Monas braune Augen. Lutz HatopЧитать онлайн книгу.
gefühlte Ewigkeit schauten sich beide tief in die Augen. Mike konnte seine Augen überhaupt nicht mehr von den ihren lösen. Wow, was für Augen! So was hab ich noch nie …
Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen: „Entschuldigung, können Sie jeweils zwei zusätzliche Karten kaufen?“ Das war die Frage, die er sich vor wenigen Minuten noch gewünscht hatte. „Ja“, erwiderte er lachend. „Super, ich dachte schon, ich finde niemanden mehr. Klar kann ich!“
Auch sie lachte ihn an: „Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen.“
Mike stellte sich mit zu ihr in die Warteschlange, beide ließen dem Herrn den Vortritt.
„Da habe ich mich gerade wohl etwas ungeschickt angestellt. Es war aber keine Absicht.“ Die Antwort kam herausfordernd. „Wer weiß? Vielleicht war es ja doch Absicht und Sie wollten mich kennenlernen, oder warum haben Sie mich gerade so angestarrt, hm?“
Absichtlich blickte sie ihn direkt an. Und wieder, diese Augen faszinierten ihn unendlich, so hielt er ihren Blicken auch stand. Leise murmelte er vor sich hin: „Ich hatte auch gute Gründe.“
Ihr Blick wurde unsicher, schnell wechselte sie das Thema. „Sollen wir zuerst mal die Filme abgleichen?“
„Ja, natürlich. Ich habe ‚Barbara‘, ‚Coming home‘ und ‚Was bleibt‘. Welche haben Sie?“
„Die gleichen und noch ein paar andere!“
„Wie, die gleichen! Das gibt es doch nicht!“ Sie musste lachen.
„Doch, scheint so zu sein.“ Mike wurde immer unruhiger.
„Wenn wir jetzt noch die gleichen Uhrzeiten haben, war das wohl Schicksal!“
Auch bei ihr wuchs die Neugier. „Jetzt bin ich aber gespannt.“ Beide schauten gegenseitig auf ihre Listen und stellten aber nur eine Übereinstimmung bei zwei Filmen fest. Das war jedoch für die Kartenbeschaffung von großem Vorteil.
Die fünfzig Minuten Wartezeit, bis sie den Schalter erreichten, vergingen wie im Fluge. Beide tauschten sich über ihre Vorlieben bei den ausgesuchten Filmen und über ihre Interessen aus. Dabei stellten sie viele Gemeinsamkeiten fest. Sie kauften sämtliche Karten für alle Filme. Triumphierend nahm Mike die Karten in die Hand, ließ sie auseinanderfallen, sodass sich ein langes Band ergab und hing sich dieses wie einen Schal um den Hals.
„Na denn, danke für die Unterstützung“, hörte er die junge Frau sagen. In diesem Moment schoss ihm nur ein Gedanke durch den Kopf: Sag irgendetwas, damit sie nicht einfach wegläuft. „Ähm, ich würde mit Ihnen gerne einen Film anschauen. Schließlich haben wir so viele gemeinsame Neigungen festgestellt. Und hinterher tauschen wir uns aus.“ Er machte eine kurze Pause. „Bei einem Glas Wein?“
Sie zögerte. „Hm, ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass die Idee so gut ist.“ In Mikes Gesicht schlich sich Enttäuschung. „Schade! Na dann, … ich sag mal …“
In diesem Augenblick trafen sich ihre Augen zum dritten Mal. Die junge Frau war irritiert. Was für ein helles Blau. Tu was, lass ihn nicht gehen. Bist doch sonst nicht so schüchtern. Sie ergriff die Initiative. „Warten Sie! Wie wäre es jetzt mit einer Tasse Kaffee. Ich hätte nach der Ansteherei ziemlich Appetit darauf.“
Mike wusste nicht, wie ihm geschah. „Sehr gerne. Hier in den Arkaden ist da oben eine amerikanische Bar, die haben hervorragende Erfrischungsgetränke und guten Kaffee!“
„Auch Latte?“
„Auch Latte, aber ich lade Sie ein. … Wenn Sie schon nicht mit mir ins Kino wollen.“
Sie lächelte ihn an. „Einverstanden, ich gehe nämlich noch zur Schule.“
„Schule? Oder Uni?“
„Weder noch, Schauspielschule. Ich werde dieses Jahr fertig.“
„Da muss ich aber aufpassen, dass sie mir nichts vorspielen!“
„Vielleicht!“ Sie lachten.
Beide fuhren mit der Rolltreppe in die obere Etage und setzten sich an einen Zweiertisch. Mittlerweile war es halb zwölf. Mike und die junge Frau unterhielten sich angeregt. Berlinale, Filme, Vorlieben, Interessen, Hobbys, Schauspiel, Theater und vieles andere mehr. Sie fanden beinahe kein Ende. Und es war kein Monolog von einem der beiden, sondern ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Mittlerweile war die Zeit weit fortgeschritten. Verstohlen blickte die junge Frau auf ihre Uhr.
„Wow, wir sitzen schon seit drei Stunden hier. Danke, so gut habe ich mich schon lange nicht mehr unterhalten.“
„Das Kompliment kann ich zurückgeben.“
Mike merkte, dass die Zeit knapp wurde. So startete er einen neuen Anlauf, wusste er doch immer noch nicht wie sie hieß. „Jetzt sitzen wir hier schon so lange und ich weiß noch nicht einmal Ihren Namen, außerdem sind wir immer noch beim Sie, sollen wir nicht Du zueinander sagen?“ Die junge Frau spürte, dass die Unverbindlichkeit der Unterhaltung verloren gehen könnte, schob ihre Bedenken dann jedoch schnell beiseite.
„Okay, warum nicht, ich heiße Mona!“ Fassungslos schaute Mike sie an. „W…w…wie b…bitte, Mona?“ Er kam ins Stottern und plusterte die Backen auf. Mona sah ihn überrascht und fragend zugleich an.
„Ist das schlimm, hast du ein Problem damit?“
„Nein, natürlich nicht, das ist aber eine andere Geschichte.“
„Eine andere Geschichte? Würdest du sie mir erzählen?“
Ihre noch vorhandenen Bedenken waren plötzlich weg, die Neugier hatte die Oberhand bekommen. „Schließlich heiße ich Mona. Und du bläst bei dem Namen die Backen auf. Ich glaube, ich darf erfahren, was es mit dem Namen auf sich hat. Meinst du nicht?“
Mike wurde verlegen. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das tun soll, vielleicht lachst Du dann über mich.“ Er schaute sie dabei an, ihre Blicke begegneten sich zum vierten Mal. Aus ihren Augen blitzte der Schalk.
Mike wich ihren Blicken nicht aus, er konnte sich nicht genug satt sehen an diesen rehbraunen Augen. „Jetzt machst du mich aber richtig neugierig, warum sollte ich denn über dich lachen, hmm?“ Mike wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte sich selbst in diese Lage gebracht, entschied sich dann für die Wahrheit ohne Schönfärberei. „Vielleicht, weil ich dann ein Weichei für dich bin und kein richtiger Kerl!“
Mona verdrehte ihre Augen und stöhnte. Mike dachte für sich: Mist. Ist ja auch nicht wichtig, was soll’s, ich bin ja in einer festen Beziehung. In diesem Moment legte Mona ihre Hand auf die seine und sagte leise: „Unsinn! Glaubst du, dass ich keine Gefühle habe?“
„Nein, natürlich nicht“, beeilte sich Mike zu sagen, seine Hand aber zog er nicht weg. „Aber du machst mich ganz nervös!“
„Oh, das ist nicht meine Absicht und nein, ich werde dich nicht auslachen. Versprochen! Sag bitte endlich, was es mit meinem Namen auf sich hat.“ Mona schaute Mike lächelnd und unwiderstehlich an.
In diesem Augenblick kam die Kellnerin an den Tisch. „Darf ich Ihnen noch etwas bringen.“ Keine Reaktion, im Gegenteil die beiden ignorierten sie.
„Bitte, du hast mir doch schon so viel über dich erzählt, so schlimm kann es doch wohl nicht sein. Sag, wieso hast du mich denn vorhin so angeschaut, was für gute Gründe gab es denn?“
Diesmal blickte er ihr direkt in die Augen. „Ich konnte nicht anders, es war wie Magie. So was ist mir noch nie passiert.“ Er machte ein kurze Pause und blickte sie dabei direkt an: „Du hast hinreißend schöne Augen. Da leuchten zwei Sterne am Firmament.“
Mona senkte ihre Blicke. „Danke für das schöne Kompliment.“ Anstatt eine weitere Reaktion von Mona abzuwarten, redete Mike sofort weiter. „Stimmt, wir haben uns so gut unterhalten, also …“ Die Bedienung stand immer noch daneben, sah von einem zu anderen und trommelte mit den Fingern auf ihrem Tablett. Leicht genervt unterbrach sie Mike.