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Warum ich Jesus folge. Adrian PlassЧитать онлайн книгу.

Warum ich Jesus folge - Adrian Plass


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–“

      „Also haben sie eigentlich das richtige Verlangen, nur vielleicht nach den falschen Dingen – einverstanden?“

      „Ja, vielleicht, aber es ist doch das Verlangen nach Geld, das falsch ist. Das muss ich ausdrücken.“

      „Robert, hast du schon einmal über die Tatsache nachgedacht, dass Jesus mehr als einmal Reichtum als Lohn für die Nachfolge angeboten hat?“

      Robert rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum und schüttelte den Kopf. „Hat er nicht. Er hat gesagt, es sei ziemlich unmöglich für einen reichen Mann, in den Himmel zu kommen.“

      „Und was, sagte er, sollen wir im Himmel sammeln?“

      „Na ja, Schätze, aber damit meinte er kein Geld, er sprach von –“

      „Langsam, langsam! So weit sind wir noch nicht. Er appellierte an den menschlichen Zug, der reich sein möchte, oder? Er sagt uns, dass es okay ist, reich zu sein, solange wir begreifen, was die wichtigste Währung von allen ist. Richtig? Und wenn wir in den Himmel kommen und durch die göttliche Shopping-Zone bummeln, welche Währung wird das sein? Was wird auf dem Bündel himmlischer Banknoten stehen, die uns die Bankschalter-Engel aus dem Konto ausgezahlt haben, das wir während unseres Erdenlebens angespart haben?“

      „Liebe?“

      „Genau! Die Währung des Himmels ist Liebe, und wenn Jesus in unser Leben kommt, werden wir plötzlich zu Erben eines Vermögens, das wir in der Ewigkeit ausgeben werden. Vielleicht sollten wir zu den Lottospielern lieber sagen:, Prima! Ihr habt genau die richtigen geistlichen Instinkte. Ihr wollt eine echte, bedeutende Veränderung in eurem Leben, und ihr wollt reich sein. Was ihr noch nicht verstanden habt, ist, dass ihr beides bekommen könnt, ohne eine müde Mark einzusetzen, und das bei erheblich besseren Gewinnchancen.‘ Wie findest du das, Robert? Denkst du, dass man so an die Sache herangehen könnte?“

      Ich sah ihn hoffnungsvoll an. Er erwiderte meinen Blick wie eine Landratte, die auf einem fadenscheinigen Floß durch einen schweren Sturm treibt. „Also, ich, äh, ich glaube, ich lasse es lieber so, wie es ist.“

      Das warf mich um, aber darum geht’s ja schließlich beim Judo, nicht wahr?

      4

       Ich folge Jesus,

       weil …

       … er freundlich zu Leuten ist, die tief verletzt worden sind

      Lassen Sie mich Ihnen nun von einem der wichtigsten Dinge erzählen, die mir je passiert sind. Ich hoffe, dass es Ihnen etwas Besonderes sagen wird und dass Sie dadurch vielleicht etwas mehr von der Barmherzigkeit Gottes begreifen und, was viel weniger wichtig ist, vielleicht auch mich etwas besser verstehen werden.

      Dieses Erlebnis hatte ich in den frühen Morgenstunden auf dem British-Airways-Flug BA 2028, als unsere Maschine auf dem Weg von der aserbeidschanischen Hauptstadt Baku zum Flughafen Gatwick in England durch den dunklen Himmel über Europa dröhnte.

      Ich war sowieso schon innerlich sehr bewegt. In Baku unterrichtete mein ältester Sohn Matthew englische Konversation an einer privaten Sprachschule. Als ich dort im Flugzeug saß, erinnerte ich mich an jenen unglaublichen Moment, als ich den kleinen Matthew zum ersten Mal gesehen und mir selbst zugeflüstert hatte, dass mir damit vielleicht zum ersten Mal ein Spielzeug geschenkt wurde, das eine echte Chance hatte, nicht kaputt gemacht zu werden. Und jetzt, kurz vor seinem vierundzwanzigsten Geburtstag, hatte ich ihn eine Woche lang besucht und eine Stadt voller faszinierender Extreme erkundet.

      Aserbeidschan, noch bis vor kurzem Teil der Sowjetunion, ist ein islamisches Land, dessen Umrisse – sehr passenderweise, wenn man seine Lage im Osten der Türkei bedenkt – an einen Adler erinnert, der von Westen nach Osten fliegt. Um die Jahrhundertwende war es eines der großen ölproduzierenden Länder, und vielleicht wird es das wieder sein, wenn das schwarze Gold wieder zu fließen beginnt. Einstweilen jedoch scheinen die Sowjets das Land ausgesaugt zu haben und dann wieder verschwunden zu sein, und zurück blieb ein Volk, das vielleicht den Willen, die Möglichkeiten und die Mittel verloren hat, sich einen erträglichen Lebensstandard zu sichern. An jeder Straße und in jeder Gasse sah ich Stände, an denen entweder billige Plastikartikel, Ersatzteile für die unter den miserablen Straßen leidenden Autos oder Schuhreparaturen feilgeboten wurden, unverzichtbar wegen der ebenso unebenen und verwahrlosten Bürgersteige. Mehrmals begegnete ich älteren Leuten, die resigniert neben alten, verstaubten Personenwaagen saßen, offenbar in der Hoffnung, dass der eine oder andere Passant vielleicht plötzlich den unwiderstehlichen Drang verspüren würde, gegen Bezahlung sein Gewicht zu erfahren. Manche Straßenstände, die oft, aber keineswegs immer von Kindern beaufsichtigt wurden, waren nicht mehr als Kartons, auf denen zwei oder drei Flaschen eines mit Kohlensäure versetzten Orangengetränks mit ungewissem Alter standen. Die Straßen waren voll von Taxis, hauptsächlich in Russland produzierten Ladas. Es waren so viele, dass schwer ersichtlich war, wer denn die potenziellen Fahrgäste sein sollten, wenn nicht andere Taxifahrer-Kollegen, deren Fahrzeuge auf der Strecke geblieben waren. Es war alles ziemlich deprimierend gewesen.

      Andererseits konnten manche Aspekte der aserbeidschanischen Kultur schon Neid erwecken. Ich bin Kindern begegnet, die zusammen im Dunkeln nach Hause gingen, ohne sich vor irgendwelchen Angriffen zu fürchten, und die meisten Frauen, mit denen ich sprach, fühlten sich auf den meisten Straßen zu jeder Tages- und Nachtzeit ebenso sicher. Arbeitslosengeld gibt es in Aserbeidschan nicht, und die Alterspension beträgt nur rund acht Euro im Monat, aber dafür werden die Alten dort nicht vernachlässigt, im Stich gelassen oder in die Fremdbetreuung abgeschoben. Sie haben bis zum Tod einen Platz in ihren Familien. Ich fand die Leute in Aserbeidschan sehr gastfreundlich und gern bereit, das Wenige, das sie hatten, zu teilen.

      Matthews Apartment, das er mit zwei anderen Lehrern teilte, befand sich im zweiten Stock eines Hauses, das einmal eine geradezu palastartige Privatresidenz gewesen sein muss. Baku war voll von solchen Überbleibseln einer vergangenen Zeit, herrlich verzierten Gebäuden, die man so sehr hat verfallen und verrotten lassen, dass die dreckigen Treppenhäuser und Hinterhöfe den Kulissen für Oliver Twist glichen oder jenen alten Fotos aus den Armenvierteln des viktorianischen London. Wie ich hörte, waren Ratten ein ziemliches Problem in Baku.

      Ich blieb etwas unter einer Woche bei Matthew, genoss wie immer in vollen Zügen seine Gesellschaft und freute mich besonders darüber zu sehen, wie er in einer so fremdartigen Umgebung so gut seinen Mann stand. Manches an der Kindheit meines ältesten Sohnes, besonders die Zeit meiner Krankheit vor mehr als einem Jahrzehnt, war alles andere als einfach für ihn, und deshalb tat es gut, zu sehen, wie die Gegenwart die Vergangenheit auszulöschen begann. Als mein Aufenthalt zu Ende ging, fiel es mir schwer, Matthew zurückzulassen, nicht jedoch den Flughafen von Baku, sicherlich einen der deprimierendsten Orte der Erde, der mich stark an eine besonders billig gemachte Kulisse aus der alten Fernsehserie Mit Schirm, Charme und Melone erinnerte.

      Als ich im Flugzeug saß und mich innerlich auf die mehr als fünfstündige Reise einstellte, dachte ich an die Menschen von Aserbeidschan und an Matthew, an den Rest meiner Familie, mit dem ich bald wieder vereint sein würde, und an die verschiedenen Herausforderungen, die mich zu Hause erwarteten. Ich spürte, wie ich ganz langsam in meine allzu vertraute Stimmung aus Selbstzweifeln und Verzagen glitt. Es gibt Zeiten, und dazu gehörte auch dieser Moment des Übergangs, in denen Glaube und Hoffnung leere Worte sind und all meine Bezugspunkte und Maßstäbe schwammig werden und aus meiner Reichweite davonschweben. Mancher von Ihnen weiß, was ich meine, wenn ich sage, dass ich beinahe erschauerte vor der Komplexität und Undurchschaubarkeit des schieren Lebendigseins, und aus einer tiefen Furcht vor irgendetwas tief in meinem Innern, das ich nicht benennen konnte (oder wollte), aus Angst davor, seine Existenz anzuerkennen.

      Seltsamerweise waren diese beunruhigenden Momente oft das Vorspiel zu einer wichtigen Lektion über Gott; vielleicht deshalb, weil es leichter ist, ein leeres Gefäß zu füllen als ein volles – ich weiß es nicht. Bei dieser Gelegenheit jedoch gab es keine unmittelbaren Anzeichen einer solchen Lektion, denn es ging mir schon bald wieder besser.

      Es ist doch erstaunlich und ein wenig deprimierend, nicht wahr, wie leicht das Servieren einer Mahlzeit


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