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Mein Haustier – ein Alpaka. Bernd DüselЧитать онлайн книгу.

Mein Haustier – ein Alpaka - Bernd Düsel


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bringen könnten. Warum sollte ich mit meiner Coya nun gerade bei den 5 % sein?

      An dieser Stelle habe ich überlegt, ob ich weitererzählen soll oder die Geschichten beenden. Denn was ich jetzt berichten muss, ist nicht lustig oder erfreulich, aber das Leben ist ja auch nicht immer nur lustig und deshalb werde ich weitererzählen.

      Der 15. Juni 2007 war herangekommen und damit für unsere Coya der 342-te Tag ihrer Schwangerschaft. Nun war es bald an der Zeit, dass sie ihr Baby bekommen musste. Wir hatten uns auch schon Namen ausgedacht, damit wir das Alpaka-Junge (ein Cria) auch beim richtigen Namen nennen können. Wie schon angedeutet, der Tag wird traurig enden.

      Ich habe in der Erwartung der Geburt bereits früh um 6 Uhr nach Coya gesehen und noch alles in Ordnung befunden. So gegen 7 Uhr haben beide, Coya und Pablo, auf der anderen Weide natürlich auch Steffi und Pedro wie üblich ihr Frühstück bekommen. Alles war also in Ordnung. Sie haben wie immer gefressen. Nun habe ich gedacht, wenn es mit Coya losgeht, dann nicht vor 10 oder 11 Uhr, denn um 8 Uhr war ja auch noch alles in Ordnung.

      Und so habe ich für den Trainings-Pen für Steffi und Pedro noch eine Besorgung gemacht und war so gegen 9 Uhr wieder vor Ort. Nachdem ich alles ausgeladen hatte, habe ich sogleich nach Coya gesehen und konnte zu diesem Zeitpunkt noch erfreut feststellen, dass die Geburt bei Coya gerade eingesetzt hatte. Es war so, wie in der Literatur beschrieben, zuerst war der Kopf und die beiden Vorderfüße zu sehen. Ich habe gleich meinen Nachbarn gerufen, weil ich ganz aufgeregt war. Er kam auch sogleich und das Alpaka-Junge lag schon auf dem Erdboden.

      Also am Zeitablauf und vom Bewegungsablauf eine ganz normale Geburt. Aber nun fing das Drama an. Coya und Pablo sind ganz aufgeregt um das Kleine herumgelaufen und haben es intensiv beschnuppert. Wir sind auch gleich hin, um nach dem Rechten zu sehen. Da mir aber gleich alles so komisch vorkam, habe ich Frau Dr. Grohmann angerufen, denn der kleine Kerl, es war nämlich ein kleiner „Carlos“, hat nach der Geburt nur kurz geatmet, auch die Beinchen einmal kurz bewegt, aber dann lag er ganz still da. Nun bin ich laufend zwischen Telefon und Carlos hin und her gependelt, habe mir Ratschläge von Frau Dr. Grohmann geben lassen.

      Ich sollte den kleinen Kerl kräftig an der Brust massieren, ihn trocken reiben und ihm kaltes Wasser über den Kopf gießen, damit er erschrickt und die Atmung richtig einsetzt. Ich habe noch große Handtücher geholt, um ihn darauf zu legen, damit er nicht im Schmutz auf der blanken Erde liegt. Erst mit Heu und dann mit Handtüchern habe ich ihn trocken gerieben. Und dann die ganze Zeit kräftig die Brust massiert. Diese Bemühungen haben wir so lange fortgesetzt, bis Frau Dr. Grohmann eingetroffen ist.

      Und immer war Coya um uns herum, hat mich immer angestupst, so als wollte sie mir sagen: „Nun mach doch und bringe bitte, bitte mein Kind zum Leben.“ Sie hat die ganze Zeit gejammert und auch verzweifelt versucht, ihr Baby auf die Beine zu bringen. Auch Pablo war sehr aufgeregt und besorgt. Er hat wie Coya den kleinen Kerl immerfort beschnuppert und angestoßen. Mit Frau Dr. Grohmann haben wir dann noch Mund zu Mund Beatmung gemacht. Alle Bemühungen haben zu keinem Erfolg geführt. Frau Dr. Grohmann sagte noch: „Fassen Sie dem Kleinen an die Pupille und sehen, ob er das Augenlied schließt.“ Auch dabei keine Reaktion.

      Unser kleiner Carlos wollte einfach nicht auf diese Welt. Ich war völlig verzweifelt und konnte in der Folgezeit meine Tränen nicht mehr zurückhalten, als Frau Dr. Grohmann mir beigebracht hat, dass Carlos nicht mehr lebt. An den Bemühungen von Coya habe ich gemerkt, dass sie eine sehr gute Mutter gewesen wäre. Ihr konnte man deutlich anmerken, wie verzweifelt sie war. Das Gleiche war auch von Pablo zu bemerken. Ich glaube, auch er wäre ein guter und besorgter Vater für Carlos gewesen.

      Nun habe ich ein Jahr sehnsüchtig auf den Nachwuchs gewartet, er ist eigentlich auch pünktlich am 342-ten Tag gekommen, wollte aber nicht auf dieser Welt bleiben. Da haben auch alle Stoßgebete nichts genützt. Und dabei war er ein so hübscher kleiner Kerl. Es war alles dran, er war gut gewachsen, hatte ein helles Fell mit braunen Spitzen, aber es sollte eben nicht sein.

