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Mörderisches Bayreuth. Werner RosenzweigЧитать онлайн книгу.

Mörderisches Bayreuth - Werner Rosenzweig


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seinen Fingern und er hielt sich krampfhaft am Wagenrahmen fest. Mit letzter Kraft wandte er den Kopf nach hinten. Eine Hand, ein blutiges Messer darin.

      „Du?“, kam es ihm flüsternd über die Lippen, dann verloren seine Hände den Halt.

      Sein Oberkörper fiel in den geöffneten Kofferraum hinein, seine Beine knickten ein, hingen nur noch schlaff zu Boden. So let’s all drink to the death of a clown. Won’t someone help me to break up this crown? Let’s all drink to the death of a clown … sang Dave Davies weiter.

      Der Jogger hörte die Botschaft der Kinks nicht mehr. Er war tot. Blut quoll aus seinem Rücken und wurde sofort vom Regen weggespült. Die größere Menge des roten Lebenssafts sammelte sich im Innern seines Körpers.

      Kurz sah die Gestalt mit der Klinge in der Hand auf ihr Opfer herab. Dann zog sie die Kapuze ihrer schwarzen, wasserdichten Hardshell-Jacke zurecht, umrundete den Mercedes, öffnete die Beifahrertür und wandte sich dem Handschuhfach zu. Schnell schien sie fündig geworden zu sein. Hastige Schritte führten sie zurück zum Kofferraum, wo sie dem Ermordeten auch noch sein Mobiltelefon abnahm und in dieselbe Tasche steckte, wo bereits Wohnungsschlüssel, Personalausweis und Führerschein des Opfers untergebracht waren. Der Geldbeutel des Getöteten interessierte die Gestalt nicht.

      Eine halbe Minute später sprang der Motor des Japaners an. Im Wagen wurde der Rückwärtsgang eingelegt, er stieß zurück. Dann schlich sich der SUV im zweiten Gang und mit ausgeblendeten Scheinwerfern davon.

      Lange hatte der prasselnde Regen die Szene für sich allein. Dann löste sich eine schmale, bis auf die Haut durchnässte Figur aus dem Schutz des quadratischen Pavillons. Sie sah sich gehetzt um, als sie aus dem Schatten des Gebäudes trat. Schnell lief sie zum offenstehenden Kofferraum des Mercedes. Sekunden später umrundete sie den Wagen, wie es der Mörder vorher getan hatte, und widmete sich ebenfalls dem Handschuhfach. Im Portemonnaie des Ermordeten steckten einige Geldscheine. Schnell nahm sie alles an sich und legte den Geldbeutel in das Handschuhfach zurück. Angespannt strich sie sich mit den Fingern durch das patschnasse Haar. Dass sich dabei eine schwarze Haarspange löste und herabfiel, bemerkte die Gestalt nicht. Sie schmiss den Wagenschlag der Beifahrertür zu und machte sich davon.

      Kaum war sie verschwunden, fuhr das vom Mordopfer bestellte Taxi auf den Parkplatz. Die Lichtkegel der Scheinwerfer fielen auf den einsamen Wagen, der mit offenem Kofferraumdeckel unweit des Parkzugangs stand. Erst als er näher heranfuhr, erkannte der Taxler auch den menschlichen Körper, der leblos halb im Kofferraum lag, halb daraus herabhing. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sein Gehirn begriff, was ihm seine Augen verrieten. Dann stieg er aus, stülpte sich provisorisch seine Jacke zum Schutz gegen den Regen über den Kopf und rannte die wenigen Meter zu dem Mercedes hin.

      Der Mann im Kofferraum reagierte nicht, auch nicht auf ein heftiges Schütteln. Als der Taxifahrer seine Hand vom Rücken des Manns nahm und im Schein einer Laterne das Blut daran sah, fackelte er nicht lange, rannte zu seinem Wagen zurück und wählte fluchend die 110. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Seine Kollegen und Kolleginnen verdienten sich bei dem Scheißwetter eine goldene Nase, aber er musste hier auf einen Toten stoßen und nun auch noch auf die Ankunft der Kripo warten. Verdammte Kacke!

      *

      Als Hauptkommissar Benno Behringer vom Bayreuther Kriminalkommissariat K1 mit dem Team der Spurensicherung eintraf, waren seit der Notfallmeldung knapp 20 Minuten vergangen. Behringer fluchte, als er aus dem Einsatzfahrzeug stieg und die Kapuze seines Anoraks über seinen mächtigen Schädel stülpte. In der Rechten hielt er eine kräftige Stablampe und richtete sie auf das Taxi, das mit eingeschalteten Scheinwerfern hinter dem Mercedes mit dem vermutlichen Mordopfer stand. Scheißwetter. Er hatte sich im Büro gerade auf den Weg nach Hause machen wollen, als ihn die Meldung erreichte. Wieder mal kurz vor Feierabend, ausgerechnet an einem Freitag und dann auch noch bei diesem Dauerregen. Was sollte die SpuSi da noch finden?

      Der Taxifahrer hatte die Ankunft der Polizei bemerkt. Er öffnete den Wagenschlag und stieg aus. Schimpfend spannte er einen Stockschirm auf und zog den Reißverschluss seiner Lederjacke bis zum Anschlag nach oben.

      „Sie haben ihn gefunden?“, rief ihm der kleine Dicke im Daunen-Anorak entgegen, der mit trippelnden Schritten schnell näherkam und dessen Gesicht ihn aus einer Kapuze heraus neugierig fixierte. Seine Äuglein – auffällig klein, wie bei einer Feldmaus – musterten den Taxler neugierig. Ihr Braun verschmolz mit der Nacht. „Hauptkommissar Benno Behringer von der Kripo Bayreuth“, stellte er sich vor.

      „Leider!“, bemerkte der Taxifahrer. „Der scheint komplett hinüber zu sein“, klärte er dann den Polizeibeamten auf und deutete auf den leblosen Körper des Joggers.

      „Haben Sie ihn berührt?“, wollte der Dicke von ihm wissen, als er vor ihm zu stehen kam.

      „Nur kurz geschüttelt, als er auf meine Ansprache nicht reagiert hat. Wann kann ich mich hier vom Acker machen? Sie sind ja jetzt da. Die Zeit läuft und: Time is money. Der Regen … wenn Sie verstehen, was ich meine.“

      „Wir müssen noch Ihre Personalien aufnehmen, dann können Sie meinetwegen verschwinden“, erhielt er zur Antwort. „Haben Sie irgendetwas beobachtet?“

      „Nicht die Bohne. Als ich hier ankam, war der ganze Parkplatz leer – bis auf den Mercedes. Keine Menschenseele zu sehen, nicht mal ein einsamer Köter.“

      „KKL!“, schrie Behringer über seine Schulter hinweg. „Kommen Sie mal und kümmern Sie sich um den Herrn hier. Personalien und das Übliche, dann kann er gehen.“

      „Kommen Sie bitte mit mir zum Wagen?“, forderte Kommissar Klaus-Karl Lang, Behringers rechte Hand und sein designierter Nachfolger, den Taxler auf. „Das können wir auch im Trockenen erledigen.“

      Das Team der SpuSi schleppte die Einzelteile eines Zelts herbei und begann mit dem Aufbau rund um das Heck des Mercedes. Andere platzierten starke Scheinwerfer um den mutmaßlichen Tatort herum. Benno Behringer nutzte die Gelegenheit, beugte sich in den offenstehenden Kofferraum und leuchtete dem leblosen Mann darin ins Gesicht.

      Er erkannte ihn auf Anhieb.

      27. Juli des letzten Jahres im Bayreuther Festspielhaus: Das war der „Popelschnalzer“. Außerdem hatte er ihn ein zweites Mal an der Behringersmühle in der Fränkischen Schweiz gesehen. Leider hatte der Kommissar keinen Namen zu dem ihm bekannten Gesicht – aber einen interessanten Fakt: Nahe der Mühle war der Mann in einem Zweierkanu auf der Wiesent unterwegs gewesen. In dem Boot hatte auch eine junge, äußerst attraktive blonde Frau gesessen. Nicht diese Kräftige, besser gesagt Stattliche, die ihn im Festspielhaus begleitet hatte.

      „Wenn ihr mit eurer Arbeit fertig seid“, wandte sich Behringer an das Team der SpuSi, „dann lasst den Leichnam in die Rechtsmedizin nach Erlangen bringen.“

       Wie alles begann: Die Kolbs

      Juni, ein Jahr zuvor

      Dort, wo sich die Tristanstraße den „Grünen Hügel“ hochzog, etwa auf halber Höhe, stand rechter Hand das frisch renovierte Hotel „Richard Wagner“. Ein Bau aus den Zeiten der Postmoderne, Anfang der 1960er Jahre: ein dreistöckiges Gebäude in L-Form, dem man heute den verbauten Beton nicht mehr ansah. Dafür sorgten die glatten Außenfassaden in harmonisch abgestimmten Farbtönen Marke „frischer Frühling“ sowie die beiden tragenden Säulen im Bereich der überdachten Auffahrt – edel und luxuriös sollte der Eindruck des Hauses sein. Die ganze Eingangsfront war durchgängig verglast und in der großzügigen Lobby protzten dicke Ledersessel um die Wette. Oben auf der Terrasse des Flachdachs thronte eine mächtige halbrunde Glaskuppel: der neue Frühstückssaal, wo die Übernachtungsgäste ihren Morgenkaffee trinken und einen wunderbaren Blick auf das Richard Wagner Festspielhaus genießen konnten.

      Stolze Herren und Eigentümer der Anlage waren die drei Brüder Manfred, Günther und Karl Kolb. Ihre verstorbene Mutter hatte ihnen und ihrer Schwester Laila vor über zwei Jahren das damals mehr als angestaubte Anwesen vererbt. Kurzfristig dachten die vier über einen Verkauf nach, doch dann beschlossen die Brüder, den Sprung zu wagen


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