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Mörderisches Bayreuth. Werner RosenzweigЧитать онлайн книгу.

Mörderisches Bayreuth - Werner Rosenzweig


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Fenster kam laue Sommermorgenluft herein, aber die vier waren mittlerweile bei einem schweren Thema angelangt: die Sache mit Lailas Erbteil.

      „Als euer Finanzchef muss ich euch darauf hinweisen – ja, Manfred, ständig darauf hinweisen –, dass hier noch eine enorme Verpflichtung ansteht, die einer Lösung zugeführt werden muss. Ansonsten schaut es mau aus mit unserer Finanzlage.“

      „Ja, ja … wissen wir“, nahm Manfred das Thema auf, „an der Zahlungsverpflichtung gegenüber unserer Schwester gibt es nichts zu rütteln und zu deuten. Eine unschöne Sache, der Termin rückt immer näher. Momentan hätten wir die 250.000 Euro jedenfalls nicht zur Verfügung – und unter uns gesagt, fällt mir auch nichts ein, wie wir das im nächsten Jahr hinkriegen sollen. Wir haben uns seinerzeit bei der Kalkulation unserer Fixkosten ganz schön vertan und müssen froh sein, dass wir die fälligen Tilgungsraten aus der Finanzierung bedienen können.“

      „Aber auch nur, weil wir die Aktien von Mama zu Geld gemacht und die Erlöse in die Gesellschaft eingebracht haben“, merkte Karl an.

      „Ja, ja, ich weiß. Das musst du mir nicht auch noch sagen, Karl!“, reagierte Manfred laut und schroff. „Wir müssen uns etwas einfallen lassen!“

      Karl zuckte zurück, als er von Manfred halb gescholten wurde; er und Günther standen immer in zweiter Reihe, auch wenn sie gleichberechtigte Gesellschafter waren.

      Wieder hatte sich Manfred in den Vordergrund geschoben. Allmählich ging den Zwillingen sein Verhalten aber gehörig gegen den Strich. Es brodelte unter der Decke der brüderlichen Harmonie. Was bildete Manfred sich eigentlich ein? Er hatte auch keine bessere Ausbildung genossen als sie. Großhandelskaufmann – das machte aus ihm nicht automatisch den perfekten Hotelmanager, genauso wenig wie sein beruflicher Einstieg als Sachbearbeiter im Vertrieb und Innendienst der Brauerei Gebrüder Maisel. Na und? Das einzige, was für seinen Job als Direktor des „Richard Wagner“ sprach, war die Tatsache, dass er von Küchen- und Hotelbetriebsabläufen keinen Schimmer hatte, da blieb nur noch der Posten des Chefs, der Verantwortung trägt, aber sonst nichts. Die wahren Gründe, warum man ihm den Job anvertraut hatte, waren seine imposante Erscheinung und sein weltmännisches Auftreten. Kamen die Gäste mit Beschwerden zu Punkten, die nicht so liefen, wie sie sollten, vermittelten schon seine an den Seiten leicht ergrauten Haare diesen gewissen Hauch von Seriosität. Seine Art zu sprechen und die positive Aura eines in sich ruhenden Menschen sorgten für den Rest: Manfred stand für Verlässlichkeit, für gewissenhaftes Handeln, für das Einleiten von Verbesserungen. Er war ganz groß in der Theorie.

      Gott sei Dank hatte Günther souverän die Gastronomie des Hotels übernommen. Mehrere Jahre lang war er stellvertretender Chefkoch in Laudensacks Parkhotel, dem Sternerestaurant in Bad Kissingen, gewesen; noch heute schwärmten seine ehemaligen Gäste von seiner Rinderroulade „Oma Herta“. Vom Empfang bis zu den Zimmern, vom Personal und der Verwaltung bis zum Einkauf oblagen Karl die vielen Aufgaben des Alltagsgeschäfts. Er war der eigentliche Experte in der Familie, der sich dafür im „Bayerischen Hof“ in München zum Hotelkaufmann hatte ausbilden lassen. Karl und Günther waren sich einig, dass ihr älterer Bruder die überflüssigste der Leitungspositionen übernommen hatte. Hier ein bisschen repräsentieren, dort ein wenig den Gästen um den Bart gehen. Also brauchte er sich nicht immer wie ein Tyrann aufzuführen. Außerdem: Das Geld zusammenzuhalten, schien ihm nicht so zu liegen. Manfred gab es viel zu leichtsinnig aus.

      Sie erinnerten sich nur zu gut an die Gespräche, die sie mit Laila nach der Beerdigung ihrer Mutter geführt hatten. 250.000 Euro hatte Manfred ihr auf Anhieb für ihren Anteil am Hotel angeboten. Völlig überflüssig. 150.000 bis 200.000 hätten es sicher auch getan. Andererseits – die Erbmasse mit Hotelgebäude und Grund war mehr als eine Million wert, auch unrenoviert. Das besagte jedenfalls das Gutachten, das sie wenig später hatten anfertigen lassen. Ein Hotel in bester Lage. Laila hatte sich sehr konziliant gezeigt. Allen war klar gewesen, was es bedeuten würde, den alten Kasten modernisieren zu lassen, und auch die Zwillinge waren ihrer Schwester durchaus dankbar, dass sie ihnen nicht durch übertriebene Geldforderungen noch mehr Steine in den Weg gelegt hatte. Aber jetzt? Jetzt ragte Lailas Erbteil als schlimmster und größter Brocken vor ihnen auf.

