Selig sind die Loser. Frank BonkowskiЧитать онлайн книгу.
Als ich später wieder alleine auf dem Nachhauseweg war und meinen Proviant rausholte, den ich die ganze Zeit versteckt gehalten hatte, war das Brot schon ein bisschen hart geworden, die Tomate ganz weich, und das Hähnchen roch nicht mehr ganz so frisch. Schade!
KOMMENTAR
Hast du dich auch schon mal gefragt, ob da nicht ein paar mehr Mamas und Ehefrauen gewesen sein müssen, die ihren Familien ein Pausenbrot eingepackt hatten? Und warum hat sich wohl nur ein Junge getraut, seines rauszuholen?
Jesus hat seine Jünger anschließend gleich mehrmals gefragt, ob sie dieses Wunder der zauberhaften Brot- und Fischvermehrung verstanden hätten. Die Bedeutung war ihm wichtig. Denn es geht darum, dass Gott nicht geizig ist, sondern uns das gibt, was wir brauchen – und noch viel mehr.
Ganz sicher bin ich mir da aber auch nicht immer. Vielleicht wäre deshalb in meiner Tasche auch Brot hart geworden und Hähnchen verfault.
Zum Nachdenken
Woran liegt es, dass es uns schwerfällt, anderen etwas abzugeben? Ist es vielleicht, weil dein Gott geizig ist, weil er dich ständig zu kurz kommen lässt? Und welche Brote und Fische hast du heute so richtig genossen?
3. Mose, Jesus und der Einbrecher
Ein Einbrecher stieg eines Nachts in ein Haus ein. Gerade leuchtete er auf der Suche nach Wertsachen mit seiner Taschenlampe herum, als eine Stimme in der Dunkelheit sagte: „Jesus weiß, dass du hier bist.”
Erschrocken klickte er seine Taschenlampe aus und wartete einige Momente ängstlich, ob man ihn entdeckt hatte. Als er nichts mehr hörte, schüttelte er den Kopf und fuhr mit seiner Suche fort. Gerade, als er die Kabel aus der Stereoanlage zog, hörte er die Stimme erneut: „Jesus weiß, dass du hier bist.” Diesmal ließ er die Taschenlampe an und leuchtete im Raum umher, um die Quelle der Stimme zu finden. Da entdeckte er in einer Ecke einen Papageien.
„Hast du das gesagt?“, zischte er ihn an.
„Ja”, gestand der Vogel, dann fuhr er fort: „Ich versuche nur, dich zu warnen, dass er dich beobachtet.“
Der Einbrecher entspannte sich. „Tsss … ja und? So´n frommen Quark glaube ich nicht! Wer in aller Welt bist du eigentlich? ”
„Moses”, antwortete der Vogel.
„Moses?” Der Einbrecher lachte. „Welcher Spinner nennt seinen Vogel Moses?”
„Derselbe Spinner, der seinen Rottweiler Jesus nennt.”
KOMMENTAR
Ich bin mit dem Bild von Jesus als einem Rottweiler aufgewachsen. Ich komme aus einer Generation, der bei einem Date das Lied „Pass auf, kleine Hand, was du tust …“ durch den Kopf gegangen ist, „ … denn der Vater in dem Himmel schaut herab auf dich!“ Ich habe lange an einen Jesus geglaubt, der mich in erster Linie vor Fehlern – und einer Menge Spaß – bewahren wollte.
Mal ehrlich: Ist Gott in Wahrheit nicht einfach nur langweilig?
Im 2. Buch Mose, Kapitel 24, ruft Gott Mose zu sich auf den Berg. Den hebräischen Ur-Text an dieser Stelle könnte man so übersetzen: „Komm hoch auf den Berg und sei wirklich hier!“ Rabbis haben wegen dieser Stelle ellenlange Diskussionen darüber geführt, was es heißt, völlig im Moment zu leben! So ganz hier und jetzt anwesend zu sein! Wichtig ist hier aber vielmehr: Gott will Mose ganz nahe sein!
Die Stelle gibt einen Einblick in das Wesen Gottes: Gott ist auf deiner Seite, lädt dich ein, mit ihm zu leben! Er liebt dich und will dich nicht einengen!
Wie wäre es, wenn du das folgende Gottesbild einfach mal eine Woche lang ausprobierst:
Wenn du davon ausgehst, dass du von ihm persönlich eingeladen bist!
