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Bischof Reinhold Stecher. Martin KolozsЧитать онлайн книгу.

Bischof Reinhold Stecher - Martin Kolozs


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pro Jahr. Für dieses Stipendium, das im Herbst bei den Anschaffungen viel bedeutete, musste man in der Betragensnote eine Eins und ein Vorzugszeugnis haben. Dasselbe galt unter denselben Voraussetzungen für die Schulgeldermäßigung, die pro Semester von 56 Schilling auf 5 Schilling herunterging.“18 Schließlich besuchte er von 1931 bis 1938 das Innsbrucker Gymnasium in der Angerzellgasse 14, wo sich heute das Akademische Gymnasium befindet, und legte dort am 23. März 1938 seine Matura ab – nur zehn Tage nach der De-facto-Annexion Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich.

      Noch bis an sein Lebensende sollte sich Reinhold Stecher an die Worte seines ehemaligen Geschichtelehrers Dr. Alois Böhm erinnern, der den bevorstehenden Zusammenbruch Österreichs und dessen Aufgehen im „Altreich“ am Ende einer Unterrichtsstunde kritisch kommentierte: „In diesen Tagen entscheidet sich, ob Österreich unabhängig bleibt oder nicht. Wenn es nicht unabhängig bleibt, prophezeie ich Folgendes: Dann gibt es in Mitteleuropa eine Machtzusammenballung, die sich die anderen auf Dauer nicht gefallen lassen werden. Wir werden innerhalb von zwei Jahren einen zweiten Weltkrieg haben. Den werden wir genauso verlieren wie den ersten.“19

      Wie recht der Historiker damit behalten sollte und wie schrecklich die Konsequenzen daraus für Abermillionen unschuldiger Menschen auf der ganzen Welt sein würden, konnte Reinhold Stecher damals freilich nur erahnen. In einem konnte er sich hingegen von Haus aus völlig sicher sein: „Mit dem 13. März 1938 wurde jeder, der nicht mitmarschierte, ein Staatsbürger dritter Klasse. Und wir konnten, im Glauben von Elternhaus und Jugendbewegung geprägt, nicht mitmarschieren. Wir haben auch nie daran geglaubt, dass es zwischen Christentum und Nationalsozialismus je einen Kompromiss geben konnte.“20 /21

      „Nur apokalyptischer Schrecken“ 22 Nationalsozialismus in Tirol und der Zweite Weltkrieg

      Drei Tage nach seiner Matura wurde Reinhold Stecher zum „Reichsarbeitsdienst“ eingezogen, eine dem Wehrdienst vorangehende Arbeitspflicht, die im nationalsozialistischen Deutschen Reich seit Juni 1935 jeder junge Mann und ab Beginn des Zweiten Weltkrieges auch jede junge Frau zu absolvieren hatte: „Man nannte dieses erdbraune, mit blinkenden Spaten exerzierende Heer hochtrabend die ‚Schule der Nation‘. Ich war siebzehn Jahre alt und ging neun Monate23 durch diese Schule, die im Wesentlichen darin bestand, mit Schleiferei und Drill das Denken möglichst auszuschalten. Alles eigene Denken wurde mit ‚Stillgestanden!‘, ‚Marsch-Marsch!‘, Spatengriffen, Paradeschrittklopfen und Liedergebrüll, mit Bettenbau und Stiefelkult, mit Schinderei bei der Schwerarbeit der Entsumpfung [des Gebiets um Ehrenwald] und Herumjagen auf dem Exerzierplatz bis zum Todmüdewerden [abgetötet]. Man schluckt die Sprüche und die Propaganda wie die undefinierbaren Bestandteile des Eintopfs. Irgendetwas bleibt bei den meisten weit unter der Bewusstseinsschwelle hängen. Für uns gab es eine einzige Abwehrkraft gegen diesen Wahnsinn: den Glauben. Er hatte auf einmal einen ganz anderen Stellenwert als in der Kinder- und Jugendzeit, die auf einmal so weit weg war wie ein fernes Märchen.“24

      Die Erfahrung, von einem zutiefst unmenschlichen System verpflichtet und auf eine gänzlich wesensfremde Ideologie eingeschworen zu werden,25 ließ in Reinhold Stecher, der eigentlich in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters treten und Germanistik studieren wollte, den Entschluss reifen, auf Theologie umzusteigen: „Da hat das Erlebnis des Nationalsozialismus mitgespielt.“ So trat er gleich nach seiner Entlassung aus dem Reichsarbeitsdienst im Jahr 1939 ins Priesterseminar in St. Michael am Brenner ein, wohin es der erst kurz zuvor eingesetzte Bischof Paulus Rusch verlegt hatte. An der ursprünglichen Heimstatt in Innsbruck war die theologische Ausbildung von den Nationalsozialisten erheblich behindert worden, wie auch schon unter ihrem Druck das erste Ausweichquartier in der Gemeinde Volders aufgegeben werden musste. Allerdings dauerte es nicht lange und die Gestapo vertrieb die jungen Theologen auch aus dem Wipptal, weswegen Reinhold Stecher und seine Kommilitonen schließlich ihr Studium in St. Georgen am Längsee in Kärnten fortsetzten.

      Diese ständigen Repressionen gingen nachweislich auf einen Mann zurück, der es sich nicht nur in den Kopf gesetzt hatte, die Priesterausbildung in Tirol und Vorarlberg zu erschweren beziehungsweise zu verunmöglichen – „Ich dulde kein Priesterseminar in meinem Land!“ –, sondern ebenso das perverse Ziel verfolgte, Adolf Hitler zu dessen 50. Geburtstag am 20. April 1939 einen „klosterfreien Gau“ zu übergeben: Franz Hofer, der seit dem 24. Mai 1938 unnachgiebig und mit schier grenzenloser Brutalität als Gauleiter herrschte.

      Mangels einer größeren Anzahl von Juden in der Bevölkerung sowie kaum vorhandener kommunistischer und marxistischer Gegner26 nahm der politisch ehrgeizige und äußerst selbstgefällige Hofer daher von Anbeginn die katholische Kirche ins Visier: „Man kann sich die Kirchenverfolgung nicht vorstellen, wie brutal diese in Tirol war.“27 Nach Auffassung der nationalsozialistischen Regierung waren die Orden und ihre Mitglieder nämlich der militante Arm der katholischen Kirche, die im Weltbild der neuen Herrscher keine Zukunft haben durfte und die es deshalb mit Stumpf und Stiel auszurotten galt.

      So setzte im ganzen Land bald die sukzessive Aufhebung und Beschlagnahmung der Klöster und sämtlicher anderer katholischer Einrichtungen ein, wie am Beispiel der Schließung der Theologischen Fakultät und des von den Jesuiten geführten Canisianums eindrücklich gezeigt werden kann:

      Wenige Wochen nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich, am 12. März 1938, erfolgte die Aufhebung der Katholisch-Theologischen Fakultät in Innsbruck und im August 1939 wurde über den gesamten Jesuitenorden das Gauverbot für Tirol verhängt. Dies wurde unter anderem mit der „Neuregelung des österreichischen Hochschulwesens“ beziehungsweise der „Angleichung des österreichischen Hochschulwesens an das Altreich anlässlich der Rückgliederung der Ostmark“ begründet und führte als erste Maßnahme am 20. Juli 1938 zur Schließung der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck durch das Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten in Wien mit Zustellung folgenden Dokuments:

       „Zl. 13543/​Ia Wien, 20. Juli 1938

       Auflassung der theologischen Fakultät Innsbruck

       An das Dekanat der theologischen Fakultät,

       zu Handen des Herrn Dekans oder

       seines Stellvertreters, Innsbruck

       Im Zuge der Neuregelung des österreichischen Hochschulwesens wird die theologische Fakultät der Universität Innsbruck mit dem Tage der Zustellung dieses Erlasses aufgelöst. Über die dienstrechtliche Behandlung der Professoren werden gesondert Weisungen ergehen.

       Der Staatskommissar: Plattner (D fol 333)“

      Hugo Rahner, der seit März 1938 das Amt des Vizerektors des Jesuitenkollegs bekleidete, weil sich dessen Rektor Florian Schlagenhaufen nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitlerdeutschland seiner Aufgabe nicht mehr gewachsen fühlte, skizzierte die Geschehnisse von damals wie folgt: „Am gleichen Abend des 22. Juli wurden die Bestände der Seminarbibliotheken aufgenommen, die Fakultätsräume blieben unter Polizeiaufsicht, und am 4./​5. August fand die Übergabe der ehemaligen Fakultät an die Leitung der Universität statt. Das schien das Ende zu sein.“

      Ein symbolträchtiges – wenn letzten Endes auch hoffnungsloses – Ankämpfen gegen die neuen Umstände war ein Placet des Vatikans, welches erlaubte, im Konvikt Canisianum den Lehrbetrieb weiterzuführen, da es durch Papst Pius XI. zur „Pontificia Facultas Theologica“ mit dem Recht, akademische Grade zu erteilen, erhoben wurde. Dennoch wurde „das Internat für Weltpriestertheologen, das Canisianum, das wir geleitet haben, enteignet“. Aufgrund des „Gesetzes über die Unterbringung von öffentlichen Dienststellen“ exekutierte Gauleiter Franz Hofer die vom Reichsstatthalter in Österreich erlassene Order vom 22. November 1938, das Gebäude des Canisianums mit den dazugehörigen Grundstücken dem Oberfinanzpräsidenten von Tirol zur Nutzung auf unbestimmte Zeit zu übergeben. Bis Jahresende hatten die Innsbrucker Jesuiten sämtliche Zimmer des Konvikts zu räumen, und letztlich nützte ihnen auch aller Widerstand und alles kompromissbereite Taktieren nichts mehr; sie hatten lediglich etwas Zeit gewonnen. Bereits am 1. März 1939 erfolgte die Übergabe


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