Эротические рассказы

Viva la carpa! Als die Mafia den Aischgründer Spiegelkarpfen haben wollte. Werner RosenzweigЧитать онлайн книгу.

Viva la carpa! Als die Mafia den Aischgründer Spiegelkarpfen haben wollte - Werner Rosenzweig


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Ansporn dazu. Wenn allerdings die beiden Münchner Kommissare Leitmayr und Batic über die Bildschirme flimmern, gibt es regelmäßig Zoff zwischen Kunni und Retta. Verehrt Margarethe Bauer Kommissar Batic, so ist der in den Augen ihrer Freundin der allerletzte Depp, ein Vollpfosten sozusagen. Wohingegen der Franz Leitmayr für die Kunni der absolute Superstar ist. Na ja, die dabei entstehenden Wortgefechte werden zwar in der Regel deftig ausgetragen, tun aber der alten Freundschaft keinerlei ernsthaften Abbruch. Als Kunni und Retta sind die beiden in der ganzen Ortschaft bei (fast) jedermann bekannt. Zumindest bei den alteingesessenen Röttenbachern. Dabei könnten die beiden Freundinnen unterschiedlicher gar nicht sein. Bringt die Kunni, bei einer Körpergröße von nur einem Meter neunundfünfzig, stattliche vierundachtzig Kilogramm auf die Waage, ist die Retta dünn wie ein Strich in der Landschaft. Greift die Kunni immer öfter auf ihren Rollator zurück, läuft die Retta wie ein Ferrari, frisch aus der Fabrik. Dennoch, das Alter fordert schon auch seinen Tribut. Sind es bei der Kunni Probleme in den Knien, klagt die Retta über die Gicht in den Fingergelenken. Der Dritte im Bunde, der Sauerländer Dirk Loos, Rettas Untermieter, verehrt seine Vermieterin ob ihres deutlich jüngeren Aussehens, ihrer schlanken Figur und ihres modischen Outfits wegen. Aber so richtig landen konnte er bei ihr noch immer nicht. Er ist der immer Nette, immer Höfliche, immer Hilfsbereite, wie auch heute, da er die beiden, wieder Mal, mit seinem Audi A4 durch die Gegend kutschierte.

      »Warum hat eigentlich der bayerische Diktator aus München für heut seinen Besuch abgsacht?«, wechselte die Retta das Thema.

      »Der Horst? Der Kotzbrockn?«, entfuhr es der Kunni. »Der beim Redn sei Maul net aufkricht und immer bloß durch seine Beißer daher gafert. Gott sei Dank, dass uns der heut net übern Weg gloffn is, gell Retta? Dem hätt ich amol den Marsch blasn, wenn ichn gsehgn hätt. Angebliche politische Gründe, hats gheißen, sind der Grund, warum er doch net nach Erlang kumma is. Zuviel aktuelle Themen. Von Stromtrassen war was in der Zeitung gstandn. Als ob der sich überarbeiten tät. Der doch net. Dafür hat er seinen Erlanger Innenminister gschickt. Auch so ein … na ja. Grinst immer so blöd, als ob er an Patscher hätt. Jahr für Jahr hat der bei der Veitshöchheimer Faschingssitzung dasselbe schwarze Cowboy-Kostüm an. Mich täts net wundern, wenn des zwischendurch net amol gwaschen wird.«

      »Sei Nürnberger Kollech is a net besser«, entgegnete die Retta, »von Finanzen keine Ahnung, aber beim Fasching als Gandhi, Marylin Monroe oder als Punker daherkumma, des kann der.«

      »Den könntn wir eigentlich als fränkische Geheimwaffe, als Berater sozusagn, zu den Griechn schickn. Als Schäuble verkleidet. Was meinst, wie schnell der die Hellenen aus dem Euroraum nausschmeißn tät«, gluckste die Retta.

      »Ob der amol die Nummer eins im Freistaat wird?«

      »Ich glaub net«, entgegnete die Kunni, »is doch a a Franke. Hast doch am Beckstein gsehn, wie lang des gutganga is.«

      »Heiligs Blechla«, befürchtete die Retta, »man wird doch net die Ilse … die alte Krampfhenna …?«

      »Die Ilse? Nie und nimmer. Die versteht doch ka Mensch mit ihrm komischn Dialekt. Mit ihrm Genuschel und Gegatze. Ach Gotterla, wenn des bloß net so haß wär«, stöhnte die Kunni zum wiederholten Male und trank ihr schales Bier leer. »Schmeckt wie Odl«, jammerte sie.

      »Seit wann gibtsn den Tag der Franken überhaupt scho?«, hakte die Retta erneut ein, nachdem die Unterhaltung für einige Minuten ins Stocken geraten war.

      »Seit dem Jahr 2006«, klärte Dirk Loos die beiden auf. »Wenn es die Damen interessiert, kann ich einiges dazu beitragen. Ich habe mich informiert«, fuhr er fort. Kunni verdrehte die Augen und sah dabei ihre Freundin an.