      Schon klar, dass sie nicht mehr davon abging, nachdem die Zahl einmal auf dem Tisch lag – aber noch lange kein Grund für Manfred, seine Brüder ständig zusammenzustauchen. Den Zwillingen schwoll der Kamm. Dieser selbstgerechte Sack stellte sich hin und sprach davon, dass man sich „etwas einfallen lassen müsse“, ohne selbst eine Idee zu haben.

      Karl hingegen hatte sehr wohl einen Vorschlag. „Gestern hat ein gewisser Heiko Springer mit seiner Freundin eingecheckt“, wusste er zu berichten. „Ich war gerade am Empfang. Finanzberater hat er ins Anmeldeformular eingetragen. Der stinkt nach Geld. Goldene Rolex, Anzug von Armani, einen 350er Mercedes SL auf dem Parkplatz. Seine Freundin trägt Goldgeklimper vom Hals bis zum Knöchel, Klamotten von Edelmarken und irgendeine sauteure Ledertasche hatte sie auch noch über der Schulter hängen.“

      „Was willst du uns damit sagen?“, fragte Dieter über seine verschränkten Arme hinweg. „Sollen wir ihn um finanzielle Unterstützung angehen, vielleicht nach einem Privatkredit fragen?“

      „Wie – Privatkredit?“, wurde Manfred hellhörig.

      „Davon würde ich abraten“, sagte Dieter streng. „Finanzberater … solche Leute sind doch die reinsten Halsabschneider.“

      „Nein, nein, das meine ich nicht“, fuhr Karl schnell fort, „aber so ein Finanzberater spekuliert doch an der Börse, legt das Geld seiner Kunden möglichst gewinnbringend an. Offenbar hat der Springer ein Händchen dafür, wenn er sich von der Provision so einen Lebensstil leisten kann.“ Karl sah seine Brüder einen nach dem anderen an. „Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir auch auf die Dienste eines Finanzdienstleisters zurückgreifen.“

      „Du willst diesen Springer engagieren?“, fragte Günther skeptisch. „Nur weil dem eine Rolex am Handgelenk baumelt?“

      „Nein, ich weiß nicht, vielleicht. Ich hab das noch nicht zu Ende gedacht“, entgegnete Karl mit bemühtem Lächeln. „Wir können uns auch schlau machen, wer hier in Bayreuth so eine Finanzberatung betreibt?“

      „Pfft“, machte Günther.

      „Bin ich der einzige, der sich fragt, mit welchem Geld unser potenzieller Finanzberater denn an der Börse für uns spekulieren soll?“, warf Dieter ein. „Ihr kennt unsere Lage. Da ist für solche Spielchen nichts übrig …“

      „Hhm.“ Manfred wog den Kopf hin und her. „Vielleicht sollten wir den Burschen mal kennenlernen … Heiko Springer … Am besten laden wir ihn und seine Freundin mal zum Abendessen ein. Quasi als Aufmerksamkeit des Hauses gegenüber seinen VIP-Gästen. Je nachdem, wann es bei denen geht“, fügte er hinzu, „sie bleiben ja ein paar Tage, wenn ich es richtig verstanden habe. Vielleicht kann der Mann uns wirklich helfen.“

      *

      Der Bursche, der nach Geld stank und dessen Dienste möglicherweise gefragt waren, war an diesem Morgen schon allein zum Frühstück vorausgegangen. Ein Streit mit Annalena. Es ging um Nichtigkeiten. Nur weil er, wie immer, früher wach war als sie und dieses eine Mal – im Urlaub, im Hotel – nicht auf sie warten wollte.

      Mit einem „Ich bin noch soooo müde“ hatte sie sich einfach auf die andere Seite gedreht und weitergeschlafen. Dabei war es schon halb neun! Gestern Abend hatten sie extra noch vereinbart, dass sie um diese Zeit ihren ersten Kaffee gemeinsam genießen wollten. Langsam ging sie ihm auf die Nerven mit ihrer Unzuverlässigkeit.

      Während Heiko Annalena dabei zugesehen hatte, wie sie ihre Nase immer tiefer ins Kissen drückte, hatte er geahnt, wie das enden würde: Mindestens eine Stunde müsste er totschlagen – mucksmäuschenstill, versteht sich –, bevor sie sich dazu herablassen würde, endlich aufzustehen. Nein, irgendetwas hatte ihn heute dazu bewogen, nicht nachzugeben. Er wusste nicht, welcher Impuls genau diesen Trotz angestachelt hatte, aber er hatte sich kurz unter die Dusche gestellt, war, nachdem er sich die Zähne geputzt hatte, in seine Jeans und ein weißes T-Shirt von Hilfiger geschlüpft und hatte sich die leichten Lederslipper übergezogen. Fast hätte er es auch


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