      Nachdem alle Bemühungen vergebens waren, habe ich Carlos schön gerade auf ein großes Handtuch gelegt und habe nach Dr. Wittek (UNI Leipzig) telefoniert, um Carlos in die Pathologie zu bringen. Er hat mir eine Außenstelle der Staatlichen Untersuchungsanstalt in Wiederitzsch empfohlen. Dort habe ich dann einen Termin abgesprochen, denn ich wollte unbedingt wissen, woran Carlos gestorben war.

      Nach der Terminabsprache habe ich das Auto vor die Tür der Koppel gestellt, um Carlos in ein Handtuch eingepackt im Auto zu verstauen. Auf dem Weg zum Auto ist Coya hinter mir hergelaufen.

      Ihr konnte man anmerken, dass sie überhaupt nicht verstanden hat, dass ich ihr das Baby wegnehme und wegschaffe. Aber was sollte ich denn machen. Mir hat es ja selbst fast das Herz herausgerissen, als ich ihre Trauer bemerkt habe. Mir wäre es auch lieber gewesen, Carlos wäre am Leben geblieben. So ist nun mal das Leben. Ich kann nur hoffen, dass Coya ihre Trauer recht schnell überwindet.

      Nachdem ich Carlos in der Pathologie abgegeben hatte, bin ich wieder nach Hause gefahren, um mich meiner Coya zu widmen. Ich wollte ihr doch bei ihrer Trauer beistehen. Und das war schwer genug. Sie hat mir sicher übelgenommen, dass ich ihr Baby weggenommen habe. Sonst ist sie immer angerannt gekommen, wenn ich zur Koppel kam. Jetzt hat sie nur geschaut und hat mich nicht weiter beachtet. Ich kann nur hoffen, dass sich das bald gibt.

      Inzwischen habe ich die Nachgeburt weggeräumt und den Unterstand gesäubert, damit nichts mehr an Carlos erinnert und Coya recht bald alles überstanden hat.

      Am Nachmittag hat mich dann der Pathologe angerufen und mir mitgeteilt, an was Carlos bzw. warum Carlos gestorben ist. Er hatte eine Fehlentwicklung am Zwerchfell, also einen Geburtsfehler. Im Zwerchfell war ein ca. 6 cm großes Loch. Die Ränder des Loches waren richtig ausgebildet, also nicht beim Geburtsvorgang etwa eingerissen. Dadurch konnten die inneren Organe in den Bauchraum eindringen und die Lunge konnte keinen Gegendruck erzeugen und damit war ein dauerhaftes Atmen nicht möglich. Es bestand also überhaupt keine Möglichkeit, dem kleinen Kerl zu helfen. Somit war er nicht lebensfähig. An eine solche Möglichkeit hatten wir im Vorfeld während der Tragezeit überhaupt nicht gedacht. Ich glaube, solch ein Vorfall ist auch noch nicht passiert.

      Ich schreibe das alles gleich unmittelbar auf, weil es mir hilft, über diese Ereignisse hinwegzukommen. Darüber reden kann ich zurzeit nicht, dazu ist mir das Herz viel zu schwer. Mir ist, als hätte man mir ein Stück von mir selbst genommen.

      Ich muss aber alle Sinne zusammennehmen und Coya trösten. Sie sucht und ruft immer noch nach ihrem Baby und kann es leider nicht finden. Ihr ist es sicher auch schwer um ihr Herz, denn Tiere haben ebenso eine Seele und Empfindungen. Das war ganz deutlich zu spüren, wie sie um ihr Kind besorgt war und es trotzdem nicht zum Leben bewegen konnte.

      Coya frisst zwar wieder, aber mir gegenüber verhält sie sich noch etwas reserviert. Am Abend und auch einen Tag später, als sie auf der Koppel lag, habe ich sie am Hals gestreichelt und ganz ruhig mit ihr gesprochen. Ich hatte das Gefühl, sie versteht mich und ihr tut der Trost gut, denn so lange hatte sie sonst nicht still gehalten.

      Ja, das war ganz bestimmt keine schöne Episode. Ich wollte damit aber zeigen, dass Tiere ebenso wie wir Menschen Empfindungen haben und trauern können und dass wir das entsprechend beachten müssen, auch wenn sie das nicht so ausdrücken können. Sie trauern eben auf ihre Art auch sehr intensiv.

      Ich kann nur hoffen, dass Coya diesen Zustand recht schnell überwindet und für eine neue Partnerschaft, aber diesmal mit Pablo bereit ist. Dazu gehört natürlich auch noch, dass Pablo, er ist inzwischen zwei Jahre alt, für Coya schon zeugungsfähig ist. Dann können wir vielleicht in einem Jahr wieder froher Hoffnung sein und Coya kann beweisen, dass sie eine ausgezeichnete Mutter ist. Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass sie körperlich und seelisch alles gut übersteht. Ich will mit dem Ausspruch schließen: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“.

      Schade ist nur, dass in diesem kleinen Buch die traurigste Episode zum Schluss des ersten Kapitels kommt, aber das war nicht vorherzusehen, als ich mit dem Schreiben begonnen habe. Ich werde weiter über meine Alpakas berichten.

      Ich


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