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Weiße Wölfe am Salmon River. Lutz HatopЧитать онлайн книгу.

Weiße Wölfe am Salmon River - Lutz Hatop


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man zwei Tage bis zum 'Blackstone Territorial Park', sie wollten das Ziel an einem Tag erreichen. Hier im Unterlauf, der Stromzug war nur noch mäßig, war der Fluss in zahllose Arme aufgeteilt. Sicher nahmen sie die Hauptströmung. Das Driftholz von dem erst vor wenigen Tagen noch vorhandenem Hochwasser war teilweise turmhoch auf den Kiesstränden aufgeschichtet. Diese Kiesbänke waren blendendweiß und leuchteten in der Sonne. Zum ersten Mal sahen sie auch Tiere. Ein Schwarzbär begleitete sie im Laufschritt am Ufer, sie sahen Karibus und einen Otter, der direkt unter ihrem Boot wegtauchte.

      Am späten Abend, die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, erreichten sie ihr Ziel. Gerhard ging es schlecht. Er war inzwischen ohnmächtig geworden. Marc rannte zum Headquarter und verständigte die Ranger.

       KAPITEL 2 – GEWONNEN UND VERLOREN

       Littlefoot

      „Er muss sofort ins Krankenhaus.“

      Fieberanfälle schüttelten Gerhard durch, er bekam davon nichts mit, war bewusstlos.

      „Wir haben ihn in den Schwefelquellen von ´Kraus Hot Springs´ baden lassen. Ist das der Grund für seine Fieberattacken.“

      Shonessi hatte ein denkbar schlechtes Gewissen. Der Ranger nahm ihr jedoch diese Bedenken.

      „Nein, wahrscheinlich hatte er dadurch sogar einen kurzen Aufschub. Der bakterielle Befall ist allerdings sehr stark. Wir müssen ihn nach Yellowknife fliegen, nur dort ist eine Versorgung möglich.“

      Das Flugzeug wartete bereits in Fort Liard. Shonessi und Marc konnten ebenfalls mitfliegen, da sie bei den dortigen Dienststellen ihre Aussagen machen sollten. Im Headquarter hatten sie erfahren, dass der Parkaufseher von Rabbitkeetle Hot Springs ermordet worden war und seit einer Woche eine Befahrung des Flusses nicht mehr stattfand, da mit einer gezielten Falschinformation die Flüge in das gesamte Gebiet unterbrochen waren. Suchtrupps waren unterwegs zu dem abgestürzten Hubschrauber.

      Die zweimotorige Maschine startete durch, Gerhards Zustand hatte sich weiter verschlechtert. Shonessi war sehr schweigsam, hatte am Abend zuvor mit ihrem Vater telefoniert. Verändert hatte sie sich nach diesem Telefonat, sprach seitdem mit Marc fast kein Wort mehr. Marc selbst hatte noch von Fort Liard aus mit Gerhards Frau in Ulm gesprochen. Sie hatte ihn kaum ausreden lassen und wollte auf dem schnellsten Weg ebenfalls nach Yellowknife kommen.

      So saßen beide schweigsam im Flugzeug nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach. Unter ihnen breiteten sich endlose Wälder, durchsetzt von Wasserflächen aus. Flüsse mäanderten durch diese boreale Landschaft. Hin und wieder erkannten sie den Highway. Marc wurde unruhig, je länger sie im Flugzeug saßen. Vorsichtig fasste er Shonessis linke Hand, drückte sie sanft.

      „Shonessi, was ist mit dir? Du sprichst nicht mehr mit mir. Ich mache mir langsam Sorgen.“

      Sie wendete sich ihm zu, bedrückt antwortete sie, „ich darf dich nicht mehr sehen, mein Vater lehnt dich ab! Er will sich bedanken für deine Unterstützung, mehr nicht“, sie zögerte, Tränen liefen ihr über die Wangen, „Lakota, was soll ich tun, ich liebe dich…“, dann fing sie an zu weinen. Marc wollte sie in den Arm nehmen, was aber fast unmöglich war, da sie beide angeschnallt waren. Sie blickten sich lange an.

      „Ich habe es dir versprochen, ich werde dich niemals aufgeben.“

      „Aber ich weiß nicht, ob ich das auch kann.“

      Kaum wahrnehmbar trafen ihre Worte mitten in sein Herz. Er dachte an ihren Schwur an den Quellen.

      „Shonessi, du hast zu mir gesagt, wir bleiben zusammen. … Du hast gesungen für mich. Ich versteh dich nicht. Ein Anruf deines Vaters … und das soll es gewesen sein?“

      Sie war sich so sicher, hatte es Marc geschworen, ihn Lakota genannt. Ihr Vater wollte nichts davon wissen, hatte ihr gedroht. Ahmik, ihren Bruder, konnte sie nicht mehr fragen. Diese Hilflosigkeit stand in ihrem Gesicht, in ihren Augen.

      „Du kennst meinen Vater nicht …“

      Sie brach ab, schwieg. Marc hilflos, wusste nicht wie antworten. Sie schwebten in Yellowknife ein. Unter ihnen breitete sich die Stadt am Ufer des großen Sklavensees aus. Dieser See besitzt fast die fünfzigfache Größe des Bodensees. Yellowknife, direkt am See gelegen ist die größte Stadt im Nordwesten Kanadas mit knapp zwanzigtausend Einwohnern. Hochhäuser mit bis zu sechzig Metern Höhe prägen die Innenstadt.

      Als das Flugzeug aufsetzte, stand die Ambulanz schon bereit. Gerhard wurde sofort in das 'Stanton Territorial Hospital gefahren'. Auch Shonessi wurde bereits erwartet. Ihr Vater Tyrone Sand, genannt 'Littlefoot', holte sie mit einem jüngeren Begleiter direkt vom Flughafen ab. Marc hatte kaum Zeit sich zu verabschieden. Mit Tränen in den Augen musste er sie ziehen lassen. Ihr Vater bedankte sich bei ihm mit einem kurzen Händedruck und einem einzigen Satz. In diesem Satz lag ein hohes Maß an Geringschätzung. Marc reagierte nicht, nahm es einfach hin. Vielleicht, wenn Ahmik dabei gewesen wäre … Nur, hätte er sich auf Ahmik verlassen können?

      Unschlüssig, wie es weitergehen sollte, verharrte er am Haupteingang zum Flughafen. Nahm sich dann kurz entschlossen ein Taxi und fuhr in die Klinik. Dann telefonierte er mit Gerhards Frau Susanne, die bereits am Abend einen Flug nach Yellowknife buchte.

      Abend, 18.30 Uhr. Gebannt blickte Marc auf die elektronische Anzeige. Pünktlich landete die Maschine der Air Canada in Yellowknife. Dreißig Minuten später konnte er Susanne in seine Arme schließen. Sie weinte ununterbrochen, fand keine Worte. Ihre Sorge um Gerhard lenkte ihn ab. Alle Energie setzte er daran, sie aufzubauen. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, was Liebe bedeutet.

      Susanne hat Gerhard einen Traum ermöglicht, blieb bei ihren Kindern zuhause. Auch er hatte es immer wieder zum Ausdruck gebracht, wie sehr er sie vermisst. In Susannes Augen sah er Todesängste, versuchte sie abzulenken, sie aufzubauen. Noch war nichts entschieden.

      Mit dem Mietwagen fuhren sie direkt zum Stanton Hospital, das Klinikpersonal war bereits informiert und nahm beide in Empfang. Marcs Anwesenheit dabei war erforderlich, da Susannes Englischkenntnisse nicht ausreichten. Es gelang dem Stationsarzt nur unzureichend, sie zu beruhigen. „Ihm geht es den Umständen entsprechend gut, er ist aber noch nicht ansprechbar. Die kritische Phase gestern Nacht konnten wir in den Griff bekommen. Ihr Mann hatte großes Glück. Er wird bald wieder gesund.“ Nachdem Marc diesen Satz für sie wortwörtlich übersetzt hatte, kehrten die Lebensgeister zurück. Susanne wirkte wie ausgewechselt.

      „Gott sei Dank! Wann kann ich zu ihm?“

      Sie sprang auf, konnte es kaum fassen. Was für Ängste hatte sie ausgestanden und nun doch ein glückliches Ende. Sie durfte mit in Gerhards Zimmer. Marc kam am frühen Morgen wieder ins Krankenhaus. Gerhard war inzwischen wach. Er klopfte, betrat vorsichtig das Zimmer.

      „Da ist er, mein Retter. Lakota, endlich bist du da. Wo ist Shonessi?“

      Schmerzlich wurde Marc bewusst, dass er sie seit ihrer Ankunft in Yellowknife nicht mehr gesehen hatte.

      „Lakota? Sho… was? Von wem redest du?“

      Susanne verstand kein Wort.

      „Entschuldige bitte, Susi. Hier in Kanada nennen wir Marc nur Lakota. Und Shonessi ist seine Freundin. Beide haben mein Leben gerettet.“

      Susanne bedankte sich nochmals herzlich bei Marc.

      „Gerd hat mir von Hartmut erzählt, ich kann es nicht glauben. Er war doch immer dein bester Freund. Was ist denn nun genau passiert. Gerd konnte oder wollte mir es leider nicht sagen.“

      Marc senkte die Augen. „Das ist eine lange Geschichte. Ich weiß selber nicht, was passiert ist, verstehe es zumindest nicht. Wir wurden auf dem Fluss zweimal aus der Luft angegriffen. Als wir den ersten mit dem Hubschrauber überstanden haben, und den Aerius wieder zusammen geflickt hatten, wurden wir kurz vor der Engstelle am ´The Gate´ zum zweiten Mal von dem Hubschrauber überrascht. Ich meine auch, Hartmut hinter einem Fenster erkannt zu haben, bin mir aber nicht sicher. Beim zweiten Anflug ist der Vogel dann einfach abgestürzt. … Ich


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