Wenn du davon ausgehst, dass alles, was dir passiert, dazu führt, dass dein Leben gelingt! Weil Gott sich das für dich wünscht!
Dass Gott in deinen dunklen Stunden neben dir sitzt!
Dass Gott dich voranbringen will – mehr Gerechtigkeit, mehr Frieden, noch besseres Leben!
Wenn du davon ausgehst, dass er dich so richtig gern hat!
Zum Nachdenken
Was denkst du? Ist Gott nett? Hast du schon mal so ein „Pass auf, kleine Hand, was du tust! Denn der Rottweiler Jesus sieht alles“-Erlebnis gehabt? War das hilfreich?
4. Samstagsjünger
(nach einer Erzählung von Peter Rollins)
Die beiden Jünger waren durch die Kreuzigung ihres Rabbis so traumatisiert, dass sie noch am Samstagmorgen ihre Heimatstadt Jerusalem verließen und losliefen; so weit wie möglich weg, einfach nur fort aus Israel. Irgendwann beendeten sie ihre Flucht und fanden im hintersten Winkel eines ihnen unbekannten Landes einen einsamen Ort, wo sie sich niederließen. Nach und nach wurden sie heimisch, und eine Kommune entstand, in der die Menschen stets versuchten, die Lehren des Rabbi Jesus umzusetzen.
Die Jahre gingen ins Land, und noch immer waren die Nachkommen der beiden Jünger eifrig am Werk, die Lehren ihres Meisters zu befolgen. Sie wurden von den anderen Menschen belächelt, aber auch für ihre guten Taten respektiert. Nur von der Hoffnung der Auferstehung Jesu hatten sie auch 200 Jahre später noch nichts gehört.
Bis eines Tages Missionare in die Gegend kamen. Diese erzählten ihnen, dass nur einen Tag nach der Flucht ihrer Gründer das Grab in Jerusalem leer war, Jesus von etlichen der anderen Jünger gesehen worden und der Messias tatsächlich von den Toten auferstanden sei. Natürlich war die Freude groß, und noch am gleichen Abend wurde ein rauschendes Freudenfest gefeiert.
Irgendwann am späten Abend, als immer noch fröhlich getanzt und getrunken wurde, bemerkte einer der Missionare, dass der Leiter der Gruppe, ein weiser alter Mann, das Fest verlassen hatte. Als er auch nach längerer Zeit nicht zurückgekommen war, ging man ihn suchen und fand ihn schließlich allein in der kleinen Kapelle.
Tränen liefen ihm über das Gesicht.
„Aber warum bist du denn traurig?“, wollte der Missionar wissen. „Heute ist doch ein fröhlicher Tag, der Herr Jesus, dem du dein Leben lang gedient hast, ist lebendig, und du wirst ihn eines Tages von Angesicht zu Angesicht sehen können. Ist das kein Grund zu feiern?“
„Doch, natürlich“, sagte der Alte. „Aber ich mache mir Sorgen, dass meine Geschwister, die ohne Aussicht auf einen Himmel bisher so viel Gutes getan haben, von nun an nur noch auf die Belohnung im Jenseits schauen werden, anstatt sich, wie bisher ganz natürlich aus Liebe zu bemühen, ihren Mitmenschen zu dienen. Ganz einfach, weil es gut und richtig ist, so zu handeln!“
KOMMENTAR
Vor etlichen Jahren habe ich mit meiner damaligen Gemeinde in Kanada einen bewusst sehr dunklen Karfreitagsgottesdienst gefeiert. Der Raum war nur durch ein paar Kerzen beleuchtet, wir haben sehr ruhige Lieder gesungen, die Geschichte vom Leiden Jesu nacherzählt und versucht, diese „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“-Ohnmacht nachzuempfinden.
Ganz bewusst haben wir darauf verzichtet, die Osterhoffnung zu erwähnen, denn seien wir mal ehrlich: Die Jünger damals ahnten davon noch absolut nichts. Und auch Jesus selbst strahlte am Kreuz nur wenig Siegesgewissheit aus.
Bevor wir aber mit diesem Gefühl der Ohnmacht den Raum verlassen konnten, sprang mein damaliger Co-Pastor auf, ein äußerst charismatischer Typ. Er sollte eigentlich nur einen passenden Segen sprechen, aber dann hielt er diese Spannung nicht mehr aus, lief auf die Bühne und sagte: