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Mörderisches Bayreuth. Werner RosenzweigЧитать онлайн книгу.

Mörderisches Bayreuth - Werner Rosenzweig


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ihrem Taxi entstiegen war. Der Finanzberater war mit glasigen Augen und breitem Grinsen durch die Eingangshalle gewandelt und fast mit Manfred zusammengestoßen. Darauf hatte der sich vorgestellt, kurz den Wunsch geäußert, man könne sich in Sachen Anlageberatung doch näher kennenlernen, und war dann gleich auf sein Herzensthema gesprungen: Wie eng war das Band zwischen den Bewohnern der Siegfried-Suite? Ein lockeres Verhältnis oder hatten sie beide aus Versehen ihren Ehering zuhause vergessen? Springers Aussagen deckten sich mit dem, was Annalena berichtet hatte. Geschäftspartner. Manfred war so erleichtert, dass er über die vernebelten Sätze zu „sehr enger Freundschaft“ und „persönlichen Interessen“ gar nicht weiter nachdenken wollte.

      *

      Der Besagte war schon wieder auf der Suche nach Laila. Er hatte ihr ja gar nicht gesagt, welchen Wagen er fuhr! Ob sie ihn in zwei Tagen auf dem Parkplatz überhaupt finden würde? In Wahrheit wollte er sie einfach noch einmal sehen und mit ihr ein paar Worte wechseln. Er hatte schon jetzt Sehnsucht.

      Als Heiko mit einer ergebnislosen Umrundung des Außenbereichs fertig war, konzentrierte er seine Kreise auf das Erdgeschoss des Hotels. War sie schon in der Küche und half beim Vorbereiten des Abendgeschäfts? Das konnte dauern. Oder machte Laila gerade Pause und saß wieder draußen auf ihrer Bank? Wo er doch gerade ins Haus hineingelaufen war? War sie gar nicht mehr im „Richard Wagner“?

      Als der Mann vom Niederrhein ahnungslos in das Hotelrestaurant torkelte, dauerte es einige Sekunden, bis er Annalena registrierte. Was machte die denn hier?

      Sie saß mit Manfred Kolb zusammen. Der Hotelmanager drückte ihr gerade einen Kuss auf die Wange. Sie schien damit sehr einverstanden zu sein.

       Was sonst noch passierte

      Am selben Tag

      „Die Regenbogenforellen gehen zur Neige“, wusste Günther zu berichten, während er einen Dessertteller mit einigen eleganten Schokotropfen verzierte. „Wir müssen bald wieder zur Schottersmühle rausfahren und frische besorgen.“

      Karl, der am liebsten direkt in der Küche zu Abend aß, nickte erfreut.

      Die Zwillingsbrüder betrieben ein entspannendes Hobby: die Fliegenfischerei. In der Fränkischen Schweiz hatten sie bei der Schottersmühle ein Fischwasser gepachtet und verbanden so ihr Freizeitvergnügen mit dem beruflichen Alltag. Sämtliche Forellenzubereitungen auf der Speisekarte – ob geräuchert oder frisch gebraten, gesotten, blau serviert – stammten aus eigener Fischerei.

      „Machen wir’s am Wochenende oder brauchen wir die Fische schon früher?“, fragte Karl.

      „So brisant ist’s auch wieder nicht“, antwortete Günther. „Ich wollte nur darauf hinweisen, dass demnächst wieder ein Ausflug in die Fränkische ansteht.“ Er wusch seine Hände. „Was hältst du eigentlich von dieser Annalena Sturm, von der Manfred so schwärmt?“, fragte er seinen Bruder. „Das ging ja ganz flott mit der Annäherung.“

      „Ich weiß nicht so recht“, meinte Karl, „Holz hat sie ja genug vor der Hütte, aber das Frauliche geht ihr trotzdem völlig ab. Unser Bruderherz scheint da einen besonderen Geschmack zu haben.“

      „Sehe ich genauso“, amüsierte sich Günther. „Eine Frau wie ein Mann. Aber wo die Liebe hinfällt!“

      „So schnell, wie das ging, ist sie nicht gefallen, sondern regelrecht abgestürzt. Wer hätte das von Manfred gedacht … Wie sieht es eigentlich mit den Bachforellen aus?“ Karl war gedanklich schon wieder beim Angeln.

      „Da haben wir noch welche. Die dürften im Kühler noch knapp zwei Wochen ausreichen. Aber wenn wir zum Angeln rausfahren, nehmen wir einfach mit, was anbeißt. Am besten gehen wir’s doch schon unter der Woche an, wenn nicht so viel los ist.“

      „Wollen wir Dieter auch mitnehmen?“

      „Wenn er Zeit hat, kann er gerne mitkommen. Der nimmt doch die Fische so gern aus.“

      „Ha! Zurzeit googelt der nur“, meinte Karl.

      „Und was?“

      „Finanzierungsmodelle, Investment-Sparpläne und alles, was das Netz über diesen Heiko Springer hergibt. Er sagt, er will vorbereitet sein – und dass er nicht will, dass wir auf einen Scharlatan hereinfallen, in unserer prekären Situation. Nicht, dass wir Geld verlieren, falls wir uns wirklich auf ihn einlassen. Du weißt doch, wie misstrauisch Dieter Fremden gegenüber ist. Und er weiß, dass Manfred in vielen Belangen viel zu gutgläubig ist.“

      „Na, dann. Ist ja gut, wenn wenigstens einer was von dem ganzen Finanzkram versteht. Ist schließlich auch seine Aufgabe“, merkte Günther an.

      „Hmm, ja.“ Karl steckte seinen leeren Teller in eine der Spülmaschinen. „Wie wär’s mit Donnerstag?“

      „Okay, Donnerstag wird gefischt. Ich frag Dieter, ob er Zeit hat.“

       Es geht los

      Abend des 27. Juli

      Annalena und Heiko hatten kaum miteinander gesprochen, als sie sich für „Rheingold“ ankleideten. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Rund 16 Stunden würden sie in den nächsten Tagen nebeneinander auf den harten Stühlen ohne Polster kleben. War es das wert? Ihr Verhältnis hatte sich deutlich abgekühlt. Annalena dachte an Manfred, Heiko an Laila. Füreinander hatten sie gerade wenig übrig.

      Sie sollten sich gegenseitig besser nichts vormachen oder gar versuchen, ihre Beziehung zu kitten, fand Heiko. Annalena hatte ihm nichts von ihrem ausgedehnten Kaffeeplausch mit Manfred erzählt. Das brauchte sie auch nicht. Er hatte genug gesehen, um zu wissen, was Sache war. Und er kannte sie. Seine Antennen hatten sofort registriert, dass Annalena diesen Manfred nicht nur aus Rache so nah an sich heranließ. Heiko war sich sicher, dass der Geschäftsführer des Hotels bei ihr mehr als nur einen Stein im Brett hatte. Vielleicht gut so. Das verschaffte ihm selbst mehr Freiheit in seinen Bemühungen um Laila.

      Dennoch würde die Konversation mit Annalena in den nächsten Tagen nicht einfacher werden. Heiko grauste vor den langen Pausen während der großen Opern. Jeweils zwei Unterbrechungen gab es bei der „Walküre“, bei „Siegfried“ und der „Götterdämmerung“ – und jede dauerte eine Stunde. Gott sei es gepriesen und gepfiffen, dass „Rheingold“ in einem Aufwasch in knapp zweieinhalb Stunden durchgespielt wurde. Was sollte er nur mit seiner Noch-Freundin bereden? Anschweigen war auch keine Option. Eigentlich.

      Wortlos brachen sie auf und stiegen den kurzen Weg zum Grünen Hügel hinauf. Sie in ihrem langen schwarzen Kleid von Karl Lagerfeld mit dem mächtigen Ausschnitt, der kaum von einer leichten weißen Stola verdeckt wurde. Auch Heiko hatte sich edel gekleidet. Zu seinem zweireihigen Anzug – Slim Fit, hellgrau – trug er ein taubenblaues Hemd mit weißem Kragen und eine dunkelblaue Seidenkrawatte. Was ihr äußeres Erscheinungsbild anging waren beide erzkonservativ. Niemals würden sie eine festliche Veranstaltung in Jeans besuchen. Das gehörte sich einfach nicht.

      Noch immer schweigend betraten sie den Vorplatz zum Festspielhaus. Es war schon mächtig was los auf dem Platz. Festlich gekleidete Paare lustwandelten zwischen den historischen Lampen und den Baumbepflanzungen auf der Ost- und Westseite des Baus. Sehen und gesehen werden. Das gehörte auch hier zum Spiel.

      Mit ihren hochhackigen Pumps hatte Annalena Probleme, sich auf dem Granitpflaster zu bewegen. „Ich muss zur Toilette“, knurrte sie.

      „Na, dann“, meinte Heiko und führte sie durch den Balkonsaal auf der Südseite in die Wandelhalle im Großen Haus. „Gleich rechts“, versuchte er hilfreich zu sein, „ich warte hier auf dich.“

      An den langgezogenen Besuchergarderoben hielten sich nur wenige Gäste auf. Die meisten hatten keine Kleidung abzugeben, draußen war es sommerlich warm. Die Sonne flutete von außen durch die hohen Sprossenfenster und tauchte das Foyer und seine Besucher in ein zartes Lichtspiel – die Wandmalereien im neopompejanischen Stil leuchteten. Heiko sah sich um


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