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Beverly Malibu. Katherine V. ForrestЧитать онлайн книгу.

Beverly Malibu - Katherine V. Forrest


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die Bilder so versteckt im Schlafzimmer, wo man sie nur mit Extra-Einladung zu Gesicht bekommen würde?

      Sie wandte sich zu Taylor um, der mit dem Rücken zum Opfer stand und sie beobachtete. Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben – ein guter Trick, um nicht versehentlich einen Gegenstand zu berühren, aber bei Taylor, das wusste sie, war es reine Gewohnheit.

      Die Leute von der Spurensicherung waren eingetroffen – Baker, der Mann für die Fingerabdrücke, und Shapiro, der Fotograf. Pete Johnson fertigte eine Skizze vom Tatort an, und auch der Gerichtsmediziner würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Kate überließ es Taylor, mit Baker über die Fingerabdrucktechniken zu sprechen, und verließ Owen Sinclairs Wohnung, um sich ein Bild von den Örtlichkeiten zu machen. Die Polizeipräsenz im ersten Stock hatte zugenommen. Foster und Deems eskortierten eine blasse Frau mittleren Alters, die sichtlich unter Schock stand, in die schräg gegenüberliegende Wohnung. Die beiden Polizisten würden die Personalien aufnehmen und eine erste Befragung durchführen.

      Direkt neben Sinclairs Wohnung befand sich eine nicht abschließbare Feuertür. Kate drückte sie vorsichtig mit dem Fuß auf. Nachdem sie hindurchgegangen war, behielt sie einen Fuß in der Tür, holte ihre Taschenlampe aus der Umhängetasche und steckte sie als Stopper zwischen Tür und Rahmen. Langsam ging sie die Treppe hinunter und warf einen prüfenden Blick auf die Stufen und Wände. Das geschlossene Treppenhaus führte über eineinhalb Stockwerke nach unten und endete im Keller unter den Erdgeschosswohnungen vor einer offenen Waschküche, in der mehrere Münzwaschmaschinen und Trockner standen. Ein enger Korridor mit plastikumwundenen Rohrleitungen an der Decke führte zur Vorderseite des Gebäudes. Kate untersuchte den Hinterausgang – offenbar eine Sicherheitstür mit einem von außen angebrachten Schloss, aber das konnte sie später noch genauer überprüfen. Erst mal musste Baker so schnell wie möglich diese und alle anderen Treppenhaustüren auf Fingerabdrücke untersuchen, bevor irgendein unachtsamer Polizeibeamter oder Mieter jede potenzielle Spur verwischt hatte – wenn es nicht bereits zu spät war. Sie ging in die Waschküche und sah durch das vergitterte Fenster nach draußen. Die Rückseite des Beverly Malibu wurde von einer schwach orange glimmenden Glühbirne über der Hintertür erleuchtet. Kate sah einen hohen, efeubewachsenen Zaun, der nur durch einen schmalen Gehweg vom Haus getrennt war.

      Sie machte sich eine Notiz über diesen möglichen Zugang und ging dann unter der Röhrendecke des engen Korridors rasch zur Vorderseite des Gebäudes. Sie sah sich noch mal die Briefkästen in der Eingangshalle an und notierte die Namen der Mieter, die im ersten Stock die Apartments Nr. 10 bis 15 belegten: D. Kincaid, L. Rothberg, M. Marlowe, C. Crane und P. Grant – das war die Frau, die die Leiche entdeckt hatte. Bei der Frau, die von Foster und Deems in Apartment Nr. 11 geleitet worden war, handelte es sich wahrscheinlich um L. Rothberg. Sinclair hatte in Apartment Nr. 13 gewohnt.

      Everson, der stellvertretende Gerichtsmediziner, kam mit seiner Arzttasche unterm Arm zur Vordertür herein. »Was macht ein nettes Mädchen wie Sie an einem Ort wie diesem?«, fragte er statt einer Begrüßung.

      Schmunzelnd bedeutete sie ihm, ihr nach oben zu folgen.

      In Owen Sinclairs Wohnung streifte Everson sich ein Paar chirurgische Handschuhe über, verschränkte dann ordentlich die Arme vor der Brust und nahm eine abwartende Haltung ein, während er beobachtete, wie die Blitzlichter von Shapiros Kamera über Owen Sinclairs Leiche zuckten.

      »Hier bin ich fertig«, verkündete Shapiro an Kate gewandt. »Ich schätze, Sie wollen das Übliche – ein Foto von jedem Quadratmillimeter der Wohnung?«

      Weder der bärtige Fotograf noch Kate verzogen eine Miene bei diesen Worten. Kate duldete weder Witzeleien noch Schlampigkeit, wenn es um die Gründlichkeit ihrer Untersuchungsmethoden ging, egal wie pedantisch sie erscheinen mochten. »Das Übliche wird reichen«, bestätigte sie gelassen. Sie deutete auf die Fotowand. »Ich hätte gern eine Aufnahme von jedem der Bilder.«

      Shapiro zuckte gleichmütig die Achseln und wandte seine Aufmerksamkeit der Wand zu. Everson, der den Wortwechsel schmunzelnd verfolgt hatte, holte ein Skalpell aus seiner Arzttasche und ging zum Bett hinüber.

      »Es tut überhaupt nicht weh«, tröstete er die Leiche, machte einen Schnitt in Sinclairs rechte obere Bauchhälfte und tauchte ein Thermometer hinein. Kate, die mit dem Verfahren schon vertraut war, wusste, dass er es in die Leber gesteckt hatte.

      An Kate und Taylor gewandt erklärte Everson in höchst vergnügtem Ton: »Manchmal ist die Medizin mindestens so hübsch exakt wie die Mathematik. Euer Typ hier hatte eine Prise Strychnin in seinem Thanksgiving-Truthahn.«

      Taylor, der sich Notizen machte, fragte: »Wie schreibt man das Zeug?«

      »T-R-U-T-H-A-H-N«, buchstabierte Everson.

      »Woher weißt du das, Walt?«, fragte Kate.

      Everson betrachtete die Leiche und zitierte: »Tetanisch verkrümmter Rücken, sardonisches Grinsen, starrer Blick, Zyanose, das heißt Blaufärbung der Haut, verursacht durch einen extremen Blutdruckanstieg, sofortige Totenstarre – die klassischen Symptome. Im Studium habe ich eine Leiche gesehen, die haargenau so aussah.«

      »Die Giftopfer, die ich gesehen habe«, überlegte Kate, »waren größtenteils Selbstmörder. Die meisten hatten sich vorher noch übergeben und …« Sie verdrängte die Bilder, die Erinnerung an den Geruch.

      Everson nickte. »Manchmal ist das auch bei Strychnin so. Aber nicht immer. Es greift das Nervensystem an – Rückenmark und Gehirn.« Er deutete auf den gekrümmten Leichnam mit den blutroten Augen. »Schwerste Krämpfe – eine Reihe gleichzeitiger Muskelkontraktionen, so stark, dass sogar die Blutgefäße in den Augen geplatzt sind.«

      Everson zog das Thermometer heraus, wischte es energisch mit einem Stück Watte sauber und hielt es hoch. »Vor zwei Stunden«, sagte er. Er warf einen Blick auf seine elegante Armbanduhr. »Todeszeit nicht früher als 17 Uhr 30.«

      Kate betrachtete den Küchenstuhl neben dem Bett. Mit ruhiger Stimme fragte sie: »Was schätzen Sie, wie lange es gedauert hat, bis er tot war?«

      Everson zuckte mit den Achseln. »Hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Dosis. Eine tödliche Dosis fängt bei etwa zehn bis fünfzehn Gramm an. Erste Symptome treten nach vielleicht fünfzehn oder zwanzig Minuten bis zu einer Stunde auf, je nachdem, wie das Gift dem Körper zugeführt wird. Und er ist ein kräftiger Mann, schweres Körpergewicht. Zunächst wird er ein Engegefühl in der Brust bekommen haben, dann Schüttelfrost … Tja, wie lange bis zum Exitus? Über den Daumen geschätzt, eine bis drei Stunden nach Auftreten der ersten Symptome, aber ich habe auch schon von einem Fall gehört, wo es mehr als zehn Stunden gedauert hat.«

      »Armes Schwein«, murmelte Taylor.

      Everson schüttelte den Kopf. »Wenn dieser Raum nicht schalldicht ist, hätte ihn eigentlich jemand hören müssen. Strychninopfer verlieren nicht sofort das Bewusstsein, höchstens zeitweise – die einsetzenden Panikzustände beschleunigen den Tod. Es ist ein so qualvolles Sterben, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass irgendein Mensch es schweigend erträgt.«

      Kate erinnerte sich, dass die Frau in der gegenüberliegenden Wohnung gerade nach Hause gekommen war. Aber was war mit den beiden Frauen, die die Leiche entdeckt hatten? Wahrscheinlich hatten sie sich in der angrenzenden Wohnung aufgehalten, während Owen Sinclair mit dem Tod rang …

      »Was ist das für ein Gift, Walt?«, fragte Taylor. »Was für eine Art?«

      »Organisch. Ich glaube, es wird meistens zur Schädlingsbekämpfung benutzt. Ein Alkaloid. Extrem bitter im Geschmack.«

      Kate musterte mit wachsendem Interesse die leeren Gläser und Tassen auf dem Nachttisch.

      Taylor hatte denselben Tisch ins Auge gefasst. »Wir sollten die Gläser lieber einsammeln.«

      »Auf jeden Fall.« Sie würde das ganze Sortiment für einen Laserabdruck und eine toxikologische Untersuchung ins Labor schaffen lassen. »Wir sollten auch den Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss versiegeln lassen. Vielleicht war das Essen von der Feier heute nicht in Ordnung. Wir müssen eben sehen, was wir herausfinden können – und wie schnell wir es herausfinden.«


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