Tag gratulierte ich ihr nachträglich und übergab ihr mein Gedicht, welches ich in Sonntagsschrift auf ein weißes DIN A4 Blatt geschrieben hatte. Sie reagierte etwas verwirrt, was auch verständlich war. Ich sagte ihr, sie sollte es erst zu Hause lesen und mir am nächsten Tag berichten, wie ihr mein Geschenk gefällt. Am nächsten Morgen kam sie während einer Pause zu mir und umarmte mich für einen kurzen Augenblick.
Sie hatte sich sehr über das Gedicht gefreut und war auch etwas überrascht, dass ich solche Texte schreiben konnte. Wir kamen ein wenig ins Gespräch. Dabei gestand ich ihr, dass ich bereits seit längerer Zeit meine Gedanken und Gefühle gerne aufschreibe. Sie war sehr begeistert von meinen Erzählungen und bat mich um eine Leseprobe meiner Gedichtsammlung.
Da ich mittlerweile sehr stolz auf meine Gabe war, hatte ich kein Problem damit, ihr ein paar Texte aus meiner früheren Zeit zu präsentieren.
Ich schickte sie ihr per E-Mail und war auf ihre Meinung gespannt. Es waren Gedichte über Begegnungen, Einstellungen, Gedanken und Ziele.
Kämpfe darum
Was ist, wenn sich niemand an dich erinnert,
was ist, wenn du gehst und niemand nach dir fragt,
alles in deinem Herzen sich weiter verschlimmert
und eine leise Stimme immer wieder zu dir sagt:
Bring die Menschen dazu, dass sie an dich denken,
gib ihnen einen Grund, dass man von dir spricht,
Gehör soll es sein, welches sie dir sollen schenken
und ein Pfeil, der deine Texte in ihre Herzen sticht.
Nur dann hast du etwas in deinem Leben erreicht.
Nur dann kannst du stolz auf dich sein.
Der Weg ist hart und auch nicht leicht,
doch du hast es geschafft und bist nicht mehr allein.
Nachtgedanke
Ich werde heute Nacht die Augen ganz fest schließen
und doch irgendwann zu den Sternen schauen.
Die Stille in der Ferne genießen,
die Erinnerung behalten und auf die Zukunft bauen.
Ich muss zwar irgendwann verschwinden,
denn die Nacht geht bald zu Ende.
Vielleicht wird mich bis dahin jemand finden
und der Tag bringt dann die Wende.
Ich werde warten auf diesen einzigartigen Moment
und werde ihn niemals vergessen.
Denn es ist eine Zeit, die jeder von uns kennt
und will sie deshalb nicht mit anderen Dingen messen.
Sonderbare Begegnung
Ich knie auf dem Boden und schließe die Augen,
die Stille ist wie ein Gewinn, man kann es kaum glauben.
Dann stehe ich wieder auf und schaue auf die Sterne,
gebe niemals auf, auch wenn du bist in weiter Ferne.
Jetzt geh ich einen Schritt und schaue nur nach vorn,
denn dazu bin ich fit, vergesse meinen Zorn.
Danach bleibe ich stehen und sehe ein helles Licht,
will es auch von nahem sehen, denn es ist wohl ein Gesicht.
Also gehe ich auf das Gesicht zu, um einen klaren Blick zu haben,
denn die Neugier gibt mir keine Ruh und stellt mir immer wieder Fragen.
Nun stehe ich vor diesem Menschen da, es ist eine wunderschöne Frau,
es erscheint mir alles sonderbar, das weiß ich ganz genau.
Ich spreche sie an, will wissen wer sie ist,
und merke dann, was erzähl ich da für einen Mist.
Sie verunsichert mich, wie niemand zuvor,
doch das ändert sich, sage ich mir ins Ohr.
Sie gab mir ihre Adresse und einen Abschiedskuss,
hoffte, dass ich sie nicht vergesse und ließ mir den Genuss.
Ich besuchte sie einmal, doch sie war nicht zu Haus,
hatte ich ne andere Wahl, oder war es nach dem ersten Treffen aus?
Ich gab nicht auf und ging noch mal hin,
vielleicht war ich etwas seltsam drauf und es machte alles keinen Sinn.
Doch diesmal hat es sich gelohnt, denn sie war heute daheim,
ich war das Glück nicht mehr gewohnt, ich klopfte an der
Tür und ging hinein.
Von diesem Tag an sahen wir uns immer wieder,
und nun schreibe ich darüber Texte nieder.
Vertrauen
Alles was ich über Ehrlichkeit weiß,
schließt sich in einem kleinen Kreis.