      »Red weiter, Dirk«, forderte sie ihn auf, »aber drück dich net immer so gschwolln aus.«

      »Ich werde mich bemühen«, versprach der Sauerländer. »Also im Jahr 1500, am 2. Juli, wurde auf dem Reichstag von Augsburg das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in sechs Reichskreise eingeteilt.«

      »Reichstag, wie des klingt«, warf die Retta ein, »wie Reichsparteitag.«

      »Einer«, fuhr Dirk Loos fort, »umfasste hauptsächlich die Bereiche der Hochstifte Bamberg, Würzburg und Eichstätt, die beiden zollerischen Fürstentümer Ansbach und Kulmbach, sowie die fünf Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Windsheim, Schweinfurt und Weißenburg, das Fürstentum Hohenlohe, die Grafschaft Henneberg sowie einige Kleinterritorien. Bereits 1522 wurde der Reichskreis erstmals als Fränkischer Reichskreis bezeichnet. Er bestand bis zum Jahr 1806.«

      »Und dann?«, warf nun die Kunni doch interessiert ein.

      »Na ja«, erklärte Dirk, »bereits ab 1795 geriet der Fränkische Kreis zunehmend zwischen die politischen Fronten des napoleonischen Frankreichs und Preußens.«

      »Hammers scho widder«, stellte die Kunni empört fest. »Warum mischn sich die Sau-Preußn ständich in unsere Angelegenheiten ein?«

      »Seien wir ehrlich, der Fränkische Kreis war damals kein homogenes Gebilde«, erkläre Rettas Untermieter, »ein rechter Fleckerlteppich. Die Franken waren seinerzeit keine wirkliche Einheit untereinander, ähnlich wie heute. Ihr wisst schon … Unterfranken, Oberfranken, Mittelfranken. Von denen hält sich doch auch noch heute ein jeder für die echten, wirklichen Franken.«

      »Pass fei auf, wasd sagst, Dirk«, drohte ihm die Kunni.

      »Jedenfalls, wenige Jahre später wurde auf dem Wiener Kongress der überwiegende Teil des ehemaligen Reichskreises dem Königreich Bayern zugeschlagen.«

      »Zugeschlagen«, wiederholte die Kunni. »A schens Wort. Des hams, wie immer, mal widder hintrickst, des kleine rebellische Alpenvolk und die Lederhosenträger. Besetzt, tät ich sagn. Annektiert. Okkupiert. Und mier Deppn ham uns des gfalln lassen! Mei warn mier damals blöd. Heit hammer den Dreck.«

      »Na ja, wie es auch immer gewesen sein mag«, ließ sich Dirk Loos in seinen Erklärungen nicht stören, »zur Erinnerung an den 2. Juli des Jahres 1500 wird seit 2006 jedes Jahr der Tag der Franken gefeiert. Entweder am 2. Juli oder an dem darauffolgenden Wochenende.«

      »Is des alles, was du uns derzähln willst, Dirk? Bist scho fertig? Etz red aber a weiter«, forderte die Retta den geschichtsbegabten Erzähler auf, »Des is ja bloß die Hälft vo dera Gschicht. Von den anschließenden Verbrechen der bayerischen Sauhund an uns Franken willst nix derzähln? Von der verschleppten fränkischen Beutekunst? Von dem Dürerporträt und der Heinrichskrone? Von Teilen des Bamberger Domschatzes? Von der verreckten, arroganten Münchner Mia-san-mia-Gesellschaft. Wem ham die Münchner denn ihrn Weltstadt-Anspruch zu verdanken, wenn net uns? Und dann stellt sich des Kultusministerium hie und meint, München muss der Leuchtturm sein, der Rest des Landes is für Trachtenfeste gut genug. Ja wo simmer denn?«

      »Und deswegen, weil in dem preußenverseuchten Erlang in Dirndl und Lederhosn verkleidete Siemensler rumstolpern und net zwischen Frankn und dene Gamsbartträger unterscheiden könna, als Preußn von der Geschichte sowieso keine Ahnung ham und sogar weiß-blaue Fahna zu die Fenster naushänga, deswegen stinkt mir des heut alles so«, verkündete die Kunni ärgerlich. »Sogar die Deppen aus der Oberpfalz stänkern etz scho gegen uns Franken.«

      »Wieso des?«, wunderte sich die Retta.

      »Hast des net ghört, gestern in die Nachrichtn, auf Bayern Drei?«

      »Na net. Erzähl!«

      »A oberbayrische Nuttn hams derschossen, am Freitoch. In Amberch. Und der mutmaßliche Mörder soll an fränkischn Dialekt ghabt ham.«

      »Die spinna doch, die Oberpfälzer!«

      »Soch ich doch! Welcher anständiche fränkische Mo lässt sich scho mit einer bayerischn Nuttn ei? No dazu in der Oberpfalz? Zu dene Hinterwäldler fährt doch kaner von uns hie! Redn tun die, schlimmer als im hinterstn Bayerischen Wald. Etz reichts mir wirklich. Kommt, stehn mer auf! Fahrn mer widder ham in unser schens Röttenbach! Ich lad euch zu an Kaffee und Kuchn ei. Hab noch Kirschsahneschnitten und an Bienastich im Kühlschrank.«

      »Und des sagst etzerdla erscht«, beschwerte sich die Retta.

      *


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